Endlich!

Es hat lange gedauert und nun ist es endlich so weit, ich habe das Boot in Portugal gekauft und seit dem 29.05.2021 gehört es offiziell mir.

Das Boot: die Mephisto, ist ein knapp 12 m langer Katamaran von Fountaine Pajot, eine Lipari 41 in Maestro Ausführung. Maestro ist die Eigner-Variante mit einem Rumpf für den Eigner (Schlafbereich und Badezimmer) und im anderen Rumpf befinden sich 2 Gästekabinen mit einem Gästebad.
Das Gutachten wurde am Mittwoch (26.05.2021) erstellt und hat keine gravierenden Mängel ergeben.
Erfreulich war, daß der Rumpf auch nach so langer Zeit im Wasser, etwa 15 Monate und ohne daß das Boot bewegt wurde, kaum Bewuchs hatte.

Das kann auch ganz anders aussehen, wenn etwas mit dem Unterwasseranstrich nicht in Ordnung war.

Nach dem Reinigen der Rümpfe strahlt das blaue Antifouling fast wieder wie neu und der Gutachter kann mit seiner Arbeit beginnen.

Wie ich meine hat der Gutachter einen guten Job gemacht. Nicht nur was das Unterwasserschiff angeht, sondern auch in den Motorräumen, in den Bilgen, den Kabinen und auch auf dem Mast, hat er sich alles gründlich angesehen. Also bin ich zuversichtlich, daß alles in Ordnung ist. Keine Osmose, keine De-Laminierung, keine kritischen Risse oder Brüche.
Natürlich gibt es dennoch jede Menge zu tun und bis das Boot so ausschaut wie ich es haben möchte, wird noch einiges an Geld hineinfließen. Die unschönen Alterserscheinungen, verschlissene Abdeckungen, abgegriffene Furniere, die nicht mehr schönen Sitzkissen etc., werde ich im Laufe der nächsten 12 Monate Stück für Stück ersetzen. Zumindest hat das keine Eile.

31.05.2021
Heute bin ich mit meinem Reisegepäck aus dem Apartment, in dem ich die letzte Woche gewohnt habe, ausgezogen und auf mein Boot eingezogen. Die Dinge, die der Vorbesitzer zurückgelassen hat, habe ich erstmal ausgeräumt, um sauber machen zu können und Platz für meine Sachen zu schaffen. Was ich davon noch behalten werde und was ich entsorge, entscheide ich später.
Glücklicherweise ist die Temperatur etwas zurückgegangen, nur noch 22°C statt 26°C, warm wird mir dennoch.

1.06.2021
Es wird spannend, denn um meinen Hausstand an Bord zu bringen (ca. 850 kg) muß ich die Mooring, an der ich liege und die nur mit dem Dinghi zu erreichen ist, verlassen und mit der Mephisto an einem Ponton-Steg anlegen. Mein erstes Manöver mit dem guten Stück und das natürlich alleine, was die Sache nicht einfacher macht. Also Leinen los, gemächlich an den Steg tuckern und wieder festmachen, theoretisch einfach. Praktisch diesmal auch, es hatte kaum Wind und so gab es auch keine Probleme, hat alles so geklappt, wie ich mir das vorgestellt hatte. Wenn man mit einem Boot dieser Größe alleine Unterwegs ist, ist das schon etwas anderes als mit Crew. Normalerweise steuert Einer, ein Anderer passt vorne auf und hält die Leine parat und hinten ein Weiterer mit Leine. Ist man alleine, kann man eben immer nur eines tun.
Aber jetzt fängt die Schlepperei an, vom Auto mit Anhänger sind es leider ca. 80 m bis aufs Boot, gut daß ich wenigstens eine Sackkarre dabei habe.
Und 3,5 Stunden später bin ich erledigt, der Anhänger leer und das Boot voll bepackt. Ich glaube ein paar der Zuschauer dachten an eine größere Expedition, auf die ich mich vorbereite.
Nun kommt der schwierige Teil, zurück an die Mooring. Warum schwierig?
Die Mooring sind in diesem Fall zwei Taue (weil Katamaran, zwei Rümpfe), deren eine Enden unter Wasser verankert sind und die ich mit deren freien Enden am Bug (das ist vorne) wieder befestigen muß. Die freien Enden schwimmen im Wasser und sind an Bojen befestigt, die ich mit dem Bootshaken auffischen muß. Erschwerend kommt noch hinzu, daß zwischenzeitlich der Wind aufgefrischt hat und ganz ordentlich über Deck bläst.
Um es kurz zu machen, es hat eine Weile gedauert (etwa 10 Anläufe), bis ich es geschafft habe vom Steuerstand nach vorne zu gehen und die Bojen mit dem Haken im Wasser zu erreichen, bevor mich der Wind wieder abgetrieben hat.
Für heute verstaue ich nur noch soweit meine Sachen, daß alles im trockenen ist, dann ist Feierabend.

2.06.2021
Der Tag beginnt nicht gut. Ich kann auf dem Boot zwar Kaffee kochen, habe aber vergessen auch Milch einzukaufen. Glück im Unglück, unter meinem schon in Deutschland vorsorglich eingekauften Proviant für’s Boot, ist auch eine Tüte Milchpulver. Bisher hatte ich das noch nicht probiert, aber jetzt ist genau der richtige Zeitpunkt dafür. Mit Wasser anrühren und schon gibts Milch. Schmeckt tatsächlich nach Milch. Ob 1,5 %, 3,5 % oder 10 % Fettanteil kann man einfach selbst bestimmen, durch die Menge an Pulver, die man dem Wasser zusetzt.
Ich kann mich zwischen den Kartons und Kisten kaum bewegen, deswegen muß nun alles möglichst sinnig verstaut werden. Rund 1600 kg darf ich zuladen, also bin ich zuversichtlich auch alles unterzubringen. Am besten natürlich so, daß ich es auch wieder finde, wenn ich es brauche.
Mit den Einzelheiten will ich niemanden langweilen. Nur so viel, am Abend hatte ich etwa 2/3 verstaut.
Das wichtigste heutzutage, das Internet, konnte ich auch abhaken. Ich habe einen Router installiert mit SIM-Karte und habe ab sofort wieder uneingeschränkt Zugang zum Rest der Welt.

3.06.2021
Da ich deutlich meinen Rücken spüre, lasse ich es heute langsam angehen. Nur noch das letzte Drittel des Gepäcks verstauen, den Rest des Tages nehme ich frei.
Es ist am Anfang schon seltsam auf einem schwankenden Boot zu wohnen. Besonders, wenn andere mit einem Motorboot vorbeifahren und ordentlich Wellen erzeugen. Als ich heute zum ersten Mal abends einen Film via Internet angeschaut und dabei völlig vergessen hatte, wo ich bin und plötzlich alles schwankte, dachte ich für einen Moment tatsächlich an ein Erdbeben.

5.06.2021
Gestern ist nicht viel passiert. Ich habe die Kammern im Vorschiff ausgeräumt, sauber gemacht und in neuer Ordnung wieder eingeräumt. Jetzt ist auf der Backbordseite Platz für Segel und Leinen und Steuerbord ist Platz für mein Werkzeug und auch die Waschmaschine soll da rein, denn die Kammer ist vom Eignerbad aus erreichbar. Auch im vorderen Stauraum in der Mitte, beim Anker und Wassertank habe ich aufgeräumt und einige Leinen von hier nach Backbord verstaut.
Heute ist der Sommer wieder zurückgekehrt, 27 °C und die Sonne brennt. Ich bin an Land um die Sachen, die ich entsorgen will, in den Anhänger zu laden und um einzukaufen. Damit der große Anhänger wenigstens ein wenig Gewicht hat und nicht vom kleinsten Windstoß umgekippt wird, nehme ich alles, was auf den Müll soll, wieder mit zurück nach Leverkusen. Außerdem nehme ich die drei 30l Wasserkanister mit, um Frischwasser an Board zu bringen. Glücklicherweise kann ich in Portimao, in der Nähe der Bootswerft alles auf einmal erledigen und auch noch im Segelladen ein paar Ersatzteile einkaufen.
Für 1,- Euro läuft das Wasser 180 Sekunden, das reicht, um meine 90 Liter abzufüllen. Gleich gegenüber ist ein Lidl, allerdings ist das ein Laden wie ich ihn in Deutschland von Lidl noch nicht gesehen habe. Sehr große Auswahl, riesige frische Theke und in den Tiefkühltruhen gibt es verschiedene Meeresfrüchte in loser Schüttung zum selbst abwiegen, wie bei uns Nüsse.
Wieder zurück auf dem Boot schaue ich mir noch einen Teil der Stauräume in den Rümpfen unter den Bodenbrettern an. Überraschung! Ich finde immer wieder neue Ausrüstungsreste der Vorbesitzer, diesmal zwei Rettungswesten und eine Sicherungsleine. Die Sicherungsleine ist einwandfrei, bei den Rettungswesten bin ich mir da nicht so sicher. Sobald ich Zeit habe, schau ich mir die erst einmal genauer an.
Obwohl es tagsüber sehr warm wird, ist es am Abend und Nachts recht kühl hier. Lange gemütlich draußen sitzen is nich, zumal der Wind Abends ordentlich zulegt.
Für heute war’s das und Morgen mach ich nicht viel, es ist ja Sonntag. 🙂

9.06.2021
So langsam fühle ich mich wohl an Board und versuche auch, trotz der zu erledigenden Arbeiten, es als Urlaub anzusehen. Die Temperaturen liegen über 30 °C und auch Abends ist es jetzt noch warm. Fertig werde ich eh nicht, dazu ist zu viel zu tun. Das muß dann eben warten bis ich im Oktober oder November zurückkomme, nachdem ich einen Käufer für mein Haus habe. Aber die Zeit bis dahin wird lang werden und ich hoffe das nun einmal reaktivierte Boot wird nicht wieder in einen Dornröschenschlaf verfallen.
Ach ja, die gefundenen Rettungswesten habe ich entsorgt, die waren von 2010, der Auslösemechanismus wäre bis 2015 gut gewesen, dem würde ich nicht mehr vertrauen wollen. Da benutze ich lieber meine eigenen Rettungswesten.
Ende nächster Woche bin ich wieder in Leverkusen und dann gilt es den Papierkram in Deutschland für das Boot zu erledigen.

13.06.2021
Das Meiste von dem, was ich bei meinem ersten Besuch auf dem Boot erledigen wollte, ist geschafft. Meine Sachen sind erst einmal verstaut. Ich werde allerdings noch einmal umräumen müssen, den von außen ist deutlich zu sehen, daß die Rümpfe vorne weiter im Wasser liegen als hinten. Es muß Gewicht vom Bug zum Heck verlagert werden.
Ich habe heute das Funkgerät ausgebaut, damit in Deutschland die neue MMSI Nummer einprogrammiert werden kann, sobald ich sie habe. Im digitalen Funk ist die MMSI Nummer so etwas wie die Schiffskennung, mit der eine eindeutige Zuordnung möglich ist. Auch die EPIRP (Notfunkbake) bekommt die neue MMSI Nummer. Leider kann ich das nicht selbst machen. Dazu muß das Funkgerät und die EPIRP in eine entsprechende Werkstatt.

14.06.2021
Gegen Mitternacht werde ich von Stimmen direkt am Heck aufgeschreckt. Ich war gerade dabei einzuschlafen. Ein Blick aus der Luke und ich sehe erstmal nichts, duster. Schnell die Taschenlampe gegriffen und noch mal herausgeschaut zeigen sich zwei Fischer am Heck am Werk. Mit schwachem Englisch erklären sie mir: we have problem with net.
Also anziehen und raus zu ihnen um zu sehen was los ist. Die Fischer haben mit einem Schleppnetz zwischen den vor Anker liegenden Booten gefischt und dabei ist ihnen ihr Netz in meiner Schraube und Ruder hängen geblieben.
Das ist sehr ärgerlich! Ein Netz in der Schraube kann großen Schaden anrichten.
Die Beiden haben nicht einmal ein Messer dabei um es loszuschneiden. Nach längerem hin und her, kappen der einen Leine, ziehen an der anderen, stochern mit dem Bootshaken, wieder ziehen und noch mehr stochern kommt das Netz endlich frei. Ich kann nur hoffen, daß nichts mehr an der Schraube festsitzt. Wahrscheinlich werde ich im Herbst, bevor ich den Motor anwerfe, erst einmal auf Tauchstation gehen und mir das Unterwasserschiff ansehen. Nicht nur wegen des Netzes, sondern auch wegen des Bewuchses an den Einlaßöffnungen zur Motorkühlung. Das war auch ein kritischer Punkt bei der Inbetriebnahme des Bootes zur Erstellung des Gutachtens. Auf der Werft konnte man sehen, wie stark die Einlässe zugewachsen waren, nachdem das Boot ein Jahr an der Mooring gelegen hatte.
Die 3 Fische, die mir die Fischer anboten mußte ich leider dankend ablehnen, denn am nächsten Morgen würde ich ja nach Deutschland aufbrechen.

16.06.2021
Ich bin wieder auf der Rückreise nach Deutschland. Der schönste Teil der Strecke ist in Spanien, gute Autobahnen, keine Maut und eine grandiose Landschaft. Die Hochebene um Salamanca herum (auf 800 bis 900 m Höhe) ist wirklich eine Reise wert. Hier gibt es sogar Skigebiete. Schade, daß ich nicht die Zeit habe mir das näher anzusehen. Manches erinnert mich an den Westen der USA.

18.06.2021
Gestern, Donnerstag, bin ich zu Hause angekommen. Ich habe nur schnell alles abgeladen und in meiner Garage verstaut und bin noch Einkaufen gefahren, um meinen Kühlschrank wieder aufzufüllen. Zu Hause habe ich schließlich kein Milchpulver 🙂
Heute habe ich dann direkt den ganzen Schrott vom Boot entsorgt und den Antrag für den Meßbrief für die Mephisto geschrieben. Mit dem vom Bundesamt für Seeschifffahrt und Hydrographie (BSH) ausgestellten Meßbrief kann ich dann die Registrierung des Bootes im Seeschifffahrtsregister des Amtsgerichts Mannheim beantragen. Mannheim deshalb, weil Mannheim der Heimathafen der Mephisto sein wird.



28.06.2021
Die letzten Tage habe ich damit verbracht im Internet die Dinge zu suchen, die ich noch fürs Boot brauche.
Das sind kleine Sachen wie Haken, Gummidichtungen, Impeller für die Motorkühlung oder neue Backbleche für den Ofen. Die alten sehen nicht mehr gut aus.
Das sind mittel große Sachen wie Lifebelt, Glasfasermatten und Epoxydharz, Spanngurte oder Feststoffrettungswesten.
Und das sind größere Sachen wie Notstromaggregat, Luftkompressor, elektrisches WC und Waschmaschine.
Da kommt noch einiges zusammen, was ich als Reparatur-, Ersatz- oder Neuteile benötige. Und daraus ergibt sich auch noch eine Menge Arbeit am Boot, bevor ich tatsächlich mal lossegeln kann.
Nach der langen, langweiligen Zeit zu Hause, angefüllt mit Nichtstun oder zumindest nichts Vernünftiges tun, ist das aber eine willkommene Abwechslung.
Wie sieht es so bei euch mit dem Impfen aus?
Ich habe Ende der Woche endlich einen Termin bekommen, für die 1. Impfung, im August ist dann die 2.. Ich hatte schon befürchtet, es könnte passieren, daß ich ungeimpft das 2. Mal nach Portugal fahren muß. So ist es sicherer, wenn ich vielleicht ende des Jahres wieder in den Süden fahre, mit der 2. Hälfte meines Hausstandes.