An der Algarve

2.06.2022
Wie sehr mich das Warten auf die richtige Gelegenheit nach Norden zu segeln belastet hat, ist mir erst hier in Lagos klar geworden, als ich es endlich hinter mir hatte. Der Gedanke daran über die Azoren segeln zu müssen oder noch ein Jahr auf den Kanaren zu verbringen, war wirklich nicht angenehm. Seitdem ich nun hier in der Marina liege, ist aller Stress von mir abgefallen und ich konnte die letzten 2 Wochen ganz entspannt angehen. Übrigens gab es gerade am letzten Wochenende wieder ein passendes Wetterfenster mit Südwestwind, das ausgereicht hätte, um zum Festland zurückzusegeln. Einfach abwarten und Teetrinken ist also manchmal wirklich die beste Lösung.
Inzwischen ist hier nicht viel passiert. Lagos selbst kenne ich ja schon und deshalb blieb ich die meiste Zeit einfach an Bord und las ein Buch nach dem anderen. Zwischendurch mal einkaufen gehen, ein Abendspaziergang durch den Ort und ein Eis essen, war schon so ziemlich alles, was ich unternommen habe. Übrigens war es hier zeitweise kühler als in Deutschland. Auch jetzt ist es nicht richtig warm und gestern Nacht hatte es sogar geregnet. Die letzten Tage waren überwiegend bewölkt und nicht wirklich sommerlich.
Mit der Firma in Portimao, die den Unterwasseranstrich erneuern soll, habe ich die Termine vereinbart, wann das Boot an Land geht und wieder zurück ins Wasser kommt.
Bis Mitte September werde ich deshalb noch hier an der Algarve bleiben und mich danach auf den Weg Richtung Gibraltar machen.
Die Einzelheiten erzähle ich hier später, so wie sie sich ereignen. Im Moment und noch bis zum 15.06. genieße ich hier das Nichtstun. Am 16.06. verlasse ich die Marina und bewege mich an der Algarve entlang Richtung Osten. Da nun die teure Hochsaison beginnt, werde ich hauptsächlich ankern, denn 90,- – 100,- Euro pro Nacht in einer Marina ist einfach zu viel für meine Reisekasse für längere Aufenthalte. Ich werde jede Menge Proviant bunkern, den Wassertank voll machen und sehen wie lange ich vor Anker bleiben kann, bevor ich wieder für einen Tag in die Marina muß um Wasser oder Lebensmittel aufzunehmen.

8.06.2022
Hier ist in den letzten 3 Tagen der Sommer vollends ausgebrochen, 27 – 29 °C und auch abends bleibt es bei etwa 20 °C. Die Sonne scheint den ganzen Tag, aber auch der Wind ist im Moment wieder recht heftig. Ich bereite mich langsam darauf vor, die Marina nächste Woche zu verlassen und bin fleißig am Einkaufen. Vor allem die Getränke sind wichtig und schwer zu tragen, Wasser, Cola, Saft, Milch, Radler und ein paar Bier, da kommt schon einiges zusammen für 10 Wochen. Ich kann natürlich auch unterwegs immer mal wieder was einkaufen, aber dann muß ich erst sehen, wo es einen Supermarkt gibt, wie ich da hinkomme und dann mit dem Dinghi alles transportieren. Solange ich hier in der Marina liege, ist das viel einfacher und ich habe genug Stauraum, also warum nicht jetzt. Meinen kleinen Gefrierschrank habe ich zu dem Zweck auch mal in Betrieb genommen. So kann ich mehr Proviant länger aufbewahren und meine Stromversorgung über Batterie und Solarzellen scheint das auch auszuhalten. So habe ich jetzt sogar lecker Eis zum Nachtisch an Bord.
Ansonsten gibt es nicht viel zu tun, ich verschlinge nach wie vor ein Buch nach dem anderen und genieße ansonsten den Urlaub 🙂

13.06.2022
So langsam füllt sich meine Vorratskabine, mein Kühlschrank und der Gefrierschrank. Am Mittwoch werde ich noch die letzten frischen Sachen einkaufen, wie Äpfel, Bananen und Brot und am Donnerstag soll es dann losgehen. Zunächst nach Albufeira, um vor der Marina zu ankern. Das wird keine große Reise, nur etwa 4 Stunden. Am nächsten Tag geht es dann direkt weiter nach Culatra, das ist eine kleine Sandinsel vor Olhao. Der Plan ist wenigstens 4 Wochen dort am Haken zu bleiben. Um keinen Ärger mit Orcas zu bekommen, werde ich dicht an der Küste entlang fahren.
Die letzten Tage war es hier in Lagos recht heiß, um die 30 °C. Um Mitternacht konnte ich noch in T-Shirt und kurzen Hosen an Deck sitzen und mein Eis genießen. Das schöne Wetter bringt es mit sich, daß die Ausflugsboote hier ständig in der Marina ein und ausfahren, mit lauter Musik und jeder Menge grölender Touristen. Auch in den Restaurants um die Marina herum ist bis Mitternacht Betrieb und Musik zu hören. Naja, ich schätze bald werde ich das vermissen, den in Culatra vor Anker wird es sicher sehr viel ruhiger. Bin gespannt.

16.06.2022
Eigentlich wollte ich heute um 12 Uhr die Marina in Lagos verlassen und nach Albufeira fahren. Leider hatten genau zu der Zeit Mitarbeiter der Marina mit einem Stromkabel zu tun, das quer unter der Ausfahrt verlegt wurde. So mußte ich bis 13 Uhr warten und konnte dann erst los. Albufeira liegt auf halbem Weg nach Culatra, in der Nähe von Faro. Die Fahrt dauerte etwa 4 Stunden. Unterwegs ist nichts Aufregendes passiert, aber ich habe zumindest ein paar Fotos gemacht.
Kurz nach 17 Uhr ließ ich in der Bucht von Albufeira den Anker fallen. Bis auf ein Motorboot, das kurze Zeit später verschwand, war die Bucht leer. Abgesehen natürlich von den Spaß-Booten, die Gummiringe hinter sich herzogen, den Jetskis und den Ausflugsbooten, die in die Marina hinein oder herausfuhren. Aber inzwischen ist die Sonne untergegangen und es ist kein Boot mehr unterwegs.
Der Wind war mal wieder ein wenig stärker als vorausgesagt und in der Bucht ist deutlicher Schwell zu spüren, aber für eine Nacht wird es gehen. Es ist lange nicht so schlimm, wie ich es auf Teneriffa erlebt habe.
Morgen früh geht es gleich weiter nach Culatra und ich denke, dort wird das Wasser wesentlich ruhiger sein.

18.06.2022
Auch die 2. Etappe, von Albufeira nach Culatra, verlief ohne nennenswerte Ereignisse. Ich fuhr mit Motor gemütlich die Küste entlang nach Osten und die Genua unterstützte dabei ein wenig den Motor. Zum reinen Segeln war nicht genügend Wind. Mit der Annäherung an Faro war deutlich zu sehen, wie sich die Küstenlinie veränderte. Die steilen Felsen mit ihren Höhlen verschwanden und stattdessen sah man Sandstrände. Kurz nach 14 Uhr kam die Einfahrt in die Lagune in Sicht, in der Culatra auf einer Sandinsel liegt.
Wie ich es geplant hatte, kam ich zur einlaufenden Flut hier an. Wie stark die Strömung an der Einfahrt werden würde, hatte ich jedoch nicht vorhergesehen. Ich fuhr mit 4,5 kn auf die Einfahrt zu und plötzlich fuhr die Mephisto mit 6,5 kn durch die Einfahrt und ich hatte damit zu tun, sie auf Kurs zu halten. Es waren einige Strudel und unruhige Bereiche auf der Wasseroberfläche zu sehen und ich mußte teilweise mit den Motoren gegensteuern. Erst ein ganzes Stück hinter der Einfahrt, als sich die weite Wasserfläche der Lagune öffnete, wurde die Strömung schwächer und ich konnte wieder normal und ruhig weiterfahren.
Die große Wasserfläche ist trügerisch, denn es gibt eine Fahrrinne, in der man sich halten muß, sonst besteht die Gefahr auf einer Sandbank aufzulaufen. Vor Culatra ankerten bereits an die 40 Boote und ich suchte mir einen Ankerplatz am Ende des Felds, hinter der Hafeneinfahrt. Der Wind hatte inzwischen aufgefrischt und so wurde ich beim Ankermanöver ein wenig weiter abgetrieben als ich es wollte, aber das ist nicht weiter tragisch. Auf ein paar Meter kommt es hier nicht an. Wenn es mal wieder ruhiger ist in den nächsten Tagen, verlege ich mich noch ein wenig weiter nach Vorne. An der aktuellen Stelle habe ich bei Ebbe nur etwas über 1,2 m Wasser unterm Kiel, das würde ich gerne etwas erhöhen und weiter vorne ist es etwas tiefer.
Auch heute gab es wieder heftigen Wind und damit verbunden eine unangenehme Welle in der Lagune, die das Boot ordentlich durch schaukelte. Aber schlimmer sind die Motorboote, die hier herumfahren und keine Rücksicht nehmen, mit Vollgas zwischen den ankernden Booten hindurch fahren. Manche von ihnen erzeugen dabei eine starke Heckwelle, die hier im Boot alles wackeln läßt.

29.06.2022
Seit ich hier bei Culatra ankere, habe ich das Boot nicht mehr verlassen. Es gibt für mich im Moment keinen Grund an Land zu gehen. Ich habe jede Menge Proviant an Bord und das Frischwasser reicht noch mindestens 4 – 5 Wochen. Hinzu kam der heftige Wind der letzten 10 Tage hier, der für ordentliche Wellen gesorgt hatte. Selbst Fischerboote waren nur sehr wenige unterwegs, weil es einfach unangenehm war bei dem Wind und den Wellen auf dem Wasser zu sein. Ich saß in der Sonne an Deck und mußte nach wenigen Minuten in den Windschatten zurück, weil es einfach zu kalt wurde. Bei Spitzenwindgeschwindigkeiten von 31 kn, die ich hier hatte, war ich heilfroh nicht auf dem offenen Meer zu sein. Aber selbst vor Anker fühlt sich das bedrohlich an. Wenigstens hat der Anker gehalten und so langsam wächst mein Vertrauen in meinen Anker. Die letzten Tage ist es nun ruhiger geworden und der Wind ist auf ein „normales“ Maß zurückgegangen. Heute Morgen gegen 1 Uhr war ich an Deck und es hatte tatsächlich gar keinen Wind, nicht ein Windhauch war zu spüren. Normalerweise stehen die Buge der ankernden Boote alle im Wind, also in der gleichen Richtung, das war zu diesem Zeitpunkt nicht so, alle Boote standen in eine andere Richtung.
Irgendwann mache ich mal mein Dinghi klar und fahre an Land um mir Culatra und auch Olhao anzuschauen, aber das hat noch Zeit bis es einen Grund dafür gibt, z.B. wenn ich den Müll wegbringen muß. Bis dahin bleibe ich bei meinen Büchern. Inzwischen lese ich die James Bond 007 Romane und bin erstaunt darüber wie stark die Filme doch von den Büchern abweichen.

4.07.2022
Die Zeit dümpelt so vor sich hin, es ist schon seltsam, wenn man so gar nichts zu tun hat, außer vielleicht was zu Essen zu machen. Neben lesen beschäftige ich mich momentan auch mit Schachspielen gegen den Computer.
Leider ist es hier wieder kühler geworden und der Wind ist mal stärker mal schwächer. Ich bin sehr froh hier Internetzugang zu haben, so kann ich mir Filme anschauen und mich über die Tagesschau und andere Medien auf dem Laufenden halten, was so in der Welt passiert.
Als ich wie üblich nachmittags zum Lesen auf dem Achterdeck saß, hörte ich an Steuerbord ein lautes Platschen und sah beim Aufblicken einen schlanken grauen Körper am Heck vorbeifliegen und einen zweiten gerade auftauchen und ausblasen. Wale! Bis ich meine Kamera in der Hand hatte, waren sie ungünstigerweise schon ein ganzes Stück entfernt. Ich kann nicht sagen welche Sorte Wal es war, aber sie waren nur wenig größer als Delphine, vielleicht 5 oder 6 Stück. Offensichtlich waren sie auf der Jagd nach Fisch und es ging stellenweise recht ruppig im und unter Wasser zu. Obwohl Flut war, hatte das Wasser nur etwa 7 m Tiefe in der Fahrrinne, zu den Rändern hin erheblich weniger, und es wunderte mich, daß die Tiere auch in so flachen Gewässern unterwegs sind.
Um für Abwechslung vom Lesen zu sorgen, habe ich mal meine Luftpistole herausgesucht. Hier auf dem Wasser störe oder gefährde ich ja niemanden. Das Ergebnis, denke ich, kann sich sehen lassen, es ist schließlich ein schwankender Untergrund.
Meine nicht vorhandenen portugiesischen Sprachkenntnisse sind mir schlecht bekommen, wortwörtlich. Ich dachte, ich kaufe normale Iglo Fischstäbchen, aber das ging total daneben. Keine Ahnung was da alles auf der Packung steht, die Fischstäbchen schmeckten jedenfalls furchtbar, für mich ungenießbar. Ich mußte den größten Teil davon entsorgen. Weil ich später darüber nachdachte, ob der Geschmack vielleicht von verdorbenem Fisch kam, hatte ich mir noch 3 Schnaps einverleibt, um eventuelle Gifte zu neutralisieren. Glücklicherweise wurde mir von dem Essen nicht schlecht.

7.07.2022
Nach genau 3 Wochen an Bord, habe ich mir heute einen Ausflug nach Culatra gegönnt. Der Außenbordmotor des Dinghi ist nach Monaten des Nichtgebrauches gut angesprungen. Wenn ich mich recht erinnere, lief er dieses Jahr noch gar nicht. Das letzte Mal benutzte ich das Dighi am Montana Roja auf Teneriffa, kurz vor Silvester.
Einkaufen muß ich ja noch lange nichts, an Bord habe ich noch jede Menge Proviant, aber der Müll mußte endlich mal weg. Vor allem jede Menge Plastik von den Getränkeflaschen und Lebensmittel-Verpackungen hat sich angesammelt. Freundlicherweise mußte ich in dem kleinen Hafen nicht lange nach Mülltonnen suchen, die standen direkt am Steg.
Die Insel besteht, ähnlich wie Fraser-Island in Australien, nur aus Sand, allerdings ist sie um einiges kleiner. Die spärliche Vegetation auf den Dünen hält die Insel quasi zusammen und um sie zu schützen, gibt es Stege, um sie auf dem Weg zum Strand zu überqueren. Im Dorf selbst gibt es ein paar Cafés, ein oder zwei Supermärkte und einige Souvenirläden, soweit ich sehen konnte. Der Hauptweg führt direkt von der Marina durch den Ort zum Steg durch die Dünnen bis zum Strand. Das ist auch das Ziel der Leute, die mit den Fähren vom Festland, Olhao oder Faro, hier ankommen. In der Lagune selbst ist es übrigens nicht so toll zu schwimmen, das Wasser ist recht trübe und mit allerlei Treibgut versetzt. Am Strand, direkt am Atlantik, ist das Meer wesentlich klarer und sauberer. Hier ist man durchaus auf die Touristen eingestellt und es gibt auch eine Rettungsstation.
Das Dorf selbst ist recht ruhig und idyllisch, nur am Wochenende hört man bis weit nach Mitternacht die laute Musik noch auf dem Boot. Es gibt keine Autos auf der Insel, nur einige Traktoren, ich habe so etwa ein Dutzend davon gesehen.
Der Blick vom Dorf aus zeigt, wie weit die Mephisto doch vom Land entfernt liegt. Nach einem Rundgang von etwa einer Stunde hatte ich so ziemlich alles gesehen und bin mit dem Dinghi wieder zurück zum Boot. Erst an Bord habe ich bemerkt, daß meine Ankeralarm-App auf dem Handy den ganzen Weg aufgezeichnet hat.

13.07.2022
Hier ist nun der Sommer ausgebrochen, nicht nur wegen der Temperatur, sondern auch wegen der Menschenmassen, die auf die Insel kommen. Am Wochenende waren viele Menschen mit den Fähren gekommen und den kleinen Wassertaxis und anderen Booten. Ich schätze, in Portugal sind inzwischen auch Ferien, denn auch die Anzahl der portugiesischen Boote, die um mich herum ankern, ist sprunghaft in die Höhe geschnellt. Es sind deutlich mehr Boote hier vor Anker als zuvor. Bis zum Wochenende war es hier eher windstill und damit verbunden lag die Mephisto auch sehr ruhig auf dem Wasser. Seit Montag aber weht hier wieder ein ordentlicher Wind und verursacht einen permanenten Schwell, der tagsüber noch harmlos ist, aber nachts für eine deutliche Geräuschkulisse im Boot sorgt. Das plätschernde Wasser an der Bordwand ist gewöhnungsbedürftig.
Aber leider bringt der Wind noch ein anderes Problem oder besser verschärft dieses, die Waldbrandgefahr!
Seit Dienstagnacht, kurz vor Mitternacht, wütet ein Waldbrand nordwestlich von Faro. Die Rauchsäule über der Stadt ist nicht zu übersehen. Bisher habe ich noch Glück, der Wind treibt den Rauch und die Asche aufs Meer nach Westen. Ich hoffe, der Brand kann bald gelöscht werden, denn wenn der Wind drehen sollte, kann das auch hier auf dem Wasser sehr unangenehm werden, mit dem Rauch und der Asche. Laut Vorhersage besteht heute eine geringe Wahrscheinlichkeit für Regen. Eines der wenigen Male, die ich auf Regen hoffe.

16.07.2022
Ich gewöhne mich langsam an das Nichtstun oder anders ausgedrückt, ich werde faul. Da es außer Essen zubereiten und Geschirr abwaschen nicht wirklich etwas zu tun gibt, beschränke ich mich aufs Lesen, Schachspielen, ab und zu schwimmen und hier schreiben. Bei 30 °C ist aber auch jedwede körperliche Anstrengung schweißtreibend, also besser zu vermeiden. Wenigstens geht meist ein laues Lüftchen, das läßt einem die Temperaturen leichter ertragen.
Bei der Gelegenheit, viele Grüße an meine ehemaligen Kollegen im Büro, mit schlecht funktionierender Klimaanlage. Falls sie überhaupt wieder im Büro arbeiten. Ich bin nicht auf dem Laufenden, vielleicht noch immer im Homeoffice?
Nach 30 Monaten kann ich mir das Arbeiten im Büro, vor dem Computer und um 6 Uhr aufstehen gar nicht mehr vorstellen. Aber ganz allgemein scheint es im Moment in Deutschland nicht so toll zu sein, steigende Preise, sinkende Gasvorräte und Corona grassiert auch wieder. Schwierige Zeiten, ich hoffe für alle, die das lesen, das Beste und daß es ihnen gut geht.

Zurück zur Algarve, das große Feuer vom Mittwoch war am nächsten Morgen gelöscht, aber es gab noch ein paar kleinere Rauchsäulen in der Umgebung zu sehen und die Löschflugzeuge sind hier ständig unterwegs gewesen. Der Wind hat glücklicherweise allen Rauch von der Lagune hier fortgeweht.
Inzwischen ist hier ein Boot unterwegs, das Frischwasser liefert. Ich hatte davon gelesen, aber es erst jetzt tatsächlich gesehen. Falls mir also doch noch das Wasser ausgehen sollte, gibt es Nachschub ohne daß ich in eine Marina muß.
Gestern Abend ist mir ein Boot aufgefallen, dessen Skipper sich mit der Wassertiefe wohl etwas vertan hat. Es muß auf einer Sandbank stecken geblieben sein und dann, bei einsetzender Ebbe, hat es sich auf die Seite gelegt. Bei einem Monohull kann das fatale Folgen haben, schlimmstenfalls gibt es Risse im Rumpf. Bei einem Katamaran wie meinem würde nicht viel passieren, ich müßte nur warten bis das Wasser wieder steigt.
Aber heute Morgen lag das Boot vor Anker und es schien keinen Schaden davon getragen zu haben. Nur ein brauner Streifen an der Seite zeigt die Auflagestelle an. Noch mal Glück gehabt.

24.07.2022
Inzwischen fühlt es sich hier wirklich an wie zu Hause. Statt der Rasenmäher hört man hier die Außenbordmotoren, aber nicht einen oder zwei am Tag, sondern 20 oder 30 am Tag. Dazu kommt dann auch noch das Schaukeln durch die erzeugten Wellen der vielen Boote. Recht dicht neben mir hat ein größeres Stahlboot eines Niederländers den Anker geworfen, mit zwei Hunden an Bord. Jedes Mal, wenn eins der vorbeifahrenden Boote zu nahe kommt, gibt es lautstarkes Gebelle. Das passiert so etwa ein Dutzend Mal pro Tag und die Hunde auf den etwas weiter entfernten Boote stimmen oft in das Konzert mit ein. Wie zu Hause eben immer was los.
Es ist aber auch recht voll geworden, heute Morgen habe ich mehr als 80 Boote gezählt, die inzwischen hier vor Anker liegen. Es wird enger.
Bei stärkerem Wind sind Kite-Surfer unterwegs, allerdings halten die sich ganz am Ende der Lagune auf, wo nicht so viele Boote liegen. Bei deren Geschwindigkeit brauchen die einfach Platz.
Es sind auch immer mal wieder Ruderboote zu sehen, mit vier Ruderer und einem Steuermann. Da die Boote immer gleich aussehen, vermute ich, das sind Trainingseinheiten für einen lokalen Wettbewerb, der irgendwann stattfindet. Bei schwachem Wind sind kleinere Segelboote unterwegs. Ich konnte aber nicht sehen woher sie kamen.
Die Temperaturen sind tagsüber hier recht konstant bei etwa 30-32 °C, also nicht ganz so heiß, wie in den Nachrichten erwähnt, mit 40 °C. Nachts geht es runter auf etwa 22-23 °C, ganz angenehm also. Ich hoffe, es bleibt dabei.
In den letzten Tagen hatte der Wind zweimal auf Nord gedreht, dann roch es immer sehr brenzlig, denn nördlich von hier gibt es noch immer Waldbrände. Den Rauch kann man zwar nicht sehen, aber sehr wohl riechen.
Samstagsabends scheint es in Culatra immer öffentliche Musikveranstaltungen zu geben. Gestern ging es bis 2:30 Uhr, die Musik ist hier auf dem Wasser deutlich zu hören und die Wassertaxis sind ständig unterwegs, um Leute von außerhalb nach Culatra oder nach Hause zu bringen, nach Faro oder Olhao.
Um 2 Uhr ist auch noch ein Flugzeug gelandet, also scheint es hier kein Nachtflugverbot zu geben. Trotz der Taxis und der Musik hat es etwas sehr Friedliches um die Uhrzeit an Deck zu sitzen und die Fische aus dem Wasser springen zu hören.
Nächste Woche werde ich wohl mal wieder an Land gehen, um meinen Müll zu entsorgen. Einkaufen muß ich noch nichts, ich hatte ja für eine lange Zeit an Bord vorgesorgt.


31.07.2022
In der letzten Woche war immer mal wieder Rauch im Norden zu sehen und bei Nordwind auch zu riechen. Ich hoffe, daß inzwischen die Waldbrände gelöscht werden konnten. Geregnet hat es nicht, aber die Temperaturen sind leicht zurückgegangen, und die Luftfeuchtigkeit ist gestiegen. Das macht jede Art von Anstrengung noch schweißtreibender.
Gestern habe ich mich auf den Weg nach Olhao gemacht, um ein wenig einzukaufen. Die Flut begann gerade zur Mittagszeit, so konnte ich hin und zurück die Abkürzung über die Sandbank nehmen. Die ist mal unter Wasser und mal als Sandbank trockenen Fußes begehbar. Man kann auch bei Ebbe nach Olhao fahren, aber dann ist der Weg durch den Kanal und um die Sandbank herum etwa doppelt so weit. Eigentlich brauchte ich nur Brot und Eier, aber die Kartoffel-Chips waren dann einfach zu verlockend, nach 6 Wochen ohne. Zum Ausgleich habe ich auch noch etwas frisches Obst mitgenommen. Meinen Müll habe ich hier an einem Recycling-Center entsorgt. Ich schätze für die nächsten 3 Wochen muß ich nun wohl nicht wieder an Land, höchstens um mir die Beine zu vertreten. In 3 Wochen bin ich dann wohl wieder in Portimao und bereite die Mephisto auf den Landgang vor.
Heute kamen ganz überraschend wieder Delphine oder Tümmler an der Mephisto vorbei. Diesmal bin ich sicher, daß es keine Wale waren.
Sie waren wieder auf der Jagd im flachen Wasser, es war gerade Ebbe. Für nicht einmal 10 Minuten sind sie in der Nähe herumgeschwommen und waren immer wiederzusehen, aber die kleinen Motorboote und Jetskis sind ihnen sehr dicht gefolgt und plötzlich war nichts mehr von ihnen zu sehen.