13.04.2023
Manchmal verfliegt die Zeit einfach so und durch die vielen zu bewältigenden Aufgaben merkt man es gar nicht.
Seit meiner Abreise aus Mannheim sind nur 4 Wochen vergangen, aber mir kommt es viel länger vor.
Um chronologisch vorgehen zu können, mache ich einen großen Schritt zurück in der Zeit.
Um genügend Ladekapazität zu haben, meinen Hausstand von der Mephisto in mein noch zu findendes Apartment zu schaffen und nächstes Jahr zurück nach Mannheim, hatte ich mir einen Ford Grand Tourneo Connect gekauft. In dem konnte ich nun auf dem Weg nach Almerimar auch bequem schlafen. Leider überstand er die Fahrt nicht unbeschadet. Kurz nach Überqueren der Französisch-Spanischen Grenze, überholte ich einen LKW, der mit seinen Reifen etwas aufwirbelte, das meine hintere Seitenscheibe splittern ließ. Ich hörte zunächst nur einen dumpfen Schlag und erst viel später entdeckte ich die gesplitterte Scheibe. Glücklicherweise hielten die Splitter noch zusammen und ich konnte ohne weitere Beeinträchtigung zunächst weiterfahren.
Das nächste Unglück ließ nicht lange auf sich warten. Auf einem Autobahnrastplatz in der Nähe von Barcelona kam ein Spanier auf mich zu und laberte mich mit Spanisch voll, von dem ich kein Wort verstand. Dabei deutete er immer wieder auf meinen hinteren Reifen auf der Fahrerseite. Was mir zu diesem Zeitpunkt nicht klar war, das war nur ein Ablenkungsmanöver, damit sein Partner meinen Rucksack vom Beifahrersitz rauben konnte.
Als ich den Verlust des Rucksacks bemerkte, war ich bereits an Alicante vorbei. Mein Schrecken war zu dem Zeitpunkt unbeschreiblich und ich konnte zunächst keinen klaren Gedanken fassen, weil ich davon ausging, daß in dem Rucksack alles drin war, was irgendwie wichtig war, Papiere, Geldbeutel, Handy, Bargeld, Schlüssel, Bankkarten etc.
Aber, wie bei der Seitenscheibe, die zwar gesplittert, dennoch intakt war, hatte ich auch hier Glück im Unglück. Meine Bankkarten und meinen Geldbeutel mit Personalausweis, sowie das Handy, hatte ich der Mittelkonsole des Wagens deponiert. Ich konnte also noch über etwas Bargeld und vor allem meine Konten verfügen und mich ausweisen. Mit dem Rucksack gingen ein paar Hundert Euro Bargeld, mein Reisepass, mein internat. Führerschein, mein Kulturbeutel mit Rasierer und elektr. Zahnbürste, eine Lesebrille, einige Klamotten und die Schlüssel zur Mephisto verloren. Nicht gut, aber abgesehen von etwa 1000,- Euro Schaden konnte ich weiterfahren und die Pläne, die ich hatte, weiterhin verfolgen und umsetzen. Ersatzschlüssel zum Boot hatte ich noch auf dem Boot deponiert. In El Ejido habe ich den Raub der Polizei gemeldet, schon wegen des Reisepasses, mehr konnte ich nicht tun.
Da ich das Auto hier dringend brauche, habe ich die Seitenscheibe bisher nur mit Klebefolie fixiert. Ich hoffe das hält noch eine Weile.
Der nächste Schritt war nun das Boot zu putzen, um es Käufern präsentieren zu können. Gleichzeitig war es aber auch wichtig ein Apartment zu finden, in dem ich die nächsten 12 Monate wohnen und damit ich das Boot leer räumen konnte. Das suchte ich zunächst in Torrevieja, weil ich weiter Richtung Norden und in die Nähe eines größeren Flugplatzes wollte. Allerdings ohne Erfolg, denn die meisten Apartments dort sind nur einzelne Monate verfügbar und nicht für ein ganzes Jahr. Ein Apartment hätte ich beinahe genommen, obwohl es mir nicht so gefallen hatte, einfach weil es das Beste war, das auch verfügbar war. Quasi in letzter Minute fand ich dann ein Apartment in Aguadulce, etwa 30 Minuten von Almerimar entfernt. Das ist zwar etwas teurer als ich gerechnet hatte, aber es ist sehr gut eingerichtet, mit einer schönen Küche, einem großen Schlafzimmer und Wohnzimmer und einer riesigen Garage in der Tiefgarage. Hier passt mein ganzer Hausstand rein und das Auto noch dazu. Außerdem brauche ich nur über die Straße, einen kurzen Weg nach unten gehen und schon bin ich am Strand von Aguadulce und der ist weitaus schöner als in Almerimar. Auch ist Aguadulce eine richtige, wenn auch kleine Stadt, hier gibt es nicht nur Apartmentanlagen wie in Almerimar. Roquetas de Mar ist die zugehörige Stadt und Almeria als Provinzhauptstadt ist auch nicht weit. Ich fühle mich hier gut aufgehoben, zumal auch der Vermieter, der nur Spanisch spricht, sehr nett ist. Er gibt mir Zeit die Vokabeln zu finden und hat auch Verständnis, wenn ich etwas nicht verstehe.
16.05.2023
In den letzten Wochen hatte ich ein wenig Stress mit der Bürokratie in Spanien und dem zugehörigen Ausländeramt in Almeria. Offiziell ist nämlich nicht der Eigentümer des Apartments der Vermieter, sondern dessen Firma und da die ein wenig größer ist, gibt es da für alle Belange Sachbearbeiter und Abteilungen. Die Rechtsabteilung ließ mich nun wissen, daß sie meine N.I.E (Número de Identidad de Extranjero) und meine Aufenthaltserlaubnis bräuchte. Die Nummer dient zur Identifizierung bei allen möglichen Geschäften oder Transaktionen, so brauchte ich sie z.B. auch um meinen Internetanschluss in der Wohnung zu beantragen. Wenn man länger als 3 Monate in Spanien bleiben will, muß man eine extra Aufenthaltserlaubnis haben.
Also habe ich viel Zeit im Internet verbracht, um herauszufinden, wie und wo ich das alles beantragen kann und was dazu nötig ist. Das größte Hindernis war dabei immer wieder einen Termin auf dem zuständigen Ausländeramt zu bekommen. Es dauerte immer 4 – 5 Tage, bis ich über ein Internetportal der Regierung einen Termin ergattern konnte. Die N.I.E. war noch relativ einfach zu bekommen, weil dafür nur nachzuweisen war, daß ich in Deutschland einen Wohnsitz habe und die Bearbeitungsgebühr entrichtet sein mußte, bevor man zum Amt ging.
Die Aufenthaltsgenehmigung war ein harter Brocken, der mich 3 Wochen Nerven kostete und ich mußte gleich zweimal auf dieses Amt, weil ich beim ersten Besuch die Dokumente nicht in spanischer Sprache übersetzt hatte und die Anmeldung in der Gemeinde Roquetas fehlte. Die Anmeldung bei der Stadt erforderte auch 2 Besuche auf dem Gemeindeamt und die Unterstützung des Eigentümers der Wohnung. Wenigstens brauchte ich da keinen Termin, sondern konnte einfach hingehen und mußte eben in der Schlange 30 Minuten warten.
Beim zweiten Besuch im Ausländeramt wurden meine Dokumente dann, nach einer kleinen Diskussion wegen meiner Krankenversicherung, angenommen. Allerdings äußerte die Sachbearbeiterin, die das nicht entscheidet, Zweifel, ob der Antrag positive beschieden werden würde. Die Krankenversicherung hatte in ihrer Bestätigung die Leistungen, die versichert sind, nicht explizit aufgelistet. Nun muß ich 2 Monate auf den Bescheid, der per Post zugestellt wird, warten.
Die freundliche Sachbearbeiterin fragte mich nebenbei, warum ich die Aufenthaltsgenehmigung überhaupt beantrage, da ich im Antrag geschrieben hatte, ich wolle nur 12 Monate bleiben. Die Aufenthaltsgenehmigung ist eine permanente und wird normalerweise beantragt, wenn man nach Spanien auswandert. Ich sagte ihr mein Vermieter sei eine Firma und die hätten es verlangt. Sie zeigte Verständnis, aber ihre Mimik sagte mir, daß die Behörden selbst das wohl nicht so genau nehmen. Vor allem, weil ich ja immer wieder zwischendurch nach Deutschland fahren werde, um mir eine Wohnung zu suchen. Die 3 Monatsfrist beginnt bei jeder Rückkehr nach Spanien von neuem.
Nachmittags habe ich dann der Maklerfirma mit WhatsApp meine N.I.E. und die Anmeldung in der Gemeinde geschickt und ihnen mitgeteilt, daß ich keine Aufenthaltsgenehmigung brauche, weil ich nur temporär in Spanien bleibe und immer wieder nach Deutschland fahre. Tja, was soll ich sagen, die hatten da keine Einwände, das wichtige für sie war die N.I.E. um mich als Mieter gegenüber der Regierung zu identifizieren. Den Stress der letzten 3 Wochen mit dem Antrag der Aufenthaltsgenehmigung hätte ich mir also sparen können.
Nebenbei hatte ich auch Gelegenheit, die gesplitterte Scheibe an meinem Auto austauschen zu lassen. Das ging tatsächlich völlig reibungslos und war in 2 Stunden erledigt.
Jetzt kann ich also wieder entspannen und die Zeit hier genießen.
Übrigens habe ich, der N.I.E. sei dank, inzwischen ja auch einen schnellen Glasfaseranschluss mit 500 Mb/s bekommen. Es hat keine Woche vom Antrag bis zum Verlegen gedauert. Im Gebäude war bereits alles vorbereitet und eine Anschlussdose vorhanden. In nur 90 Minuten war das Kabel in die Wohnung verlegt und der Router installiert, kostenlos. Der Anschluß kostet gerade mal 15,- € pro Monat bei unbegrenztem Datenvolumen. Ich habe gelesen in Deutschland kostet so ein Anschluß 500,- – 1000,- € und dann ca. 60,-€ pro Monat.
31.05.2023
Die letzten 3 Wochen ist das Wetter hier im Süden Spaniens durchwachsen. Es ist spürbar kühler geworden und es hat sogar geregnet, fast einen ganzen Tag lang, ununterbrochen. Das Land hier hat den Regen aber auch nötig. Aktuell ist es mit 22 – 23 Grad sogar ein wenig kühler als in Deutschland.
Ich hatte vor einigen Tagen die Kühle genutzt, um nach Granada zu fahren und mir die Alhambra anzuschauen.
Die Alhambra (= die rote Festung) ist seit 1984 Weltkulturerbe und als eines der bedeutendsten Beispiele des maurischen Stils der islamischen Kunst bekannt.
Die Mauren erbauten die ersten Teile der Festung im 9. Jahrhundert und in den folgenden Jahrhunderten wurde sie von verschiedenen Herrschern erweitert. Die Stadt Granada wurde erst um 1030 n.Chr. gegründet.
Man kann leicht ein paar Stunden innerhalb der Festungsmauern und der Gärten verbringen, die Anlagen sind sehr weitläufig. Auf einen Besuch der Nasridenpaläste innerhalb der Festung habe ich verzichtet. Der Eintritt hier war auf 3 Wochen im Vorraus ausgebucht, weil pro Tag nur eine kleine Anzahl an Besuchern zugelassen werden.
Für die Mephisto hat sich inzwischen ein neuer Eigentümer gefunden. Ein sympathisches Paar aus Deutschland hat sie gekauft und wird sie im Juli übernehmen. So habe ich genug Zeit, um noch die letzten meiner Sachen vom Schiff zu holen und in mein Apartment zu schaffen. Damit ist dann das Kapitel mit dem „Segeln als Lebensweise“ abgeschlossen.
Unter diesen Umständen werde ich diese Webseite nicht mehr ganz so intensiv weiterführen. Ich denke, es wird hier in Aguadulce wahrscheinlich nicht so viel Spannendes geschehen, daß sich das Schreiben darüber lohnt.
Falls ich hier in Spanien zu größeren Städten reise, würde ich darüber wieder berichten.
Als Nächstes steht nun an, wieder eine Wohnung in Deutschland, in der Umgebung von Mannheim, zu suchen und zu finden. Ich hoffe das gelingt mir, bevor der Mietvertrag hier im März 2024 ausläuft. Aber zur Not bleibe ich auch noch ein paar Monate länger in Spanien, so schlecht ist es hier ja nicht 🙂