Kreuzfahrt 18.03. – 9.04.25

11.05.2025
Nachdem ich zwei Jahre auf einem kleinen Boot unterwegs war, wollte ich mal testen, wie es sich so auf einem großen Schiff übers Meer schippern läßt.
Kurz entschlossen hatte ich die Reise im Internet gebucht, da sie „last minute“ zu einem günstigen Preis angeboten wurde.
Die Fahrt ging von Kapstadt in Südafrika nach Antalya in der Türkei. Da die Kreuzfahrtschiffe wegen der angespannten Lage ums Horn von Afrika herum nicht mehr durchs Rote Meer und den Suezkanal vom persischen Golf nach Europa fahren, werden diese Touren nun um Afrika herum recht günstig angeboten. Allerdings gibt es da nur wenige Landgänge, was mir nur recht war. Leider sind viele andere Menschen auch auf diese Idee gekommen, der Preis war wohl zu verlockend und so war das Schiff gut besucht bis ausgebucht.
Etwas anstrengend war der 11-Stunden Flug nach Kapstadt, aber ich war schon froh überhaupt fliegen zu können und nicht in irgendeinen Streik zu geraten. Auch der Weg aufs Schiff hatte so seine Tücken, denn zunächst dauerte es bis am Flughafen alle Gepäckstücke, gerade erst nach dem Flug wieder erhalten, an die Mannschaft des Schiffslieferanten abgegeben wurden. Dann kam es vor dem Schiff zu einer 2-stündigen Wartezeit in der Schlange, um überhaupt das erste Mal an Bord gehen zu dürfen. Gegen 14 Uhr war ich an Bord und das Gepäck wurde gegen 19 Uhr in die Kabine geliefert, auch das sub-optimal.
Naja, aller Anfang ist schwer, TUI-Cruises ist ja erst seit 17 Jahren im Kreuzfahrtgeschäft, die lernen das sicher noch.
Der Ausflug am nächsten Tag mit dem Fahrrad hat ganz gut geklappt und es gab auch viel zu sehen in Kapstadt.

Die gebuchte Fahrradtour war tatsächlich eine gute Möglichkeit, um viel von Kapstadt und der Umgebung zu sehen. Auch der Aufstieg auf die umgebenden Hügel war kein Problem, da die Räder über eine Elektrounterstützung verfügten. Gerade von oben hatte man einen schönen Überblick über die Stadt und den Hafen.

13.05.2025
Nach einem Tag auf See ging es am 4. Tag der Reise in Namibia an Land. Der Hafen lag in Walvis Bay, das von Holländern im 18. Jahrhundert gegründet und von den Engländern im 19. Jahrh. übernommen wurde. Nur zwei Tage zuvor hatte es hier in Strömen geregnet und man konnte das am Zustand der Straßen noch deutlich sehen. Es gab mit Wasser gefüllte Schlaglöcher, die ein normaler PKW nicht hätte passieren können. Der Busfahrer, der uns nach Swakopmund brachte, erzählte, daß es normalerweise etwa 2 – 3 mm pro Jahr regnet und nun waren innerhalb von wenigen Stunden 50 mm niedergegangen. Die ganze Stadt stand quasi unter Wasser, denn es gibt hier praktisch kein Straßenentwässerungssystem – weil es normalerweise eben nicht regnet. Wir hatten also Glück, nicht zwei Tage eher dagewesen zu sein.
Mit den Fahrrädern auf einem LKW und den Tourteilnehmer im Bus ging es etwas mehr als eine Stunde lang nach Norden, am Rande der Wüste Namib entlang. In der Umgebung von Walvis Bay gab es noch einige Häuser, aber die meiste Zeit der Fahrt war keine Bebauung zu sehen. Am Aquarium in Swakopmund stiegen wir auf die Fahrräder um und machten uns auf den Weg durch die Stadt.

Das, was auf den Fotos zu sehen ist, ist der schöne, der Touristenteil von Swakopmund, das Stadtzentrum und der Teil, in dem die wohlhabenden 20% der Bevölkerung leben. Immerhin leben da heutzutage auch Schwarze, die es sich leisten können.
Bis vor etwa 20 Jahren lebten dort nur Weiße, denn nur denen war es erlaubt dort zu wohnen. Also auch Schwarze, die es sich hätten leisten können, in diesem Reichenviertel zu wohnen, durften das nicht. Inzwischen ist diese Art der Diskriminierung aufgehoben und jeder kann da wohnen, wo er möchte, sofern er es sich eben leisten kann.
Wir sind mit dem Fahrrad auch durch die Vororte im Norden der Stadt gefahren, in denen rund 80% der Einwohner von Swakopmund leben. Der Tourguide machte dazu klare Ansagen: nicht stehen bleiben, nicht fotografieren, keinen Kindern irgendetwas schenken, niemanden ansprechen.
Sonst müßten wir uns aber keine Sorgen machen, es wird schon nichts passieren.
Deshalb gibt es davon auch keine Fotos. Aber ich kann sagen, es war ein sehr bedrückendes Gefühl, dort durchzufahren. Ärmliche Hütten aus Holz und Blech, nur wenige aus Stein, die meisten Straßen nur bessere Feldwege, kaum asphaltiert, die Kinder spielen auf der Straße, nur knapp mit zerrissenen Klamotten bekleidet und überall liegt der Müll auf den Straßen. Immer wieder sieht man zwischen den anderen Hütten so etwas wie eine Bar, mit Tischen und Bänken, auch im Freien, wo laute Musik spielt und die Leute zusammen sitzen und reden und trinken und irgendwie wohl den Tag verbringen. Also kurz gesagt alles so, wie man sich einen Slum vorstellt. Zu Fuß hätte ich da nicht durchlaufen wollen.


24.05.2025
Von Namibia ging es nun zu den Kapverdischen Inseln als nächstem Stopp. Das ist allerdings ein Weg, der 7 Tage auf See erforderte.
Der Südatlantik war wunderbar ruhig, kaum Wellen und mit jedem Tag in Richtung Äquator wurde es wärmer und sonniger. Auffallend, zumindest für mich, war der geringe Schiffsverkehr um uns herum. Es waren so gut wie keine anderen Schiffe am Horizont zu sehen.
Am 27. März am frühen Morgen erreichten wir den Äquator und überfuhren ihn. Das Highlight an Bord, das groß gefeiert wurde. Der Kapitän bat Poseidon an Bord und holte sich nachträglich die Genehmigung der Äquatorüberquerung. Zur Feier des Ereignisses gab es lecker bunte Seewürmer mit Austernschleim zum Verzehr und wer mochte, konnte sich mit Poseidon und seinem Gefolge ablichten lassen. Die Leute standen in langer Schlange an und genossen das Spektakel.
Das Leben an Bord war sonst eher ruhig und beschaulich. Ich war in dieser Woche 5-mal im Fitnessraum, 6-mal in der Sauna, abends gab es im Theater verschiedene Schow-Akts oder Vorträge, in den Bars wurde Musik gespielt, auch zum Tanzen und an Deck war es inzwischen warm genug sich auch in Badesachen hinzulegen und zu lesen.
Was nicht gut ankam, war die Disco. Sie startete ab 22:30 Uhr und ging eigentlich bis 2 Uhr. Ich besuchte sie an mehreren Abenden, aber es war immer eher leer, so zwischen 15 und 35 Leute, wo leicht 200 Platz gehabt hätten. Allerdings muß man sich bei den Gästen an Bord nicht darüber wundern, das Durchschnittsalter lag bei 65 Jahren und das, laut Kreuzfahrtdirektor, nur weil auch 11 Kleinstkinder an Bord waren, die den Durchschnitt senkten.
Wie auf den meisten Schiffen war die Verpflegung mit das wichtigste. Hier auf Mein Schiff 4 war die Auswahl an Speisen riesig, wenn auch manches, in speziellen Restaurants, extra kostete. Aber auch das, was inklusive war, war sehr vielfältig. Ich habe meist in dem Büfett Restaurant gegessen. Obwohl eigentlich immer alles da war, haben die Köche es dennoch geschafft für Abwechslung zu sorgen. Die Qualität der Zubereitung war nicht immer spitze, aber die Auswahl war dafür sehr groß und machte es wieder wett.
Allerdings haben die Verantwortlichen mit dem Versprechen, es gäbe rund um die Uhr etwas zu essen, nicht Wort gehalten. Es gab ein Bistro, das 24 Stunden am Tag kleine Snacks wie Hamburger, Pizza oder Currywurst anbieten sollte. Als ich morgens kurz nach 3 Uhr dort war, um etwas zu essen, gab es nichts, weil die Crew gerade sauber machte. Erst um 4 Uhr gab es dann wieder Frühstückssachen wie Eier, Speck und Würstchen zu essen. Also nur ein 23 Stunden Service, eine Stunde lang mußte man hungern, es war so furchtbar.

2.06.2025
Nach der langen Seepassage wurde das nächste Ziel, die Kap Verden, erreicht. Über die Inseln kann ich nicht viel sagen, da das Schiff nur den Hafen der Hauptstadt ansteuerte. Ich hatte hier keinen der Ausflüge gebucht, sondern war auf eigene Faust zu Fuß unterwegs. Die Stadt selbst gibt nicht viel her, auch wenn hier der Regierungspalast steht. Viele Häuser sehen baufällig aus und sind unverputzt. Die Stromversorgung scheint nicht ohne Probleme zu sein, denn vielerorts sieht man große Stromgeneratoren neben den öffentlichen oder geschäftlichen Gebäuden stehen und alle liefen.
Ich kann nicht sagen, ob der große Markt neben der Straß, den ich besuchte, eine Dauereinrichtung ist oder eben zufällig an diesem Tag stattfand. Er war in jedem Fall gut besucht und die Menschen haben von den Angeboten regen Gebrauch gemacht. Es gab Berge von Kleidung, aber jedes Teil schien ein Einzelstück, Second Hand eben. Ich habe keine Vorstellung, wie die Sachen geordnet waren, jedenfalls nicht nach Größen. Hier etwas Passendes zu finden, ist sicher nicht einfach.
Die gebrauchten Elektrogeräte sahen teilweise recht abenteuerlich aus, aber hier wurde eben alles verwertet und verkauft, auch wenn der Käufer die Geräte vielleicht danach noch selbst reparieren mußte. Es gab auch neue Waren, aber die waren deutlich in der Minderheit.

9.06.2025
Nach den Kap Verden ging es weiter Richtung Norden. Das nächste Ziel, nach zwei weiteren Seetagen, war Las Palmas auf Gran Canaria. Da ich nun schon öfters auf Gran Canaria Urlaub gemacht hatte und auch bereits mehrfach in Las Palmas war, war diese Stadt nicht mehr ganz so interessant für mich. Hinzu kam, daß das Wetter deutlich schlechter geworden war. Es war kühl und es regnete. Ich ging daher nur kurz von Bord, um mir ein wenig die Beine zu vertreten. Nach etwas mehr als 3 Stunden war ich wieder zurück an Bord. Die meisten Fotos habe ich vom Schiff aus gemacht. Allerdings ist für mich als Ingenieur der Hafen hier auch der interessanteste Teil der Stadt. Hier ist immer etwas los. Zu sehen sind große Fischereifangschiffe und riesige Containerschiffe aus der ganzen Welt, Fähren vom Festland und auch Ölbohrplattformen, die hier gewartet und repariert werden. Auch die Gorch Fock war wieder einmal hier zwischen den Inseln der Kanaren unterwegs. Im Januar 2022 lag sie ja neben mir im Hafen von Santa Cruz auf Teneriffa. Übrigens war damals, ein paar Tage nach der Gorch Fock die Cuauhtémoc an gleicher Stelle festgemacht (ich hatte darüber berichtet). Das ist das mexikanische Schulschiff das in New York vor kurzem in die Brooklyn Bridge gefahren ist. Dabei gab es leider viele Verletzte und sogar Tote.
Beim Ablegemanöver der Mein Schiff 4 am Abend schien der Kapitän dann auch nicht ganz so entspannt zu sein. Es war ja deutlich mehr Betrieb im Hafen als zuvor in Praia und da ist jedes Manöver genau zu planen.