In Almerimar

9.10.2022
In der zurückliegenden Woche ist viel passiert und ich bin nicht so recht zum Schreiben gekommen. Deshalb schwenke ich erst einmal noch kurz zurück nach Gibraltar, bzw. La Linea, so hieß der Ort auf der spanischen Seite und Alcaidessa war der Name der Marina.
Am Samstag (1.10.22) ging ich noch ein wenig durch La Linea spazieren. Der Ort gibt nicht viel her, deshalb lasse ich hier einfach nur die Bilder sprechen.

Am Montag ging es dann los in Richtung Almerimar.
Eigentlich sah der ursprüngliche Plan vor, in 4 Tagen gemütlich die Küste entlangzusegeln, von Ankerplatz zu Ankerplatz. Dazu hätte es aber 4 Tage lang Wind von Westen, Süden oder auch Norden bedurft. Wind aus Osten durfte es nicht sein, denn nach Osten wollte ich ja fahren. Dummerweise war aber für die ganze Woche über Wind aus Osten vorhergesagt. Für Montag und Dienstag war so gut wie kein Wind angekündigt, deshalb habe ich diese Chance genutzt. Das bedeutete eben, daß ich die Strecke in 24 Stunden Nonstop zurücklegen mußte. Naja, eine Nacht wach bleiben und durchfahren geht ja noch. Und so war es auch, es ging.
Tagsüber sah ich mehrmals Delphine, aber die haben meinen Weg wohl nur gekreuzt und waren zu schnell wieder weg, um sie fotografieren zu können. Auf dem ganzen Weg kam ich immer wieder an großen Frachtschiffen und Tankern vorbei, die einfach nur in der Strömung trieben. Beim ersten Tanker konnte ich zunächst nicht glauben, daß der nur treibt und wollte schon einen Ausweichkurs nehmen, denn normalerweise hält man sich von den Großen ja fern. Aber als ich über AIS bemerkte, daß er nur etwas über 1 kn schnell war, habe ich meinen Kurs beibehalten und bin dicht vor ihm vorbeigefahren. Es ergaben sich noch etwa ein Dutzend solcher Begegnungen. Da ich ebenfalls mit der Strömung fuhr, musste ich dabei nie wirklich ausweichen.
Hier im Mittelmeer gibt es wohl so etwas wie Biolumineszenz, denn in der Nacht war hinter dem Propeller deutlich eine helle Leuchtspur zu sehen. Die kam von den Algen im Wasser, die durch die Bewegung zum Leuchten angeregt werden. In der Nacht waren auch Delphine neben der Mephisto zu hören und schemenhaft zu sehen. Auch sie hinterließen eine helle Leuchtspur im Wasser. Sie waren bestimmt über eine Stunde neben mir und ich konnte sie deutlich Atmen hören.
Gegen Morgen kam dann zur Dunkelheit auch noch dicker Nebel und ich schaltete mein Radar ein, denn Lichter waren keine mehr zu sehen. Gegen 4 Uhr kam ein deutsches Kriegsschiff in meine Richtung und dicht an mir vorbei, das hatte mir das AIS verraten. Gesehen habe ich gar nichts, weil der Nebel einfach zu dicht war.
Als gegen 8 Uhr die Sonne aufging, war der Nebel wieder verschwunden und ich fast am Ziel. Um 10:45 Uhr lag ich am Anmeldesteg in Almerimar und 35 Minuten später an meinem Liegeplatz.
Ich hatte den Abstand des Hecks zum Pier so eingestellt, daß ich mit meiner Passerelle noch den Steg erreichen konnte. Das hat sich am nächsten Morgen als Fehler erwiesen, den der Wind hatte nun gedreht und trieb mein Heck gefährlich nahe an den Betonpfeiler des Stegs. Also Motor an und an den Moorings weiter nach vorne verlegen. Was sich so einfach und schnell schreiben läßt, hat etwa 2 Stunden gedauert und danach brauchte ich erst einmal eine Pause.
Was mir dabei auch auffiel und mich beunruhigte, war die Steuerbord-Mooring. Die war erheblich dünner als die Backboard-Mooring und bei dem in den nächsten Tagen zu erwartenden Wind war mir dabei nicht wohl. Am nächsten Tag bezahlte ich für meinen Aufenthalt bis Mai hier in Almerimar und bat den Chef die Mooringleine überprüfen zu lassen.
Tja, tatsächlich war das keine Mooringleine, sondern nur die Pilotleine, die zur Mooring hinführt. Sollte die Leine reißen, würde mein Heck auf den Betonpier knallen, mit erheblichem Schaden. Da die fehlende Mooringleine im Wasser nicht auffindbar war und Taucher erst in ein paar Tagen zur Verfügung stehen würden, mußte ich den Liegeplatz wechseln. Da auf dieser Seite der Pier, für Katamarane bis 12 m Länge, nichts mehr frei war, mußte ich auf die andere Seite, die eigentlich für die größeren Katamarane gedacht ist. Das bedeutet nun leider, daß sobald es möglich ist, ich wohl noch einmal den Liegeplatz wechseln muß, zurück auf die für mein Boot vorgesehene Seite. Das bedeutet jedes Mal harte Arbeit, bis alle Leinen wieder entsprechend angebracht und gespannt sind.
Am Freitag habe ich mich an die Arbeit gemacht, das Deck zu schrubben und den ganzen Dreck, der gerade durch die Moorings an Deck kam, abzuspülen. Gestern galt es dann die ersten kleinen Reparaturen, die ich bisher aufgeschoben hatte, zu erledigen. Ich habe den Außenbordmotor des Dinghi mit Frischwasser gespült, da ich den bis Mai wahrscheinlich nicht mehr brauchen werde. Die Luftkammern des Dinghi brauchten auch wieder etwas mehr Luft und so habe ich sie wieder gleichmäßig aufgepumpt. Außerdem war der Handbalg zum Pumpen von Benzin aus dem Tank zum Außenborder total porös und das Benzin lief schon aus. Hier konnte ich einen neuen kaufen und einbauen. In den nächsten Wochen gibt es noch mehr kleinerer Arbeiten zu erledigen.
Zwischendurch war aber auch genug Zeit um den Ort hier zu erwandern. Obwohl es kein über Jahrhunderte gewachsener Ort ist, sondern wohl auf dem Reißbrett geplant, ist es ganz nett hier. Es gibt einige Läden, Restaurants, Cafés, Ärzte und einen wunderbaren Supermarkt. Der Supermarkt ist so nahe, daß man bequem auch jeden Tag hinlaufen kann, wenn es sein muß. Gut sortiert mit allem, was ich brauche, verleidet er mich jedes Mal mehr zu kaufen als ich wollte. Es gibt sogar saure Gurken der Länge nach in Scheiben geschnitten im Glas, etwas, das ich in allen anderen Marinas schon vergebens gesucht hatte.
Etwas außerhalb verläuft eine Strandpromenade kilometerweit am Strand entlang, die zum Spazierengehen einlädt, Fußgänger und Fahrradfahrer auf getrennten Wegen. Am Strand ist kaum etwas los, es ist eben schon Nebensaison, kaum noch Urlauber unterwegs. Vielleicht ist deshalb der Liegeplatz so ruhig, denn ich hatte gehört, daß auch hier nachts oft laute Musik zu hören ist. Um mich herum sind Boote, die wohl auch den Winter hier verbringen. Neben mir liegt ein Schweizer, es sind mehrere deutsche Boote hier, Niederländer, Engländer und Schweden. Bisher war der Wind meist deutlich zu spüren, aber die Mephisto liegt einigermaßen ruhig.
Am nächsten Wochenende findet hier das Oktoberfest statt, bin gespannt wie das hier ausschaut.

17.10.2022
Bisher hat sich niemand von der Marina bei mir gemeldet, deshalb liege ich noch auf der Seite, der größeren Katamarane. Wenn ich nicht muß, ziehe ich nicht mehr auf die andere Seite. Ich sehe keinen wirklichen Vorteil für mich und das Umziehen wäre nur wieder mit viel Arbeit und Leinen spannen verbunden.
Ich bin mit dem Fahrrad die Strandpromenade Richtung Westen gefahren, knapp 5 km. Erst danach muß man wieder auf die Straße, um in den nächsten, recht kleinen Ort zu kommen, Guardias Viejas (übers.: Alte Wächter). Das einzig interessante hier ist die alte Wehranlage, die heute als Museum und Veranstaltungsort genutzt wird. Die ganze Umgebung ist mit Stoffbahnen abgedeckt, unter denen allerlei Gemüse angebaut wird. Selbst bei Google Maps sind diese abgedeckten Felder deutlich zu sehen und bestimmen das Landschaftsbild.
Am vergangenen Wochenende fand hier ein Oktoberfest statt. Es gab Bratwürste, Schweinsbraten mit Sauerkraut und Erdinger Faßbier. Es war gut besucht und ich denke, es war für alle Beteiligten ein Erfolg. Wie beim Original wurde auch hier jede Menge Alkohol vernichtet und die Stimmung war ausgelassen. Die Musik war nicht so typisch Oktoberfest (deutsch, Blasmusik etc.), aber das war trotzdem OK.

21.10.2022
Die Zeit verfliegt hier geradezu, obwohl es für mich kaum etwas zu tun gibt. Wie schon das ganze Jahr über lese ich viel, lerne Spanisch mit einer App und verbessere mich im Schachspielen. Es gibt immer mal wieder die Möglichkeit ein paar Worte Spanisch zu sprechen, aber eigentlich viel zu selten. Es sind zu viele Deutsche, Schweitzer, Niederländer und Österreicher in der Nachbarschaft. Die meisten bleiben mit ihren Booten länger hier und so kennt man sich inzwischen ein wenig. So ist immer Gelegenheit für ein Schwätzchen.
An der Mephisto gibt es nicht viel zu tun. Ich hatte daran gedacht einen Ölwechsel an den Motoren zu machen, aber die Laufzeit ist noch zu gering, das wäre Verschwendung. Kleinere Arbeiten, hier mal etwas kleben, dort eine Schraube ersetzen, habe ich schon erledigt. Das Putzen der Edelstahlteile wird wohl das nächste werden, aber so recht habe ich dazu noch keine Lust.
Dafür habe ich zwischendurch Brot gebacken, obwohl es hier gutes Brot zu kaufen gibt. Ich habe noch einen recht großen Vorrat an Mehl und irgendwie muß ich das ja mal aufbrauchen.
Mit dem Fahrrad bin ich inzwischen auch nach Osten am Strand entlang gefahren. Die Promenade hier und auch die Bebauung reicht nur etwa 1 km weit. Danach schließt sich ein Naturschutzgebiet an. Dort sind nur wenige Spaziergänger unterwegs.
Auch in Richtung El Ejido habe ich mich mit dem Fahrrad aufgemacht. Das ist der nächste größere Ort. Auf dem Weg dorthin liegt, nach etwa 30 Minuten, das Krankenhaus und gegenüber, ein größeres Einkaufszentrum. Weiter bin ich auch noch nicht gefahren. Den Ort selbst oder auch Almeria mit dem Bus, besuche ich mal, wenn ich nicht mehr so extrem schwer mit lesen oder Schachspielen oder Spanisch lernen beschäftigt bin. 🙂
Alles in allem gefällt es mir hier recht gut, es regnet nicht, die Sonne scheint, es hat so 24 – 26 °C, nachts noch 19 – 20 °C, es gibt Leute zum Unterhalten und die Duschen sind gut. Sie sind zwar alt und nichts fürs Auge, aber haben eine normale Einhebelmischarmatur. Man muß nicht alle 10 Sekunden einen Knopf drücken und es kommt richtig viel Wasser aus dem Duschkopf, nicht so ein Hochdrucksprühnebel wie bei so vielen anderen Marinas. Die große Auswahl an Restaurants und den tollen Supermarkt hatte ich ja schon erwähnt.

1.11.2022
Es ist unglaublich, wie schnell hier die Zeit verfliegt. Nun bin ich schon 4 Wochen hier in der Marina und es wird nicht langweilig. Ich wundere mich jeden Tag aufs neue, wie schnell nach dem Kaffeetrinken ich schon darüber nachdenken muß, was ich zum Abendessen mache.
Das einzige, was manchmal ein wenig nervt, ist der Schäferhund von dem Cat gegenüber, obwohl er mir inzwischen eher furchtbar leid tut. Er bellt jeden an, der sich dem Boot nähert, auch wenn er ganz auf der anderen Seite des Stegs vorbeigeht. Besonders energisch wird er bei anderen Hunden und da es 3 davon in der Nachbarschaft gibt, die schon mal auf dem Steg herum schnuppern, ist immer was los. Der Arme hat aber auch überhaupt keinen Auslauf. Auch hier in der Marina lassen die Besitzer ihn nie an Land. Er darf den Cat nicht verlassen, sein Geschäft macht er immer vorne auf dem STB-Rumpf und die Besitzer spülen dann mit dem Wasserschlauch alles ins Wasser. Er darf nicht herumrennen, mit den anderen Hunden spielen oder auch nur an der Leine an Land herumlaufen. Nichts. Tagein Tagaus nur an Board und das ist ja für einen Menschen schon ein sehr kleines Reich. Ein Hund will doch auch mal rennen und andere Gerüche schnuppern. Ich glaube in Deutschland hätten die Leute schon Ärger mit dem Tierschutz.
Letzten Samstag hat Trans-Ocean (Verein der deutschen Hochseesegler) hier in der Marina ein Treffen veranstaltet. Das war sehr unterhaltsam und eine gute Gelegenheit auch andere deutschsprechende Segler von anderen Stegen zu treffen. Es gibt tatsächlich viele Deutsche, Österreicher und Schweitzer hier. Es dauerte von Nachmittags bis Abends und war ein voller Erfolg. Jeder brachte Kuchen, Brot, Salate, Dips oder sonst etwas zu knabbern und zu essen mit und die Getränke kamen von der Bar. Das spanische Bier ist durchaus genießbar.

3.11.2022
Tatsächlich geht es mir gut hier, wenn auch gerade heute wieder heftiger Wind aus Westen wehte und es etwas kühl war bei 22 °C. Die letzten Tage hatte es kaum Wind und die Temperaturen lagen bei 25 – 26 °C. Morgen soll es wieder ruhig bleiben und wärmer werden.
Daß die Zeit wieder zurückgestellt wurde, ist blöd. Früher hell, davon habe ich nichts, wenn ich aufstehe ist immer hell. Daß es nun aber gegen 18 Uhr schon dunkel wird, ist nicht gut. Das verkürzt meinen Tag um 1 Stunde.
Auf ein paar der Nachbar-Boote wird ordentlich gearbeitet. Das sind die, die dieses Jahr noch in die Karibik wollen, sei es über die Kanaren oder die Kap Verden. Es ist entspannend denen zuzusehen und selbst nichts tun zu müssen. Ich werde es mir hier gemütlich machen bis Mitte Dezember und nicht mehr rausfahren. Am 12.12. gehts dann wieder nach Mannheim zu meinen Geschwistern für Weihnachten.

6.11.2022
Auch wenn es tagsüber bei klarem Himmel noch so um 23 °C hat, der Winter ist schon spürbar. Am Strand sieht man nur noch einige wenige in der Sonne liegen, aber ins Wasser traut sich keiner mehr. Am Wochenende ist hier in den Restaurants und Cafés noch viel los. Es scheint so, daß die Spanier am Wochenende nicht selbst kochen wollen oder sich mit Freunden und Familie im Restaurant treffen. Überall sind die Lokale gut besucht. Unter der Woche ist es deutlich ruhiger.
Ich bin mit dem Fahrrad mal die Strecke nach El Ejido gefahren, um mir die Stadt anzuschauen. Ich kann nicht sagen, daß sich der Weg gelohnt hat. Der Ort hat nicht viel zu bieten, auch wenn man den Unterschied zu Almerimar sofort bemerkt. Es ist eben eine richtige Stadt, mit allem, was dazugehört. Es gibt Läden aller Art, ein Krankenhaus, Einkaufspassagen, Supermärkte, ein Rathaus, Tankstellen, Möbelhäuser, Rechtsanwaltskanzleien, Ärzte, Gesundheitsamt, Makler, etc. Almerimar besteht in erster Linie aus Apartment-Resorts, Hotels und Geschäften des täglichen Bedarfs.
Aber El Ejido ist ein wenig trostlos und der afrikanische Einfluß ist nicht zu übersehen. Das ist sowohl an den Geschäften als auch an den Leuten auf der Straße zu erkennen. Das schlägt sich auch in den Immobilienpreisen nieder. Ein Haus mit 200 qm und 4 Schlafzimmern ist hier schon für etwas über 200.000,- Euro zu bekommen. In Almerimar kostet ein Apartment mit Garage und Gemeinschaftspool mit 120 qm um 300.000,- Euro.
Langsam muß ich wieder die warmen Sachen aus dem Schrank heraussuchen, mit kurzer Hose und T-Shirt ist es nur noch in der Sonne angenehm. Im Schatten und abends braucht man schon die lange Jogginghose und eine Jacke und vor allem Socken, ich bekomme so leicht kalte Füße 🙂 .
Auch wenn es wärmer ist als in Deutschland und auch ein wenig wärmer als in Lagos, wo ich letztes Jahr zu der Zeit war, richtig schön warm ist es hier nicht. Deshalb freue ich mich auf Thailand, wo ich wahrscheinlich ab Januar 6 – 8 Wochen verbringen werde. Schließlich hatte ich seit 2018 keinen Urlaub mehr.

11.11.2022
Während im Rheinland wieder die närrische Zeit startet und die Leute wegen zu viel Alkohol schwanken, schwanke ich hier auf einem Boot, das vom Wind ordentlich durchgeschüttelt wird. Obwohl fest vertäut in der Marina, wird die Mephisto von 30 kn Wind aus Osten von rechts nach links und zurück geschoben. Es scheppert draußen ganz ordentlich und das bereits seit gestern Abend. Laut Vorhersage wird es auch bis morgen Mittag anhalten. Selbst in der Marina hat das schon etwas Beängstigendes, auch wenn ich recht zuversichtlich bin, daß die Festmacher halten. Vor allem stört es beim Einschlafen.
Kaum jemand ist unterwegs und obwohl das Thermometer 25 °C anzeigt, fühlt es sich kälter an.
Nächste Woche soll es, nach einer windstillen Periode, wiederum solche Windstärken geben, dann allerdings genau aus der anderen Richtung, aus Westen.
Es ist ruhig hier am Steg geworden, in den letzten Tagen sind gleich 3 Boote Richtung Karibik aufgebrochen. Obwohl ich keinerlei Ambitionen in dieser Richtung habe, fühlt es sich schon seltsam an hier zu bleiben. In den letzten Wochen hat man die Leute auf den Booten kennengelernt und nun sind sie weg und man selbst bleibt zurück. Zwei weitere wollen noch aufbrechen, die haben aber noch Arbeiten an deren Boote zu erledigen. Ich schätze, dann wird es hier sehr ruhig werden.
Übrigens wurde der Hund inzwischen auch erlöst. Die Niederländer sind wohl für den Winter mit Auto und Anhänger nach Hause gefahren und so durfte der Hund nun endlich von Bord gehen.

16.11.2022
Nach 2 Tagen der Ruhe, kam der Wind mit voller Wucht zurück. Nun kommt der Wind aus Westen und macht es den Booten, die Richtung Gibraltar wollen unmöglich abzufahren. Wiedereinmal ist der Wind dabei noch stärker als vorhergesagt. Die letzten 2 Tag waren sehr unruhig in der Marina und ich konnte nachts kaum schlafen. Bei Windgeschwindigkeiten von 37 kn wird es nicht nur laut an Bord, die Mephisto wird auch ordentlich durchgeschüttelt und tanzt auf dem unruhigen Wasser hin und her. Die Marineros fahren etwa alle 3 Stunden auf dem Pier vorbei, um nach den Booten zu schauen. Ich bin selbst auch mehrmals in der Nacht auf, um nach den Leinen zu sehen. Welche zerstörerische Kraft der Wind entwickelt, sieht man an allem, was nicht festgezurrt ist. Meine Außenborderabdeckung hat es zerfetzt und auch meine Fahne ist ein wenig eingerissen. Auf den anderen, nicht mehr bewohnten Booten, sieht man einiges im Wind flattern.
Das soll erst einmal bis Freitagnacht anhalten. Samstag und Sonntag soll es laut Vorhersage dann ruhig bleiben. Aber ab Montagfrüh geht es wieder los, diesmal sind sogar bis zu 46 kn vorhergesagt. Ich hoffe sehr, die Vorhersage ändert sich noch und es wird weniger Wind.

22.11.2022
Letzte Nacht war wirklich sehr ungemütlich. Der Wind war noch stärker als vorhergesagt. Ich konnte auf meinem Windmesser den Höchstwert mit 52 kn ablesen, was nicht heißt, daß es nicht auch mehr gewesen sein konnte, ich schaue ja nicht permanent auf die Anzeige. Es war jedenfalls heftig und ich lag wach in der Koje bis nach 4 Uhr morgens. Die Mephisto wurde sehr unrhythmisch hin und her geschoben und mal von den Festmacherleinen mal von den Fendern zum Nachbarboot gestoppt. Die Wellen, die der Wind erzeugt, selbst hier in der Marina, vermittel den Eindruck draußen auf dem Meer zu sein. Außerdem erzeugt der Wind auch einen ordentlichen Lärm und einige Leinen auf den Nachbarbooten schlugen laut im Wind. Im Moment ist es relativ ruhig, aber heute Abend soll es wieder mit 30 kn weitergehen und erst ab Donnerstag kommt wohl eine wirklich ruhige Phase.
Ein gutes hat die Übung, ich bin jetzt einigermaßen davon überzeugt, daß die Leinen alle halten. Besonders die Mooringleinen vorne sind ausreichend gespannt, so daß selbst bei starkem Wind die Mephisto nicht an den Pier gedrückt wird. Das Problem mit den Mooringleinen ist eben, sind sie zu stark gespannt, komme ich mit der Passerelle nicht mehr an Land, dann ist der Abstand zum Pier zu groß. Sind sie zu wenig gespannt, geben sie bei Ebbe und/oder Wind zu sehr nach und das Boot schlägt mit dem Heck am Pier an. Soweit ich sehen konnte, war auch bei den 52 kn Wind noch knapp 1 m Abstand, das sollte für alle Eventualitäten reichen. Wenn der Wind von der anderen Seite kommt, aus Osten, dann wird das Boot vom Pier weggedrückt und ich gehe davon aus, daß meine Heckleinen das in jedem Fall aushalten. Dafür habe ich sie jeweils zweifach ausgebracht. Mein Dinghi habe ich gestern auch noch zusätzlich mit Gurten gesichert, damit es nicht im Wind herumfliegen kann.
Trotz aller Vorsichtsmaßnahmen wird es nicht leicht werden, das Boot für 3 Monate alleine zu lassen. Ich hoffe einfach mal auf wenig Sturm und gute Marineros, die das Schlimmste verhindern.

Bei dieser Aufnahme waren es gerade mal 34-37 kn Wind. Der wurde noch stärker, aber da war es schon dunkel.

25.11.2022
Gestern und heute war es wieder wunderbar ruhig, fast kein Wind. Nur am Strand östlich und westlich der Marina konnte man noch sehen, daß es nur an Land keinen Wind mehr hatte. Weiter draußen auf dem Meer gab es noch immer ordentlich Wind, der die Wellen an den Strand trieb. Das Meer war noch immer sehr aufgewühlt und es waren sogar Surfer (Wellenreiter) unterwegs. Der Wind war stärker als ich dachte. Ein Nachbar sagte mir, daß auf seinem Windmesser der Maximalwert mit 58 kn am Dienstagmorgen festgehalten wurde.
Und als ob das nicht schon genug wäre, erfuhr ich heute von einer Deutschen, die schon seit 10 Jahren hier wohnt und arbeitet, daß es in der Marina auch schon mal 80 kn Wind gab. Ich kann nur hoffen, daß es in den 3 Monaten, in denen ich nicht hier bin, einigermaßen ruhig bleibt. Ich möchte gar nicht daran denken, was mit der Mephisto bei 80 kn Wind geschehen würde.
In Almerimar hört man nun mehr skandinavische Sprachen, Schwedisch vor allem. Nicht unbedingt von Seglern, sondern von Rentnern, die hier in den Apartments überwintern. Auch Autos mit schwedischem Kennzeichnen sind mir einige aufgefallen. Wahrscheinlich ist es für die Kälte und Dunkelheit gewöhnten Schweden hier bei 20 °C immer noch angenehm. Ich dagegen empfinde es mittlerweile als kühl und trage auch tagsüber lange Hosen. Für die nächsten Tage sind fallende Temperaturen angesagt, bis 17 °C, nachts sogar nur 12 °C.

27.11.2022
Euch allen eine schöne Adventszeit.
Glühwein scheint es hier nicht zu geben, ist wohl zu warm dafür, obwohl es abends schon kalt wird und ein gemütliches draußen sitzen nicht mehr ohne dicke Jacke machbar ist.
Da im Moment nur ein laues Lüftchen weht, wärmt die Sonne tagsüber noch schön. Deshalb zog es mich mal wieder auf die westliche Strandpromenade, um mich ein wenig zu bewegen. Dort wird auch daran gearbeitet, daß sich die Touristen im nächsten Jahr wohlfühlen. Es wurden einige dutzend neue Palmen eingepflanzt, um die Lücken zu schließen. Bei dem Sonnenschein waren viele Menschen unterwegs und ein paar lagen auch, angezogen, am Strand. Die Restaurants waren, wie immer am Wochenende, gut besucht.
Auf dem Pier ist es sehr ruhig geworden, zwei weitere Boote sind mit Ziel Karibik aufgebrochen und zwei weitere Crews sind kurzzeitig nach Hause geflogen und erst Ende nächster Woche zurück.
Die Temperatur ist zwar höher als in Deutschland, aber es fühlt sich trotzdem kalt an. Solange man sich in der Sonne aufhält, ist alles gut, mit langen Hosen. Aber sobald die Sonne weg ist, bleiben nur noch 15 °C übrig und das ist auf einem Boot mit dünnen Wänden schon kalt. Ohne meinen Heizlüfter wäre es nicht auszuhalten. Ich muß in den nächsten Tagen unbedingt meinen Urlaub in Thailand buchen.

5.12.2022
Für deutsche Verhältnisse mag es hier ja tagsüber noch warm sein, so etwa 18 °C, aber für meinen Geschmack wird es langsam ungemütlich. Gestern hat es sogar ein wenig geregnet und heute ist es wieder stark bewölkt und windig. Ab 17 Uhr, wenn die Sonne ihre Kraft verliert, bleiben nur noch 12 – 14 °C übrig.
Als ich für die anstehende Reise meine Klamotten zusammengesucht habe, war auf einer Hose leichter Schimmelbefall zu sehen. Das hat wahrscheinlich mit dem Ledergürtel angefangen und hat dann auf den Baumwollstoff übergegriffen. Das kommt durch die Kälte im Rumpf und die schlechte Belüftung in den Schränken. Ich habe jetzt den Heizlüfter nicht nur Abends laufen, sondern den ganzen Tag, der Strom ist ja in den Liegegebühren enthalten. Ich hoffe, durch die Wärme wird die Luftfeuchtigkeit geringer und es kommt nicht erneut zur Schimmelbildung. Diese Woche muß ich eh noch mal Wäsche waschen gehen, dann wird auch diese Hose vom Schimmel befreit sein.
Inzwischen hat sich der Pier wieder mit Booten gefüllt. Jetzt sind gleich 5 Deutsche und eine Schweizer Besatzung hier. Dennoch freue ich mich darauf, nächsten Montag nach Deutschland / Mannheim fliegen zu können. Zuvor wird es allerdings ab Freitag noch einmal ordentlich Wind geben, laut Vorhersage etwa 40 kn. Auch am Montag noch und ich hoffe, das wird meinen Flug nicht beeinträchtigen.
Meinen Aufenthalt in Thailand / Phuket habe ich inzwischen auch gebucht. Vom 11. Januar bis zum 5. März kann ich endlich mal wieder Urlaub machen.