15.04.2025
Den Herbst 2024 habe ich damit verbracht, meine neue Wohnung einzurichten. Inzwischen sind alle wichtigen Möbel da und die Lampen hängen auch (fast) alle. Bei drei der Lichtleitungen bin ich mir noch nicht sicher, ob ich sie überhaupt benötige. Auch die verlegten Netzwerkkabel nutze ich nicht. Keine Ahnung was sich der Vorbesitzer gedacht hat, aber ich habe meine Geräte alle per WLAN angeschlossen und brauche die Kabel nicht.
Bei dem häufigen Regen hier und der allgemeinen Dunkelheit in Deutschland im Winter zog es mich eigentlich bereits vor Weihnachten in den Süden, aber wie so oft, erst die Arbeit – dann das Vergnügen. Die Arbeit war mit Beginn des neuen Jahres 2025 erst einmal beendet. Also Zeit fürs Vergnügen, in diesem Fall eine Reise auf die Kanaren. Ohne lange zu planen habe ich einfach geschaut, was Last Minute so angeboten wurde und kam mit einem Angebot im Februar wieder einmal nach Playa del Ingles.
Da ich mit der Mephisto ja schon vier Wochen in Pasito Blanco lag, gleich neben an, war diese Touristenhochburg für mich nun nicht sonderlich interessant was die kulturellen Sehenswürdigkeiten anbelangte. Ich wollte nur dem Regen entfliehen und etwas Sonne tanken. Dafür war das Hotel gut genug, mit kurzen Wegen zum Strand und einer sehr guten Küche. Außerdem gab es einen Fitnessraum, den ich viermal die Woche nutzte und eine kleine Sauna.
Nach drei Wochen in Ruhe und ohne Ablenkung durch irgendwelche Alltagsprobleme wie nicht funktionierende Heizung oder falsch angeschlossene Elektrokabel, konnte ich ganz entspannt wieder nach Hause fliegen.
Kategorie: Auf den Canaren
Die erste Reise auf die Canaren
Richtung Festland
5.05.2022
Die letzten 3 Tage war das Wetter hier wieder recht kühl und es hat immer mal wieder geregnet. Glücklicherweise hat sich das gebessert und heute schien die Sonne.
Als ich im Dezember von Madeira ablegte, dachte ich nicht daran, noch einmal zurückzukehren. Aber nun bin ich doch wieder hier, wenn auch nicht direkt in Funchal, denn die Marina hatte mir gar nicht gefallen.
Die ganze Weihnachtsdekoration, die vielen Millionen Lichter, sind verschwunden und es ist deutlich grüner geworden. Die Ausflugsboote sind gut belegt und es scheinen auch tatsächlich mehr Menschen in der Stadt zu sein. Es gab bei der Einreise auch keine Covid-Kontrollen mehr. Die Touristen sind wohl wieder zurück.
In der Marina Quinta do Lorde ist es da schon wesentlich ruhiger. Hier ist immer noch Platz für weitere Boote. Die 5-Sterne Appartmentanlage dagegen ist geradezu gespenstig leer. Wenn man hier herumgeht, ist das schon ein seltsames Gefühl, eine echte Geisterstadt. Ich bin gespannt, ob der neue Investor die riesige Anlage tatsächlich wieder zum Leben erwecken kann. Es wäre wirklich schade, wenn nicht, denn es wurde mit viel Liebe zum Detail gebaut. Das nun so langsam verfallen zu sehen, ist schon irgendwie traurig.
Im Ort nebenan, Carnical, scheint es ein Kraftwerk zu geben, das mit Öl betrieben wird. Der Tanker zum Füllen der großen Tanks wird in der Bucht an 4 Bojen festgemacht und pumpt dann von dort sein Öl direkt über eine unterseeische Leitung in die Tanks.
Hier im Nordosten ist nur ein recht schmaler Landstreifen übrig. Es ist ganz einfach von der Südseite bis aufs Meer der Nordküste zu schauen.
Wenn sich der Wind so hält, wie im Moment vorhergesagt, dann fahre ich am Mittwoch, 11.5.2022, hier an der Landspitze vorbei und Richtung Nordost aufs Festland zu. Ich hoffe, das klappt.
9.05.2022
Es ist schon nervig, ständig viel Wind und ständig aus der falschen Richtung. Gestern schien es noch zu klappen mit Mittwoch, heute Morgen war dann von dem Tief über Madeira nichts mehr zu sehen und damit einher geht weiterhin der Wind aus Nordost. Keine Chance so aufs Festland zu kommen, außer mit einem Riesen Umweg über die Azoren. So könnte es 10 – 12 Tage dauern, um nach Lagos zu kommen.
Nun scheint für Freitag, den 13. (nicht gut), ein großes Tief von Grönland zu kommen, das dafür sorgt, daß sich die Windrichtung ändert. Es bleibt mir nichts anderes übrig als zu warten und zu hoffen.
Gestern war hier auf der Insel das Blumenfest, alle Dörfer werden festlich mit Blumen geschmückt. Ich war in Machico, ein etwas größerer Ort, 30 Minuten mit dem Bus entfernt, um einzukaufen. Hier gibt es gleich 2 große und gut sortierte Supermärkte.
Es gibt sogar einen hellen Sandstrand und praktisch keine Touristen. Der Sandstrand wurde künstlich aufgeschüttet, mit Schiffsladungen voll Sand aus der Sahara.
Schon seit Samstag ist der Wind recht heftig und macht den Aufenthalt im Freien unangenehm kalt. Er läßt die ganze Marina schwanken und zerrt die Boote an ihren Leinen hin und her. Das Schlafen ist nur mit Ohrstöpseln möglich. Es ist im Moment hier mit 20° C kühler als in Deutschland. Ich hoffe sehr, ich komme am Freitag hier weg!
11.05.2022
Nun scheint es tatsächlich zu passieren, der Wind dreht auf Südwest. Das Tief über Grönland hat sich erhalten und ist in die richtige Richtung gezogen. In den letzten Tagen gab es zwar im Detail immer wieder kleine Änderungen, leider, aber die grobe Richtung bleibt und auch wenn es nicht ideal ist, ich nehme alles, solange es kein Nordost Wind ist.
Morgen früh geht es erstmal nach Porto Santo, um dort zu ankern und damit für Freitag eine gute Startposition zu haben. So ist der Weg bis Lagos schon mal 5 Stunden kürzer. Am Freitag gehts dann los, so wie es der Wind zuläßt, vermutlich erst einmal Richtung Norden. Freitag Nacht soll dann der Wind weiterdrehen und damit geht es mit Rückenwind Richtung Nordost. Das bedeutet zwar, daß ich vermutlich den größten Teil der Strecke mit Motor fahren muß, aber eben mit Rückenwind. Das ist zumindest machbar, wenn auch nicht ideal. Die Segel können dabei den Motor nur ein wenig unterstützen. Damit mir der Diesel nicht ausgeht, habe ich zu den 250 Liter im Tank noch 180 Liter in Kanistern an Bord, als Reserve. Wenn alles gut geht, bin ich im Laufe des Dienstags in Lagos.
Heute Abend muß ich noch einmal die aktualisierte Windvorhersage studieren.
Ich hoffe, es bleibt weitestgehend so, wie es heute Mittag war. Daumen drücken!
Ich melde mich dann Dienstag oder Mittwoch wieder.
12.05.2022
Nur ein kurzer Zwischenbericht heute aus Porto Santo.
Es war ein richtig guter Segeltag, mit Wind der richtigen Stärke und aus der richtigen Richtung, bei mäßigen Wellen und Sonnenschein praktisch den ganzen Weg über. Vom Ablegen bis zum Anker werfen in 7 Stunden am Ziel. Das ist quasi die Wiedergutmachung für den heftigen Gegenwind vor 2 Wochen, als ich den Versuch hierherzukommen, abbrechen mußte und nach Madeira abdrehte. Ich war mit einem Seglerkollegen an Land noch mal essen und hoffe nun in den nächsten 4 Tagen auf ähnlich gute Bedingungen bis zum Festland. Bilder gibt es später.
Daumen drücken.
18.05.2022
Es ist geschafft, ich bin wieder auf dem portugiesischen Festland, in Lagos, angekommen. Die Mephisto liegt genau an der gleichen Stelle wie im November, als ob in den letzten 6 Monate nichts passiert wäre.
Aber der Reihe nach, beginnen wir am 11.05. mit der Feststellung, daß sich die Windvorhersage nicht wesentlich geändert hatte und ich, zusammen mit Dieter auf seinem Katamaran, am nächsten Morgen tatsächlich nach Porto Santo würde aufbrechen können. Wie bereits geschrieben, war der Törn dann ausgesprochen positiv verlaufen und das Ankern in der weiten Bucht von Porto Santo gar kein Problem, denn die Marina war voll besetzt. Mit dem Dinghi sind wir in der Marina an einen Steg gefahren und von dort an Land gegangen. Eine Überraschung stach mir an der Kaimauer direkt ins Auge, das Emblem der Mephisto. Bei genauerem Hinschauen war klar, das wurde von den Vorbesitzern hier 2018 angebracht, als sie den Katamaran aufs Festland gebracht haben. Ich wußte ja, daß sie ihn 2017 auf Teneriffa gekauft hatten.
In einer Pizzeria direkt am Strand haben wir gegessen und den Ausblick genossen. Es war ein heller Sandstrand und ich glaube nicht, daß er extra aufgeschüttet wurde, denn dafür war der Strand zu lang und er war auch da hell, wo keine Leute mehr waren. Allerdings bedeckte der helle Sand auch nur die Oberfläche, an manchen Stellen kam der dunkle Vulkansand wieder durch.
Am nächsten Morgen trennten sich dann unsere Wege, Dieter segelte mit seinem Katamaran erst Richtung Norden, er wollte nach Lissabon, um dann nach Osten abzubiegen. Für meinen Weg nach Lagos hielt ich es für besser den direkten Weg nach Nordost zu fahren, um keine extra Meilen zurücklegen zu müssen. Zunächst konnte ich noch segeln, aber der Wind drehte langsam auf Süd und wurde auch schwächer. Etwa 85% des Weges mußte ich einen Motor laufen lassen und benutzte das Vorsegel als Unterstützung. Das Segel lieferte etwa 1 kn Fahrt zum Motor hinzu. Da der Wind nur max. 12 kn erreichte, konstant aus einer Richtung kam und die See ruhig war, war die Überfahrt fast schon langweilig. Nur einmal den Autopiloten einstellen und dann ging es einfach nur gerade aus, 2 Tage lang. Während der gesamten Überfahrt herrschte Vollmond und zumindest nachts gab es nur wenige Wolken. Das Mondlicht erhellte die Nacht auf sehr angenehme Weise.
Es gab unterwegs immer wieder Begegnungen mit großen Frachtern, mal näher dran, mal weiter weg. Eine Begegnung hat mir dann wieder einen Schreck versetzt, weil ich fester eingeschlafen bin als mit lieb war. Als ich durch den AIS Alarm aufwachte und nach vorne schaute, konnte ich von einem großen Frachter beide Fahrtlichter sehen, rot und grün. Die Lichter sind so ausgelegt, daß man in diesem Fall weiß, der kommt direkt auf mich zu. Glücklicherweise hat mich der Frachter 2 Sekunden später angefunkt und mich wissen lassen, daß wir mit der Backbordseite aneinander vorbeifahren sollen. Durch das AIS konnte ich sehen, daß er schon leicht eingelenkt hatte und ich tat schleunigst das Gleiche. So sind wir im Abstand von etwa 1000 m aneinander vorbeigefahren. Das war knapp!
Vor der Küste Portugals gibt es ein Verkehrstrennungsgebiet, das ich durchqueren mußte, wollte ich den kürzesten Weg einhalten. Rein formal ist das auch kein Problem gewesen, aber es schien mir als habe ich die Rushhour erwischt. Als Querender darf ich keinen behindern und muß jedem mit ausreichend Abstand ausweichen. Bei Frachtern zwischen 200 m und 400 m Länge versteht sich das von selbst. Allerdings führt so eine fest vorgegebene Schifffahrtsstraße eben auch zu einer Bündelung der Schiffe, denn diese dürfen eben nur in einem bestimmten Korridor fahren. Das ist etwa so als ob man mit dem Fahrrad eine 8-spurige Autobahn überquert. Ich mußte immer wieder langsam machen, um Schiffe durchzulassen und dann mit beiden Motoren Gas geben, um nach dem einen und vor dem nächsten rüber zu kommen.
Das Verkehrstrennungsgebiet ist rund 25 nm breit, es hat etwa 5 angespannte Stunden gedauert, um da durchzukommen.
Danach ging es ruhig weiter bis nach Lagos. Einzig die Geschichte mit den Orcas, ich hatte bereits bei der Abfahrt im Dezember darüber geschrieben, machte mir noch ein wenig Sorgen, aber nichts passierte. In Lagos angekommen konnte ich leider nicht in die Marina einfahren, da ein Bagger den Weg blockierte. Also fuhr ich in die Bucht neben der Hafeneinfahrt und ankerte.
Nach dem Anker werfen gegen 22:30 Uhr machte ich mir noch etwas zu essen und ging dann direkt schlafen. Die Überfahrt hatte dreieinhalb Tage gedauert, das war mindestens 12 Stunden schneller als ich gedacht hatte.
Am Tag darauf rief ich die Marina an, um zu erfahren, wann das Einfahren möglich wäre und am Nachmittag tat ich das dann auch. Nach dem Einchecken und festmachen gegen 16 Uhr genoß ich mein Anleger-Bier und der Stress der letzten 6 Wochen fiel von mir ab. Nach 4 Wochen warten auf Lanzarote und 2 Wochen warten auf Madeira hatte ich es nun endlich geschafft wieder ans Festland zu kommen. Heureka.
Inzwischen ist es hier warm geworden, wärmer als auf den Kanaren, so 26 – 28 °C, und es sind viele Touristen hier, weit mehr als im November. Auch Masken sieht man praktisch nicht mehr, weder im Restaurant noch in den Geschäften.
Die nächsten 4 Wochen bleibe ich hier, bringe das Boot ein bisschen in Ordnung und genieße ganz entspannt die Sonne.
22.05.2022
Hier in der Marina Lagos ist es tatsächlich recht ruhig, was Wind und Wellen angeht. Ich habe nichts Dringendes zu tun und so ist inzwischen die Mephisto vom Salz befreit und erheblich sauberer als zuvor. Mit dem Hochdruckreiniger wurde das ganze Deck abgespült, Salz und Saharasand sind nun weg. Die Edelstahlteile wurden vom Flugrost befreit und gelbliche Einfärbungen auf dem GFK, meist von ablaufendem Rostwasser hervorgerufen, entfernt.
Gestern half ich bei einem Nachbarn aus, der versucht hatte, ein neues Antennenkabel in seinen Mast einzuziehen. Leider ist ihm beim Versuch, das neue Kabel mit dem alten einzuziehen, die Verbindung der beiden Kabel aufgegangen. Genau das, was nicht passieren darf. Deshalb war es nun extrem schwierig, das neue Kabel in den Mast zu bekommen. Gestern hatten wir es am Nachmittag wenigstens geschafft, dünne Zugschnüre in den Mast zu ziehen und heute gelang es dann, mit diesen Schnüren, das Kabel einzuziehen.
Nächste Woche werde ich mit der Firma in Portimao reden, wegen meinem neuen Antifouling und der noch ausstehenden Reparatur an den beiden Kielen. Und ansonsten ist es hier tatsächlich wie Urlaub, ganz entspannt.
Lanzarote – Festland
7.04.2022
Die Zeit tröpfelt so dahin, hier in der Marina. Die letzten Tage war es bewölkt und etwas kühler geworden. Auch wenn es tagsüber 20 – 21 °C hatte, nachts ging es auf 13 °C runter und da brauchte ich schon wieder eine etwas wärmere Decke. Sogar geregnet hat es an 2 Tagen. Beschäftigt war ich hauptsächlich mit lesen und ab und zu erledigte ich auch kleinere Arbeiten am Boot oder erkundete die Umgebung. So versetzte ich zwei kleine Lichtschalter in der Kombüse an eine Stelle, wo ich sie auch bedienen kann, ohne extra eine Schranktür öffnen zu müssen. Mit Silikon besserte ich ein paar Dichtungsstellen aus und eine Festmacherleine mußte ich kürzen, weil sich eine Stelle aufgerieben hatte und ich nicht sicher war, ob die Leine noch halten würde.
Gestern war ich mit dem Bus nach Arrecife gefahren, um mir die Stadt und den Hafen anzusehen. Der Bus fährt jede Stunde und braucht auch ziemlich genau eine Stunde von Playa Blanca nach Arrecife. Die Fahrt ging am Flughafen vorbei, auf dem es nicht sehr geschäftig zu sein schien. Die Straßen sind gut ausgebaut und größten Teiles flach, ganz anders als auf Teneriffa oder Gran Canaria. Da Lanzarote ein ganzes Stück älter ist als die beiden Nachbarn im Westen, haben die paar Millionen Jahre wohl ausgereicht, die hohen Vulkane kleinzukriegen und durch Wind und Wetter abzutragen.
Arrecife ist für mich nicht unbedingt eine Reise wert. Die Marina ist nichts Besonderes, da gefällt mir Rubicon doch schon um einiges besser. Aber es ist eben eine große Stadt und bietet zumindest gute Einkaufsmöglichkeiten, die man im Süden nicht hat.
Bemerkenswert ist die Skulptur zu Ehren von Gregorio Fuentes Betancort (1897), der hier geboren wurde und nach Kuba auswanderte. Als Matrose rettete er 1928 Ernest Hemingway in einem Tropensturm das Leben, woraus sich eine große Freundschaft ergab. Dieser Matrose hat Hemingway zu dem Buch „Der alte Mann und das Meer“ inspiriert.
Ich warte noch immer auf das richtige Wetter, um zum Festland zurückzukommen. Allerdings ist schon abzusehen, daß dies vor dem 12.04. ganz sicher nicht mehr passieren wird. Daumen drücken für Ende nächster Woche.
Ich werde heute erstmal noch einkaufen gehen, damit ich morgen auch was zum Frühstück habe. Grüße an alle.
12.04.2022
Tja, was soll ich sagen, es tröpfelt weiter die Zeit so dahin.
Ich kann das hier sein durchaus genießen, es ist warm, sonnig, ich lese viel und auch nachts wird es nicht mehr so kühl. Allerdings bin ich eben noch immer hier, im Süden von Lanzarote und nicht auf dem Weg zum Festland. Es dauert länger als ich hoffte bis sich der richtige Wind einstellt. Auf dem Atlantik ist es einfach zu unruhig, entweder zu viel Wind oder zu hohe Wellen. Da warte ich lieber noch bis nach Ostern oder auch noch länger, wenn es sein muß.
17.04.2022
Nach wie vor ist kein geeignetes Wetterfenster in Sicht. Im Moment bin ich sicher, daß sich vor dem 23.04. keine Möglichkeit ergibt Richtung Norden aufs Festland zu segeln. Um die Zeit ein wenig zu nutzen und mehr von Lanzarote zu sehen, habe ich einen Tagesausflug gebucht. Mein Hauptziel war der Nationalpark Timanfaya und eigentlich wollte ich ihn auf eigene Faust besuchen, aber das wäre zu aufwändig geworden. Es fährt kein öffentlicher Bus dahin, zu Fuß von der nächsten Bushaltestelle wären es 2 Stunden einfache Strecke gewesen und mit Taxi oder Mietwagen wäre es doppelt so teuer geworden wie mit der Tagestour, auf der auch noch andere Ziele angefahren werden. Übers Internet ließ sich die Tour problemlos buchen und der Bus hat mich auch direkt vor der Marina abgeholt. Der Reiseführer sprach Spanisch, Englisch und Deutsch und hat unterwegs auch immer viel erklärt.
Einziger Nachteil, ich mußte morgens schon um 8 Uhr aufstehen, das bin ich nicht mehr gewöhnt.
Das erste Ziel war El Golfo, ein Dorf an der Westküste, das eigentlich nichts Besonderes ist. Bekannt ist es nur, weil direkt südlich davon der „grüne See“ zu finden ist. Hier ist ein Vulkankrater im Meer versunken und der Kratersee hat sich im Laufe der Zeit mit Salz angereichert. Dadurch konnte eine Algenart besonders gut wachsen, die den See leuchtend grün färbt.
Das zweite Ziel war eine Kamel-Reitstation auf dem Weg zum Nationalpark. Glücklicherweise war das nur eine Option, die extra bezahlt werden mußte, denn daran war ich nun gar nicht interessiert. Wegen der vielen Busse gab es eine Warteschlange und der eigentliche Ritt dauerte nur etwa 20 Minuten, einmal den Hügel rauf und auf der anderen Seite wieder runter. Kaum der Rede wert. Ich habe mir in der Zwischenzeit lieber das kleine Museum und die Umgebung angeschaut.
Als Nächstes kamen wir dann in den Nationalpark Timanfaya. Direkt nach der Einfahrt staute sich der Verkehr, aber der Bus fuhr einfach an der Schlange vorbei. Die privaten Besucher mußten warten, bis auf dem Parkplatz an der Besucherstation wieder Platz zum Parken war, etwa eine Stunde. Der Reiseführer meinte, es wäre nur wegen Ostern so voll.
Nach den Vorführungen an der Station ging es mit dem Bus auf den Rundkurs durch den Park. Der Timanfaya-Krater ist mit 510 m der höchste, aber ich weiß leider nicht welcher Krater auf den Fotos das war.
Der Reiseführer hat darauf hingewiesen, daß der Lavastrom, der in den 6 Jahren von 1730 bis 1736 die Insel überflutet hat, daran zu erkennen ist, daß er dunkel, fast schwarz ist. Während die älteren Lavafelder heller, braun, seien. Es kam in den 6 Jahren, in denen die Lava floss, niemand ums Leben, weil der Strom so langsam war, nur etwa 20 m pro Stunde. Jeder konnte sich vorher in Sicherheit bringen.
Nach dem Park ging es zu einem Restaurant mit Buffet. Auch das war eine Option, die ich aber gerne wahrnahm, denn für 9 €, mit Wasser und Wein und reichlich Auswahl, sogar Eis zum Nachtisch, war es ein gutes Angebot.
Das 4. und letzte Ziel war noch eine Bodega, wo es einen kleinen Schluck Wein zum Probieren gab und man sich die Weinreben mal aus der Nähe ansehen konnte.
Auf dem Rückweg, um alle wieder in ihre Hotels zu bringen, fuhr der Bus noch durch Puerto del Carmen, ein typischer Touristenort mit einer sehr langen Promenade mit unzähligen Restaurants und Geschäften.
Gegen 16:50 Uhr war ich dann wieder zurück in der Marina.
23.4.2022
So, morgen früh geht es nun los, Richtung Porto Santo.
Der Wind ist nicht ganz ideal, deshalb wird es wohl 3 Tage dauern bis dahin, ich hoffe nicht länger. Wenn ich es jetzt nicht versuche, läßt die Vorhersage bis zum nächsten Wochenende keinen Versuch mehr zu und was danach kommt weiß niemand. Wie lange ich in Porto Santo auf die Weiterfahrt zum Festland warten muß ist auch völlig offen. Prinzip Hoffnung.
In Porto Santo melde ich mich wieder, bis dahin drückt die Daumen.
27.04.2022
Beim Segeln geht eben nichts gegen Wind und Wetter, da muß man sich beugen. Deshalb bin ich nicht in Porto Santo, sondern auf Madeira, ganz oben im Nord-Osten in der Marina Quinta do Lorde.
Bis Montagnacht ging es noch einigermaßen, obwohl auch vorher schon der Wind stärker war als vorhergesagt. Auf dem Weg nach Norden bin ich nur motort und meistens brauchte ich dazu beide Motoren. Das hat, gegen den Wind, soviel Diesel gekostet, daß ich mir schon Sorgen gemacht habe, ob der Sprit im Tank reicht bis zum Ziel. Ich habe auch noch eine Reserve in Kanistern dabei, aber die bei rauher See umzufüllen ist nicht einfach.
Gegen 22 Uhr wurde es dann heftig, da zog wohl ein Tiefdruckgebiet durch und hat mich echt erschreckt. Von 14 – 15 kn Wind ging es innerhalb 5 – 6 Minuten rauf auf 25 kn und sogar 28 kn. Mein kleines Boot wurde plötzlich gedreht und ich hatte es nicht mehr unter Kontrolle. Dazu kam, aufgepeitscht durch den Wind, auch noch eine sehr unruhige See. Ich hatte zum Glück keine Segel gesetzt, sonst weiß ich nicht was passiert wäre. Zum Reffen oder Einholen wäre keine Zeit geblieben.
Ich habe den 2. Motor angelassen und mit Vollgas konnte ich mich wieder in den Wind stellen. Ganz vorsichtig habe ich dann das Vorsegel ein wenig ausrollen lassen, um das Boot zu stabilisieren. Mit ungutem Gefühl im Bauch segelte ich nach Nord-Westen, dahin woher das Tief herkam, das inzwischen nach Süd-Ost auswanderte. Erst nach einer Stunde ging der Wind wieder auf erträgliche 18 – 22 kn zurück. Leider hatte ich die rauhen Wellen noch weitere 2 – 3 Stunden. Auf dem Kurs Richtung Porto Santo hatte ich dann weiterhin etwa 18 kn Gegenwind und der Versuch zu kreutzen war einfach nicht ergiebig in der Strecke. So hätte es wahrscheinlich eher 4 Tage bis Porto Santo gedauert und bei den Segelbedingungen wollte ich mir das nicht antun. Deshalb habe ich abgedreht Richtung Westen, Richtung Madeira. Auch in der Hoffnung in der Landabdeckung von Madeira, das ja erheblich größer ist als Porto Santo, ein wenig Schutz zu finden.
Die Nacht über war dann anstrengend, weil die Wellen erst zum Morgengrauen weniger wurden.
Der Dienstag war dann wieder ganz angenehm, als es hell wurde konnte ich Segel setzen und fast den ganzen Tag über gemütlich nach Westen segeln. Mein neues Ziel war nun Funchal. Als ich südöstlich von Madeira war, hatte ich sehr viel Glück, denn ich bekam ein Funksignal für mein Handy und eine WhatsApp von Seglern, die ich in Rubicon kennengelernt hatte und die einen Tag vor mir nach Madeira aufgebrochen waren. Die ließen mich wissen, daß Funchal Marina voll ist. Sie würden nach Quinta do Lorde segeln und, falls auch voll, weiter nach Porto Santo. Die Nachricht war zu dem Zeitpunkt etwa 4 Stunden alt.
Ich also direkt den Kurs wieder geändert, nicht nach Funchal, dafür nach Nordost, an Funchal vorbei, nach do Lorde.
Etwas später kam auch die Meldung, daß in der Marina tatsächlich noch Platz ist. Nach Porto Santo wäre ich wohl nicht weiter gesegelt. Als Alternative wäre dann nur noch eine Ankerbucht östlich der Marina Quinta do Lorde möglich gewesen, um wenigstens mal auszuruhen und zu schlafen. So konnte ich sie wissen lassen, daß ich auch in die Marina käme und sie mir einen Platz reservieren sollen.
Kurz nach 1 Uhr kam ich am Mittwochmorgen in der Marina an und die Kollegen halfen mir freundlicherweise beim Anlegen.
Geschafft, endlich wieder ausruhen und schlafen.
Gegen Mittag fuhr ich dann mit dem Boot zum Tanksteg und füllte meinen Dieseltank wieder auf, 218 Liter und der Literpreis ist inzwischen hier auch bei 1,79 €.
Nun nahm das Verhängnis seinen Lauf, denn ich sollte auf den „normalen“ Liegeplatz, der für mein Boot vorgesehen ist. Da, wo ich die Nacht verbracht hatte, ist sozusagen der Willkommenssteg.
Unglücklicherweise kam beim Versuch in die Box einzuparken plötzlich starker Wind auf und trieb mich unkontrolliert auf ein anderes Boot, bzw. auf dessen Selbststeueranlage, die am Heck ab stand. Das Ruderblatt dieser Selbststeueranlage wurde beschädigt und der dänische Skipper war darüber natürlich nicht glücklich. Ich habe den Versuch in die Box zu kommen damit abgebrochen und bin wieder auf meinen alten Liegeplatz zurück, bis kein Wind mehr aufkommt. Vielleicht morgen.
Den Tag heute war ich dann damit beschäftigt, das der Versicherung zu melden und das Schadensformular auszufüllen. Inzwischen ist das alles erledigt und der Marinero hier in der Marina hat eine Werkstatt angerufen. Gerade habe ich erfahren, daß die den Schaden auch wieder reparieren können. Der Mitarbeiter der Versicherung meinte, ich solle mir da keine Gedanken machen, so etwas passiere dauernd. Naja, mir hoffentlich nicht mehr. Ich ziehe jedenfalls erst um, wenn ganz sicher kein Wind geht. So ein Katamaran ist eben ausgesprochen windanfällig, wegen der hohen Deckaufbauten.
So wie es ausschaut, hänge ich nun hier für mindestens 7 Tage fest. Was danach kommt, muß man dann sehen. Das gleiche Spiel wie auf Lanzarote, nur daß es diesmal 4 – 5 Tage sind, die ich zum Festland unterwegs sein werde.
29.04.2022
Heute liefere ich mal die Fotos der letzten Tage nach.
Ich würde es mal als sicher ansehen, daß sich die ganze Woche über keine Möglichkeit ergibt Richtung Festland aufzubrechen. Ich habe heute Morgen mit einem Holländer, der mit seinem Boot hinter mir liegt, gesprochen.
Der wollte eigentlich letztes Frühjahr von den Kanaren aufs Festland zurück. Er hatte zweieinhalb Monate in Rubicon gewartet und weil sich nichts ergab, ließ er das Boot dort und flog nach Hause. Da er nun schon mal wenigstens auf Madeira ist, hofft er es dieses Jahr zu schaffen. Nicht sehr ermutigend für mich.
Jetzt bin ich natürlich doppelt froh hierhergekommen zu sein, auch wenn es schwierig war und viel Diesel gekostet hat.
Kanaren – Gran Canaria
1.03.2022
Ich glaube, ich hatte schon erwähnt, daß es hier in Pasito Blanco sehr ruhig, sauber und gepflegt ist. Das ruhig vermisse ich allerdings seit drei Tagen, zumindest was den Schwell hier in der Marina angeht. Es ist noch nicht nervig, aber deutlich zu spüren. Wenn ich mir allerdings die Boote anschaue, die vor der Marinaeinfahrt ankern, bin ich froh in der Marina zu liegen. Pünktlich zum dunkel werden läßt das Schaukeln meist ein wenig nach. Es geht auch ein kühler Wind, der einem sehr schnell frieren läßt. Richtig angenehm warm ist es nur in der Sonne. Unglücklicherweise habe ich mir beim Durchwandern der Dünen in Maspalomas einen leichten Sonnenbrand zugezogen, der mich jetzt davon abhält mich in die Sonne zu legen. In den Dünen habe ich ein Statement, gelegt aus Steinen, entdeckt, dem ich nur zustimmen kann … (siehe Bilder)
Auch entdeckt habe ich hier im Supermarkt deutsche Produkte, die ich bisher in Spanien oder Portugal noch nicht gesehen hatte, deshalb mußte ich sie einfach kaufen.
Ansonsten las ich viel, reparierte in der Gästetoilette den Waschbeckenabfluss und dichtete die Metallmanschette des Auspuffs der Dieselheizung ab. Ich hoffe zumindest, daß es dichtet.
11.03.2022
In den letzten Tagen hat sich nicht viel ergeben, über das ich schreiben konnte, weil ich außer Lesen, Einkaufen, Kochen und ein wenig Spazierengehen nicht viel getan habe.
Seit Dienstag ist meine Schwester zu Besuch und da sind wir schon ein wenig mehr unterwegs. Am Mittwoch waren wir in Porto de Mogan. Davon zeige ich keine neuen Bilder mehr, denn die hatte ich ja bereits veröffentlicht. Mit dem Bus ist das eine knappe Stunde entfernt. Gestern, waren wir in Maspalomas unterwegs und an den Dünen.
Heute ging es mit dem Bus ins Landesinnere, in die Berge, nach San Bartolomé de Tirajana. Ein nettes kleines, sehr einsam gelegenes Dörfchen, das etwa eine Busstunde von Maspalomas entfernt ist. Auf der steilen Straße dahin sind viele Radfahrer mit Ambitionen unterwegs. Aber so steil wie auf Teneriffa sind die Straßen hier nicht.
Das ganze Areal sieht sehr trocken und karg aus und Grün sieht man eigentlich nur in der Umgebung von besiedeltem Gebiet, weil es nur dort Wasser zu geben scheint.
12.03.2022
Wir sind einfach nur ganz entspannt auf dem Boot geblieben und haben uns von den Unternehmungen der letzten 3 Tage erholt, viel gelesen und ein wenig durch die Marina spaziert.
Bei der Werft gab es ein kleines Schauspiel zu bewundern, denn es wurde ein großer Katamaran aus dem Wasser gehoben, der für den vorhandenen Travellift viel zu groß war. Dazu wurde extra ein Autokran positioniert und bis die Hebeschlingen angebracht waren, ging einige Zeit ins Land. Das Heben selbst war dann recht schnell erledigt, aber das Absetzen auf die Lagerböcke hat auch wieder recht lange gedauert.
Am Abend kam noch ein kleines Boot, mit einem großen Fang Thunfisch an. Die vier Fische wurden mit Angeln gefangen.
15.03.2022
Der Besuch von Las Palmas ganz im Norden der Insel war der letzte Ausflug mit meiner Schwester, bevor sie heute wieder nach Hause geflogen ist.
Da wir nicht daran interessiert waren einkaufen zu gehen, störte es auch nicht, daß wir am Sonntag dort waren und viele Geschäfte geschlossen waren.
Die Stadt ist schon ein ganzes Stück größer als Santa Cruz auf Teneriffa und wir konnten nur einen kleinen Teil sehen, aber der Teil hat mich nicht unbedingt davon überzeugt hier mehr Zeit zu verbringen.
Wie schon in anderen Städtchen der Kanaren gibt es auch hier einige Parks auf dem Stadtgebiet verteilt, grüne Oasen zum Ausruhen.
In erster Linie waren wir in der Altstadt, rund um das Casa de Colon unterwegs. Las Palmas wurde 1478 von Juan Rejon gegründet. Die Regierungsgebäude befanden sich in der Umgebung der heutigen Kathedrale. Das Casa de Colón war das Haus des Gouverneurs. 1492 machte Kolumbus auf seiner Reise nach Amerika hier halt und besuchte den Gouverneur. Das Kolumbus-Haus bekam erst in den 1950er Jahren sein jetziges Aussehen. Dabei wurden Teile des alten Gouverneurspalastes, wie das reich geschmückte Portal, in das Bauwerk integriert. Heute ist darin ein Museum, das sich mit den Reisen von Kolumbus beschäftigt.
Zurück in Playa del Ingles entdeckte ich ein kleines Stückchen Köln.
Auf dem Rückweg von der Bushaltestelle zum Boot, kam es mir noch in den Sinn mal den Kontrast zu zeigen, vom super gepflegten Golfplatz und der kargen Umgebung. Der Golfplatz zeigt die pure Wasserverschwendung und ist wie der restliche Tourismus hier ganz sicher nicht nachhaltig. Die karge und trockene Umgebung beinhaltet fertige Straßen, Beleuchtung, Treppen und Wege, die noch immer gesperrt sind, aber schon wieder verfallen. Es würde mich nicht überraschen zu hören, daß hier vor Jahren im Vorgriff gebaut wurde, um EU-Fördermittel auszunutzen. Die geplante Bebauung zu den Straßen hat dann wohl leider noch keinen Investor gefunden. Anders kann ich mir die guten Straßen und Treppen, die ins Nirgendwo führen, kaum erklären.
PS: es ist wiedermal ein wenig kühler geworden und heute hat es mehrmals kurz geregnet – das habe ich nicht bestellt!
20.03.2022
Zum Abschluß hier in der Marina habe ich heute die Mephisto mal gründlich mit dem Wasserschlauch und Schrubber von Staub und Schmutz gereinigt. Das hat drei Stunden gedauert und hat sich gelohnt. Jetzt sieht man wieder, daß das Deck weiß ist und nicht braun oder beige. Auch den Wassertank habe ich wieder voll laufen lassen und alles, was so rumlag, gut verstaut. In den letzten Tagen hatte ich schon Wasser, Cola, Radler, Milch und Proviant eingekauft und so ist nun mein Kühlschrank voll. Morgen werde ich hier einen Tag früher als ursprünglich geplant ablegen und Richtung Norden in die Bucht von Arinaga fahren. Leider wird das nur mit Motor und gegen den Wind gehen, aber es muß sein. Von Pasito Blanco rüber nach Fuerteventura ist es zu weit, um an einem Tag anzukommen. Deshalb werde ich den Weg etwas verkürzen und von der Bucht aus, sollte es in 9 – 10 Stunden zu schaffen sein. Ich hoffe, es wird in Arinaga nicht zu unruhig. Auf Fuerteventura werde ich versuchen, nicht die Marinas zu besuchen, sondern vor Anker zu gehen. Mal sehen, wie gut die Wind- und Wellenvorhersagen sind. Ab Anfang April ist geplant in der Marina Rubicon auf das richtige Wind- und Wellenfenster zu warten, um nach Porto Santo zu segeln, das dauert etwa zwei Tage. Von dieser kleinen Nachbarinsel von Madeira geht es dann zurück aufs Festland, Dauer etwa 4 Tage. Der direkte Weg wäre schneller, etwa 5 Tage, hat aber den Nachteil, daß ich einen Tag länger wach bleiben muß und das Wetter erheblich schlechter vorhersagbar ist für diese Dauer. Außerdem ist ein 5-tägiges Wetterfenster für den direkten Weg erheblich unwahrscheinlicher.
23.03.2022
Tja, mit Plänen, die vom Wetter abhängen ist das immer so eine Sache. Mein Plan ging nicht auf und mußte kurzfristig geändert werden.
Die Fahrt am Montag nach Arinaga habe ich gestrichen. In meiner Vorhersage App kann ich auch einige Meßstationen sehen, die den tatsächlich vorhandenen Wind anzeigen. Diese Werte weichen manchmal erheblich von den prognostizierten Werten ab. So auch am Montag in Arinaga, statt der 14 kn Wind laut Vorhersage, gab es dort 21 kn mit Böen bis zu 32 kn. Das wollte ich mir nicht antun, also blieb nur der direkte Weg von Pasito Blanco nach Morro Jable. Laut Vorhersage sollte der Wind von Norden kommen, was ideal gewesen wäre und eine schnelle Reise erwarten ließ. Leider stimmte nur die vorhergesagte Windstärke in etwa, nicht die Windrichtung. Der Wind kam zu Anfang aus Nordost statt Nord und so mußte ich quasi einen Bogen fahren, anstatt direkt in Richtung Fuerteventura segeln zu können. Erst spät drehte der Wind langsam, aber die ganze Strecke über hatte ich den Wind mit ca. 35 Grad von vorne, statt wie erhofft von der Seite. Gegen den Wind zu segeln ist eben erheblich langsamer und so dauerte die Überfahrt statt der erhofften 11 – 12 Stunden länger als 16 Stunden. Ich bin um 7:30 aufgebrochen und 23:30 war ich auf der Höhe von Morro Jable. Im Dunkeln wollte ich nicht in eine unbekannte Bucht einlaufen, zumal ich durch das AIS sehen konnte, daß mindestens 5 Boote schon dort lagen. Auch das Bergen des Großsegels und Anker auslegen ist im Dunkeln nicht so einfach. Deshalb habe ich mich kurzerhand entschlossen direkt weiterzusegeln bis zum nächsten Ziel, Gran Tarajal. Dazu war genügend Zeit und ich brauchte mich nicht weiter anstrengen, nur eben wach bleiben. Der Wind hatte nachgelassen und so konnte ich ganz gemächlich, mit 3 – 4 Knoten und zwischendurch auch mal mit Motorunterstützung, die Küste Fuerteventuras entlang nach Norden segeln. Genau mit dem Sonnenaufgang kam ich an der Bucht von Gran Tarajal an. Nur ein Boot lag hier und so war das Ankern in der weiten Bucht kein Problem. Ich habe mich dann erst einmal schlafen gelegt.
Der Anker hält und inzwischen scheint die Sonne, allerdings gibt es auch viele Wolken ringsherum und der Wind ist bei 20 – 22 kn aus Nord mit mäßigem Wellengang. Ich hoffe der Wind wird zur Nacht wieder weniger.
Der neue Plan sieht vor, daß ich bis Samstagabend hier bleibe und dann die Nacht durch nach Norden bis Lanzarote in die Marina Rubicon fahre. Der Wind soll nämlich auf Süd drehen und dann kann es hier ungemütlich werden. Auch auf Lanzarote soll es Wind aus Süd geben, deshalb gehe ich dort in die Marina.
28.03.2022
Ich bin die letzten Tage nicht so zum Schreiben gekommen, das Buch, das ich gerade lese, von Tom Clancy, ist einfach zu spannend. Deshalb möchte ich noch einmal kurz zurückgehen in die Bucht von Gran Tarajal, obwohl ich ja inzwischen schon auf Lanzarote bin.
In der Bucht war wirklich nicht viel los, ein Boot kam noch dazu, sonst gab es nicht viel Veränderung. Am Strand gab es auch nur eine Handvoll Leute und ins Wasser haben sich nur wenige davon gewagt. Was ein wenig störte, war ein Bagger, der am Felsen über dem Ort gearbeitet hat. Denn obwohl der so weit weg war, hallte sein Scheppern deutlich hörbar bis zu mir. Am Freitag gab es wohl etwas zu feiern, denn den ganzen Tag über war Musik und Lautsprecherdurchsagen von der Uferpromenade zu hören.
Am Samstag habe ich dann langsam meine Sachen wieder sicher verstaut und noch einmal die Windvorhersage überprüft. Es war so, wie zuvor. Wenn ich jetzt nicht segeln würde und stattdessen für 2 Tage in die Marina in Gran Tarajal gehen würde, bis der Südwind vorbei ist, könnte ich danach die nächsten 5 Tage nicht nach Norden segeln. Deshalb nehme ich jetzt lieber die Nachtfahrt in Kauf, anstatt dann eine Woche hier festzusitzen. Und es könnte ja sogar noch länger dauern, da ich darüber hinaus noch keine Windvorhersage habe.
Damit ist mein Aufenthalt in Fuerteventura wirklich kurz und ich war noch nicht mal an Land. Ich bin quasi nur mal schnell vorbeigesegelt.
Am Samstagabend um 18:00 Uhr ging der Anker auf und ich fuhr los in Richtung Osten, erst einmal. Etwa 40 Minuten später, nachdem ich um das Cap mit Leuchtturm herum war, ging es dann nach Norden. Erst jetzt war es möglich, die Segel zu setzen und kurze Zeit später auch den Motor abzustellen. Unterwegs haben ein paar Angler meinen Weg gekreuzt und ein Feuerwehr-Boot ist hurtig an mir vorbeigezogen. Solange es noch hell war, konnte man am Ufer die eine oder andere Siedlung sehen. Nach Sonnenuntergang wurde es schon weniger interessant, denn alles war einfach nur noch schwarz. So dicht an der Küste im Dunkeln ist schon etwas unsicher, denn eine Boje oder Fischereizeugs, das auf dem Wasser treibt, kann man nicht sehen. In der Ferne kam in etwa 4 nm Mein Schiff 4 von TUI vorbei. Das war deutlich zu erkennen und über AIS konnte ich die Daten abrufen. In der Nähe des Flughafens haben mich mehrere Flugzeuge überholt und deren Landescheinwerfer sind schon beeindruckend.
Als ich mich dem Hafen von Rosario genähert habe, hatte ich meine Schrecksekunde für die Nacht. Plötzlich gibt mein AIS eine Warnmeldung wegen Annäherung. Ich saß am Steuer, aber sah nichts außer den vielen Lichtern der Stadt und des Hafens. Als ich mir das auf dem Plotter-Bildschirm angeschaut habe, sah ich ein Passagierschiff mit 211 m Länge direkt auf mich zu haltend, das mich auf meiner Backbordseite passieren würde. Es war nur noch 1 nm entfernt. Wieder am Steuer sah ich immer noch nichts, aber ich bin nach Steuerbord ausgewichen. Auf dem Bildschirm konnte ich sehen, daß der Passagierdampfer auch ein wenig nach Backbord auswich. Erst als ich das Schiff leicht von der Seite sehen konnte, etwa 800 m vor mir, konnte ich es mit seiner Beleuchtung erkennen. Von vorne gesehen war das Schiff zu dunkel, um sich von der Hintergrundbeleuchtung der Stadt abzuheben. Ich konnte deutlich die Heckwellen des Passagierschiffs am Boot spüren.
Der Rest der Nacht blieb ereignislos und ich konnte mit dem Wind ganz gemütlich bis ans nördliche Ende von Fuerteventura segeln. Leider war mit dem Ende von Fuerte auch das Ende der Gemütlichkeit erreicht. Zwischen Lanzarote und Fuerteventura steigerte sich der Wind mit jeder Meile, was nicht der Vorhersage entsprach. Ich mußte die Segel reffen und alleine ist das jedes Mal ein Kraftakt, zumal ich dazu auf dem inzwischen stark schwankenden Boot nach vorne an den Mast mußte und es stockfinster war.
Nachdem die Segel gerefft waren, war mir wieder wohler zumute und das Ende der Reise war, dank der urbanen Beleuchtung, auch schon zu sehen. Allerdings hatten Wind und Wellen so stark zugenommen, daß ich nicht in die Marina einlaufen konnte, zumal es noch immer dunkel war. Ich konnte die Hafeneinfahrt nicht sehen, nur die grün – roten Blinklichter. Außerdem sah ich noch einige Ankerlichter von Booten, die in der Nähe der Einfahrt vor Anker lagen. Um kein Risiko einzugehen, lies ich mich vom Wind etwas abtreiben und meinen Anker zwischen den beiden Marinas (im Westen ist eine weitere Marina) fallen. Bis es hell wurde, legte ich mich an Deck, angezogen, falls der Anker nicht halten sollte, etwas hin.
Das Erste, was ich gegen 9 Uhr sah, als ich aufstand, war eine Fähre, die wiederum genau in meine Richtung kam. Ich habe mich gleich mal genau umgesehen, ob ich nachts vielleicht zu nahe an der anderen Marina geankert hatte oder vielleicht in deren Richtung vertrieben wurde. Aber es war alles Ok, genug Platz für die Fähren.
Also nun Anker auf und endlich in die Marina. Da der Welcome Steg auch gleichzeitig der Tank Steg ist, machte ich auch gleich meinen Dieseltank voll und meine Reservekanister für die Überfahrt aufs Festland. Hier kostet der Liter Diesel noch 1,35 €. Da ich einen Liegeplatz reserviert hatte, gab es auch keine Probleme beim Einchecken. Ein Marinero half mir noch beim Einfahren in die Box mit den Leinen und dann konnte ich mich endlich entspannen und noch ein Nickerchen machen. Danach noch Duschen und Abendessen und das wars. Erst am nächsten Tag, also heute, bin ich durch die Marina geschlendert und habe mir alles angesehen.
29.03.2022
Bis heute Mittag war der Wind noch recht kräftig und das war auch deutlich am Boot in der Marina zu spüren. Ich habe die Festmacherleinen noch einmal nachgezogen, damit weniger Bewegung im Boot ist. Jetzt gerade (20 Uhr Ortszeit) ist es wunderbar ruhig, kein Schwell, kein Wind.
Es gibt hier in der Marina eine große Ansammlung an Katamaranen, wie ich sie noch nicht gesehen habe. Es sind mindestens 30 Stück hier, alleine an dem Steg, an dem ich liege, sind es 8. Sogar 2 davon sind der gleiche Typ wie die Mephisto, eine Lipari 41. Allerdings ist gerade der genau neben mir in einem bedauernswerten Zustand und wahrscheinlich liegt der hier schon eine Weile, ohne daß der Eigner hier war.
Nachts kann ich einen aktiven Vulkan sehen, der hier aufgeschüttet wurde. Die Beleuchtung ist jeden Abend aktiv 🙂
Die Bebauung hier ist wirklich nett gemacht, mit Stegen zum Flanieren und die Restaurants haben Terrassen mit Blick auf die Marina. Es gibt einige Restaurants und auch Geschäfte, aber es ist nicht so überlaufen wie in Puerto de Mogan, aber auch nicht so einsam wie Pasito Blanco, gerade die richtige Mischung. Abends gibt es Live-Musik, so wie gerade auch wieder.
31.03.2022
Heute habe ich eine unangenehme Aufgabe erledigt, die ich schon Wochen vor mir herschiebe, der Austausch der Opferanoden an den Schiffspropellern. Das sind kleine Zinkzylinder, die an den Propellern angeschraubt sind. Im Salzwasser kommt es zu elektrochemischer Korrosion und mit der Zeit würde die auch die Propeller angreifen. Die Opferanoden tun nun das, was ihr Name suggeriert, sich opfern. Es wird immer das unedlere Material angegriffen und das ist in diesem Fall das Zink der Opferanoden. Solange also Zink da ist, werden die Propeller nicht angegriffen. Deshalb ist es so wichtig danach zu sehen und bei Bedarf die Teile auszutauschen. Schlimmstenfalls korrodiert der Propeller und das würde zum Bruch führen.
Also bin ich in dem unappetitlichen und kalten Hafenwasser auf Tauchstation gegangen. Dabei hatte ich Glück, mit Schnorchel und ausgestreckten Armen reichte ich bis an die Propeller und die Teile heran und brauchte nicht extra meine Tauchflasche mit Atemregler heraus räumen. Meine größte Sorge war, daß mir die Schraube, mit der die Teile befestigt werden, durch die Finger schlüpft. Ich hätte keinen Ersatz dafür.
Glücklicherweise ging alles gut und nach 20 Minuten war ich fertig und total durchgefroren. Ich habe mich direkt unter einer warmen Dusche wieder aufgewärmt und den Schmutz abgespült. Bis zum Herbst ist nun Ruhe damit und dann kommt das Boot ja eh aus dem Wasser für die Erneuerung des Unterwasseranstrichs.
Kanaren – Teneriffa
2.02.2022
Es hat in der Nacht wieder ordentlich geregnet. Da es am Vormittag auch weiterhin stark bewölkt ist, entschließe ich mich zu einem Ausflug mit der Straßenbahn, hier in Santa Cruz. Die Bahn ist beachtlich, denn sie kommt mit den Steigungen hier zurecht, wenn auch nicht mit den steilsten und es ist keine Zahnradbahn oder ähnliches. Egal wohin, es kostet 1,35 € und das, obwohl mein Ziel bereits außerhalb von Santa Cruz, in La Laguna liegt. Ich wollte einen kleinen Teppich für meinen Eingang und einen besseren Besteckeinsatz für die Schublade suchen, deshalb der 45-minütige Weg zu IKEA. Was ich nicht wusste, heute ist hier auf Teneriffa Feiertag. Als ich bei IKEA ankam, war alles zu. Auch der große Baumarkt gegenüber und der Decathlon waren geschlossen. Da war klar, es mußte Feiertag sein und mein Weg war umsonst. Also wieder zurück und morgen NOCHMAL. Wenigstens habe ich mir noch ein Eis gegönnt.
Es ist übrigens das Fest der Virgen de la Candelaria, das dem Maria Lichtmess entspricht und nur auf Teneriffa gefeiert wird, nicht auf den anderen Kanaren Inseln.
Im Hafen liegt heute die AIDAnova, gestern war da noch ein TUI-Schiff. Auch wenn hier ständig diese Kreuzfahrtschiffe herumliegen und man sich daran gewöhnt, die Größe ist schon beeindruckend.
9.02.2022
Meine Einkäufe habe ich, so weit möglich, inzwischen erledigt. Am Tag nach dem Feiertag war ich in der IKEA und habe einen passenden Teppich bekommen. Der war so lang, daß ich gleich zwei daraus machen konnte und nun habe ich den gleichen noch einmal zur Reserve. Einen neuen Wasserschlauch kaufte ich im Baumarkt neben der IKEA und mit 25 m ist der jetzt auch lang genug. Vorher waren zwei zusammengesetzte Schläuche an Bord, wobei einer so ein Gummiding war, der sich bei Druck ausdehnt. Der war zwar schön leicht und klein, aber auch zu dünn, was dazu führte, daß zu wenig Wasser durchfloss.
Auf dem Weg stach mir eine Werbung für deutsche Küchen ins Auge. Deutsche Wertarbeit wird also auch hier geschätzt. Was ich nicht bekam, war der Besteckkasten.
Seit ich das Boot übernommen habe, schleppe ich eine DISA Gasflasche an Bord mit. Die Firma gibt es nur in Spanien. Ich hatte erfahren, daß das Pfand für die Gasflasche 35,- € beträgt und natürlich wollte ich das Geld kassieren und dabei die Flasche loswerden. Aber man kann die Gasflasche nur zurückgeben und das Pfand wiederbekommen, wenn man den Vertrag dazu hat und den habe ich natürlich nicht. Da das Butangas von DISA nur etwa die Hälfte vom Campinggaz kostet und ich noch eine Weile in Spanien unterwegs sein werde, habe ich mich dazu entschlossen, die Gasflasche zu nutzen, anstatt sie wegzuwerfen. Zum Tauschen der leeren gegen eine volle Flasche benötigt man keine Dokumente. Den passenden Druckminderer hatte ich sogar an Bord. Weil die Flasche aber 2 – 3 cm zu hoch ist, passt sie nicht in das vorgesehene Gas-Abteil. Aber der Schlauch ist glücklicherweise lang genug und passt durch vorhandene Lücken, so daß ich die Flasche unterm Tisch anbringen konnte und sie so nicht stört.
Bestellt habe ich noch eine neue Rettungsinsel, denn die alte war von 2010 und der Service war seit 2 Jahren überfällig. Außerdem war der Kunststoffcontainer brüchig und nicht mehr dicht. Ein neuer Service schien mir nicht mehr angebracht, noch dazu war sie für 8 Personen. Bei Rettungsinseln ist größer nicht gleich besser, die Größe muß passen. Meine neue ist nun für 4 Personen und soll am Dienstag geliefert werden. Eigentlich war die Überfahrt hierher mit der alten Rettungsinsel schon gewagt. Ich bin nicht sicher, ob sie noch funktionieren würde.
Am Freitag, 11.02. kann ich hoffentlich meine Booster-Impfung bekommen. Das ist ja der Hauptgrund, warum ich so lange hiergeblieben bin. Für den Fall von Nebenwirkungen habe ich noch ein paar Tage draufgelegt und wenn alles gut ist will ich am Mittwoch, 16.02. ablegen.
Nebenbei habe ich noch erfahren, daß eine ehemalige Klassenkameradin hier auf Teneriffa wohnt und so habe ich gerade noch Gelegenheit sie zu besuchen. Das Ende meiner Schulzeit auf der Wilhelm-Wundt-Realschule in Mannheim-Neckarau liegt dieses Jahr tatsächlich schon 40 Jahre zurück.
PS: auch wenn ich nicht extra auf Kommentare oder Gästebucheinträge antworte, freu ich mich immer sehr darüber von den Lesern meiner Seite eine Rückmeldung zu bekommen. So weiß ich, daß die Arbeit, das alles zu schreiben es auch Wert ist. Sollten Klassenkameraden von der WWR-Schule das lesen, dieses Jahr soll zum 40sten ein Klassentreffen stattfinden. Wenn ihr mir schreibt, kann ich den Kontakt weiterleiten.
11.02.2022
Da wartet man 4 Wochen auf etwas und dann ist es in 3 Minuten erledigt.
Die Rede ist von meiner Booster-Impfung, also die 3. Impfung. Heute sind es genau 6 Monate seit der letzten Impfung und so konnte ich sie mir endlich hier in Santa Cruz abholen. Ich hatte noch vor drei Tagen versucht online einen Termin zu vereinbaren, aber da ich kein „Resident“ bin und deshalb keine Sozialversicherungskarte habe, ging das nicht. Also bin ich ohne Termin heute früh ins Impfzentrum und es war praktisch leer. Ich mußte nicht warten und deshalb war die eigentliche Impfung, mit Moderna-Impfstoff (wie ich es mir erhofft hatte), in 3 Minuten erledigt. Das Zertifikat kann ich mir morgen in einer Apotheke abholen. Leider gab es vor Ort keinen Eintrag in mein Impfbuch.
Nun bin ich gespannt, ob sich Nebenwirkungen bemerkbar machen.
Mein Boot muß ich bei Gelegenheit noch einmal abspritzen, denn der Calima hatte angehalten und es hat sich wieder eine leichte Sandschicht abgesetzt. Beim normalen Atmen habe ich nichts von dem Staub in der Luft gespürt, da half die Schutzmaske vielleicht auch.
13.02.2022
Ganz ohne Nebenwirkungen ging es bei der 3. Impfung leider nicht, aber sie sind nur leicht. Seit Samstag habe ich leichte Kopfschmerzen und ein allgemeines Unwohlseingefühl, ohne es genauer spezifizieren zu können. Aber es hätte mich nicht davon abgehalten, nach Gran Canaria zu segeln. Was mich davon abhält, ist die spanische Bürokratie. Am Samstag sollte ich mir das Zertifikat in einer Apotheke abholen können, enttäuschenderweise gab es da nichts im Computer von meiner Impfung. In der Apotheke, in der ich heute war, konnte sich die Senora nicht einloggen ohne meine DNI oder NIE Nummer, die ich natürlich nicht habe, da ich weder Einwohner Spaniens noch Resident bin. Die Nummer, die ich benutzte, um meine Impfung zu bekommen, hat ihr nicht genügt. Bei der Impfung selbst gab es ja keinerlei Beleg oder Eintrag in mein Impfbuch. Nun hoffe ich, daß da nichts schiefging und gehe morgen wieder ins Gesundheitszentrum, um dort das Zertifikat zu bekommen. Daumen drücken!
Da ich dann heute schon mal unterwegs war, bin ich noch zu dem „Africa“- Markt gegangen. Es ist kein Markt im eigentlichen Sinn, da er in festen Gebäuden stattfindet, aber in jedem Fall interessant und es gibt viel zu sehen. Vor allem werden Lebensmittel verkauft, viel Fleisch und Backwaren und auch fertige Gerichte zum Mitnehmen.
So wie es im Moment ausschaut mit der Wetter- und Windvorhersage, verschiebe ich meine Abfahrt auf Donnerstag, da ist der Wind nicht mehr ganz so heftig, aber immer noch genug zum Segeln. Ich gehe davon aus, daß zwischen den Inseln der Wind durch Düseneffekte eh etwas stärker ist als vorhergesagt.
15.02.2022
Ich schätze, ich habe die Nebenwirkungen der Corona-Impfung nun gut überstanden. Die Kopfschmerzen und das Unwohlsein sind weg, auch der leichte Druckschmerz um die Einstichstelle am Arm ist nicht mehr zu spüren. Also alles in allem waren es wirklich nur geringfügige Nebenwirkungen, die mich nicht umgehauen haben. Inzwischen bekam ich im Centro de Salud auch das Zertifikat, das allerdings nur eine Impfung beinhaltet, weil ich hier in Spanien eben nur die eine Impfung bekommen habe. Im geeinten Europa hätte ich mir ein Zertifikat gewünscht, das alle drei Impfungen ausweist, so muß ich nun immer zwei Zertifikate vorzeigen, das aus Deutschland mit den ersten beiden und das aus Spanien. Blöd, wozu gibt es dann ein europäisches Impfzertifikat?
Das Wetter spielt auch wieder nicht mit, kein Sommer, stattdessen dicke Wolken und Regen. Es ist wieder deutlich kühler geworden, nachts habe ich sogar den Heizlüfter laufen.
Ich hoffe, ich bekomme heute noch oder spätestens morgen meine neue Rettungsinsel. Am Donnerstag gehts los nach Puerto de Mogan auf Gran Canaria. Zuvor werde ich noch meinen Proviant aufstocken, hier gibt es jede Menge Supermärkte, Mogan ist ein kleines, malerisches Dorf, dort gibt es wahrscheinlich nur einen kleinen Mini-Markt.
16.02.2022
Heute war noch jede Menge zu erledigen, damit ich morgen nach Gran Canaria ablegen kann. Vor allem mußte ich auf der Mephisto wieder alles sicher verstauen, nachdem ich nun 6 Wochen hier in Santa Cruz gelebt habe und kaum auf sichere Lagerung achten mußte. Meine größte Sorge aber war die Rettungsinsel, die habe ich gerade eben noch geliefert bekommen (20:10 Uhr). Sie hing so lange bei der Transportfirma, bzw. beim Zoll fest, denn sie wurde vom Festland nach Teneriffa geliefert. Aber jetzt müßte alles OK sein und wenn nichts schiefgeht, bin ich morgen gegen 18:00 Uhr in Puerto de Mogan. Ihr werdet es erfahren.
18.02.2022
Alles gut gegangen, seit gestern, etwa 17:00 Uhr, bin ich in Puerto de Mogan. Ich stand extra früh auf, kurz nach 7 Uhr und nach einem schnellen Frühstück wurden die Festmacher teils entfernt und so angebracht, daß ich ablegen konnte. Das Stromkabel und alles was sonst noch rumlag wurde verstaut, warme Klamotten und meine Rettungsweste bereitgelegt. Der letzte Müll wurde entsorgt und die Karte zum Öffnen der Marinatüren im Büro abgegeben. Um 8:30 habe ich die Motoren angelassen und um 8:45 schwamm die Mephisto im Hafenbecken, weil ich erst alle Fender und Festmacherleinen verstauen mußte. Wenn man das alles alleine bewältigen muß kommt man dabei schon ins Schwitzen. Außerdem muß man ständig ein Auge aufs Boot haben, um nicht auf ein Hindernis zu treiben, bzw. auf alles um einen herum, weil plötzlich ein anderes Boot auftauchen könnte. Kurz nach 9 Uhr war ich durch den Industriehafen durch und auf dem offenen Meer.
Schon nach 25 Minuten gab es genug Wind um Segel zu setzen. Die Überfahrt war auf den ersten 42 von 50 nm recht flott, weil es ordentlich Wind gab, immer so zwischen 18 und 23 kn. Ich bin von Anfang an im 1. Reff gefahren, weil ich durch die Windvorhersage so etwas erwartet hatte. Ich hatte zwischendurch schon die Befürchtung, ich müsste noch ins 2. Reff gehen, weil Böen bis 26 kn kamen, aber das wäre sehr unangenehm und schwierig geworden und so bin ich das Risiko eingegangen im 1. Reff weiterzufahren. Man muß dazu wissen, daß ein Katamaran sehr viel leichter kentert als ein Monohull und bei der Überfahrt kamen die Wellen oft von der Seite. Wellen und Wind in dieser Konstellation sind daher nicht so ganz ohne, auch was die Belastung für den Mast betrifft. Es hat auch ganz ordentlich im Boot gescheppert, denn der Seegang war mindestens so rauh wie bei der Fahrt nach Madeira. Glücklicherweise ging nichts zu Bruch. Die Sonne schien, aber durch den starken Wind war es dennoch kalt und so hatte ich nicht bemerkt, wie mir die Sonne ins Gesicht brannte. Erst als ich im Windschatten von Gran Canaria war, wurde es warm und mein Gesicht brannte ein wenig. Der Wind hatte nun nur noch 8 – 10 kn und es ging recht langsam voran. Als der Wind weiter nach ließ und die Geschwindigkeit der Mephisto unter 3 kn lag, habe ich den Steuerbordmotor angelassen und die Segel geborgen. Die letzte Stunde wurde dann unter Motor zurückgelegt.
Unterwegs gab es wieder Begegnungen, einmal, aus weiter Ferne, mit einem seltsam anmutenden Schiff, das einen sehr hohen Turm hatte. Ich dachte erst es wäre eine Ölplattform, aber mit 7 Knoten wäre die viel zu schnell unterwegs. Tatsächlich war es ein Bohrschiff, wie ich später übers Internet herausgefunden habe, die West Carina.
Die zweite Begegnung war sehr viel näher, es haben sich wieder ein paar Delphine blicken lassen. Die waren eine ganze Weile neben und vor mir, aber leider sind sie nur schwer zu fotografieren, weil man sie ja erst außerhalb des Wassers sieht und dann sind sie auch gleich wieder untergetaucht.
Das Anlegen in der Marina war problemlos, es gab ja keinen Wind.
Das Liegen hier ist so völlig anders als in Santa Cruz. Zunächst bin ich hier nicht an einem Schwimmponton, der mit der Flut auf und ab steigt, sondern an einem festen Pier, nur das Boot bewegt sich auf und ab. Da müssen die Leinen lose bleiben, damit sich das Boot nicht aufhängt und mal muß ich eine Leiter hochklettern und mal kann ich fast einfach nur einen großen Schritt machen.
Die Touristen flanieren hier in Massen an den Booten entlang und man wird angegafft und hört was so alles erzählt wird, wenn ich es verstehen könnte.
Heute kamen tatsächlich Mannheimer aus der Gartenstadt vorbei und wir haben uns kurz unterhalten.
In San Tropez würde ich für so einen Liegeplatz ein Vermögen zahlen müssen.
In dem kleinen Ort gibt es bestimmt 30 Restaurants und Cafés, alles total touristisch. Außerdem scheint die Sonne, es gibt nicht ein Wölkchen und es ist warm, zumindest tagsüber. Leider sind die Duschen und Toiletten noch so, wie ich sie 2014, als ich schon einmal zum Segeln hier war, kennengelernt habe, gerade noch akzeptabel.
19.02.2022
Heute früh, als noch nicht so viele Menschen unterwegs waren, bin ich noch einmal durch den Ort gelaufen. Es gibt nicht nur jede Menge Restaurants und Cafés, sondern auch noch jede Menge Geschäft mit Dingen, die man nicht wirklich braucht, für Touristen eben; Souvenirs, Badesachen, Strandaccessoires, T-Shirts, Kosmetik und Taschen. Trotz der vielen Menschen tagsüber und Abends, ist es nachts ruhig. Die Restaurants schließen spätestens um 23:00 Uhr und dann ist Ruhe. Früher gehe ich eh nicht schlafen und laute Musik gibt es auch tagsüber nicht. Nur manche Leute, die sich unterhalten während sie vorbeigehen, haben ein lautes Organ.
Morgen geht es weiter nach Pasito Blanco. Ich hoffe sehr, daß die Marina in Ordnung ist, damit meine ich saubere Sanitäranlagen und wenig Schaukeln im Hafen, denn hier würde ich gerne vier Wochen bleiben. Es ist direkt neben Maspalomas und so ruhig die Marina selbst wohl ist, weil kaum Geschäft da sind, kann man leicht in den Trubel von Maspalomas und Playa del Ingles gelangen. Außerdem bekomme ich Besuch von meiner Schwester und für sie wäre es sicher nichts in einer Bucht zu liegen.
Leider hatte ich wieder Wasser im STB Maschinenraum von der Überfahrt. Ich bin sicher, es kam nicht von der Wasserpumpe. Meine neue Vermutung ist der Durchbruch für den Auspuff der Dieselheizung. Da der Seegang recht hoch war, lag der Auspuffstutzen wahrscheinlich öfter Unterwasser. Im Motorraum sah es zumindest so aus, als ob es an der Stelle naß wurde und es wäre leicht vorstellbar, daß die Metallmanschette nicht richtig abgedichtet wurde. Ich muß das weiter beobachten.
Ich habe hier sonst nicht viel zu tun und lese daher wieder stundenlang.
23.02.2022
Seit 3 Tagen bin ich nun schon in Pasito Blanco, wie die Zeit doch verfliegt. Heute ist es hier, bis auf das Windheulen, ruhig. Gestern wurde in der kleinen Werft direkt neben an heftig gearbeitet und das war laut, den ganzen Tag über. Dafür war es aber auch sonnig und windstill und ich konnte mich an Deck in die Sonne legen und lesen, ganz im Gegensatz zu heute. Es geht ein ordentlicher Wind, der einen schnell auskühlen läßt obwohl die Sonne scheint. In der ersten Nacht mußte ich noch am Tanksteg liegen bleiben, weil mein Platz noch nicht frei war. Mein Platz, inzwischen gegenüber der Tankstelle, ist allerdings nicht so ideal, weil er quasi in der Marinaeinfahrt liegt und damit etwas ungeschützt ist. Vielleicht habe ich Glück und es wird noch etwas anderes frei. Zumindest habe ich es nicht weit zu den Toiletten und Duschen und der kleine Supermarkt ist auch recht nahe.
Pasito Blanco ist eigentlich eine riesige, private Appartmentanlage, zu der eben auch die Marina gehört. Alles hier wirkt sehr gepflegt und sauber, die Zufahrt wird 24 Stunden bewacht und ist durch eine Schranke abgesperrt. Es gibt neben der Marina auch einen kleinen Strand, der zumindest zu Fuß frei zugänglich ist. Es liegt neben Maspalomas und könnte man am Strand entlang gehen, wäre der Weg nicht weit. Blöderweise gibt es aber einen Golfplatz, der bis zur Küste reicht und den Weg versperrt. Außen herumzulaufen ist mehr als doppelt so weit. Ärgerlich!
Bei der Fahrt hierher war das Meer recht ruhig und es kam kein Wasser in den STB Maschinenraum, obwohl die Maschine lief. Das erhärtet meinen Verdacht mit der Undichtigkeit am Auspuff der Dieselheizung. Sobald ich bei meinem stressigen Leben hier an Bord mal eine freie Minute finde, werde ich versuchen, die vorhandene Manschette ein wenig abzudichten. 🙂
Törn 1 – Kanaren
2.01.2022
Allen Lesern ein frohes und gesundes neues Jahr.
Ich hatte Silvester noch im Schatten des Montana Roja verbracht, genau gegenüber des Flughafens. Zum Jahreswechsel kamen einige an den Strand und haben am Lagerfeuer gefeiert. Die Bucht war auch mit sechs anderen Booten besetzt, was bemerkenswert war, weil die Tage zuvor sich kaum ein anderes Boot blicken ließ. Zum Jahreswechsel gab es hier auch ein wenig Feuerwerk, ansonsten war nicht viel los.
Am Neujahrsmorgen machte ich mich auf den Weg Richtung Norden. Hier sollte sich laut Wind- und Wellenvorhersage in den nächsten Tagen ein unruhigeres Meer ergeben und weiter nördlich bleibt es, wenn auch nur wenig, dennoch ruhiger. Auf der 3-stündigen Fahrt gegen den Wind, unter Motor, fuhr ich an einem Industriehafen vorbei, der wohl auch Bohrplattformen beherbergte. Es gab auf der Etappe nicht viel Abwechslung. Ich hoffte nur, daß in der Bucht auch Platz sein würde, denn ich hatte zum Ankern kaum eine Alternative. Glücklicherweise war die Bucht bei meiner Ankunft tatsächlich leer und ich konnte problemlos ankern. Ein kurzer Schnorchelausflug in dem klaren Wasser hat mich davon überzeugt, daß der Anker im Sand vergraben war. Allerdings ging unter dem Boot eine Pipeline ins Meer, die laut Karte eigentlich 100 – 150 m weiter südlich liegen sollte. Ich hatte mich extra weiter nördlich plaziert, um der Leitung nicht zu nahezukommen. So lag der Anker nun nur etwa 30 m entfernt und falls er rutschen sollte, könnte er sich in der Leitung verhaken. Keine Ahnung wie stabil so ein Ding ist. Ich hoffe, der Anker hält. Nachts kam noch ein Segelboot in die Bucht und blieb vor Anker. Ich bewundere die Crew, denn im Dunkeln würde ich nicht in so einer Bucht ankern wollen. Es ist gar nicht möglich, die Entfernung zu den Felsen an Land abzuschätzen, weil man sie nicht sieht und nur der Karte und GPS vertrauen?
In der Bucht gibt es einiges an Gebäuden und direkt dahinter jede Menge Windkraftanlagen. So dicht würden die Bewohner die Windräder in Deutschland sicher nicht akzeptieren. Leider ist die Wasseroberfläche hier in der Bucht sehr unruhig, die Mephisto schaukelt den ganzen Tag und die Nacht kräftig hin und her. Es war eine unruhige Nacht, obwohl der Anker hielt, aber das Geschaukel ist nervig. Nur wie gesagt, es gibt keine gute Alternative, bis zum 4.1. bleibe ich hier, ab dann habe ich eine Reservierung für die Marina in Santa Cruz.
Es ist jetzt 21:54 Ortszeit (22:54 Deutschland) und an Schlaf ist nicht zu denken.
Den ganzen Tag schon schaukelt die Mephisto in der Bucht von Abona auf den Wellen, aber seit Sonnenuntergang hat das noch zu genommen. Wind aus Norden und die Wellen, wenn auch nicht sehr hoch, aus Osten. Das bewirkt, daß die Mephisto die Wellen genau von der Seite abbekommt und dadurch enorm ins Wanken gerät. Es schwankt noch stärker als auf der Überfahrt von Madeira nach Teneriffa. Wenn der Wind auch aus Osten käme und die Wellen damit genau von vorne, wäre alles harmlos.
Vor mir liegt ein Monohull (also ein „normales“ Segelboot), das tanzt noch weitaus schlimmer auf den Wellen und schwankt wie im Sturm.
Ich schätze, es wird noch eine Weile dauern, bis ich schlafen kann.
3.01.2022
Was für eine Nacht. Das Schaukeln wurde gegen 1 Uhr noch stärker und irgendetwas hat gegen 2 Uhr laut gescheppert. Wahrscheinlich meine Töpfe im Schrank. Um 4 Uhr habe ich das letzte Mal kurz rausgeschaut, aber das Boot lag noch an seinem Platz, der Anker hält. Wenigstens etwas.
Die Wellen sind zwar nicht hoch, aber kurz (4 – 5 Sekunden) und das Boot schaukelt sich im Rhythmus auf. Auf der Überfahrt waren die Wellen viel höher, aber sehr lang (12 – 15 Sekunden), das war eher wie Wellenreiten. Ich hoffe, die nächste Nacht wird ruhiger und ab morgen in der Marina sollte ich wieder ruhig schlafen können. Es scheint nichts zu Bruch gegangen zu sein. Die Gläser im Schrank sind teilweise umgefallen, aber heil geblieben.
Dafür lege ich mich gleich ein wenig auf Deck in die Sonne (26 °C) und versuche den Schlaf nachzuholen.
4.01.2022
Letzte Nacht war nicht ruhiger, im Gegenteil, der Wellenschlag hatte noch zugenommen. Schlafen konnte ich deshalb nur wenig. Um dem möglichst schnell ein Ende zu setzen bin ich noch vor Sonnenaufgang aufgestanden und habe alles sicher verstaut, die Elektronik eingeschaltet und alles fürs Anker aufholen vorbereitet. Mit dem Morgengrauen um 8 Uhr war der Anker an Bord und ich, ohne Frühstück, unterwegs Richtung Norden, nach Santa Cruz. Sowohl Wind als auch Wellen waren stärker als gedacht. Selbst die Vorhersagen für nur einen Tag erweisen sich manchmal als recht unzuverlässig. Der Mittelteil der Strecke war so, wie vorhergesagt. Leider erwies sich das letzte Drittel, etwa eine Stunde vor Santa Cruz ebenfalls wieder als recht unruhig, mit viel Gegenwind. Kurz vor 13 Uhr kam ich im Hafen an und mußte noch etwas warten bis ich den Liegeplatz zugewiesen bekam. Bis die Mephisto dann vertäut in der Marina lag und ich den Papierkram erledigt hatte, war es fast 16 Uhr. Den Abend habe ich nur noch damit verbracht den Müll der letzten Woche zu entsorgen, mir etwas zu essen zu machen und das hier zu schreiben. Ich bin noch müde von den letzten beiden, kurzen Nächten. Deshalb gibt es morgen erst mehr und ein paar Fotos.
Nebenan liegt wieder ein AIDA Schiff und eins von TUI.
5.01.2022
Es ist unbeschreiblich, ich konnte ganz unbeschwert und ruhig schlafen. Die Mephisto liegt hier in der Marina nahezu bewegungslos. Wunderbar.
Das liegt daran, daß der Hafen in Santa Cruz so lange ist und die Marina ganz am Ende liegt. Der Schwell kommt gar nicht bis hierhin. Auch der Wind kommt bisher recht konstant aus einer Richtung und drückt das Boot leicht vom Steg weg, sodaß die Leinen gleichmäßig gespannt sind und das Boot nicht zwischen Fender und Leine hin und her federt.
Ich war heute in der Stadt unterwegs, zuerst am Hafen entlang, um die größeren Schiffe, die hier sind, zu sehen und dann ziellos durch die Stadt. Das TUI Schiff, das gestern noch zu sehen war, war heute schon weg. Die AIDAmira liegt noch am Kay und es tut sich dort nichts. Vielleicht auch wegen Corona?
Ein interessantes Schiff ist auch gerade hier, die Gorch Fock höchstpersönlich. Ich konnte kurz bei einer Wache nachfragen, warum sie hier liegt, ob etwas Besonderes hier passieren würde. Aber leider sind sie nur auf einem normalen Ausbildungstörn, mit einem kurzen Aufenthalt.
In Sichtweite liegt das Opern-Haus, direkt an der Hafeneinfahrt. Als ich hierherkam war ich froh es endlich zu sehen und zu wissen, der Hafen ist nahe. Es hat einen auffälligen Baustil und wird mit dem Opern-Haus in Sydney verglichen, wegen dieser seltsam anmuteten Betonbögen. Aber das in Sydney sieht nun schon ganz anders aus, wie ich finde und ist auch wesentlich größer. Aber auffällig ist es dennoch.
Vor 21 Jahren konnte ich, während eines Urlaubs in Australien, das Opern-Haus besichtigen und dort, während der Führung, die Story hören, wie Paul Hogan (Crocodile Dundee) in Australien so berühmt geworden ist. Keine Ahnung, ob das auch im Internet irgendwo steht, nur so viel, er war einer der Anstreicher der Sydney Harbour Bridge (steht direkt neben dem Opera-House) und während der Bauphase hat er mit seinen Kumpels gewettet, daß er in dem Ding singen würde, wenn es fertig ist. Er hat es getan, und zwar bei der Eröffnungsfeier, in Gegenwart der Queen. Natürlich hatte er dazu keine Einladung, sondern er hat sich einfach eingeschmuggelt und gesungen.
Santa Cruz selbst ist voller Leben und obwohl es heute sehr bedeckt war und nicht so warm, sind viele Menschen unterwegs, zum Essen oder einkaufen. Viele stehen vor den Geschäften Schlange, weil nach der Verschärfung der Corona-Regeln nur noch eine bestimmte Anzahl von Leuten in die Geschäfte dürfen. Es gibt hier wirklich viele Restaurants und Cafés und kleine Geschäfte mit allem, was man so braucht. Morgen ist hier Feiertag und ich bin gespannt welche Geschäfte dann noch aufhaben. Ich werde den Feiertag als Anlaß nehmen nichts zu tun und mich auszuruhen und zu lesen. Es gibt zwar wieder ein paar Sachen zu reparieren und in Ordnung zu bringen, aber das hat Zeit bis irgendwann später. Ich denke, ich werde eine Weile hier bleiben, da kommt es auf ein paar Tage nicht an. Zumal es gerade um einiges kühler geworden ist (nur noch 20 °C statt 26 °C), stark bewölkt und es soll regnen. Wenn der Wetterbericht stimmt, bleibt es die nächsten 3 Tage so, bevor es wieder sonnig wird.
So, ich mache mir nun etwas zu essen und verabschiede mich für heute, vielleicht auch für ein zwei Tage, denn wenn es regnet wird es nichts zu berichten geben.
PS: 19:35 Uhr, gerade verlässt die AIDAmira mit lautem Getute und Musik und voll erleuchtet den Hafen.
10.01.2022
Das ganze Wochenende über war das Wetter eher kühl, bewölkt und auch immer wieder ein leichter Nieselregen.
Auch heute ist das so, bei knapp 20 °C.
Heute war so ein Tag, an dem alles schiefgeht oder auch, an dem nichts klappt.
Mein wichtigstes Ziel war heute meine Booster-Impfung zu bekommen. Schon am Freitag war ich bei dem hiesigen Impfzentrum und habe nach einer Impfung gefragt. Die freundlichen Helfer dort sagten mir, eine Impfung kann ich nur bekommen, wenn ich in deren System bin. Dazu müsste ich mich im Centro de Salud (Gesundheitszentrum) anmelden. Also habe ich mich im Internet schlau gemacht und bin heute früh quer durch die Stadt dahin gegangen. Leider gibt es ein weiteres Centro de Salud, das sich hauptsächlich mit Impfungen befasst und das ist ganz im Norden von Santa Cruz. Dort angekommen wollte mich die Empfangsdame gleich wieder ins Impfzentrum schicken, aber mit etwas Spanisch und Englisch konnte ich ihr verständlich machen, daß ich dort schon war und mich erst hier anmelden muß. Sie ließ mich in den 1. Stock zur Anmeldung und die Señora da hat mich mit meinem Pass in ihr System aufgenommen. Freundlicherweise hat sie mir sogar direkt einen Termin fürs Impfzentrum eingetragen. Ich also wieder ganz in den Süden marschiert, rund 50 min. Fußweg und pünktlich am Impfzentrum angestellt. Mit den zuvor erhaltenen Dokumenten und dem Termin kam ich auch nach 10 Minuten schon dran. Ungünstigerweise gab es nur den Impfstoff von Pfizer, den ich auch schon bei meinen zwei Impfungen in Deutschland bekommen habe. Deshalb wäre mir Moderna eigentlich lieber gewesen, aber ich wollte nicht wählerisch sein. Ich saß also schon auf dem Stuhl, um die Spritze zu bekommen und mußte meinen Impfpass vorzeigen. Da kam dann der Hinweis, daß in Spanien erst 6 Monate nach der 2. Impfung die 3. Impfung verabreicht wird. Meine Impfung war im August, also erst 5 Monate zuvor. Mein Hinweis, daß in Deutschland wegen Omikron schon nach 3 Monaten geimpft wird, half nicht, denn wir sind hier in Spanien und deshalb gelten die spanischen Vorschriften.
Tja, also 3 Stunden hin und her laufen umsonst, erst zum 11.02.2022 kann ich mich zum Impfen anmelden. Das ist der Tag, zumindest bisher, an dem meine Liegezeit in der Marina endet.
Das Zweite, das ich heute wollte, war Ersatz für mein defektes 12V-USB Ladegerät, zum Einbau in eine Konsole. Dies war leider auch nicht zu kriegen.
Das Dritte waren 2 Ölfilter für meine Dieselmotoren, damit ich einen Ölwechsel machen kann, auch Fehlanzeige.
Ich muß mal im Marina-Büro nachfragen, ob ich mir Pakete hierherschicken lassen kann. Denn im Internet sind die Teile alle verfügbar.
12.01.2022
Heute Vormittag kam ein Marina-Mitarbeiter vorbei und hat mir einen neuen Liegeplatz angeboten. Endlich. Bisher mußte ich immer um das Marina-Hafenbecken herumlaufen, um zu den Toiletten, Duschen oder in die Stadt zu kommen. Da ich ja aber noch 4 Wochen hier bin und wegen der Impfung vielleicht noch ein paar Tage obendrauf, wollte ich gerne auf die andere Seite (siehe Position auf Homepage) verlegen. Das hat nun heute problemlos geklappt. Auch scheinen die Stege hier stabiler zu sein, denn sie haben keine Holzlatten als Laufweg, sondern Betonplatten. Anders als in Garachico ist der Preis hier immer der gleiche, egal wie oder wo am Steg man liegt. Übrigens ist der Liegeplatz mit rund 35,- €/Tag hier erheblich günstiger, erheblich ruhiger (Wasserbewegung) und die sanitären Anlagen erheblich besser. Ganz zu schweigen von dem, was die Stadt bietet.
Nach 3 Tagen kreuz und quer durch die Stadt laufen, habe ich indessen wenigstens die Ölfilter und Dichtungsringe für die Wasserpumpe bekommen. Ich hoffe damit bekomme ich endlich meinen Motorraum an Steuerbord trocken, denn hier leckt die Wasserpumpe ein wenig. Ich hoffe den USB-Lader finde ich auch noch. Motoröl ist glücklicherweise kein Problem, hier geht es eher um den günstigsten Preis.
Gefunden habe ich auch einen Laden mit Stoffen, denn ich will versuchen mir neue, lichtdichte Vorhänge zu nähen. Der Stoff wurde bestellt und soll bis Freitag da sein. Das erste Mal, daß ich meine Nähmaschine ausprobiere. Ich hoffe, ich nähe mir nicht die Finger zusammen.
Beim durch die Stadt laufen entdecke ich immer mal wieder einen der kleinen Parks hier in Santa Cruz. Ein willkommener Ort, um sich zwischendurch auszuruhen.
Schon letzte Woche war Mein Schiff von TUI hier und seit heute ist die Queen Elizabeth meine Nachbarin.
15.01.2022
Seit gestern ist es vorbei mit der Ruhe. Der Wind hat stark zugenommen und so kommen keine Wellen vom Atlantik bis in die Marina, sondern sie entstehen in der Marina selbst. Die Boote werden hin und her geworfen und zerren an ihren Leinen. Das sorgt im Inneren für jede Menge Krach, denn das Knarren der Leinen überträgt sich über die Klampen auf den Rumpf und wie bei einer Violine wirkt der Rumpf als Resonanzkörper. Außen ist das nur wenig zu hören, aber innen kann man kaum schlafen. Dazu kommt noch das Quietschen des Stegs selbst, der ja auch ständig in Bewegung ist.
Von der Mephisto am alten Liegeplatz hatte ich gar keine Fotos gemacht. Jetzt liegt sie am Ende des Steg 2, weit weg von den Schaulustigen, manchmal lauten Besuchern der Marina, aber immer noch recht nahe zu den Duschen und der Stadt.
Angekommen ist wieder ein Segelschulschiff, diesmal aus Mexiko, die Cuauhtémoc. Sie trägt den Namen des letzten aztekischen Herrschers, Kaiser Cuauhtémoc, der 1525 von den Spaniern gefangen genommen und hingerichtet wurde. Anders als die Gorch Fock, an derselben Stelle gelegen, still und leise, veranstaltenden die Mexikaner einen riesen Zirkus mit Flaggen und lauter Musik.
Inzwischen habe ich den Dichtungsring und den Impeller an der Steuerbordmaschine ausgetauscht. Während der Impeller noch in Ordnung war und weiterhin als Ersatzteil an Bord bleibt, war der Dichtungsring längst überfällig. Man kann deutlich sehen, daß die Feder im Inneren bereits gebrochen ist. Ich habe darüber nachgedacht an der Backbordmaschine die Teile auch auszutauschen, es dann aber verschoben. Der Impeller war noch einwandfrei und ich gehe davon aus, daß er auf Backbord auch in Ordnung ist. Die Bilge dort ist trocken, also ist der Dichtungsring auch noch OK. Im Herbst kommt das Boot sowieso in Portimao an Land, um die Unterwasserrümpfe neu mit Antifouling zu versehen. Ich hoffe bis dahin hält das und dann tausche ich die Teile aus. Falls nicht, habe ich ja nun das Ersatzteil an Bord.
Auch die Ölfilter werde ich nicht tauschen, sondern nur das Öl. Die montierten Filter sind nicht die für diese Maschinen vorgesehenen, sondern größere, auch von Volvo Penta. Da die größeren Filter auch länger halten, lasse ich die auch bis zum Herbst drin.
Über das Internet hatte ich etwas außerhalb von Santa Cruz einen Campingausrüster gefunden, der den USB-Lader für 12 V Anschluß haben soll. Um dahin zu kommen, aktivierte ich mein Faltrad und machte mich auf den Weg. Das war etwas abenteuerlich, weil außerhalb der Stadt keine Fahrradwege mehr zu finden waren. Aber es hatte sich gelohnt, der Laden hatte wie selbstverständlich das Teil. Ich war entzückt. Allerdings hatte es der Heimweg in sich, über eine Schnellstraße, bergab, mit meinem neuen Geschwindigkeitsrekord von 72 km/h. Kurz darauf gab es einen Knall und mein Hinterrad wurde auf einmal sehr instabil. Glücklicherweise hatte ich zu dem Zeitpunkt nur noch ca. 40 km/h drauf und es ist nichts weiter passiert. Nach Untersuchung des Reifens kam ein Metallstift im Reifen zum Vorschein und ich mußte nun den Rest des Weges zu Fuß zurück. Es ging an der Küste und dem Hafen entlang, wieder an dem Opernhaus vorbei.
An Bord wollte ich gleich den Schlauch flicken, aber es zeigte sich im Mantel auch ein langer Einschnitt. Anscheinend war ich da nicht nur in den Metallstift gefahren, sondern hatte auch eine Glasscherbe oder ähnliches erwischt. Eine Reparatur war also nicht möglich, deshalb suchte ich im Internet gleich nach einem Fahrradladen. 30 Minuten Fußmarsch entfernt gab es einen und ich hatte tatsächlich Glück, der erste Laden hatte, was ich brauchte, Schlauch und Mantel. Ohne langwieriges Suchen direkt zum Boot zurück und das Fahrrad war bald wieder einsatzbereit.
Anstatt Brot einzukaufen, wollte ich auch mal meinen Gas-Backofen ausprobieren und habe eine Brotbackmischung aufgemacht. Der Teig war mit dem elektrischen Handrührer schnell geknetet. Es dauerte tatsächlich eine Weile bis der Backofen auf Temperatur war. In weiser Voraussicht hatte ich mir schon in Deutschland einen Thermometer für den Ofen gekauft, sonst hätte ich nie die richtige Temperatur gefunden. Der Backofen selbst hat nichts, um die Temperatur zu bestimmen.
Gestern Abend haben die Mexikaner gleich wieder von sich hören lassen und nun ihr Schiff auch in die Nationalfarben Rot-Weiß-Grün getaucht. Es gab eine größere Party an Bord, mit Musik und vielen Gästen. Ich bin nicht sicher, ob alle Masken getragen haben.
17.01.2022
Und wieder eine Nacht mit wenig Schlaf, zumindest nicht am Stück. Der Wind ist schon heftig und weil er direkt von Süden kommt, also direkt von vorne, schiebt er die Mephisto von rechts nach links und von links nach rechts. Dabei ruckt sie entweder in die Festmacherleinen oder die Fender. 123 Mal passiert das mehr oder weniger sanft, aber einmal eben auch heftiger und schon ist man wach.
Mit dem Wind kam auch schlechtes Wetter mit Regen, dunklem Himmel, Nebel und Temperaturen um 17 Grad tagsüber. Das Wasser in der Marina ist dunkel und trübe geworden. Es riecht auch ein wenig faulig und sieht schmutzig aus. Keine Ahnung warum.
Bei dem Wetter macht es eh keinen Sinn an Land zu gehen. Stattdessen nähe ich meine Vorhänge für meine und die Gästekabine. Die alten sind nicht kaputt oder schmutzig, sie lassen nur zu viel Licht durch. Der Stoff ist einfach zu lichtdurchlässig und bei den kleinen Vorhängen am Heckfenster kommt hinzu, daß sie zu weit vom Fenster weg sind. Der Stoff, den ich gekauft habe, läßt kein Licht durch und so muß ich die Vorhänge an den Seitenfenstern nur in der gleichen Größe nachnähen. Die Vorhänge der Heckfenster mache ich ein ganzes Stück größer, so kann ich sie mit Klettband am unteren Rand fixieren und damit das Fenster komplett abdecken. Das Zuschneiden ist ein wenig schwierig, weil der Stoff riesig ist im Vergleich zu meinem kleinen Tisch. Ich kann den Stoff in der vorgesehenen Größe nicht komplett auf dem Tisch ausbreiten und so sind die rechten Winkel und Maße eher geschätzt als gemessen.
Was ich nicht an Bord habe sind Stecknadeln, deshalb benutze ich die Sicherheitsnadeln aus dem Erste-Hilfe-Kasten um den Stoff abzustecken, das funktioniert auch.
Die Nähte sind sicher nicht perfekt, aber dafür, daß ich das erste Mal überhaupt mit der Nähmaschine gearbeitet habe und den eingeschränkten Möglichkeiten hier an Bord, ist das Ergebnis ganz OK.
Ich hoffe der Wind läßt bald nach und die Sonne kommt zurück. Das Wetter habe ich so nicht bestellt.
20.01.2022
Im Moment tut sich nicht viel, ich arbeite so ein wenig am Boot. Heute habe ich bei der Steuerbord-Maschine das Öl gewechselt und ein wenig umgeräumt. Leider war wieder Wasser im Motorraum und ich weiß nicht woher. Es kam sicher nicht aus der Wasserpumpe. Vielleicht von dem Regen der letzten Tage, denn ich hatte den Eindruck, daß es nicht ganz so salzig schmeckt.
Ich lese viel und bin wenig unterwegs. Das gedämpfte Wetter wird wohl noch eine Woche anhalten. Zumindest ist es wieder etwas ruhiger geworden, der Wind hat nachgelassen und ich kann nachts durchschlafen.
Ich bin gespannt, ob der Carneval hier dieses Jahr stattfindet und in welcher Form. Falls er stattfindet bleibe ich vielleicht noch hier.
23.01.2022
Nun habe ich nachgeholt, was eigentlich schon überfällig war, der Besuch des Pico del Teide, Spaniens höchster Berg, auch wenn es ein Vulkan ist.
Man kann da mit öffentlichen Bussen hinfahren, morgens kurz vor 9 Uhr fährt er in Santa Cruz ab. Gegen 11:30 Uhr, mit etwas Verspätung, kam ich, nach einmal Umsteigen, auf dem Parkplatz an. Mit dem Auto wäre ich nicht viel schneller gewesen. Der Nachteil bei den öffentlichen Bussen ist, es fährt nur einmal einer rauf und wieder runter. Zurück geht es 16:05 Uhr, bis dahin sitzt man da fest und glücklicherweise habe ich nicht herausgefunden was passiert, wenn man den verpasst.
Es gibt viele Wanderwege durch die Caldera, an mehreren Haltestellen. Ich bin bis zur Endhaltestelle gefahren und dort dann einem Rundweg durch die Einöde gefolgt. Knapp 3 Stunden auf den teils losen Felsen, bergauf und begab haben mir gereicht. Die Bilder seht ihr ja. Ich war froh, daß ich noch eine extra Jacke eingepackt hatte, denn es war kalt da oben. Im Schatten auf dem Wanderweg habe ich eine gefrorene Pfütze gefunden. Wenn man dann zwischendurch wieder aus dem Schatten in die Sonne kam, konnte man sich aufwärmen. In jedem Fall braucht man gutes Schuhwerk, der Wanderweg war nur zu einem kleinen Teil leicht zu gehen. Der größere Teil ging über schroffe Felsen und grob angelegte Treppenstufen.
Zu Hause angekommen, gegen 19:30 Uhr war ich für den Tag durch, nur noch was zu essen machen und entspannen. Zumindest hatte ich mir den richtigen Tag ausgesucht, am Teide blauer Himmel und Sonnenschein, kein Regen.
30.01.2022
Das Wetter ist noch immer bescheiden, deshalb ist in den letzten Tagen nicht viel passiert. Ich war meistens auf der Mephisto und habe viel gelesen. Gerade arbeite ich mich durch die Werke von Tom Clancy.
Gestern kam erschwerend hinzu, daß die Luft mit Sand angefüllt war. Sand aus der Sahara, der mit dem Calima von Osten kam und die Regierung hier auf der Insel zu einer Warnung vor zu viel Aktivität im Freien genötigt hat. Heute kann man die Ablagerungen überall sehen. Da ich morgen wohl eh meinen Wasserschlauch anschließen muß, um meinen Tank wieder aufzufüllen, werde ich wohl auch das Boot mal abspritzen.
Um wenigstens etwas zu tun und weil es ein wenig wärmer war als die letzten Tage, besuchte ich heute das Naturkundemuseum hier in Santa Cruz. Es ist nicht sehr groß, in zwei Stunden hat man alles gesehen. Obwohl alles nur in Spanisch beschrieben ist, kann man doch eine Menge auch in Deutsch und anderen Sprachen erfahren, durch deren internes WiFi (WLAN)-System. Mit dem Handy erhält man Zugang und kann sich dann, wie bei einer Führung, die Erklärung zum Rundgang anhören. Das war durchaus interessant.
Es begann mit der Entstehung und Besiedelung der Inseln. Von Ost nach West werden die Inseln immer jünger. Während Fuerteventura etwa 20 Millionen Jahre alt ist, ist El Hierro mit 1 Million Jahre die jüngste Insel.
Interessant fand ich die alte Karte der Welt. Es scheint der Wissensstand von etwa 1800 n.Ch. zu sein, wer genau hinschaut, kann entdecken, wo die Arier tatsächlich herkommen. Und das ist nicht Deutschland.
Viele Vogelarten nutzen die Kanarischen Inseln nur als Zwischenstopp, andere leben hier das ganze Jahr über. Viele der Echsenarten sind endemisch, d.h. sie kommen in dieser Art nur hier auf den Kanaren vor. Kann man sich durch die isolierte Lage gut vorstellen und ist ähnlich wie auf den Galapagos-Inseln.
Die früheren Ureinwohner, die Guanchen, haben ihre prominenten Toten einbalsamiert und so für Mumien gesorgt, die Wissenschaftler heute ausgraben können. Der Grad der Wichtigkeit einer Person kann durch die Anzahl der Umhüllungen der Mumie bestimmt werden.
Wenn man sich vorstellt, daß in den Tiefen um die Inseln solche Riesenkragen herumschwimmen, dann verschafft einem das schon ein komisches Gefühl, oder? Kleine Schätze kann man auch an Land finden, wie die Gesteinssammlung im Museum zeigt.
Inzwischen hat der Bürgermeister den offiziellen Karneval auf Juni verschoben. Es wurde damit begründet, daß nicht abzusehen ist, wie sich die Lage weiter entwickelt, und auch damit argumentiert, daß die unterschiedlichen Gruppen, sich wegen der Einschränkungen, nicht vorbereiten oder trainieren konnten. Deshalb werde ich wohl zur Mitte des Monats, nach meiner Booster-Impfung, in Richtung Gran Canaria aufbrechen.
Törn 1 – Madeira + Kanaren
1.12.2021
Nun ist es bald an der Zeit abzulegen, zum ersten Törn überhaupt mit dem Boot und dann geht es gleich über 500 nm nach Madeira. Langsam werde ich ein wenig nervös. Geplant war der Start eigentlich für heute, aber die Wellenvorhersage, mit 4 bis 4,5 m Wellen auf dem Atlantik hat mich zu nervös gemacht. Deshalb soll es nun am Freitag losgehen, mit nur 2 – 2,5 m Wellen und stetigem Wind aus Nord – Nordost und 15 – 20 kn. Ich hoffe sehr ich werde nicht seekrank.
Die letzten Arbeiten sind soweit abgeschlossen, auch meine neuen Sitzkissen wurden endlich geliefert. Das war ein zähes Ringen mit dem portugiesischen Sattler. Er hat den Termin letzte Woche etwa sechsmal verschoben. Erst war er mit was anderem beschäftigt, dann zu einer Untersuchung im Krankenhaus, dann war eine Maschine kaputt, dann noch eine andere Maschine, die nicht richtig funktionierte und immer hieß es Manana. Ich dachte schon ich müßte ohne Kissen abfahren. Ich habe inzwischen jede Menge Flaschen mit Wasser und Cola und einige Dosen Radler, sowie Milch und Orangensaft aufs Schiff geschleppt. Auch einiges an Proviant, aber die frischeren Sachen kaufe ich morgen noch ein. Außerdem koche ich morgen einen großen Topf mit Chilli con Carne, dann muß ich das unterwegs nur warm machen. Der Einkauf soll nicht nur für den Törn selbst reichen, sondern so lange wie möglich, denn hier ist das Einkaufen einfach und ich kenne die Geschäfte. Auf Madeira weiß ich nicht, was mich erwartet und so muß ich mir über das Einkaufen erstmal keine Gedanken machen.
Auf einem Nachbarboot ist die Weihnachtsstimmung schon deutlich zu sehen. Die vielen Lichterketten aufzuziehen war sicher nicht einfach.
2.12.2021
Die Marinagebühren sind bezahlt, der Kühlschrank ist voll, der Wassertank auch und natürlich habe ich auch den Dieseltank bis obenhin voll. Morgen früh gehts nun los nach Madeira. Um unterwegs nicht groß kochen zu müssen, habe ich heute einen großen Topf mit Chili con Carne vorbereitet.
Meine größte Sorge ist, nicht mit irgendetwas zu kollidieren, wenn ich schlafe, nicht von Bord zu fallen und nicht seekrank zu werden. Dann schaffe ich es auch ohne Probleme nach Madeira.
Eine kleine weitere Sorge sind die Orcas hier an der Küste. Es gibt einige Berichte, daß immer wieder Orcas die Boote attackieren. Dabei haben sie es auf die Ruderblätter abgesehen. Die Fachleute wissen noch nicht wirklich, warum die Orcas das tun. Dabei kann am Boot leider erheblicher Schaden entstehen und einige mußten in einen Hafen geschleppt werden, weil sie nicht mehr aus eigener Kraft zurückkamen. ( https://www.orcaiberica.org/orcas-and-boats )
( https://www.yachtingworld.com/cruising/orca-attacks-rudder-losses-and-damage-as-incidents-escalate-133968 )
Ich hoffe das bleibt mir erspart. Ich werde also die nächsten 4 Tage unterwegs sein. Wenn alles gut geht und ich auf Madeira auch wieder Internet via Mobilfunk empfangen kann, dann kommt mein nächster Bericht am Dienstagabend oder vielleicht Mittwoch. Da das Wetter ab Mittwoch erst einmal stürmisch wird, sogar mit 6 m Wellen, bleibe ich in Madeira bis die See wieder ruhig ist. Wahrscheinlich 5 – 6 Tage, also vermutlich bis zum 12.12.
7.12.2021
Vielen Dank für die guten Wünsche und Kommentare. Ich freue mich immer, wenn ich das lese, denn dann weiß ich auch, daß andere lesen, was ich schreibe und nur deshalb macht es ja Sinn zu schreiben.
Für heute nur so viel, ich bin heil in Madeira angekommen und liege nun sicher in der Marina Funchal. Die Überfahrt war schwierig für mich. Da alleine auf dem Boot und ohne viel Erfahrung bin ich an meine Grenzen gekommen. Nach vier Nächten ohne echten Schlaf bin ich sehr müde. Alles Weitere schreibe ich später. Grüße an die Leser.
8.12.2021
Heute geht es mir schon wieder viel besser und die leichte Lethargie der Tage der Überfahrt sind vorbei. Ich bin schon ein wenig an der Promenade in Funchal entlang geschlendert und habe mir ein Eis gegönnt.
Aber fangen wir am Freitag an, mit dem Auslaufen aus der Marina in Lagos. Ein sonniger Tag mit zunächst wenig Wind, der das Ablegen und Ausfahren aus der Box einfach machte. Auf dem Meer angekommen bin ich zunächst unter Motor gefahren, denn der Wind war mit 3 – 4 Knoten zu lau um zu segeln. Nach kurzer Fahrt die erste Überraschung, der Tiefenalarm ging an. Die Anzeige zählte hoch von 78 m auf 25 – 17 – 12 – 9 – 2 m, an einer Stelle wo laut Karte nichts sein durfte. Ich konnte das nicht einfach ignorieren, habe abgestoppt und bin nach Steuerboard ausgewichen. Gleich darauf zeigte die Tiefe wieder mehr als 30m an. Als ich nach Backboard zurücksteuerte und wieder Gas gab, das gleiche Spiel noch einmal, bis auf 1 m.
Ich bin einen großen Bogen gefahren und zurück auf Kurs, mit erhöhtem Puls. Keine Ahnung was das war, ein U-Boot hatte ich nicht bemerkt. Ich hoffte jedenfalls, daß mein Tiefensonar nicht defekt war.
Nach etwa 2 Stunden kam Wind auf, sodaß ich das Code Zero (ein größeres Vorsegel für leichten Wind) und das Großsegel setzen konnte.
Soweit alles Prima. Bei 12 – 15 kn Wind hatte ich es auf beachtliche 8 kn Geschwindigkeit gebracht, und zwar genau in die Richtung, die ich wollte, 210 Grad, um ein Verkehrstrennungsgebiet südlich von Lagos nicht zu durchqueren. Drei Stunden später nahm das Schicksal seinen Lauf, der Wind wurde zu stark für das Code Zero und ich mußte es einholen. Eingeholt wird es über einen Furler, eine Seiltrommel, die eine Leine aufrollt, wenn das Segel gesetzt wird. Holt man das Segel ein, wird diese Leine wieder abgerollt und das Segel rollt sich auf. Bei mir war die Leine vollständig abgerollt und ein großer Teil des Segels noch nicht wieder aufgerollt. Durch den starken Wind hatte sich das Segeltuch enger, dichter aufgerollt als zuvor. Ich hatte noch zweimal versucht, das Segel wieder ausrollen zu lassen und erneut einzurollen, dadurch war der Rest, flatternd im Wind, zwar kleiner geworden, aber nicht ganz drin. Da der Wind inzwischen bei etwa 20 kn blies, war das Flattern heftig. So heftig, daß das Tuch meinen Radarreflektor von der Saling fegte und langsam in Fetzen ging. Das Segel mußte komplett runter, und zwar schnell. Ich ging also vor an den Mast, bei inzwischen Wellen von etwa 2 m, und löste die Leine, um das Segel nach unten zu ziehen. Dabei war es wichtig darauf zu achten, daß die Spannung im Fall aufrechterhalten wurde, damit der Wirbel, mit dem das Code Zero am Fall fixiert war, nicht in der Gegend herumschlug. Das Ding ist aus Stahl, etwa 1 kg schwer und bei dem Wind konnte es leicht mein Radardom zerschlagen oder meinen Schädel. Alleine was schon der Stoff des Code Zero bei dem Radarreflektor angerichtet hat, ermahnte mich vorsichtig zu sein. Am Ende war das Segel unten und ich hatte es entlang der Kabine bis ins Cockpit verstaut, ohne daß es Schaden anrichten konnte. Erst mal durchschnaufen. Ich war am Schwitzen. Jetzt noch die Fock setzen, aber nicht ganz, nur etwa 2/3 bei dem Wind und das Großsegel mußte ins erste Reff. Auch das war sehr schwierig bei der Welle, aber gelang recht gut, weil ich ja die Markierungen für die Reffe am Fall angebracht hatte. Weiter ging’s bei immer noch guter Fahrt, um 6 – 7 kn. Durch das Manöver war ich naß geworden, deshalb wurde mir auch kalt und die Seekrankheit kam deutlicher durch, so ging es in die erste Nacht. Die Wellen waren unangenehm, auch weil man nichts sehen konnte, was mehr als 4 – 5 Meter vor mir war. Also nicht einmal meinen eigenen Bug und dennoch fuhr ich mit 6 kn durchs Meer ohne zu ahnen, ob etwas im Wasser schwimmen würde. Ich hatte das früher durchaus schon erlebt, aber da war es nicht mein Boot und ich war nicht alleine. Gegen Mitternacht erwärmte ich mir eine Schale Chili con Carne in der Mikrowelle. Ab etwa 3 Uhr setzte ich einen Timer auf meinem Handy mit 45 Minuten. Andere Segler meinten zwar es sollten 20 oder höchstens 25 Minuten sein, aber das war mir dann doch zu kurz. Das bedeutet, alle 45 Minuten wurde ich geweckt (hoffentlich), um dann einmal Rundumschau zu halten, ob etwas in der Nähe war und danach konnte ich wieder einnicken. So wird verhindert, daß man in die Tiefschlafphase abrutscht und nichts mehr mitbekommt. Schon in der ersten Nacht erfuhr ich, wie wichtig das war, als ich vom AIS Alarm geweckt wurde. Gegen 6 Uhr hatte sich ein Schiff bis auf weniger als 1 nm (1852 m) genähert und ich wachte durch den Alarm auf. Aber es zog ohne Probleme vor mir vorbei und verschwand wieder in der Nacht. Damit war der erste Tag vorüber und ich hatte ein ETMAL (Wegstrecke an einem Tag) von 135 nm geschafft.
Der 2. Tag war ereignislos, ich hielt die Segelstellung auf Backbord bei, Groß im 1. Reff, Fock nun voll gesetzt und der Wind war zunächst recht konstant zwischen 8 und 12 kn. Eigentlich konnte ich das Groß wieder voll setzen, aber ich war alleine, wozu ein Risiko ein gehen. Der Wind konnte plötzlich wieder auffrischen und für die Nacht würde ich in jedem Fall wieder reffen, deshalb ließ ich es wie es war. Erstmal verspeiste ich noch mehr Chili und dazu eine Banane und Kekse. Ich war froh, daß ich trotz leichter Seekrankheit, während der gesamten Überfahrt, essen und arbeiten konnte. Aber ich habe mich nie sehr lange unter Deck aufgehalten. Ein leichtes Grummen im Magen war immer da und ich wollte es nicht zu einem Brüllen werden lassen. Gegen 21 Uhr gab der Wind stark nach, Flaute bei 4 kn und ich ließ die Backbord-Maschine laufen. Die generiert auch Strom, denn der Autopilot schluckte viel Strom und die Batterien waren bei etwa 70%, was noch Ok war. Der Wind nahm nach 2 Stunden wieder zu und ich stellte den Motor ab. Die Wellenbewegungen und Höhe hatten unangenehm zu genommen und bis zum Morgen blieb es so. ETMAL am 2. Tag war nur 98 nm.
3. Tag, der Wind hatte aufgefrischt und lag bei 15 kn, leider drehte er und kam langsam aus der falschen Richtung. Wind direkt von hinten kann ich mit dem Kat nicht segeln. Man kann es mit dem richtigen Segel, einem Spinnacker oder Parasailor, wenn der Wind nicht zu stark ist, aber ich kann es nicht, weil alleine, noch nie gemacht und der Wind zu stark war. Das Segel ist sogar an Board. Etwa 3 Uhr, Stock finster und der Wind nahm weiter zu, mir blieb nichts anderes übrig, ich mußte das Groß weiter reffen. Jetzt wäre ich lieber zu Hause, gemütlich vor meinem Kamin beim Fernsehen. Der Autopilot machte fatalerweise nicht was er sollte, das Boot im Wind halten. Beim herablassen des Groß kam Wind hinein und es brach nach Steuerbord aus. Die Leinen, die die Lazzy Jacks hielten, rissen auf der Steuerbordseite, so daß das Segel unkontrolliert über das Deck wehte. Das war der Moment, in dem ich tatsächlich Angst bekam. Bei 23 kn Wind gelang es mir wirklich, mit letzter Kraft den Ring für das Reff am Baum einzuhaken. Beim Spannen des Großfalls merkte ich, daß es der Ring für das 3. Reff war, nicht das 2. Egal Hauptsache sicher. Mir war jetzt schon klar, daß ich ohne die Lazzy Jacks später Probleme haben würde. Noch die Fock weiter reffen, dann ging es erst einmal weiter.
2 Stunden später drehte der Wind so weit, daß ich die Fock ganz einholen mußte und dafür die Motoren anließ. Natürlich konnte ich vor dem Wind kreuzen, aber dann würde der Weg so lang werden, daß ich es auch mit guter Fahrt nicht nach Madeira schaffe, bevor die 4 – 6 m Wellen mich erreichten. Es blieb schon beim Start nur ein sehr kurzes Zeitfenster, ich mußte bis Dienstagabend in Madeira sein, spätestens Mittwochfrüh. Gegen Mittwochmittag kam das Schlechtwettergebiet mit starken Wellen und 25 kn Wind vor Madeira an.
4. Tag, noch 153 nm bis Madeira. Ich fuhr den direkten Weg mit Motor. Das Groß im 3. Reff unterstützte bei Rückenwind noch ein wenig, die Fock blieb eingerollt, weil sie nur noch im Wind von hinten flattern würde. Das blieb so den ganzen Tag. Ich hatte kurz überschlagen, ob mein Diesel bis Madeira reichen würde und ich dachte ich würde sogar nur etwa den halben Tank verbrauchen. Mit der Geschwindigkeit von etwa 5,5 bis 6 kn müßte ich auch zeitlich hinkommen.
5. Tag, 35 nm bis Funchal. Inzwischen hatte der Wind so weit gedreht, daß auch das Groß nicht mehr oben bleiben konnte, es mußte runter. Jetzt kam der Ärger mit den fehlenden Lazzy Jacks. Wie erwartet legte sich das Groß beim Ablassen Steuerbord über das Deckshaus, weil die Segeltasche zur Aufnahme fehlte, und lies sich durch den Wind kaum bändigen. Auch hier kam ich mächtig ins Schwitzen bis es mir endlich gelang das Großsegel mit einer Leine zusammenzuschnüren und am Baum notdürftig festzuzurren. Jetzt wurde es noch einmal knapp, denn bis 18 Uhr mußte ich die Marina erreicht haben, sonst mußte ich mir noch einen Ankerplatz suchen, bis Mittwochfrüh. Glücklicherweise war das nicht nötig. Unterwegs hatte ich die Drehzahl des Motors ein wenig erhöht und dazu kam starker Rückenwind. So war ich ziemlich genau um 17 Uhr an der Tankstelle in Marina do Funchal und füllte direkt den Diesel wieder auf, 91 l. Erstaunlich wenig, etwa 2 l/h und Motor und 250 l fasst der Tank. Überraschenderweise war der Diesel hier billiger als auf dem Festland, 1,505 € zu 1,693 € in Lagos.
Danach zeigte mir der Marinero noch meinen Liegeplatz und nahm die Festmacherleinen an. Ich war am Ziel angekommen und müde und fix und fertig und wollte eigentlich duschen. Aber ich durfte nicht an Land. Erst mußte ich mein Impfzertifikat, die Papierversion, an die Polizei schicken, zusammen mit meinem Reisepaß und den Schiffspapieren. Schicken heißt per WhatsApp abfotografieren. Ich war heil froh, daß ich das Impfzertifikat überhaupt dabei hatte. Nachdem ich es mit der Luca App und Corona App gescannt hatte, war ich schon am überlegen, ob ich es noch brauchen würde.
So nach etwa einer Stunde kam das OK der Polizei per Telefon und 10 Minuten später kam der Marinero wieder und nahm mich mit zur GNR (auch Polizei), die meine Daten und die des Bootes aufnahmen wegen der Einreise. Dann durfte ich im Marina Büro noch einmal die gleichen Daten wie bei der GNR, diesmal selbst, in ein Formular eintragen (Bürokratie – eine Kopie des GNR Formular hätte den gleichen Zweck erfüllt). Dafür bekam ich dann den Schlüssel für die Duschen und Toiletten.
Die Duschen sind leider in einem sehr unschönen Zustand. Das einzig Positive, daß man hier sagen kann ist, es gibt warmes Wasser. Die Toiletten aber sind eine Zumutung, dreckig und keine Toilettensitze. Das bei einem Übernachtungspreis von 53 € pro Tag, wie der Marinero sagte. Ich hoffe aber er irrt sich, denn im Aushang steht für diese Jahreszeit, keine Saison, ein 30 % Preisnachlass. Das muß ich im Marina Büro noch klären. Bedauerlicherweise war heute den ganzen Tag dort niemand anzutreffen.
Gerade erfahre ich von einem Marinero, daß heute hier Feiertag ist, deshalb war keiner im Büro. Neben mir und an der Mephisto dran liegt für heute Nacht nun eine französische Yacht, weil kein Platz mehr frei ist. Morgen sollen sie auf einen anderen Liegeplatz verlegt werden. Ich hoffe es bleibt dabei. Man liegt hier auch so schon unruhig genug.
So für heute war es das. Ich mache mir jetzt nur noch etwas zu essen und schaue übers Internet Fernsehen. Es hat heute ein wenig geregnet und ist noch stark bewölkt.
9.12.2021
Das Wetter ist herrlich, 24 °C und Sonnenschein. Genauso sollte es sein. Ich bin heute nur durch die Straßen von Funchal gelaufen. Überall wird hier Weihnachten zelebriert. Den beschädigten Code Zero habe ich weggepackt, das Boot, das an der Mephisto festgemacht hatte, ist wieder weg, bzw. hat nun einen Liegeplatz bekommen und ich habe noch 4 der Fender mit Luft aufgepumpt, damit sie das Boot besser vom Ponton abhalten können. Es ist noch immer so unruhig, die Mephisto zerrt an den Leinen und schwing hin und her. Leider hat sich die Liegeplatzgebühr von fast 53 € die Nacht bestätigt. Der 30 % Preisnachlass gilt nur für die lokalen, kommerziellen Boote.
Das ist der doppelte Preis wie in Lagos. Dafür daß man Duschen und Toiletten nicht nutzen kann und dann auch noch so unruhig im Hafen liegt eigentlich zu viel, aber die Betreiber wissen natürlich auch, daß es kaum eine Alternative gibt.
Meine neue Nachbarin ist die Queen Mary II, außerdem ein TUI Kreuzfahrtschiff. Bilder davon gibt es erst morgen, für heute ist Feierabend.
10.12.2021
Es waren auch heute wieder 24 °C und Sonnenschein, aber mit sehr viel mehr Wind. Und während ich nun hier sitze und tippe ist der Wind sogar noch heftiger geworden. Die Mephisto schaukelt hin und her als ob sie auf dem Meer wäre. Beim Duschen eben habe ich das sehr deutlich gemerkt. Als es noch hell war hatte ich schon 16 kn Wind gemessen, inzwischen ist wohl noch einer oder zwei dazugekommen. Das heißt draußen auf See, außerhalb der Landabdeckung sind es dann wohl um die 22 -26 kn. Ich bin froh sicher im Hafen zu liegen, auch wenn es schwankt.
Mein Elektroklapprad konnte heute zeigen, was es kann. Ich bin Richtung Osten gefahren, um ein wenig die Gegend zu erkunden. Da ich kein geübter, trainierter Fahrradfahrer bin, sind die Straßen hier für mich ungemein kräftezehrend, selbst mit einem Pedelec. Es geht steil bergauf und ab und bei den schlechten Straßen und dem Verkehr habe ich mich beim hinabrollen kaum getraut es schneller als 40 km/h rollen zu lassen. Allerdings gibt es in dieser Richtung auch nicht viel zu sehen, also bin ich kurz vor dem Flughafen wieder zurück und weiter Richtung Westen gefahren. Hier sind an der Küste entlang die vielen Hotels und Resorts aufgereiht. Da es keinen Strand gibt, den die Hotels für sich beanspruchen, sondern nur steile Klippen, wurden die Bauten auch nicht direkt an die Klippen gebaut. Jedenfalls nicht da, wo ich heute war. Dadurch ist Platz für einen sehr schönen Spazierweg, direkt am Meer entlang, der auch gut besucht ist. Ich stelle einige Fotos davon noch auf die Seite.
Die Kreuzfahrtschiffe, die noch da waren, sind heute alle abgefahren. Stattdessen kam ein sehr schönes Segelschiff an und ein weniger schönes Kriegsschiff.
Das Segelschiff ist auch ein Fernsehstar, es ist die Norwegische Christian Radich von 1937, ein Segelschulschiff. Während des 2. Weltkriegs wurde es von den Deutschen beschlagnahmt und verwendet. 1945 sank es durch Bombentreffer in Flensburg. Nach dem Krieg wurde es gehoben und ging zurück nach Norwegen. In den 1970er Jahren war es in der Serie Die-Onedin-Linie zu sehen. Heute ist es kein Schulschiff mehr, sondern unternimmt Charterfahrten.
11.12.2021
ÜBERRASCHUNG!
Eigentlich wollte ich heute die 2 Touren buchen, um mehr von der Insel zu sehen, für Sonntag und Dienstag. Allerdings hat mich die all morgendliche Überprüfung der Wind- und Wellenvorhersage völlig überrascht und diesen Tagesordnungspunkt zunichtegemacht. Der Wind wird drehen, von sonst beständig Nord, Nordost oder Nordwest auf Süd. Wenn ich bis Freitag warte, könnte es sein, daß ich bis Weihnachten hier festsitze. Funchal und Madeira sind schön, es würde mich nicht stören hier eine Weile zu bleiben, aber der Hafen ist furchtbar. Keine Ruhe, nachts schlafe ich mit Ohrstöpsel, weil das Boot an den Leinen zerrt und sich unruhig vor und zurückwirft. Die Sanitäreinrichtungen hatte ich ja schon beschrieben. Deshalb lege ich morgen ab und fahre nach Süden. Heute war also noch einiges zu erledigen. Die Leinen der Lazzy Jacks reparieren, Motoröl kontrollieren und nachfüllen, ein wenig Proviant einkaufen, den Liegeplatz bezahlen, bei der Grenzpolizei abmelden und noch einmal essen gehen.
Ich habe auch im inneren etwas umgeräumt und hoffe, daß nicht wieder etwas zu Bruch geht, wenn die Wellen etwas höher werden.
Morgen ist Sonntag und wenn ich schnell bin, was hauptsächlich vom Wind abhängt, bin ich Dienstagabend in Garachico, im Norden von Teneriffa. Wenn nicht, bin ich 3 Nächte unterwegs und komme erst am Mittwoch an. Bis Bald.
16.12.2021
Auch diese Etappe ist geschafft, ich bin auf Teneriffa. Genauer gesagt im Norden von Teneriffa, in Garachico. Die Überfahrt war wesentlich entspannter als die zuvor nach Madeira. Das lag daran, daß die See wesentlich ruhiger war, der Wind eher zu wenig blies, es nicht mehr so kalt war und ich diesmal keinen Anflug von Seekrankheit hatte, kein Krummen im Bauch.
Nach dem Ablegen in Funchal, am 12.12. um 8:45 Uhr, mußte ich zunächst 2 Stunden Motoren, um aus der Landabdeckung in den Wind zu kommen. Da ging es dann mit Wind aus der richtigen Richtung und mit 14 – 18 Kn auch in der richtigen Stärke sehr flott voran. Leider ließ der Wind immer mal wieder nach und um keine Zeit zu verlieren habe ich einen Motor angelassen. Sobald der Wind stark genug war, wurden der Motor wieder abgestellt. Das ging ein paar mal so, auch in der Nacht.
Am 2. Tag war gegen 14 Uhr dann schluß mit Wind und ich bin nur noch mit Motor bis Teneriffa getuckert. Um den direkten Weg nehmen zu können hatte ich vor Einbruch der Nacht die Segel komplett geborgen.
Am 14.12. bin ich gegen 13:30 Uhr in der Marina angekommen. Leider war an den Fingerstegen nichts mehr für mich frei, ich mußte längsseits anlegen. Das ist doppelt schlecht. Es kostet doppelt so viel, weil die volle Länge am Steg liegt. In den Boxen ist es billiger, weil da nur die Breite berechnet wird. Das ist total blöd, denn in den Boxen liegt das Boot sogar besser, stabiler als nur an der Seite vertäut. Mich ärgert das schon, den schlechteren Liegeplatz und dann auch noch das doppelte bezahlen. Mist.
Die Einreiseformaliens waren schnell erledigt, es gibt hier nur einen Mann, der alles macht. Der hatte nicht einmal nach meinem Impfstatus gefragt. Auf der Straße laufen hier fast alle mit Maske herum, sogar wenn sie alleine unterwegs sind. Aber es scheint keine Vorschrift zu geben, die das verlangt, denn ich trage, zumindest auf der Straße, keine Maske und niemand sagt etwas dagegen. In den Geschäften und Restaurants besteht natürlich Maskenpflicht.
Hier in Garachico ist auch alles sehr festlich und aufwendig mit Licht geschmückt, sehr ähnlich zu Portugal. Auch hier gibt es eine Lebensgroße Krippe.
20.12.2021
Leider ist immer noch nichts in der Marina frei geworden. Im Moment sieht es so aus, daß ich bis zum 26.12. hier bleiben muß, bis sich das Meer wieder beruhigt hat. Dann werde ich mal versuchen in einer Bucht auf der Westseite der Insel zu ankern. Ich hoffe da geht nichts schief und der Anker hält.
In der Zwischenzeit habe ich nicht viel getan, außer ein wenig die Insel erkundet. Tagsüber wird es in der Sonne schön warm, so um 24 °C. Sobald die Sonne weg ist, wird es merklich kühler und man braucht lange Klamotten und eine Jacke, bei etwa 18 °C. Leider gibt es in Garachico keine guten Einkaufsmöglichkeiten. Da muß ich vor Weihnachten mit dem Rad noch die 5 km nach Icod fahren um meinen Proviant aufzufüllen, bevor ich auslaufe.
24.12.2021
Frohe Weihnachten allen Lesern.
Gestern habe ich den Tag damit verbracht das Boot zu verlegen und Proviant einzukaufen. Leider konnte ich nicht auf einen günstigeren Liegeplatz verlegen, sondern nur an eine geschütztere Stelle zum gleichen, hohen Preis. Der Grund dafür ist eine Wellenwarnung für den Norden Teneriffas. Es kommen heftige Wellen von einem Azoren-Tief hier an. Das ist ja auch der Grund warum ich noch hier bin, das wollte ich noch abwarten. Interessanterweise ist es hier fast Windstill. So und mit der Hilfe eines Marinaangestellten war es einfach, die Mephisto zu verlegen.
Das Einkaufen ging nur in Icod etwa 5 km entfernt. Hier in Garachico hat man nicht viel Auswahl. Mit dem Rad ist das eine ordentliche Tour, weil es immer Bergauf geht. Und mit dem vollbeladenen Rad und mir und dem Rucksack auf meinem Rücken fährt sich das Rad schon ein wenig wackelig, waren ja auch geschätzt 30 kg extra Gewicht. Bergab ist es zwar einfacher aber auch riskanter, denn die Bremsen werden arg strapaziert.
Die Nacht war erwartungsgemäß sehr unruhig. Gegen 22 Uhr ging es los mit den hohen Wellen und man konnte die Gicht über der Hafenmauer sehen. Gegen Mitternacht bin ich wegen der Schaukelei aufgewacht und da schoss manchmal eine riesige Fontäne über die Hafenmauer. Am alten Liegeplatz wäre die Mephisto ordentlich nass geworden. Der ganze linke Bereich, nahe der Hafenmauer war für Fußgänger und Autos gesperrt. Zur Sicherheit und in der Hoffnung, die Schaukelei ein wenig zu mildern, habe ich noch eine weitere Festmacherleine angebracht und die vorhandenen noch einmal nachgespannt.
Auch am Morgen war es noch nicht zu Ende. Die Polizei hat die Straße ums Dorf, an der Küste entlang gesperrt. Selbst der höhere Bereich, auf dem man noch laufen und fahren kann, wird schon so stark von Wellen angespült, daß man nass wird von der Gischt. Der ganze Verkehr muß nun durch Garachico rollen und auf den engen, mit Kopfsteinpflaster belegten Straßen, bedeutet das, langer Stau. Erst heute Abend / Nacht soll es ruhiger werden. Ich hoffe die Vorhersage stimmt und bis Sonntag früh ist der Spuk vorbei, so daß ich erst Richtung Westen fahren kann und dann die Küste entlang Richtung Süden. Dort soll es erheblich ruhiger werden.
30.12.2021
Die letzten Tage bin ich leider nicht zum Schreiben gekommen. Ich hatte seit Weihnachten lieben Besuch an Bord und da hatte ich mir das Schreiben für die Zeit, in der ich wieder alleine sein werde, aufgespart. Heute musste sie nun wieder nach Deutschland zurückfliegen und ich kann/muß mich nun wieder alleine durchschlagen.
Am 25.12. stand noch gar nicht fest, daß wir am 26.12. die Marina von Garachico, wie geplant, verlassen können würden. Es kamen noch immer Brecher über die Hafenschutzmauer und der gesamte Bereich entlang der Mauer war aus gutem Grund gesperrt. Auf einer Wanderung auf den Berggipfel oberhalb vom Ort konnte man deutlich sehen, wie aufgewühlt das Meer an der Küste noch immer war. Besonders wichtig, die Einfahrt zur Marina. Dort kamen noch immer heftige Wellen an. Die Einfahrt ist besonders kritisch, weil die Fahrrinne sehr eng ist und man quasi eine 180° Kehre fahren muß. Erwischt einen hier eine Welle von der Seite, kann es leicht auf dem nahen Riff enden. Auf dem Foto sind die Bojen zu sehen, die zum Land hin das Riff markieren (rot -rechts) und zur Mole hin die Felsblöcke (gelb – links). Für einen fast 7 m breiten Katamaran ist da nicht viel Spielraum.
Am Sonntagmorgen nach dem Frühstück hatte ich mir eine halbe Stunde Zeit genommen und die Wellen an der Einfahrt beobachtet. Ein Spanier, der selbst ein Boot in der Marina hat, meinte: si, es possible, mejor manana pero es possible hoy. Was bedeutet es ist heute möglich aber morgen wäre besser.
Naja, also wir wagten es, auch wenn mir ein wenig mulmig zu mute war. Ich habe kurz vor der Ausfahrt Gas gegeben und wir kamen über die Wellen, ohne weggedrückt zu werden. Allerdings sind bei dem starken Geschaukel zwei Teller zu Bruch gegangen und die Fahrt an der Nordküste entlang war nicht so gemütlich. Erst als wir den Westen erreicht hatten und nach Süden abbiegen konnten wurde es allmählich ruhiger.
Auf dem Weg in den Süden war der Unterschied in der Küstenbebauung deutlich zu sehen. Hier an der Westküste reihen sich die Hotels dicht an dicht. Das ist im Norden nicht so extrem.
Bei Ankunft in der Bucht hatten wir Glück, denn es war noch Platz für die Mephisto. Nachdem der Anker ausgebracht war und sich festgefahren hatte, wollte ich beim ersten Mal ankern alles richtig machen. Deshalb hatte ich mein Tauchzeug ausgepackt und bin ins Wasser, um zu sehen, ob der Anker sich im Sand eingegraben hatte. Leider war das gar nicht der Fall, er hing an einem Stein. Der Grund war auch nicht wie im Internet beschrieben sandig, sondern es lagen sehr viele Steine und Felsen herum. Also Anker noch einmal auf und zweiter Versuch. Aber auch der zweite Tauchgang brachte außer viel Zähneklappern und Zittern, inzwischen war die Sonne weg und das Wasser recht kühl, kein anderes Ergebnis. Der Anker war wieder nicht im Sand, sondern an einem Stein. Da es nun dunkel wurde und die anderen Boote ja auch so da lagen, ließ ich es nun dabei. In der Hoffnung, daß bei einer Drehung der Mephisto um den Anker, sich dieser dann eben am nächsten Stein festhaken würde. In jedem Fall hatte ich eine Ankeralarm-App, die den Drehkreis der Mephisto überwachte und Alarm gab, wenn wir zu weit abdriften würden. Am nächsten Morgen konnte man in der App sehen, daß wir uns komplett 360° um den Anker gedreht hatten, aber noch immer am gleichen Ort waren. Also alles gut gegangen. Vielleicht bin ich einfach noch zu ängstlich.
Nach zwei Tagen, am 28.12., holten wir den Anker auf und machten uns auf den Weg, das südliche Ende Teneriffas zu umrunden und in einer Bucht direkt gegenüber des Flughafens zu ankern. Das klappte auch so weit alles ganz gut, nur der Wind, der uns beim Kurswechsel nach Osten entgegenblies, war mit 16-18 kn etwa doppelt so stark, wie er laut Vorhersage sein sollte. Um noch vernünftig voranzukommen, mußte ich den 2. Motor anlassen und selbst mit beiden Motoren waren wir noch langsam gegen den Wind und die Wellen unterwegs.
Wenigstens sind wir noch bei Tageslicht angekommen und haben auch hier in der Bucht Platz gefunden. Das Wasser war klar genug um den Sandboden zu sehen und als der Anker hielt habe ich mir das Tauchen diesmal erspart. Der eingeschaltete Ankeralarm hat mich dennoch besser schlafen lassen.
Gestern hatten wir einen Versuch unternommen, mit dem Dinghi an den Strand zu kommen, denn mein Besuch mußte ja mit Gepäck an den Flughafen gelangen. Das war allerdings so nicht möglich, die Brandung war zu stark, wir wurden ganz schön naß und herumgewirbelt und das Gepäck über den Strand schleppen würde auch nicht gehen. Also ging es heute mit der Mephisto in die Marina San Miguel, etwa 45 min Fahrt, dort konnte ich wieder Diesel volltanken, den Wassertank auffüllen und den Besuch sicher in der Marina absetzen. Diesel für 1,10 € der Liter, Wasser gratis.
Und nun bin ich wieder alleine und habe Zeit das hier zu tippen.
Übrigens ist es hier jetzt genau 21:38 Uhr und am Strand, etwa 150, vielleicht 200 m entfernt, feiert eine Gruppe seit Sonnenuntergang mit Kerzen, Fackeln, Musik und lauten Jubelrufen und Gesang. Keine Ahnung was die Feiern, aber so ohne Sonne und im Wind ist es schon recht kühl.