Es beginnt

1.11.2021
Auch wenn das Datum ein wenig geschummelt ist, der aufmerksame Leser hat noch im Gedächtnis, daß ich bereits am Freitag, dem 29.10. nach Faro geflogen bin, wähle ich der Einfachheit halber dieses Datum als den Beginn meiner Reise. Außerdem ist Samstag und Sonntag nichts Nennenswertes geschehen.

Endlich geschafft. Ich bin hier in Portugal auf der Mephisto und muß keine Energie mehr auf mein Haus, meine Möbel oder mein Auto verschwenden. Alles weg. Dieses ständige hin und her der Gedanken, Pläne und Sorgen zwischen Leverkusen und Portugal, ist vorbei. Ich wünsche den neuen Eigentümern meines Hauses und meiner anderen Sachen, die ich verkauft oder verschenkt habe, alles Gute und viel Spaß damit. Mögen sie euch noch gute Dienste leisten.

Ich konzentriere mich nun ganz auf meinen Katamaran und alles was so auf mich zu kommt. Damit habe ich auch schon ausreichend zu tun und fühle mich nicht gelangweilt. Heute z.B., ich hatte mich auf einen ruhigen Tag mit wenig zu tun gefreut. Da ich morgen mit dem Boot nach Lagos in die Marina fahre, wollte ich heute die Motoren laufenlassen, um unterwegs keine Überraschungen zu erleben. In den nächsten 30 Tagen will ich dort, die noch ausstehenden Arbeiten erledigen. Leider hat die Überraschung nicht auf sich warten lassen. Es gab ein Problem mit dem Kühlwasser am Steuerbordmotor. Es ist ein bekanntes Problem, das bei beiden Motoren auch schon auf der Testfahrt mit dem Gutachter auftrat. Durch die lange Liegezeit, inzwischen 20 Monate, hat sich im Kühlwassereinlaß starker Bewuchs gebildet. Ich hatte schon auf der Werft versucht den zu entfernen, mit mäßigem Erfolg. Dann erneut als ich im September an Bord war und getaucht bin um mir das Unterwasserschiff anzuschauen. In den Saildrives ist der Kühlwassereinlaß ein langer Kanal, der senkrecht nach oben geht. Unter Wasser sind auf jeder Seite des Saildrive drei kleine Öffnungen, nur etwa 5 bis 6 mm groß. Deshalb ist es kaum möglich diesen Kanal vernünftig zu reinigen. Aber zumindest muß ich es versuchen, damit die Motoren genug Kühlwasser bekommen und bei längerer Fahrt nicht überhitzen. Also wieder die Tauchausrüstung auspacken und rein ins Wasser. Dazu muß ich noch erwähnen, daß es hier seit Tagen immer wieder regnet, teils heftig, die Sonne sich hinter dicken Wolken versteckt und die Temperatur tagsüber so bei 20-21°C liegt. Außerdem ist das Wasser hier eine kalte, grüne Brühe mit höchstens 1m Sichtweite. Also alles andere als einladend. Aber hilft nichts, ich muß die Einlässe an beiden Saildrives sauber bekommen, zumindest sauberer als sie jetzt sind.

Nach etwa 20 Minuten unter Wasser ist die Arbeit so gut es eben ging erledigt und mir ist kalt. Nachdem ich wieder trocken und aufgewärmt bin, versuche ich mit der Preßluft aus der Tauchflasche noch von oben die Kühlwasserleitung frei zu blasen. Noch einmal die Motoren starten und es scheint funktioniert zu haben. Beide Motoren spucken nun gleich viel Kühlwasser aus. Ich hoffe das wächst in den nächsten vier Wochen nicht wieder zu, denn unterwegs zu den Kanaren werde ich sicher auch die Motoren brauchen. Auf dem Nordatlantik würde ich nur ungern eben mal das Boot verlassen und abtauchen, um die Einlässe zu reinigen. Das ganze Prozedere hat etwas mehr als vier Stunden gedauert. Damit war mein ruhiger Tag vorüber und das Abendessen war verdient. Wenigstens gab es zum Duschen warmes Wasser, denn der Steuerbordmotor lief lange genug, um das Wasser im Boiler zu erwärmen.

2.11.2021
Heute verlasse ich nun die Mooring hier in Alvor und fahre ein kurzes Stück aufs Meer hinaus und nach Westen, nach Lagos. Ich sollte eigentlich die Rettungsweste anlegen, entscheide mich aber dagegen. Zu ängstlich darf ich nun auch nicht sein, man kann das Unglück ja auch herbei beten, wenn man nur noch an die Risiken denkt. Wenigstens den AIS-Mensch-über-Board-Sender stecke ich mir in die Hosentasche, so als letzten Rettungsanker, für den Fall der Fälle.
Unterwegs wurde noch der Autopilot neu kalibriert, denn bereits im September habe ich die neueste Software aufgespielt und dabei ging die Kalibrierung verloren. Das Gerät macht das weitestgehend alleine, man muß nur einen 360° Bogen fahren.
In Lagos angekommen hat das Anlegen am Ankunfts-Steg gut geklappt. Der Wind war mäßig und kam aus der richtigen Richtung. Nur mein Liegeplatz in der Marina, der war noch besetzt. Das Boot hatte wohl noch ein Problem zu lösen und würde erst am nächsten Tag auslaufen. Wie ich später erfuhr, waren es Franzosen, auf dem Weg nach Madeira und weiter zu den Kanaren. Also die gleiche Route, wie ich sie auch in 30 Tagen vorhabe.
Da ich nun die Nacht am Ankunfts-Steg verbringen muß, ohne Strom und Wasseranschluß, gönne ich mir zumindest ein Essen im Restaurant.

3.11.2021
Nun wird es spannend, 12 Uhr – high noon, die Franzosen sind aufgebrochen und ich kann in die Marina. Da ist es für so einen Katamaran mit knapp 7m Breite schon etwas eng und ich will natürlich kein anderes Boot beschädigen und für mich ist es das erste Mal mit dem Ding auf engstem Raum zu manövrieren und es gab keine Möglichkeit zu üben und ich bin nervös.
Der Wind hat auch zugelegt, nicht gut. Vom Steuerstand ist die Backbordseite (links) nur schlecht zu sehen und ich kann nur schwer den Abstand zu den festgemachten Booten abschätzen. Der erste Versuch in die Box zu kommen geht daneben, der zweite und dritte auch. Beim vierten Versuch hätte es fast geklappt, aber ich entschied mich erneut dafür abzubrechen, weil ich dem Boot gegenüber zu nahe kam. Die Helfer auf dem Pier, die darauf warten, die Leinen zu übernehmen, sehen immer noch freundlich und geduldig aus. Beim fünften Versuch komme ich gut genug in die Box, so daß die Helfer mit ein bisschen drücken und schieben den Rest erledigen. Aufatmen. Nichts ist zu Bruch gegangen, das ist das wichtigste. Nach weiteren 30 Minuten bin ich auch mit den Festmacherleinen und wie sie vertäut sind zufrieden. Die Helfer, erfahrene Segler, haben gute Tipps parat und ich bin dankbar dafür.
Das Leben hier in der Marina ist ein völlig anderes als an der Mooring. Dort liegt man eher isoliert und ruhig, umgeben von Wasser und jeder Weg an Land ist erst einmal Arbeit mit dem Dinghi. Hier gehen Leute auf dem Steg vorbei oder arbeiten an ihren Booten, man ist direkt in Kontakt mit den anderen Seglern aus Schweden, England, Frankreich oder Spanien. Englisch ist die gemeinsame Sprache. Da kann es auch mal lauter werden, weil ein Hochdruckreiniger läuft oder Kinder spielen. Es gibt einen Stromanschluß fürs Boot und das Wasser wird einfach mit dem Schlauch aufgefüllt, statt die 30l Kanister zu schleppen. Heiße Duschen mit soviel Wasser wie man will gibt es außerdem. Das hat schon was, aber bei 800,-€ Liegegebühr für einen Monat (Wintersaison, deshalb recht günstig) ist das, wie ich finde, schon teuer erkauft.
Mit Einkaufen und Abendessen kochen geht auch dieser Tag zu Ende. Und es ist angenehm warm im Boot, da ich den Heizlüfter anhabe, dem Landstrom sei Dank, denn sonst liegt die Temperatur Nachts bei etwa 14-15 Grad.

7.11.2021
Zwischenzeitlich waren es nachts sogar nur 10° C, also recht frisch und so gar nicht die Temperaturen, die ich mir wünschen würde. Aber es soll wieder wärmer werden.
Zunächst aber ein paar Tage zurück. Am Donnerstag (4.11.) begann mein Arbeitsintervall hier in Lagos. Denn darum bin ich überhaupt in die Marina gefahren, um besser arbeiten zu können. Angefangen habe ich mit dem Einbau der elektrischen Toilette. Wer schon mal auf einem Boot war, kennt vielleicht die üblichen Toiletten zum Pumpen. Ich empfinde die Dinger als eine Zumutung und wenig komfortabel. Für einen 2-Wochen-Urlaub noch OK, aber nicht für einen dauerhaften Aufenthalt. Also muß zunächst die vorhandene Toilette abgebaut werden. Das war der einfache Teil, denn die Befestigung besteht nur aus 4 Schrauben und 3 Schlauchschellen, dann kann das ganze Ding in den Müll. Der Einbau der elektrischen Toilette ist schon ein ganzes Stück schwieriger, denn die Anschlüsse für Wasser und Abwasser sind hier ganz anders. Außerdem muß eine zusätzliche Meerwasserpumpe eingebaut werden und das ganze braucht auch noch Strom. Vor allem die zusätzliche Pumpe war knifflig, weil eigentlich kein Platz dafür da ist und man auch nicht so einfach die Bordwand anbohren kann, um sie zu befestigen. Glücklicherweise ist der Bootsshop leicht zu Fuß zu erreichen und hat auch eine brauchbare Auswahl an Zubehör- und Ersatzteilen. Zudem war in den zwei Anhängerladungen, die ich an Ausrüstung hier an Bord gebracht habe, auch einiges an Werkzeug und nützlichen Kleinteilen wie Schrauben, Schlauchschellen und Reste von Holzplatten enthalten.
Am Freitag hatte ich fast alles geschafft und die Toilette so gut wie fertig, bis auf den Stromanschluß an das Bordnetz. Der Kabelquerschnitt für die Toilette war mit 4 mm² angegeben und dafür hatte ich Klemmen. An Board war das Kabel aber 6 mm² und dafür die Klemmen zu klein. Bis ich das bemerkt hatte, war der Bootsladen schon zu. Also bin ich am Samstag noch mal los größere Klemmen kaufen und wie so oft, ich brauche 2 Klemmen (Plus und Minus) und die Klemmen gibts nur im 12er-Pack. Naja, schon mal für zukünftige Projekte vorgesorgt.
Bis ich dann den Strom noch angeschlossen und die Schläuche und die Pumpe mehrfach auf Undichtigkeiten überprüft und alles wieder zusammengebaut hatte, was ich für die Montage demontieren mußte, war es schon wieder 16 Uhr. Noch genug Zeit zu duschen und fürs Wochenende einzukaufen.



Da heute Sonntag ist, tue ich nicht viel, nur ein wenig Aufräumen und sauber machen. Die verwendeten Werkzeuge und Kleinteile wieder aufräumen und im Rumpf verstauen. Morgen geht es dann mit der Reparatur des Außenbordmotors weiter.

8.11.2021
Um den Außenbordmotor reparieren zu können, wird er erst einmal an Bord gehievt und an der dafür vorgesehenen Halterung befestigt. Durch die Hilfe eines freundlichen Nachbarn und meinem kleinen Flaschenzug ging das leichter als gedacht, trotz der 42 kg. Ich hatte es ja schon erwähnt, der Gaszug ist eigentlich kein Zug, sondern wird wie eine Schubstange verwendet. Wenn man Gas gibt, wird der Gaszug nach vorne geschoben und bedient so die Drosselklappe am Vergaser. Eine blöde Konstruktion! Am alten, ausgebauten Gaszug sieht man auch sofort warum. Wenn die Drosselklappe mal etwas schwergängiger ist, wird das Stahlseil des Gaszuges geknickt. Das ist dann nicht mehr zu korrigieren und ein neuer Zug muß eingebaut werden. Das einzig positive, der Ausbau und auch der Einbau sind nicht sehr schwierig. Nur die Einstellung der richtigen Längenverhältnisse über die Stellschrauben hat etwas länger gedauert.
Am Gasdrehgriff war auch die hinten liegende Feststellung für den Gasgriff kaputt. Die hatte ich zusammen mit dem Gaszug bereits in Deutschland gekauft. Deren Einbau war allerdings etwas trickreich, denn ich mußte erst mithilfe des Internets herausfinden, wie ich den alten Feststellring abbekommen kann. Die ganze Reparatur war aber dennoch an einem Tag erledigt.

9.11.2021
Heute lasse ich es langsam angehen und nehme mir nur die drei kleinen Luken an Bord vor, um die Dichtungen zu erneuern. Die verwendete Dichtung scheint mir von Anfang an die Falsche gewesen zu sein. Sie ist einfach nicht hoch genug und so kann das Wasser, z.B. bei Regen, einfach zwischen Scheibe und Dichtung hindurch ins Innere laufen. Bisher ist das zwar nur bei einer der Luken tatsächlich passiert, aber ich wechsle lieber bei allen drei Luken dieser Art, das Gummi aus. Leider hat der Bootsshop hier nicht die richtige Gummidichtung. Vom Hersteller wird eine runde Neopren Dichtung mit 8 mm Durchmesser vorgegeben und die Nut in der Luke ist auch halbrund. Wegen der 3 Metern Dichtung, die ich brauche, bestellt der Laden aber nicht extra und so muß ich nehmen, was da ist, eine quadratische Neopren Dichtung mit 8 mm Kantenlänge. Naja, wird schon passen. Das Material ist weich und wird soweit an den Kanten wohl nachgeben. Tatsächlich sitzt die Dichtung am Ende wohl etwas spack in der Luke, aber sie geht zu und mit der Zeit drückt sich die Dichtung da schon zurecht.
Danach gehe ich noch in die Stadt zum Einkaufen von ein paar Lebensmitteln. Am Abend gönne ich mir aber wieder ein Abendessen im Restaurant. Dafür, daß ich in der ersten Woche schon drei der vier wichtigen Dinge auf meiner To-Do-Liste erledigt habe.

10.11.2021
Die drei Dinge sind, oder besser waren, das elektrische WC, der Außenbordmotor und die Anfertigung der neuen Sitzkissen. Auch, wenn ich das nur in Auftrag gebe und sie nicht selbst nähe, ich mußte ja erst einmal einen Laden finden, der das für einen vernünftigen Preis macht und innerhalb von 3 Wochen auch fertig wird. Wie wichtig es ist, den Richtigen damit zu beauftragen zeigt schon die Preisspanne dafür, von 720,-€ bis 2070,-€.
Der vierte Punkt ist der Wassermacher. Laut Vorbesitzer soll er noch funktionieren, nur die Membran und Filter müßten ausgetauscht werden. Ich hoffe das stimmt, die Sachen habe ich schon in Deutschland eingekauft. Falls doch etwas mit der Hochdruckpumpe nicht stimmt, wird es sehr aufwendig. Übrigens, der Wassermacher ist eine nützliche Maschine, die aus Salzwasser Trinkwasser machen kann. Das funktioniert im Prinzip durch eine Membran, die engmaschig genug ist, die Salzmoleküle zurückzuhalten. Salzwasser wird quasi mit etwa 60 bar durch die Membran gepresst. Auf der anderen Seite der Membran kommt Süßwasser an, das Salz wird zurückgehalten. Der Fachausdruck ist „Umkehrosmose“.
Getan habe ich heute nicht viel. Der Außenborder wurde wieder am Dinghi montiert, einem Nachbarn habe ich bei der Reinigung seines Dinghis geholfen und in einem Baumarkt kaufte ich einen neuen Besen, weil bei meinem der Stiel abgebrochen ist. So läßt es sich leben. Solange die Sonne am Himmel steht, ist auch die Temperatur ganz angenehm bei 22 °C. Aber ab etwa 16:30 Uhr wird es deutlich kühler und abends kalt mit 14°C.

12.11.2021
Gestern hatte ich mich wie geplant mit dem Wassermacher beschäftigen wollen. Das war dann aber schneller erledigt als gedacht. Der Plan war, mit der alten Membran, die ich ja eh entsorgen wollte, einen Probelauf zu machen. Um die Membran überprüfen zu können, war es notwendig, das ganze Gehäuse auszubauen. Erste Überraschung, das Gehäuse war nirgends festgeschraubt. Ich konnte es einfach so herausheben. Gewundert hat mich das schon, denn ich würde annehmen, daß beim Betrieb Vibrationen entstehen. Zweite Überraschung, es war keine alte Membran vorhanden. Deshalb konnte ich auch keinen Probelauf durchführen. Ich habe eine neue Membran, aber wenn ich die einsetze muß ich den Wassermacher auch regelmäßig, am besten täglich, laufen lassen. Das will ich hier in der Marina natürlich nicht. Also muß der Probelauf warten bis ich auf den Kanaren bin. Ich habe mich jetzt erst einmal darauf beschränkt, die Filter und Schlauchverbindungen zu überprüfen und da scheint alles OK zu sein. Weil ich dadurch den Nachmittag nichts zu tun hatte, bin ich ein wenig durch die Stadt gelaufen und habe u.a. einen deutschen Honorar Konsul entdeckt.
Heute war Waschtag. Etwa 8 Minuten zu Fuß ist es bis zu einer Wäscherei mit Selbstservice. Von den Waschmaschinen in der Marina hat man mir abgeraten. Nach einer Stunde war die Wäsche gewaschen und nach weiteren 15 Minuten auch wieder trocken. Tja und das war es schon für heute, der Rest des Nachmittags war mit lesen, zwei Glas Rotwein und dem Kochen des Abendessens ausgefüllt. Zum ersten Mal habe ich den Gasofen getestet. Er funktioniert.

14.11.2021
So langsam kann ich das Bootsleben genießen und da heute Sonntag ist, das Wetter wunderbar warm und sonnig bei 24°C, teste ich mal mein Klappfahrrad. Das hatte ich mir schon vor etwa einem Jahr gekauft, weil es zum Sommerende besonders günstig war. Ein Glück, denn wenn man sieht welche Lieferschwierigkeiten es gerade jetzt auch bei Fahrrädern gibt, hätte ich im August oder September keines mehr bekommen.
Interessehalber fahre ich noch mal bei dem Storchenturm vorbei. Diesmal ist ein anderes Mitglied der Familie zu Hause.
Dann geht es an der Hafeneinfahrt entlang, um gemütlich bis an die Küste zufahren und mir die Felsen anzusehen, die so viele Touristen auch sehen wollen. Jeden Tag sehe ich die kleinen und größeren Ausflugsboote aus der Marina aus und einlaufen. Manchmal mit nur zwei Gästen an Bord, manchmal mit zwanzig und auch noch mit Seekajaks.
Auf dem Weg dorthin, immer an der Uferpromenade entlang, erscheint zuerst das kleine Fort zur Verteidigung der Hafeneinfahrt.
Direkt an der alten Stadtmauer finde ich noch ein Open-Air Theater, allerdings sieht es aus, als ob es schon eine Weile nicht mehr benutzt wurde.
Die Felsen mit Leuchtturm und Radarstation sind ein ganzes Stück weiter draußen. Deutlich ist die Verwitterung der Felsen zu sehen und das hat diesmal sicher nichts mit der Klimaerwärmung zu tun.

18.11.2021
Es gibt so Tage, da geht einfach alles schief. Der heutige Tag gehört glücklicherweise nicht dazu 🙂
Das liegt wahrscheinlich daran, daß ich heute nicht viel geplant und auch nicht viel getan habe. Das meiste war mal wieder einzukaufen, diesmal mit Fahrrad. Seit mehr als 20 Jahren habe ich Satteltaschen fürs Motorrad. Die waren damals bei einem Motorrad, das ich kaufte, mit dabei. Auf dem Motorrad habe ich die genau zweimal benutzt und seitdem hatte ich sie halt rumliegen. Jetzt kommen sie zu neuen Ehren, denn sie sind stabil und passen gerade so auf mein Klapprad. Damit konnte ich heute die 15 Liter Wasser, 4 Liter Cola und andere Kleinigkeiten ohne große Mühe zum Boot transportieren. Bisher habe ich das immer zu Fuß geschleppt.
Gestern, Mittwoch, war Einparkübungs- und Segeltag. Morgens war recht wenig Wind und da bot mein freundlicher, englischer Nachbar mir an, mit mir das Einfahren in die Box mit meinem Katamaran zu üben. Wir haben uns im hinteren, ruhigeren Teil der Marina leere Boxen gesucht und in die bin ich dann ganz langsam reingefahren. Das ist wie das Einparken beim Auto in eine enge Garage, rechts und links ist nicht mehr viel Platz. Nur mit dem großen Unterschied, daß es auf dem Wasser praktisch keine Reibung gibt. Dadurch stoppt das Schiff nicht, wenn man kein Gas mehr gibt, es dreht weiter, auch wenn man wieder geradeaus lenkt und der Wind schiebt einen einfach vor sich her, dahin, wo man gerade nicht hin wollte. Aber alles in allem hat es ganz gut geklappt und als ich dreimal hintereinander auf Anhieb in die Box gekommen bin, haben wir es gut sein lassen und sind rausgefahren, um die Segel zu testen. Tatsächlich Segeln ging nicht, dazu war zu wenig Wind, aber um mal die Segel zu setzen und alle Leinen zu überprüfen war es gut genug. Dabei kam dann schon die eine oder andere Überraschung zutage, aber das zu erklären wäre hier, denke ich, für die meisten zu langweilig. Nur soviel, es sind wieder ein paar Kleinigkeiten mehr zu erledigen, nichts Großartiges, aber es muß eben gemacht werden.
Tut mir leid, daß ich keine Fotos dabei gemacht habe, aber ich war einfach zu beschäftigt und habe nicht daran gedacht. Ich bin sicher es werden noch viele Fotos beim Segeln folgen.

19.11.2021
Letzte Nacht war es sehr unruhig. Der Wind ist deutlich stärker geworden (um 20 knoten) und ich bin um 1:30 Uhr aufgestanden, um nachzusehen, wie sich das Boot am Steg verhält. Es schwang stark im Wind, von einer Seite zur anderen. Durch ein paar kleine Korrekturen an den Leinen, lag es 20 Minuten später wesentlich ruhiger. Im Licht des Vollmondes war die Bewegung an den umliegenden Schiffen in der Marina sehr gut zu sehen. Außerdem wird es dann auch richtig laut in der Marina, denn der Wind pfeift durch die Masten, bringt Leinen zum Schlagen und alles, was nicht richtig festgezurrt ist klappert.
Tagsüber ließ der Wind nicht nach und es kamen noch dunkle Wolken dazu. Es war frisch und ungemütlich und erst jetzt wo es dunkel geworden ist, läßt der Wind ein wenig nach. Morgen soll es regnen und am Sonntag vermutlich auch.

Ich glaube, ich hatte es noch gar nicht erwähnt. Während die Mephisto Anfang September noch in Alvor an der Mooring lag, hat ein anderes Boot den Bug gestreift oder gerammt. Der Anker hatte nicht richtig gegriffen und der Skipper ging zum Einkaufen von Bord. In dieser Zeit ist das Boot leider so weit abgetrieben, daß es mit dem Bug kollidierte. Mir wurde gesagt, daß andere Skipper, das glücklicherweise schnell bemerkt und das Schlimmste verhindert haben. Freundlicherweise hat sich der Verursacher (ein Landsmann) auch tatsächlich bei mir gemeldet, was bedauerlicherweise nicht selbstverständlich ist. Seine Versicherung (die Gleiche, die ich auch habe) hat die Regulierung des Schadens übernommen. Am Dienstag wurde der Schaden nun repariert und heute konnte ich das Ganze mit Begleichung der Rechnung abschließen. Wieder ein Punkt weniger auf der To-do-Liste.

Da ich hier über das Internet auch deutsches Fernsehen empfangen kann und regelmäßig Tagesschau und Tagesthemen anschaue, frage ich mich, was gerade zu Hause los ist – wegen Corona. Die Infektionszahlen gehen durch die Decke und es gibt noch immer Leute, die nicht an eine Impfung denken. Die Zahlen derer, die auf den Intensivstationen liegen, sprechen doch eine deutliche Sprache. Ich bin so froh, daß ich noch meine Impfungen bekommen konnte. Vor allem bin ich froh nun hier in Portugal zu sein, wo die Impfquote bei nahezu 100% liegt. Trotzdem tragen die Leute in den Geschäften und Restaurants noch Mundschutz, manche sogar auf der Straße.

21.11.2021
Da gestern wie vorhergesagt ein Regentag war, gänzlich ohne Sonne, war es nicht nur feucht, sondern auch kalt. Sehr ungemütlich. Ich bin den ganzen Tag nicht vor die Tür. Bei dem vielen Regen war es wichtig den Dichtstopfen am Dinghi herauszunehmen. Aus dem Wasserauslauf kann dann der Regen abfließen. Jeder der beiden Davids kann 100 kg Last aufnehmen. Das Schlauchboot und die Solarpaneelen dürften geschätzt etwa 70 kg wiegen, also etwa 35 kg an jedem David. Da der Außenborder 42 kg wiegt und praktisch nur vom Backbord-David getragen wird, ist dessen Last mit etwa 75 kg schon recht hoch. Viel Wasser darf da das Dinghi nicht aufnehmen.
Heute waren die Wolken zwar noch nicht vollständig verschwunden, aber zumindest zeitweise kam die Sonne zum Vorschein. Zeit genug und wenig genug Wind um das Großsegel auszupacken und hochzuziehen. Da ich alleine unterwegs bin, ist es schon schwer genug, die Segel zu reffen. Da will ich es mir wenigstens dadurch vereinfachen, daß ich am Großfall (die Leine, an der das Großsegel hängt) die Position der einzelnen Reffs markiere. Bis zu den Markierungen muß ich dann das Segel ablassen um die Reffs einlegen zu können. Das ist vorne am Mast besonders schwierig, denn hier muß ein Stahlring eingehakt werden und der Spielraum dafür ist sehr eng. Das zusammengefaltete Segel steht dem einfach im Wege. Hinten wird das Reff über Leinen eingelegt und mit diesen dann das Unterliek (die Unterseite) des Segels wieder gespannt. Besonders unangenehm dabei ist, daß man vor an den Mast muß. Reffen tut man eben nur, wenn zu viel Wind ist. Viel Wind bedeutet aber meist auch unruhige See und unfreundliches Wetter, nicht die Verhältnisse in denen man gerne den Schutz am Steuerstand verläßt. Ein falscher Schritt oder eine Welle zum ungünstigen Zeitpunkt und man verliert den Halt oder schlimmeres.
Bis ich die Markierungen gesetzt und dann das Segel wieder verstaut hatte, hat es auch schon wieder zu regnen angefangen. Erst als es dunkel wurde, hörte der Regen auf. Ich hoffe, morgen ist besseres Wetter.

Count down

11.08.2021
Der Count down läuft. Nun ist es amtlich, der Kaufvertrag für mein Haus beim Notar wurde von allen Beteiligten unterschrieben.
Leider hatte der Notar auch eine Überraschung parat, es wird eher 8 – 10 Wochen dauern statt der angenommenen 6 Wochen für den Grundbucheintrag (die Auflassung). Im Rahmen der, von der Regierung, viel gepriesenen Digitalisierung ein Armutszeugnis. Nicht umsonst ist Deutschland in der Digitalisierungs-Rangliste noch hinter dem Oman, Kasachstan und Griechenland. Viele Politiker scheinen es schon für „digital“ genug zu halten, wenn man die Terminvereinbarung online machen kann. Wobei ich ehrlicherweise zugeben muß, daß ich den tatsächlichen Grund für diese lange Bearbeitungszeit nicht kenne. Vielleicht liegt es ja nicht an der mangelhaften Digitalisierung, sondern einfach an einer Überlastung des Amtsgerichts, weil gerade 100.000 Grundstücke verkauft wurden.
Also wird aus Ende September eher Ende Oktober für die Übergabe.
Die Möbel, die ich entsorge, gehen Ende August zum Sperrmüll. Anfang September fahre ich dann die 2. Hälfte meines Hausstandes nach Portugal. Da ich nun bis zur Übergabe mehr Zeit habe, bleibe ich nicht nur eine Woche auf dem Boot, sondern drei Wochen, bevor ich wieder nach Hause fahre.
Ein Skipper von einem Nachbarboot hat mich schon vorgewarnt, daß Asche das Deck verdreckt hat. Auch in Portugal wüten ja Waldbrände.

20.08.2021
Inzwischen ist nicht viel passiert, immer noch räume ich Sachen um. Entweder um sie zu verpacken oder zu entsorgen. Während der letzten sonnigen Tage sind viele, der vor der Tür lagernden Dinge mitgenommen worden. Ich war im Regen auch wieder bei der Wertstoffsammelstelle, um vor allem Metall und Kunststoffe zu entsorgen. Auch ein alter Winterreifen wurde, für 3,- Euro entsorgt. Aus meinem Mobiliar sind nun 3 Schränke in ihre Bestandteile zerlegt und in die Garage getragen worden. Am nächsten Freitag kommen die netten Sperrmüllmänner vorbei und holen hoffentlich alles ab. Das könnte knapp werden, die Grenze liegt bei 5 Kubikmeter. Mein Bett und ein paar kleinere Möbel kommen noch dazu. Ich hoffe ich bekomme das Wasser aus meinem Wasserbett, ohne für eine Überflutung zu sorgen. In den Matratzen schlummern immerhin ca. 1000l Wasser.
Paradoxerweise bin ich gleichzeitig aber immer noch damit beschäftigt, meine Ausrüstung zu vervollständigen und damit immer weiter Neues einzukaufen.
Heute kamen gleich 3 Geschenke an, mit die teuersten der letzten Tage.

Die gopro Hero 9 wird mir hoffentlich dabei helfen alle Interessierten mit vielen kleinen Filmchen auf dem Laufenden zu halten. Allerdings wird es wohl noch eine Weile dauern bis es etwas Sehenswertes zu filmen gibt.
Die 4 Lithium-Module sollen meinen Bordstrom etwas ausbauen. Der Vorbesitzer sagte mir, daß mit dem Gefrierschrank, der Strombedarf oft über dem liegt, was die Solarzellen liefern können. Ich wollte deshalb die Batteriekapazität ausbauen. Dummerweise kann man in einen „alten“ Batteriepack mit AGM-Batterien nicht einfach eine neue Batterie einfügen. Die wäre in kurzer Zeit „aufgebraucht“. Komplett austauschen wollte ich die Batterien aber auch nicht, die sind ja gerade mal 4 Jahre alt. Deshalb habe ich mich für Lithium-Akkus entschieden, die ein eigenes Energiemanagement haben und als Ergänzung zu herkömmlichen Blei-Akkus konzipiert sind. Das System von BOS wird parallel zu den bestehenden Batterien angeschlossen und alles, was an Steuerung notwendig ist, ist bereits in dem Lithium-Modul verbaut. Dadurch wird zum einen die Kapazität erweitert, von bisher nutzbaren ca. 330 Ah auf 430 Ah und auch noch die Lebendauer der AGMs verlängert (laut Hersteller BOS). Ich hoffe das bewährt sich, den die BOS Module sind teuer.
Als Drittes kam heute auch noch die passende Matratze für die Gästekoje an. Die Matratze wurde vor 10 Tagen schon mal geliefert, aber 10 cm zu kurz. Ich hatte fast 5 Wochen darauf gewartet und bin froh, daß ich mir die Arbeit gemacht hatte, sie zu Hause schon auszupacken. Heute kam nun der Schaumstoff in der richtigen Länge und ich habe ihn in die zuvor gelieferte Hülle gepackt. Es sind zwar eher 198 cm, aber das wird sich schon noch ein wenig ausdehnen.
Ach ja, und ebenfalls heute wurde bei Bauer mein Kompressor produziert. Ja tatsächlich. Die liegen da scheinbar nicht auf Lager, sondern werden für jeden Kunden auf Bestellung hergestellt. Mir wurde bestätigt, daß er heute in den Versand ging. Ich rechne also nächste Woche mit der Lieferung. Ich werde berichten 🙂

24.08.2021
Das Wasserbett ist Geschichte.
Das ging einfacher als ich befürchtet hatte, es gab keine Überschwemmung.
Mit der kleinen Pumpe, die ich gekauft hatte und einer Bohrmaschine, war der größte Teil des Wassers schnell entsorgt. Allerdings mußte ich die letzten 50 Liter quasi aus der Matratze in einen Eimer drücken.
Damit man auf der Matratze nicht seekrank wird, also ständig hin und her schwappt, ist da ein Fließ eingearbeitet, das die Wasserbewegung dämpft. Das Fließ war mit Wasser vollgesogen und selbst nur mit diesem Restwasser war sie zu schwer um sie wegzutragen. So hat das Auspressen der 50 Liter etwa so lange gedauert wie das einfache Absaugen der 450 Liter zuvor.

Als das Wasser erst einmal raus war, ging das Zerlegen des Bettgestells recht einfach. Und wer sich schon mal gefragt hat, wie so ein Wasserbett aufgebaut ist, kann das in den Bildern nun sehen.
Die meisten Betten lassen sich in ein Wasserbett umbauen, da der Rahmen so gut wie nicht belastet wird. Der spezielle Unterbau nimmt die Wasserlast auf und verteilt sie über die ganze Bettfläche auf den Fußboden. Sollte die Wassermatratze einmal kaputtgehen, passiert auch nicht viel, jedenfalls gibt es keine Überschwemmung. Das Wasser wird durch eine Wanne im Bett aufgefangen und kann dann abgepumpt werden, ohne daß der Nachbar in der Wohnung darunter nasse Füße bekommt.
Jedenfalls bin ich jetzt ohne Bett und schlafe die letzten Wochen zu Hause auf einer alten Matratze, die ich glücklicherweise die letzten 12 Jahre aufbewahrt habe und die schon mal als Gästebett gedient hat.

31.08.2021
Der Bauer Tauchkompressor wurde geliefert. Da ich inzwischen ja so meine Erfahrungen mit größeren Lieferungen gemacht habe, packe ich alles aus und überprüfe die Funktion oder zumindest den Zustand der Teile. Daß diese Überprüfung auch bei eigentlich guten Firmen notwendig ist, hat sich auch hier bei Bauer Kompressoren wieder bestätigt. Sofort fällt auf, daß der Antriebsmotor mit Öl verschmiert ist und sich auf dem Boden des Kartons eine Öllache gebildet hat.
Der Kompressor wurde so weit gekippt, daß Motoröl über den Vergaser und den Luftfilter, ausgelaufen ist. Sehr ärgerlich! Der Luftfilter und das ganze Gehäuse ist mit Öl versifft. Also alles fotografieren und beim Händler reklamieren.
Glücklicherweise scheint der Kompressorblock in Ordnung zu sein. Da wartet man Wochen auf so ein Gerät und dann so ein Mist. Am liebsten würde ich es komplett zurückschicken, aber dafür ist nun eben keine Zeit mehr.
Daß die Bauer Ingenieure sich keine Lösung für dieses Problem einfallen lassen können, wirft kein gutes Licht auf sie. Ich könnte wetten, daß das nicht das erste Mal passiert ist.

Inzwischen habe ich wieder Platz in meiner Garage. Der Sperrmüll wurde letzten Freitag abgeholt. Damit ist schon wieder ein Teil dessen, was ich entsorgen muß, aus dem Weg. Jetzt kann ich die Sachen, die nächste Woche nach Portugal transportiert werden müssen, zum Verladen in die Garage räumen. Das Schleppen nimmt kein Ende.

15.09.2021
Die letzten Tage war ich wieder vollauf beschäftigt und bin nicht zum Schreiben gekommen. Das möchte ich nun gerne nachholen.
Das Problem mit dem Bauer-Kompressor konnte noch gerade so gelöst werden. Allerdings wirklich zufrieden bin ich nicht. Das verölte Luftfiltergehäuse und den Vergaser mußte ich mühsam selbst reinigen, so gut es eben ging. Von Bauer-Kompressoren bekam ich nur Motorenöl, den Luftfilter des Motors und den Luftfilter des Kompressors nachgeliefert. Wobei der Luftfilter des Motors buchstäblich in letzter Stunde am Dienstag geliefert wurde, da ich am Mittwochfrüh nach Portugal aufgebrochen bin. Da bekommt man von Bauer quasi ein beschädigtes Teil geliefert und darf es auch noch selbst reparieren. Ich hatte auch herausgefunden, daß Bauer zu viel Motorenöl eingefüllt hatte, denn obwohl einiges an Öl herausgelaufen war, war der Ölstand im Motor noch zu hoch und ich habe überschüssiges Öl abgelassen. Es gab keine Entschuldigung, keinen Preisnachlass, weil ich ja schließlich die Arbeit hatte, nichts. Ich werde den Kundendienst von Bauer-Kompressoren ganz sicher nicht empfehlen.
Am Dienstag hatte ich mir den Leihanhänger abgeholt und dann direkt mit allen Kartons und Stauboxen und was ich sonst so hatte, beladen. Das hat alles gerade so hineingepaßt. Der Anhänger war komplett voll. Allerdings war er auch etwas kleiner als bei der ersten Fahrt.
Am Mittwochmorgen (8.09.2021) ging es dann los Richtung Süden, über Luxemburg, Frankreich, Spanien bis nach Portugal an die Algarve, ca. 2500 km in drei Tagen. Durch die Überschwemmungen und die gesperrte A1 südlich von Köln, mußte ich leider direkt einen Umweg über Bonn und Trier nehmen.
Ansonsten ging es ohne Zwischenfälle weiter und besonders angenehm war wiederum die Strecke in Spanien, an Salamanca vorbei durch die Extremadura.
In Alvor angekommen hat mich ein freundlicher Engländer mit dem Dinghi auf meine Mephisto gebracht und ich konnte erst einmal entspannen. Samstag und Sonntag habe ich dann damit verbracht etwas Proviant einzukaufen und mit dem Dinghi ein paar Koffer und Taschen mit Klamotten, Bettwäsche und Handtücher vom Anhänger aufs Boot zu bringen.
Am Montag habe ich meinen Bruder vom Flughafen in Faro abgeholt. Er hilft mir die Woche über hier an Board. Am Dienstag, also gestern, schlägt dann prompt das Wetter um, es regnet den ganzen Tag und wir können nicht wie geplant den Anhänger ausladen. Da alles Material, das ich hier auf dem Boot fürs arbeiten brauche noch im Anhänger ist, können wir auch sonst nichts tun.
Heute, Mittwoch, ist wieder Sonnenschein angesagt und wir verlassen die Mooring und fahren zum Steg. Zu Zweit haben wir den Anhänger in knapp 2 Stunden entladen und sind wieder zurück an der Mooring. Das Verstauen der 2. Hälfte meines Hausstandes gestaltet sich schwieriger als beim ersten Besuch, denn der Stauraum ist inzwischen ja von der ersten Ladung schon gut belegt. Aber irgendwie bekomme ich das schon unter, ich habe ja noch mehr als 2 Wochen Zeit, ehe ich wieder zurück nach Leverkusen muß. Solange mein Bruder hier ist, sind andere Arbeiten, die ich nicht alleine machen kann, wichtiger.

16.09.2021
Heute war ein anstrengender Tag, ich habe mich von meinem Bruder in den Mast hochziehen lassen und ein paar kleinere Reparaturen erledigt. Einige Kabelbinder waren dort abgegangen und die Saling benötigte einen Kantenschutz an den Stellen, an denen eine Leine gegen das dünne Blech schlägt. Einer der Scheinwerfer, die das Vorschiff und den Bereich vor dem Boot beleuchten,mußte ein wenig nachjustiert werden. Außerdem haben wir den gemäß Flaggenzertifikat notwendigen Schriftzug am Heck angebracht.
Das wichtigste heute war der Einbau der Lithiumbatterie von BOS. Das hat etwas länger gedauert als gedacht, da zunächst ein kleines Podest aus Holz befestigt werden mußte, um die Batterie daraufzustellen und mit einem Gurt zu sichern. Zum Abschluß des Tages waren wir noch an Land zum Abendessen und nun ist Schlafenszeit angesagt.

23.09.2021
Mein Bruder ist inzwischen wieder zu Hause angekommen und ich bin alleine auf der Mephisto, für weitere 10 Tage. Viele Kleinigkeiten wurden in den letzten Tagen erledigt. So auch der Griff am Kühlschrankdeckel, der mich genervt hat, weil er locker war. Er ist nun wieder fest und das war sehr viel mehr Arbeit als gedacht. Die Schrauben waren nämlich hinter der Isolierung versteckt und diese Isolierung wiederum war mit Silikon verklebt. Alles mußte erst mühsam auseinandergerissen und dann wieder sauber zusammengefügt werden. Weil das Silikon dick aufgetragen werden mußte, habe ich sicherheitshalber 30 Stunden gewartet, um sicher zu sein, daß es fest ist und hält.
Erledigt auch der Einbau einer zusätzlichen Schublade unter dem Esstisch, um mehr Küchenutensilien unterzubringen.
Die Leseleuchten in meiner Kabine wurden erneuert und auch in der Gästekabine wurden neue Leuchten angebracht.


Das Schöne an den zusätzliche eingebauten Lithiumbatterien ist, die bessere Nutzung von Elektrogeräten ohne Angst haben zu müssen die Batterien zu weit zu entladen. So kann ich die normale Kaffeemaschine nutzen und muß kein Wasser mit Gas heiß machen. Ich kann den Wasserkocher nutzen und muß auch das Wasser zum Geschirrspülen nicht mit Gas erhitzen. Es ist sogar möglich den Toaster zu benutzen ohne schlechtes Gewissen. Alles Ökostrom, von meinen Solarzellen und Windgenerator.
Und den fossilen Brennstoff Gas spare ich. Man bin ich grün 🙂
Und während ich hier schreibe, ist es dunkel geworden und ganz friedlich, nur etwas Musik weht vom Land herüber.

2.10.2021
Nun ist meine Zeit hier an Board wieder fast um, Morgen muß ich, mit Auto und Anhänger, zurück nach Deutschland fahren. Inzwischen ist fast alles verstaut, kleinere Arbeiten habe ich diese Woche noch erledigt und ich bin dabei wieder alles dichtzumachen, damit Mephisto weitere ca. 4 Wochen ohne mich unbeschadet übersteht. Sobald der Verkauf meines Hauses abgeschlossen ist, fliege ich nach Faro, Portugal, zurück – one way!
Immerhin habe ich meine Zeit auf einem Boot endlich etwas erweitern können, es sind diesmal 22 Tage gewesen. Die längste Zeit, die ich je auf einem Schiff verbracht habe 🙂
Diese Woche konnte ich auch schön genießen, ohne noch viel zu arbeiten. Die Arbeit geht weiter, wenn ich zurück bin. Dann fahre ich in die Marina hier in Portimao und erledige die letzten Arbeiten, vorerst. In der Hoffnung dann auch tatsächlich mal segeln zu können. Bisher bin ich noch nicht einmal wirklich segeln gewesen mit der Mephisto.


26.10.2021
Seit meinem letzten Artikel ist einige Zeit vergangen, ich weiß, aber erst ist nicht viel passiert und dann ging alles ganz schnell.
Ich starte einige Tage zurück, bei der Rückfahrt aus Portugal.
Die Fahrt war mehr oder weniger ereignislos. Begeistert war ich, wie die Fahrten zuvor, wieder von der Landschaft in Spanien. Die Hochebene in der Extremadura und der Gegend um Salamanca ist einfach wunderschön. Überrascht hat mich nur ein Anruf der Marina in Lagos, die mir mitteilte, daß sie nun doch einen Liegeplatz für mich freihaben. Das ist gut, denn die Marina in Lagos ist mitten in der Stadt, alles ist gut fußläufig zu erreichen und es ist dort auch was los. Portimao ist recht abgelegen und es ist kaum jemand auf der Straße zu sehen. Also gehe ich im November mit dem Boot für 30 Tage nach Lagos.
Geschafft habe ich die Fahrt diesmal in zwei langen Tagen, denn in Frankreich habe ich dieses Mal die Mautstraßen benutzt, um die schnellste Strecke fahren zu können. Das waren 85,-€ extra Kosten für etwa 4 Stunden weniger Fahrtzeit. Wohlgemerkt gilt das nur für die Fahrt mit dem Anhänger, weil ich den Geschwindigkeitsvorteil auf den Autobahnen (130 km/h) mit dem Anhänger ja nicht ausnutzen kann. Nur mit dem PKW ist man auf der Autobahn wesentlich schneller, als wenn man die Mautstraßen vermeidet.
Wieder zu Hause ging es weiter mit dem Ausräumen, denn da nun das Ende meiner Zeit in Leverkusen in Sicht ist, brauche ich auch immer weniger Dinge für den täglichen Bedarf. Auch vom Boot habe ich noch ein paar Sachen mitgebracht, denn da wird der Platz echt knapp.
In KW 41 kam dann schon die Info vom Notar, daß die Auflassung im Grundbuch eingetragen ist. Schneller als gedacht. Nun war die Bank dran, aber die hat leider in letzter Minute noch gepatzt. Falls ihr eine Finanzierung für eine Immobilie sucht, verirrt euch nicht zur Kreissparkasse Köln. Die ganze Abwicklung über wollten die alles ganz genau überprüfen und jedes noch so kleine Wörtchen, das im Grundbuch eingetragen war, wurde auf dessen Ursprung untersucht. Und weil ein Mitarbeiter ein Wort ausgelassen und nicht untersucht hatte, wurde dann die Zahlung so weit hinausgezögert, daß der Zeitplan zwischen den Käufern und mir in letzter Minute verschoben werden mußte. Nicht schlimm, aber einfach nervig.
Mein Auto konnte ich in der Zwischenzeit auch noch verkaufen, so hielt mich nichts mehr auf. Die Hausübergabe hat dann gestern reibungslos geklappt und ich bin mit dem Zug nach Mannheim gefahren. Der ICE brauchte gerade mal 90 Minuten für die Strecke, für die ich mit dem Auto 140 Minuten benötigte.
Nun bin ich bei meiner Schwester und meinem Bruder und dem Rest der Familie, um mich noch zu verabschieden.
Am Freitagmittag geht es dann mit dem Flieger von Frankfurt nach Faro und adios Deutschland.

Es geht voran

11.07.2021
So nach und nach kommt die Ausrüstung fürs Boot zusammen. Täglich ist bei mir einer der Paketdienste an der Tür, sei es mit einem etwas größeren Briefchen oder auch mit einem großen Paket. Von kleinen Dichtungen, über teure Elektronikteile bis zu größerem Zubehör ist alles dabei.

Anderes ist schon bestellt aber noch nicht geliefert, davon berichte ich dann später noch.
Ich habe mir auch die Zeit genommen mal wieder handwerklich tätig zu werden. Für die Küche habe ich mir ein Schränkchen zusammengebaut, um die Dinge des täglichen Gebrauchs griffbereit, aber dennoch aufgeräumt zu haben. Außerdem habe ich so mehr Stellplatz, denn meine Kaffeemaschine und meine elektr. Schneidemaschine will ich mit aufs Boot nehmen.
Inzwischen habe ich auch die Rufzeichenzuteilung der Bundesnetzagentur:
Rufzeichen: DH9037 / MMSI: 211826700
Falls ihr also mal zufällig mit eurer digitalen Seefunkstelle in meiner Nähe seid, ruft an :-).

29.07.2021
Und wieder ist ein wichtiger Meilenstein auf dem Weg aufs Meer abgehakt.
In den letzten Wochen war ich mit dem Verkauf meines Hauses beschäftigt.
Erfreulicherweise hat diese Beschäftigung auch unmittelbar zum Ziel geführt.
Mein Haus ist verkauft!
Nun gilt es auch da den ganzen bürokratische Aufwand zu absolvieren, wie zuvor beim Kauf des Bootes. Allerdings dürfte es hier schneller gehen. Mit den Käufern habe ich die Übergabe des Hauses für den 30.09.2021 vereinbart, sofern bis dahin beim Notar alles abgeschlossen ist und alle Grundbucheintragungen etc. erledigt sind. Das wird dann auch das Datum sein, zu dem ich Köln / Leverkusen verlasse, nach 26 Jahren und 5 Monaten, die ich hier verbracht habe. Ein wenig Wehmut schwingt da dann doch mit.
Ich hoffe, ich kann auch noch einmal ins Büro zu den EX-Kollegen fahren, um mich zu verabschieden. Vorausgesetzt da ist wieder jemand im Büro und nicht alle noch im Home-Office!?
Seit Ende 2019 bin ich nun schon dabei meinen Hausstand zu verkleinern und alles zu verkaufen, zu verschenken oder zu entsorgen, was ich nicht mehr brauche. Die letzten Stücke stehen jetzt täglich, wenn es das Wetter zu läßt, vor meiner Haustür.

Jeder darf sich bedienen und mitnehmen, was er haben möchte.
Vieles ist einfach zu schade zum Wegschmeißen.

Endlich!

Es hat lange gedauert und nun ist es endlich so weit, ich habe das Boot in Portugal gekauft und seit dem 29.05.2021 gehört es offiziell mir.

Das Boot: die Mephisto, ist ein knapp 12 m langer Katamaran von Fountaine Pajot, eine Lipari 41 in Maestro Ausführung. Maestro ist die Eigner-Variante mit einem Rumpf für den Eigner (Schlafbereich und Badezimmer) und im anderen Rumpf befinden sich 2 Gästekabinen mit einem Gästebad.
Das Gutachten wurde am Mittwoch (26.05.2021) erstellt und hat keine gravierenden Mängel ergeben.
Erfreulich war, daß der Rumpf auch nach so langer Zeit im Wasser, etwa 15 Monate und ohne daß das Boot bewegt wurde, kaum Bewuchs hatte.

Das kann auch ganz anders aussehen, wenn etwas mit dem Unterwasseranstrich nicht in Ordnung war.

Nach dem Reinigen der Rümpfe strahlt das blaue Antifouling fast wieder wie neu und der Gutachter kann mit seiner Arbeit beginnen.

Wie ich meine hat der Gutachter einen guten Job gemacht. Nicht nur was das Unterwasserschiff angeht, sondern auch in den Motorräumen, in den Bilgen, den Kabinen und auch auf dem Mast, hat er sich alles gründlich angesehen. Also bin ich zuversichtlich, daß alles in Ordnung ist. Keine Osmose, keine De-Laminierung, keine kritischen Risse oder Brüche.
Natürlich gibt es dennoch jede Menge zu tun und bis das Boot so ausschaut wie ich es haben möchte, wird noch einiges an Geld hineinfließen. Die unschönen Alterserscheinungen, verschlissene Abdeckungen, abgegriffene Furniere, die nicht mehr schönen Sitzkissen etc., werde ich im Laufe der nächsten 12 Monate Stück für Stück ersetzen. Zumindest hat das keine Eile.

31.05.2021
Heute bin ich mit meinem Reisegepäck aus dem Apartment, in dem ich die letzte Woche gewohnt habe, ausgezogen und auf mein Boot eingezogen. Die Dinge, die der Vorbesitzer zurückgelassen hat, habe ich erstmal ausgeräumt, um sauber machen zu können und Platz für meine Sachen zu schaffen. Was ich davon noch behalten werde und was ich entsorge, entscheide ich später.
Glücklicherweise ist die Temperatur etwas zurückgegangen, nur noch 22°C statt 26°C, warm wird mir dennoch.

1.06.2021
Es wird spannend, denn um meinen Hausstand an Bord zu bringen (ca. 850 kg) muß ich die Mooring, an der ich liege und die nur mit dem Dinghi zu erreichen ist, verlassen und mit der Mephisto an einem Ponton-Steg anlegen. Mein erstes Manöver mit dem guten Stück und das natürlich alleine, was die Sache nicht einfacher macht. Also Leinen los, gemächlich an den Steg tuckern und wieder festmachen, theoretisch einfach. Praktisch diesmal auch, es hatte kaum Wind und so gab es auch keine Probleme, hat alles so geklappt, wie ich mir das vorgestellt hatte. Wenn man mit einem Boot dieser Größe alleine Unterwegs ist, ist das schon etwas anderes als mit Crew. Normalerweise steuert Einer, ein Anderer passt vorne auf und hält die Leine parat und hinten ein Weiterer mit Leine. Ist man alleine, kann man eben immer nur eines tun.
Aber jetzt fängt die Schlepperei an, vom Auto mit Anhänger sind es leider ca. 80 m bis aufs Boot, gut daß ich wenigstens eine Sackkarre dabei habe.
Und 3,5 Stunden später bin ich erledigt, der Anhänger leer und das Boot voll bepackt. Ich glaube ein paar der Zuschauer dachten an eine größere Expedition, auf die ich mich vorbereite.
Nun kommt der schwierige Teil, zurück an die Mooring. Warum schwierig?
Die Mooring sind in diesem Fall zwei Taue (weil Katamaran, zwei Rümpfe), deren eine Enden unter Wasser verankert sind und die ich mit deren freien Enden am Bug (das ist vorne) wieder befestigen muß. Die freien Enden schwimmen im Wasser und sind an Bojen befestigt, die ich mit dem Bootshaken auffischen muß. Erschwerend kommt noch hinzu, daß zwischenzeitlich der Wind aufgefrischt hat und ganz ordentlich über Deck bläst.
Um es kurz zu machen, es hat eine Weile gedauert (etwa 10 Anläufe), bis ich es geschafft habe vom Steuerstand nach vorne zu gehen und die Bojen mit dem Haken im Wasser zu erreichen, bevor mich der Wind wieder abgetrieben hat.
Für heute verstaue ich nur noch soweit meine Sachen, daß alles im trockenen ist, dann ist Feierabend.

2.06.2021
Der Tag beginnt nicht gut. Ich kann auf dem Boot zwar Kaffee kochen, habe aber vergessen auch Milch einzukaufen. Glück im Unglück, unter meinem schon in Deutschland vorsorglich eingekauften Proviant für’s Boot, ist auch eine Tüte Milchpulver. Bisher hatte ich das noch nicht probiert, aber jetzt ist genau der richtige Zeitpunkt dafür. Mit Wasser anrühren und schon gibts Milch. Schmeckt tatsächlich nach Milch. Ob 1,5 %, 3,5 % oder 10 % Fettanteil kann man einfach selbst bestimmen, durch die Menge an Pulver, die man dem Wasser zusetzt.
Ich kann mich zwischen den Kartons und Kisten kaum bewegen, deswegen muß nun alles möglichst sinnig verstaut werden. Rund 1600 kg darf ich zuladen, also bin ich zuversichtlich auch alles unterzubringen. Am besten natürlich so, daß ich es auch wieder finde, wenn ich es brauche.
Mit den Einzelheiten will ich niemanden langweilen. Nur so viel, am Abend hatte ich etwa 2/3 verstaut.
Das wichtigste heutzutage, das Internet, konnte ich auch abhaken. Ich habe einen Router installiert mit SIM-Karte und habe ab sofort wieder uneingeschränkt Zugang zum Rest der Welt.

3.06.2021
Da ich deutlich meinen Rücken spüre, lasse ich es heute langsam angehen. Nur noch das letzte Drittel des Gepäcks verstauen, den Rest des Tages nehme ich frei.
Es ist am Anfang schon seltsam auf einem schwankenden Boot zu wohnen. Besonders, wenn andere mit einem Motorboot vorbeifahren und ordentlich Wellen erzeugen. Als ich heute zum ersten Mal abends einen Film via Internet angeschaut und dabei völlig vergessen hatte, wo ich bin und plötzlich alles schwankte, dachte ich für einen Moment tatsächlich an ein Erdbeben.

5.06.2021
Gestern ist nicht viel passiert. Ich habe die Kammern im Vorschiff ausgeräumt, sauber gemacht und in neuer Ordnung wieder eingeräumt. Jetzt ist auf der Backbordseite Platz für Segel und Leinen und Steuerbord ist Platz für mein Werkzeug und auch die Waschmaschine soll da rein, denn die Kammer ist vom Eignerbad aus erreichbar. Auch im vorderen Stauraum in der Mitte, beim Anker und Wassertank habe ich aufgeräumt und einige Leinen von hier nach Backbord verstaut.
Heute ist der Sommer wieder zurückgekehrt, 27 °C und die Sonne brennt. Ich bin an Land um die Sachen, die ich entsorgen will, in den Anhänger zu laden und um einzukaufen. Damit der große Anhänger wenigstens ein wenig Gewicht hat und nicht vom kleinsten Windstoß umgekippt wird, nehme ich alles, was auf den Müll soll, wieder mit zurück nach Leverkusen. Außerdem nehme ich die drei 30l Wasserkanister mit, um Frischwasser an Board zu bringen. Glücklicherweise kann ich in Portimao, in der Nähe der Bootswerft alles auf einmal erledigen und auch noch im Segelladen ein paar Ersatzteile einkaufen.
Für 1,- Euro läuft das Wasser 180 Sekunden, das reicht, um meine 90 Liter abzufüllen. Gleich gegenüber ist ein Lidl, allerdings ist das ein Laden wie ich ihn in Deutschland von Lidl noch nicht gesehen habe. Sehr große Auswahl, riesige frische Theke und in den Tiefkühltruhen gibt es verschiedene Meeresfrüchte in loser Schüttung zum selbst abwiegen, wie bei uns Nüsse.
Wieder zurück auf dem Boot schaue ich mir noch einen Teil der Stauräume in den Rümpfen unter den Bodenbrettern an. Überraschung! Ich finde immer wieder neue Ausrüstungsreste der Vorbesitzer, diesmal zwei Rettungswesten und eine Sicherungsleine. Die Sicherungsleine ist einwandfrei, bei den Rettungswesten bin ich mir da nicht so sicher. Sobald ich Zeit habe, schau ich mir die erst einmal genauer an.
Obwohl es tagsüber sehr warm wird, ist es am Abend und Nachts recht kühl hier. Lange gemütlich draußen sitzen is nich, zumal der Wind Abends ordentlich zulegt.
Für heute war’s das und Morgen mach ich nicht viel, es ist ja Sonntag. 🙂

9.06.2021
So langsam fühle ich mich wohl an Board und versuche auch, trotz der zu erledigenden Arbeiten, es als Urlaub anzusehen. Die Temperaturen liegen über 30 °C und auch Abends ist es jetzt noch warm. Fertig werde ich eh nicht, dazu ist zu viel zu tun. Das muß dann eben warten bis ich im Oktober oder November zurückkomme, nachdem ich einen Käufer für mein Haus habe. Aber die Zeit bis dahin wird lang werden und ich hoffe das nun einmal reaktivierte Boot wird nicht wieder in einen Dornröschenschlaf verfallen.
Ach ja, die gefundenen Rettungswesten habe ich entsorgt, die waren von 2010, der Auslösemechanismus wäre bis 2015 gut gewesen, dem würde ich nicht mehr vertrauen wollen. Da benutze ich lieber meine eigenen Rettungswesten.
Ende nächster Woche bin ich wieder in Leverkusen und dann gilt es den Papierkram in Deutschland für das Boot zu erledigen.

13.06.2021
Das Meiste von dem, was ich bei meinem ersten Besuch auf dem Boot erledigen wollte, ist geschafft. Meine Sachen sind erst einmal verstaut. Ich werde allerdings noch einmal umräumen müssen, den von außen ist deutlich zu sehen, daß die Rümpfe vorne weiter im Wasser liegen als hinten. Es muß Gewicht vom Bug zum Heck verlagert werden.
Ich habe heute das Funkgerät ausgebaut, damit in Deutschland die neue MMSI Nummer einprogrammiert werden kann, sobald ich sie habe. Im digitalen Funk ist die MMSI Nummer so etwas wie die Schiffskennung, mit der eine eindeutige Zuordnung möglich ist. Auch die EPIRP (Notfunkbake) bekommt die neue MMSI Nummer. Leider kann ich das nicht selbst machen. Dazu muß das Funkgerät und die EPIRP in eine entsprechende Werkstatt.

14.06.2021
Gegen Mitternacht werde ich von Stimmen direkt am Heck aufgeschreckt. Ich war gerade dabei einzuschlafen. Ein Blick aus der Luke und ich sehe erstmal nichts, duster. Schnell die Taschenlampe gegriffen und noch mal herausgeschaut zeigen sich zwei Fischer am Heck am Werk. Mit schwachem Englisch erklären sie mir: we have problem with net.
Also anziehen und raus zu ihnen um zu sehen was los ist. Die Fischer haben mit einem Schleppnetz zwischen den vor Anker liegenden Booten gefischt und dabei ist ihnen ihr Netz in meiner Schraube und Ruder hängen geblieben.
Das ist sehr ärgerlich! Ein Netz in der Schraube kann großen Schaden anrichten.
Die Beiden haben nicht einmal ein Messer dabei um es loszuschneiden. Nach längerem hin und her, kappen der einen Leine, ziehen an der anderen, stochern mit dem Bootshaken, wieder ziehen und noch mehr stochern kommt das Netz endlich frei. Ich kann nur hoffen, daß nichts mehr an der Schraube festsitzt. Wahrscheinlich werde ich im Herbst, bevor ich den Motor anwerfe, erst einmal auf Tauchstation gehen und mir das Unterwasserschiff ansehen. Nicht nur wegen des Netzes, sondern auch wegen des Bewuchses an den Einlaßöffnungen zur Motorkühlung. Das war auch ein kritischer Punkt bei der Inbetriebnahme des Bootes zur Erstellung des Gutachtens. Auf der Werft konnte man sehen, wie stark die Einlässe zugewachsen waren, nachdem das Boot ein Jahr an der Mooring gelegen hatte.
Die 3 Fische, die mir die Fischer anboten mußte ich leider dankend ablehnen, denn am nächsten Morgen würde ich ja nach Deutschland aufbrechen.

16.06.2021
Ich bin wieder auf der Rückreise nach Deutschland. Der schönste Teil der Strecke ist in Spanien, gute Autobahnen, keine Maut und eine grandiose Landschaft. Die Hochebene um Salamanca herum (auf 800 bis 900 m Höhe) ist wirklich eine Reise wert. Hier gibt es sogar Skigebiete. Schade, daß ich nicht die Zeit habe mir das näher anzusehen. Manches erinnert mich an den Westen der USA.

18.06.2021
Gestern, Donnerstag, bin ich zu Hause angekommen. Ich habe nur schnell alles abgeladen und in meiner Garage verstaut und bin noch Einkaufen gefahren, um meinen Kühlschrank wieder aufzufüllen. Zu Hause habe ich schließlich kein Milchpulver 🙂
Heute habe ich dann direkt den ganzen Schrott vom Boot entsorgt und den Antrag für den Meßbrief für die Mephisto geschrieben. Mit dem vom Bundesamt für Seeschifffahrt und Hydrographie (BSH) ausgestellten Meßbrief kann ich dann die Registrierung des Bootes im Seeschifffahrtsregister des Amtsgerichts Mannheim beantragen. Mannheim deshalb, weil Mannheim der Heimathafen der Mephisto sein wird.



28.06.2021
Die letzten Tage habe ich damit verbracht im Internet die Dinge zu suchen, die ich noch fürs Boot brauche.
Das sind kleine Sachen wie Haken, Gummidichtungen, Impeller für die Motorkühlung oder neue Backbleche für den Ofen. Die alten sehen nicht mehr gut aus.
Das sind mittel große Sachen wie Lifebelt, Glasfasermatten und Epoxydharz, Spanngurte oder Feststoffrettungswesten.
Und das sind größere Sachen wie Notstromaggregat, Luftkompressor, elektrisches WC und Waschmaschine.
Da kommt noch einiges zusammen, was ich als Reparatur-, Ersatz- oder Neuteile benötige. Und daraus ergibt sich auch noch eine Menge Arbeit am Boot, bevor ich tatsächlich mal lossegeln kann.
Nach der langen, langweiligen Zeit zu Hause, angefüllt mit Nichtstun oder zumindest nichts Vernünftiges tun, ist das aber eine willkommene Abwechslung.
Wie sieht es so bei euch mit dem Impfen aus?
Ich habe Ende der Woche endlich einen Termin bekommen, für die 1. Impfung, im August ist dann die 2.. Ich hatte schon befürchtet, es könnte passieren, daß ich ungeimpft das 2. Mal nach Portugal fahren muß. So ist es sicherer, wenn ich vielleicht ende des Jahres wieder in den Süden fahre, mit der 2. Hälfte meines Hausstandes.