7.04.2022
Die Zeit tröpfelt so dahin, hier in der Marina. Die letzten Tage war es bewölkt und etwas kühler geworden. Auch wenn es tagsüber 20 – 21 °C hatte, nachts ging es auf 13 °C runter und da brauchte ich schon wieder eine etwas wärmere Decke. Sogar geregnet hat es an 2 Tagen. Beschäftigt war ich hauptsächlich mit lesen und ab und zu erledigte ich auch kleinere Arbeiten am Boot oder erkundete die Umgebung. So versetzte ich zwei kleine Lichtschalter in der Kombüse an eine Stelle, wo ich sie auch bedienen kann, ohne extra eine Schranktür öffnen zu müssen. Mit Silikon besserte ich ein paar Dichtungsstellen aus und eine Festmacherleine mußte ich kürzen, weil sich eine Stelle aufgerieben hatte und ich nicht sicher war, ob die Leine noch halten würde.
Gestern war ich mit dem Bus nach Arrecife gefahren, um mir die Stadt und den Hafen anzusehen. Der Bus fährt jede Stunde und braucht auch ziemlich genau eine Stunde von Playa Blanca nach Arrecife. Die Fahrt ging am Flughafen vorbei, auf dem es nicht sehr geschäftig zu sein schien. Die Straßen sind gut ausgebaut und größten Teiles flach, ganz anders als auf Teneriffa oder Gran Canaria. Da Lanzarote ein ganzes Stück älter ist als die beiden Nachbarn im Westen, haben die paar Millionen Jahre wohl ausgereicht, die hohen Vulkane kleinzukriegen und durch Wind und Wetter abzutragen.
Arrecife ist für mich nicht unbedingt eine Reise wert. Die Marina ist nichts Besonderes, da gefällt mir Rubicon doch schon um einiges besser. Aber es ist eben eine große Stadt und bietet zumindest gute Einkaufsmöglichkeiten, die man im Süden nicht hat.
Bemerkenswert ist die Skulptur zu Ehren von Gregorio Fuentes Betancort (1897), der hier geboren wurde und nach Kuba auswanderte. Als Matrose rettete er 1928 Ernest Hemingway in einem Tropensturm das Leben, woraus sich eine große Freundschaft ergab. Dieser Matrose hat Hemingway zu dem Buch „Der alte Mann und das Meer“ inspiriert.
Ich warte noch immer auf das richtige Wetter, um zum Festland zurückzukommen. Allerdings ist schon abzusehen, daß dies vor dem 12.04. ganz sicher nicht mehr passieren wird. Daumen drücken für Ende nächster Woche.
Ich werde heute erstmal noch einkaufen gehen, damit ich morgen auch was zum Frühstück habe. Grüße an alle.
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12.04.2022
Tja, was soll ich sagen, es tröpfelt weiter die Zeit so dahin.
Ich kann das hier sein durchaus genießen, es ist warm, sonnig, ich lese viel und auch nachts wird es nicht mehr so kühl. Allerdings bin ich eben noch immer hier, im Süden von Lanzarote und nicht auf dem Weg zum Festland. Es dauert länger als ich hoffte bis sich der richtige Wind einstellt. Auf dem Atlantik ist es einfach zu unruhig, entweder zu viel Wind oder zu hohe Wellen. Da warte ich lieber noch bis nach Ostern oder auch noch länger, wenn es sein muß.
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17.04.2022
Nach wie vor ist kein geeignetes Wetterfenster in Sicht. Im Moment bin ich sicher, daß sich vor dem 23.04. keine Möglichkeit ergibt Richtung Norden aufs Festland zu segeln. Um die Zeit ein wenig zu nutzen und mehr von Lanzarote zu sehen, habe ich einen Tagesausflug gebucht. Mein Hauptziel war der Nationalpark Timanfaya und eigentlich wollte ich ihn auf eigene Faust besuchen, aber das wäre zu aufwändig geworden. Es fährt kein öffentlicher Bus dahin, zu Fuß von der nächsten Bushaltestelle wären es 2 Stunden einfache Strecke gewesen und mit Taxi oder Mietwagen wäre es doppelt so teuer geworden wie mit der Tagestour, auf der auch noch andere Ziele angefahren werden. Übers Internet ließ sich die Tour problemlos buchen und der Bus hat mich auch direkt vor der Marina abgeholt. Der Reiseführer sprach Spanisch, Englisch und Deutsch und hat unterwegs auch immer viel erklärt.
Einziger Nachteil, ich mußte morgens schon um 8 Uhr aufstehen, das bin ich nicht mehr gewöhnt.
Das erste Ziel war El Golfo, ein Dorf an der Westküste, das eigentlich nichts Besonderes ist. Bekannt ist es nur, weil direkt südlich davon der „grüne See“ zu finden ist. Hier ist ein Vulkankrater im Meer versunken und der Kratersee hat sich im Laufe der Zeit mit Salz angereichert. Dadurch konnte eine Algenart besonders gut wachsen, die den See leuchtend grün färbt.
Das zweite Ziel war eine Kamel-Reitstation auf dem Weg zum Nationalpark. Glücklicherweise war das nur eine Option, die extra bezahlt werden mußte, denn daran war ich nun gar nicht interessiert. Wegen der vielen Busse gab es eine Warteschlange und der eigentliche Ritt dauerte nur etwa 20 Minuten, einmal den Hügel rauf und auf der anderen Seite wieder runter. Kaum der Rede wert. Ich habe mir in der Zwischenzeit lieber das kleine Museum und die Umgebung angeschaut.
Als Nächstes kamen wir dann in den Nationalpark Timanfaya. Direkt nach der Einfahrt staute sich der Verkehr, aber der Bus fuhr einfach an der Schlange vorbei. Die privaten Besucher mußten warten, bis auf dem Parkplatz an der Besucherstation wieder Platz zum Parken war, etwa eine Stunde. Der Reiseführer meinte, es wäre nur wegen Ostern so voll.
Nach den Vorführungen an der Station ging es mit dem Bus auf den Rundkurs durch den Park. Der Timanfaya-Krater ist mit 510 m der höchste, aber ich weiß leider nicht welcher Krater auf den Fotos das war.
Der Reiseführer hat darauf hingewiesen, daß der Lavastrom, der in den 6 Jahren von 1730 bis 1736 die Insel überflutet hat, daran zu erkennen ist, daß er dunkel, fast schwarz ist. Während die älteren Lavafelder heller, braun, seien. Es kam in den 6 Jahren, in denen die Lava floss, niemand ums Leben, weil der Strom so langsam war, nur etwa 20 m pro Stunde. Jeder konnte sich vorher in Sicherheit bringen.
Nach dem Park ging es zu einem Restaurant mit Buffet. Auch das war eine Option, die ich aber gerne wahrnahm, denn für 9 €, mit Wasser und Wein und reichlich Auswahl, sogar Eis zum Nachtisch, war es ein gutes Angebot.
Das 4. und letzte Ziel war noch eine Bodega, wo es einen kleinen Schluck Wein zum Probieren gab und man sich die Weinreben mal aus der Nähe ansehen konnte.
Auf dem Rückweg, um alle wieder in ihre Hotels zu bringen, fuhr der Bus noch durch Puerto del Carmen, ein typischer Touristenort mit einer sehr langen Promenade mit unzähligen Restaurants und Geschäften.
Gegen 16:50 Uhr war ich dann wieder zurück in der Marina.
23.4.2022
So, morgen früh geht es nun los, Richtung Porto Santo.
Der Wind ist nicht ganz ideal, deshalb wird es wohl 3 Tage dauern bis dahin, ich hoffe nicht länger. Wenn ich es jetzt nicht versuche, läßt die Vorhersage bis zum nächsten Wochenende keinen Versuch mehr zu und was danach kommt weiß niemand. Wie lange ich in Porto Santo auf die Weiterfahrt zum Festland warten muß ist auch völlig offen. Prinzip Hoffnung.
In Porto Santo melde ich mich wieder, bis dahin drückt die Daumen.
27.04.2022
Beim Segeln geht eben nichts gegen Wind und Wetter, da muß man sich beugen. Deshalb bin ich nicht in Porto Santo, sondern auf Madeira, ganz oben im Nord-Osten in der Marina Quinta do Lorde.
Bis Montagnacht ging es noch einigermaßen, obwohl auch vorher schon der Wind stärker war als vorhergesagt. Auf dem Weg nach Norden bin ich nur motort und meistens brauchte ich dazu beide Motoren. Das hat, gegen den Wind, soviel Diesel gekostet, daß ich mir schon Sorgen gemacht habe, ob der Sprit im Tank reicht bis zum Ziel. Ich habe auch noch eine Reserve in Kanistern dabei, aber die bei rauher See umzufüllen ist nicht einfach.
Gegen 22 Uhr wurde es dann heftig, da zog wohl ein Tiefdruckgebiet durch und hat mich echt erschreckt. Von 14 – 15 kn Wind ging es innerhalb 5 – 6 Minuten rauf auf 25 kn und sogar 28 kn. Mein kleines Boot wurde plötzlich gedreht und ich hatte es nicht mehr unter Kontrolle. Dazu kam, aufgepeitscht durch den Wind, auch noch eine sehr unruhige See. Ich hatte zum Glück keine Segel gesetzt, sonst weiß ich nicht was passiert wäre. Zum Reffen oder Einholen wäre keine Zeit geblieben.
Ich habe den 2. Motor angelassen und mit Vollgas konnte ich mich wieder in den Wind stellen. Ganz vorsichtig habe ich dann das Vorsegel ein wenig ausrollen lassen, um das Boot zu stabilisieren. Mit ungutem Gefühl im Bauch segelte ich nach Nord-Westen, dahin woher das Tief herkam, das inzwischen nach Süd-Ost auswanderte. Erst nach einer Stunde ging der Wind wieder auf erträgliche 18 – 22 kn zurück. Leider hatte ich die rauhen Wellen noch weitere 2 – 3 Stunden. Auf dem Kurs Richtung Porto Santo hatte ich dann weiterhin etwa 18 kn Gegenwind und der Versuch zu kreutzen war einfach nicht ergiebig in der Strecke. So hätte es wahrscheinlich eher 4 Tage bis Porto Santo gedauert und bei den Segelbedingungen wollte ich mir das nicht antun. Deshalb habe ich abgedreht Richtung Westen, Richtung Madeira. Auch in der Hoffnung in der Landabdeckung von Madeira, das ja erheblich größer ist als Porto Santo, ein wenig Schutz zu finden.
Die Nacht über war dann anstrengend, weil die Wellen erst zum Morgengrauen weniger wurden.
Der Dienstag war dann wieder ganz angenehm, als es hell wurde konnte ich Segel setzen und fast den ganzen Tag über gemütlich nach Westen segeln. Mein neues Ziel war nun Funchal. Als ich südöstlich von Madeira war, hatte ich sehr viel Glück, denn ich bekam ein Funksignal für mein Handy und eine WhatsApp von Seglern, die ich in Rubicon kennengelernt hatte und die einen Tag vor mir nach Madeira aufgebrochen waren. Die ließen mich wissen, daß Funchal Marina voll ist. Sie würden nach Quinta do Lorde segeln und, falls auch voll, weiter nach Porto Santo. Die Nachricht war zu dem Zeitpunkt etwa 4 Stunden alt.
Ich also direkt den Kurs wieder geändert, nicht nach Funchal, dafür nach Nordost, an Funchal vorbei, nach do Lorde.
Etwas später kam auch die Meldung, daß in der Marina tatsächlich noch Platz ist. Nach Porto Santo wäre ich wohl nicht weiter gesegelt. Als Alternative wäre dann nur noch eine Ankerbucht östlich der Marina Quinta do Lorde möglich gewesen, um wenigstens mal auszuruhen und zu schlafen. So konnte ich sie wissen lassen, daß ich auch in die Marina käme und sie mir einen Platz reservieren sollen.
Kurz nach 1 Uhr kam ich am Mittwochmorgen in der Marina an und die Kollegen halfen mir freundlicherweise beim Anlegen.
Geschafft, endlich wieder ausruhen und schlafen.
Gegen Mittag fuhr ich dann mit dem Boot zum Tanksteg und füllte meinen Dieseltank wieder auf, 218 Liter und der Literpreis ist inzwischen hier auch bei 1,79 €.
Nun nahm das Verhängnis seinen Lauf, denn ich sollte auf den „normalen“ Liegeplatz, der für mein Boot vorgesehen ist. Da, wo ich die Nacht verbracht hatte, ist sozusagen der Willkommenssteg.
Unglücklicherweise kam beim Versuch in die Box einzuparken plötzlich starker Wind auf und trieb mich unkontrolliert auf ein anderes Boot, bzw. auf dessen Selbststeueranlage, die am Heck ab stand. Das Ruderblatt dieser Selbststeueranlage wurde beschädigt und der dänische Skipper war darüber natürlich nicht glücklich. Ich habe den Versuch in die Box zu kommen damit abgebrochen und bin wieder auf meinen alten Liegeplatz zurück, bis kein Wind mehr aufkommt. Vielleicht morgen.
Den Tag heute war ich dann damit beschäftigt, das der Versicherung zu melden und das Schadensformular auszufüllen. Inzwischen ist das alles erledigt und der Marinero hier in der Marina hat eine Werkstatt angerufen. Gerade habe ich erfahren, daß die den Schaden auch wieder reparieren können. Der Mitarbeiter der Versicherung meinte, ich solle mir da keine Gedanken machen, so etwas passiere dauernd. Naja, mir hoffentlich nicht mehr. Ich ziehe jedenfalls erst um, wenn ganz sicher kein Wind geht. So ein Katamaran ist eben ausgesprochen windanfällig, wegen der hohen Deckaufbauten.
So wie es ausschaut, hänge ich nun hier für mindestens 7 Tage fest. Was danach kommt, muß man dann sehen. Das gleiche Spiel wie auf Lanzarote, nur daß es diesmal 4 – 5 Tage sind, die ich zum Festland unterwegs sein werde.
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29.04.2022
Heute liefere ich mal die Fotos der letzten Tage nach.
Ich würde es mal als sicher ansehen, daß sich die ganze Woche über keine Möglichkeit ergibt Richtung Festland aufzubrechen. Ich habe heute Morgen mit einem Holländer, der mit seinem Boot hinter mir liegt, gesprochen.
Der wollte eigentlich letztes Frühjahr von den Kanaren aufs Festland zurück. Er hatte zweieinhalb Monate in Rubicon gewartet und weil sich nichts ergab, ließ er das Boot dort und flog nach Hause. Da er nun schon mal wenigstens auf Madeira ist, hofft er es dieses Jahr zu schaffen. Nicht sehr ermutigend für mich.
Jetzt bin ich natürlich doppelt froh hierhergekommen zu sein, auch wenn es schwierig war und viel Diesel gekostet hat.
Hallo Ralf
Daumen sind gedrückt! Freue mich von dir zu hören in Porto Santo. Lieben Gruß Monika
Hallo Ralf,
gerade gesehen, Du bist vor 3 Tagen los gesegelt, und bin sicher Du bist gut nach Porto Santo angekommen.
Ich habe gerade jetzt den Wind-Richtung angesehen. Bestimmt hast Du das Hochdruckgebiet ausgenutzt um nach Norden zu kommen, mit Kreisumweg ins Atlantic.
Warte auf deine See-Reise-Stories.
Schöne Grüße
Andrej
Hallo Ralf,
es freue mich dass es Dir gut geht.
Was für spannende See-Etappe Du bestanden hast, geschweige als Allein-Segler, Hut ab – super gemacht!
Erhole Dich bitte.
Ich bin davon überzeugt, bald kommen die günstige Gelegenheit mit passenden Wind und Wetter-Verhältnissen, dass Du das den Festland entspannt ansegelst ohne viel motoren zu müssen.
Schöne Grüße
Andrej