Kreuzfahrt 18.03. – 9.04.25

11.05.2025
Nachdem ich zwei Jahre auf einem kleinen Boot unterwegs war, wollte ich mal testen, wie es sich so auf einem großen Schiff übers Meer schippern läßt.
Kurz entschlossen hatte ich die Reise im Internet gebucht, da sie „last minute“ zu einem günstigen Preis angeboten wurde.
Die Fahrt ging von Kapstadt in Südafrika nach Antalya in der Türkei. Da die Kreuzfahrtschiffe wegen der angespannten Lage ums Horn von Afrika herum nicht mehr durchs Rote Meer und den Suezkanal vom persischen Golf nach Europa fahren, werden diese Touren nun um Afrika herum recht günstig angeboten. Allerdings gibt es da nur wenige Landgänge, was mir nur recht war. Leider sind viele andere Menschen auch auf diese Idee gekommen, der Preis war wohl zu verlockend und so war das Schiff gut besucht bis ausgebucht.
Etwas anstrengend war der 11-Stunden Flug nach Kapstadt, aber ich war schon froh überhaupt fliegen zu können und nicht in irgendeinen Streik zu geraten. Auch der Weg aufs Schiff hatte so seine Tücken, denn zunächst dauerte es bis am Flughafen alle Gepäckstücke, gerade erst nach dem Flug wieder erhalten, an die Mannschaft des Schiffslieferanten abgegeben wurden. Dann kam es vor dem Schiff zu einer 2-stündigen Wartezeit in der Schlange, um überhaupt das erste Mal an Bord gehen zu dürfen. Gegen 14 Uhr war ich an Bord und das Gepäck wurde gegen 19 Uhr in die Kabine geliefert, auch das sub-optimal.
Naja, aller Anfang ist schwer, TUI-Cruises ist ja erst seit 17 Jahren im Kreuzfahrtgeschäft, die lernen das sicher noch.
Der Ausflug am nächsten Tag mit dem Fahrrad hat ganz gut geklappt und es gab auch viel zu sehen in Kapstadt.

Die gebuchte Fahrradtour war tatsächlich eine gute Möglichkeit, um viel von Kapstadt und der Umgebung zu sehen. Auch der Aufstieg auf die umgebenden Hügel war kein Problem, da die Räder über eine Elektrounterstützung verfügten. Gerade von oben hatte man einen schönen Überblick über die Stadt und den Hafen.

13.05.2025
Nach einem Tag auf See ging es am 4. Tag der Reise in Namibia an Land. Der Hafen lag in Walvis Bay, das von Holländern im 18. Jahrhundert gegründet und von den Engländern im 19. Jahrh. übernommen wurde. Nur zwei Tage zuvor hatte es hier in Strömen geregnet und man konnte das am Zustand der Straßen noch deutlich sehen. Es gab mit Wasser gefüllte Schlaglöcher, die ein normaler PKW nicht hätte passieren können. Der Busfahrer, der uns nach Swakopmund brachte, erzählte, daß es normalerweise etwa 2 – 3 mm pro Jahr regnet und nun waren innerhalb von wenigen Stunden 50 mm niedergegangen. Die ganze Stadt stand quasi unter Wasser, denn es gibt hier praktisch kein Straßenentwässerungssystem – weil es normalerweise eben nicht regnet. Wir hatten also Glück, nicht zwei Tage eher dagewesen zu sein.
Mit den Fahrrädern auf einem LKW und den Tourteilnehmer im Bus ging es etwas mehr als eine Stunde lang nach Norden, am Rande der Wüste Namib entlang. In der Umgebung von Walvis Bay gab es noch einige Häuser, aber die meiste Zeit der Fahrt war keine Bebauung zu sehen. Am Aquarium in Swakopmund stiegen wir auf die Fahrräder um und machten uns auf den Weg durch die Stadt.

Das, was auf den Fotos zu sehen ist, ist der schöne, der Touristenteil von Swakopmund, das Stadtzentrum und der Teil, in dem die wohlhabenden 20% der Bevölkerung leben. Immerhin leben da heutzutage auch Schwarze, die es sich leisten können.
Bis vor etwa 20 Jahren lebten dort nur Weiße, denn nur denen war es erlaubt dort zu wohnen. Also auch Schwarze, die es sich hätten leisten können, in diesem Reichenviertel zu wohnen, durften das nicht. Inzwischen ist diese Art der Diskriminierung aufgehoben und jeder kann da wohnen, wo er möchte, sofern er es sich eben leisten kann.
Wir sind mit dem Fahrrad auch durch die Vororte im Norden der Stadt gefahren, in denen rund 80% der Einwohner von Swakopmund leben. Der Tourguide machte dazu klare Ansagen: nicht stehen bleiben, nicht fotografieren, keinen Kindern irgendetwas schenken, niemanden ansprechen.
Sonst müßten wir uns aber keine Sorgen machen, es wird schon nichts passieren.
Deshalb gibt es davon auch keine Fotos. Aber ich kann sagen, es war ein sehr bedrückendes Gefühl, dort durchzufahren. Ärmliche Hütten aus Holz und Blech, nur wenige aus Stein, die meisten Straßen nur bessere Feldwege, kaum asphaltiert, die Kinder spielen auf der Straße, nur knapp mit zerrissenen Klamotten bekleidet und überall liegt der Müll auf den Straßen. Immer wieder sieht man zwischen den anderen Hütten so etwas wie eine Bar, mit Tischen und Bänken, auch im Freien, wo laute Musik spielt und die Leute zusammen sitzen und reden und trinken und irgendwie wohl den Tag verbringen. Also kurz gesagt alles so, wie man sich einen Slum vorstellt. Zu Fuß hätte ich da nicht durchlaufen wollen.


24.05.2025
Von Namibia ging es nun zu den Kapverdischen Inseln als nächstem Stopp. Das ist allerdings ein Weg, der 7 Tage auf See erforderte.
Der Südatlantik war wunderbar ruhig, kaum Wellen und mit jedem Tag in Richtung Äquator wurde es wärmer und sonniger. Auffallend, zumindest für mich, war der geringe Schiffsverkehr um uns herum. Es waren so gut wie keine anderen Schiffe am Horizont zu sehen.
Am 27. März am frühen Morgen erreichten wir den Äquator und überfuhren ihn. Das Highlight an Bord, das groß gefeiert wurde. Der Kapitän bat Poseidon an Bord und holte sich nachträglich die Genehmigung der Äquatorüberquerung. Zur Feier des Ereignisses gab es lecker bunte Seewürmer mit Austernschleim zum Verzehr und wer mochte, konnte sich mit Poseidon und seinem Gefolge ablichten lassen. Die Leute standen in langer Schlange an und genossen das Spektakel.
Das Leben an Bord war sonst eher ruhig und beschaulich. Ich war in dieser Woche 5-mal im Fitnessraum, 6-mal in der Sauna, abends gab es im Theater verschiedene Schow-Akts oder Vorträge, in den Bars wurde Musik gespielt, auch zum Tanzen und an Deck war es inzwischen warm genug sich auch in Badesachen hinzulegen und zu lesen.
Was nicht gut ankam, war die Disco. Sie startete ab 22:30 Uhr und ging eigentlich bis 2 Uhr. Ich besuchte sie an mehreren Abenden, aber es war immer eher leer, so zwischen 15 und 35 Leute, wo leicht 200 Platz gehabt hätten. Allerdings muß man sich bei den Gästen an Bord nicht darüber wundern, das Durchschnittsalter lag bei 65 Jahren und das, laut Kreuzfahrtdirektor, nur weil auch 11 Kleinstkinder an Bord waren, die den Durchschnitt senkten.
Wie auf den meisten Schiffen war die Verpflegung mit das wichtigste. Hier auf Mein Schiff 4 war die Auswahl an Speisen riesig, wenn auch manches, in speziellen Restaurants, extra kostete. Aber auch das, was inklusive war, war sehr vielfältig. Ich habe meist in dem Büfett Restaurant gegessen. Obwohl eigentlich immer alles da war, haben die Köche es dennoch geschafft für Abwechslung zu sorgen. Die Qualität der Zubereitung war nicht immer spitze, aber die Auswahl war dafür sehr groß und machte es wieder wett.
Allerdings haben die Verantwortlichen mit dem Versprechen, es gäbe rund um die Uhr etwas zu essen, nicht Wort gehalten. Es gab ein Bistro, das 24 Stunden am Tag kleine Snacks wie Hamburger, Pizza oder Currywurst anbieten sollte. Als ich morgens kurz nach 3 Uhr dort war, um etwas zu essen, gab es nichts, weil die Crew gerade sauber machte. Erst um 4 Uhr gab es dann wieder Frühstückssachen wie Eier, Speck und Würstchen zu essen. Also nur ein 23 Stunden Service, eine Stunde lang mußte man hungern, es war so furchtbar.

2.06.2025
Nach der langen Seepassage wurde das nächste Ziel, die Kap Verden, erreicht. Über die Inseln kann ich nicht viel sagen, da das Schiff nur den Hafen der Hauptstadt ansteuerte. Ich hatte hier keinen der Ausflüge gebucht, sondern war auf eigene Faust zu Fuß unterwegs. Die Stadt selbst gibt nicht viel her, auch wenn hier der Regierungspalast steht. Viele Häuser sehen baufällig aus und sind unverputzt. Die Stromversorgung scheint nicht ohne Probleme zu sein, denn vielerorts sieht man große Stromgeneratoren neben den öffentlichen oder geschäftlichen Gebäuden stehen und alle liefen.
Ich kann nicht sagen, ob der große Markt neben der Straß, den ich besuchte, eine Dauereinrichtung ist oder eben zufällig an diesem Tag stattfand. Er war in jedem Fall gut besucht und die Menschen haben von den Angeboten regen Gebrauch gemacht. Es gab Berge von Kleidung, aber jedes Teil schien ein Einzelstück, Second Hand eben. Ich habe keine Vorstellung, wie die Sachen geordnet waren, jedenfalls nicht nach Größen. Hier etwas Passendes zu finden, ist sicher nicht einfach.
Die gebrauchten Elektrogeräte sahen teilweise recht abenteuerlich aus, aber hier wurde eben alles verwertet und verkauft, auch wenn der Käufer die Geräte vielleicht danach noch selbst reparieren mußte. Es gab auch neue Waren, aber die waren deutlich in der Minderheit.

9.06.2025
Nach den Kap Verden ging es weiter Richtung Norden. Das nächste Ziel, nach zwei weiteren Seetagen, war Las Palmas auf Gran Canaria. Da ich nun schon öfters auf Gran Canaria Urlaub gemacht hatte und auch bereits mehrfach in Las Palmas war, war diese Stadt nicht mehr ganz so interessant für mich. Hinzu kam, daß das Wetter deutlich schlechter geworden war. Es war kühl und es regnete. Ich ging daher nur kurz von Bord, um mir ein wenig die Beine zu vertreten. Nach etwas mehr als 3 Stunden war ich wieder zurück an Bord. Die meisten Fotos habe ich vom Schiff aus gemacht. Allerdings ist für mich als Ingenieur der Hafen hier auch der interessanteste Teil der Stadt. Hier ist immer etwas los. Zu sehen sind große Fischereifangschiffe und riesige Containerschiffe aus der ganzen Welt, Fähren vom Festland und auch Ölbohrplattformen, die hier gewartet und repariert werden. Auch die Gorch Fock war wieder einmal hier zwischen den Inseln der Kanaren unterwegs. Im Januar 2022 lag sie ja neben mir im Hafen von Santa Cruz auf Teneriffa. Übrigens war damals, ein paar Tage nach der Gorch Fock die Cuauhtémoc an gleicher Stelle festgemacht (ich hatte darüber berichtet). Das ist das mexikanische Schulschiff das in New York vor kurzem in die Brooklyn Bridge gefahren ist. Dabei gab es leider viele Verletzte und sogar Tote.
Beim Ablegemanöver der Mein Schiff 4 am Abend schien der Kapitän dann auch nicht ganz so entspannt zu sein. Es war ja deutlich mehr Betrieb im Hafen als zuvor in Praia und da ist jedes Manöver genau zu planen.

Urlaub auf Gran Canaria

15.04.2025
Den Herbst 2024 habe ich damit verbracht, meine neue Wohnung einzurichten. Inzwischen sind alle wichtigen Möbel da und die Lampen hängen auch (fast) alle. Bei drei der Lichtleitungen bin ich mir noch nicht sicher, ob ich sie überhaupt benötige. Auch die verlegten Netzwerkkabel nutze ich nicht. Keine Ahnung was sich der Vorbesitzer gedacht hat, aber ich habe meine Geräte alle per WLAN angeschlossen und brauche die Kabel nicht.
Bei dem häufigen Regen hier und der allgemeinen Dunkelheit in Deutschland im Winter zog es mich eigentlich bereits vor Weihnachten in den Süden, aber wie so oft, erst die Arbeit – dann das Vergnügen. Die Arbeit war mit Beginn des neuen Jahres 2025 erst einmal beendet. Also Zeit fürs Vergnügen, in diesem Fall eine Reise auf die Kanaren. Ohne lange zu planen habe ich einfach geschaut, was Last Minute so angeboten wurde und kam mit einem Angebot im Februar wieder einmal nach Playa del Ingles.
Da ich mit der Mephisto ja schon vier Wochen in Pasito Blanco lag, gleich neben an, war diese Touristenhochburg für mich nun nicht sonderlich interessant was die kulturellen Sehenswürdigkeiten anbelangte. Ich wollte nur dem Regen entfliehen und etwas Sonne tanken. Dafür war das Hotel gut genug, mit kurzen Wegen zum Strand und einer sehr guten Küche. Außerdem gab es einen Fitnessraum, den ich viermal die Woche nutzte und eine kleine Sauna.
Nach drei Wochen in Ruhe und ohne Ablenkung durch irgendwelche Alltagsprobleme wie nicht funktionierende Heizung oder falsch angeschlossene Elektrokabel, konnte ich ganz entspannt wieder nach Hause fliegen.

Neue Wohnung

29.10.2023
Ich weiß, ich habe die Seiten hier in den letzten Wochen etwas vernachlässigt. Irgendwie hatte ich nicht die Muse hier zu schreiben, obwohl einiges geschehen ist.
Das Wichtigste, ich habe eine Wohnung gekauft, etwa 6 km südlich von Worms in Rheinland-Pfalz. Ja tatsächlich, in der Pfalz.
Den Ort selbst hätte ich mir nicht ausgesucht, aber die Wohnung hat mir sofort gefallen, als ich sie besichtigt habe.
Die Krux an der Sache, es ist eine Neubauwohnung, die noch nicht ganz fertig ist. Das hat zwar den Vorteil, daß ich noch den Bodenbelag und andere Kleinigkeiten aussuchen kann, aber es hat auch den Nachteil, daß ich mich darum kümmern muß. Die Entfernung zu meinem Aufenthaltsort in Aguadulce ist dabei leider sehr hinderlich.
Ich hoffe, daß ich die Wohnung noch vor Weihnachten endgültig übernehmen kann, denn dann muß ich die Küche und die anderen notwendigen Möbel bestellen. Glücklicherweise ist die Zeit der Lieferengpässe in Deutschland weitestgehend vorbei. Ich hatte bereits in den Möbelhäusern nachgefragt, Lieferzeiten von 6 – 8 Wochen bei allen Möbeln und auch Küchen sind wieder üblich. Sollte sich die Fertigstellung also verzögern, wäre das auch nicht so schlimm. Mein Aufenthalt hier in Aguadulce dauert in jedem Fall bis Ende März und schlimmstenfalls verlängere ich meinen Aufenthalt eben um 1 oder 2 Monate.
Aber zurück zu Spanien im Hier und Jetzt. Es ist ruhig geworden am Strand und in der Wohnanlage. Der Pool ist weitestgehend ungenutzt, da nach dem Ende der Ferien die meisten Bewohner wieder abgereist sind. Vor allem Familien mit Kindern sind keine mehr da. Der Strand ist so gut wie leer, die Sonnenschirme mit Liegen und zusätzlichen Strandcafés sind wieder abgebaut. Selbst die vor dem Strand angebrachten Bojen, um Boote vom Strandbereich fernzuhalten, wurden inzwischen wieder geborgen. Die Temperaturen liegen tagsüber bei etwa 22 Grad und abends sind lange Hosen notwendig, da es Nachts auf 16 Grad abkühlt.
Aus meiner Sicht ist ab Mitte September bis Mitte Oktober hier die beste Urlaubszeit, es ist noch warm aber nicht mehr heiß, es ist noch Betrieb in Restaurants aber nicht mehr voll, das Wasser im Pool ist wieder erfrischend aber noch nicht kalt und auch das Meer ist noch angenehm. Der Strand ist noch nicht völlig leer, aber die Horden an Urlaubern mit ihren Grills und die Rauch geschwängerte Luft gehören der Vergangenheit an. Im Juli und August werde ich die Küste hier in Zukunft meiden.
In den letzten Wochen konnte ich meinen Hausstand um den Tauchkompressor und die 5 Pressluftflaschen verringern. In der Marina von Almerimar hatte ich ein paar Verkaufszettel angebracht und es haben sich tatsächlich Interessenten gemeldet. Es waren Bootsbesitzer, die auf dem Weg in die Karibik waren und so ihren Bedarf decken konnten, ohne teure Versandkosten entrichten zu müssen. Für beide Seiten positiv, denn so konnte ich mir den aufwendigen Transport zurück nach Deutschland sparen. Das sind gleich 100 kg weniger zu transportieren. Ansonsten geht das Leben hier beschaulich weiter, ich lese noch immer viel, verbessere mein Schachspiel, gehe jeden Tag am Strand entlang, um mich zu bewegen und genieße das angenehme Leben als Privatier. Schöne Grüße an meine ehemaligen Kollegen im Büro 🙂

16.03.2024
Es ist für mich einfach unglaublich, noch immer ist meine Wohnung nicht fertiggestellt. Der ursprüngliche Termin war 15.12.23 und 13 Wochen später sind jetzt immer noch Restarbeiten zu leisten.
Wenigstens ist sie so weit fertiggestellt, daß ich zur Not auch einziehen kann. Die ersten Schränke und Regale im Schlafzimmer konnte ich bereits aufbauen, ein paar Lampen habe ich auch schon montiert. Nach Ostern wird meine neue Küche, das Bett und das Sofa geliefert. Damit sind die wichtigsten Sachen schon mal da. Meine Sachen habe ich zum größten Teil inzwischen aus Spanien wieder nach Deutschland gebracht. An Ostern fahre ich zum letzten Mal von Aguadulce nach Mannheim und bringe alles mit, was ich momentan noch benötige, um hier zu leben.
Ein wenig vermissen werde ich Spanien schon, denn die sonnigen, warmen Tage hier werden mir fehlen. Jeden morgen von der Sonne geweckt zu werden macht schon was mit einem. Nicht ins Büro hetzen zu müssen, sondern ganz gemütlich den Kaffee zu genießen, macht mich dankbar. Das Leben ist schön.
Die Temperaturen bewegen sich hier in Aguadulce tagsüber um 20° C und bei wenig Wind ist das völlig ausreichend um sich am Strand in die Sonne zu legen. Bei meinen täglichen Strandwanderungen konnte ich viele Stellen entdecken, an denen die Winterstürme mit starkem Wellengang Teile des Sandstrandes abgetragen haben. Ich schätze, hier werden in den nächsten Wochen viele LKWs voll Sand angefahren werden, um die Schadstellen wieder auszubessern. Schließlich steht die Sommersaison vor der Tür und es sind schon jetzt deutlich mehr Menschen am Strand zu beobachten.


21.05.2024
In den letzten Wochen gab es viel zu tun und noch liegt ein Stück des Weges vor mir. Ende März, genau gesagt am Samstag nach Karfreitag, habe ich die Wohnung in Aguadulce an seinen Besitzer zurückgegeben. Pepe war da sehr kulant und ein schneller Blick durch die Wohnung genügte ihm. Er hat mich in den letzten 12 Monaten ja ein wenig kennengelernt, ich habe ihm immer wieder bei allen möglichen kleinen Problemen und Ausbesserungsarbeiten in der Wohnung geholfen. Außerdem ist er im Begriff die Wohnung zu verkaufen, deshalb ist der Zustand für ihn wohl nicht mehr ganz so wichtig.
Jedenfalls hatte ich es geschafft alles, was bisher noch in der Wohnung war, ins Auto zu verladen. Dabei blieb auch noch genug Platz für mich darin zu schlafen, auf dem Weg nach Mannheim. Nur noch schnell an einem Laden von DIGI vorbei, um den Router fürs Internet abzugeben und ich war zum letzten Mal auf dem Weg.
Im April wohnte ich dann die erste Zeit doch noch bei meiner Schwester in Mannheim, denn der Termin für die Küchenlieferung hatte sich um eine Woche verschoben und auch das Bett kam später als angekündigt. Die Verzögerungen nahmen einfach kein Ende.
Inzwischen bin ich fast fertig eingerichtet, zumindest kann ich nun in Bobenheim-Roxheim wohnen. Es ist sehr ruhig hier, eben ländlich, mit viel frischer Luft, aber leider auch viel Regen. Das ist so völlig anders als in Aguadulce wo es kaum regnete. Hier gehe ich in grünen Wäldern, oft um einen See herum wandern, in Spanien lief ich am Meer entlang und um mich herum war alles trocken, staubig und eher braun als grün. Ich schätze, die Umstellung wird mir nicht schwerfallen, denn meine neue Wohnung gefällt mir nach wie vor und die Nähe zu meiner Familie ist schon jetzt ein großer Gewinn.
Der nächste Urlaub steht auch schon fast vor der Tür, Ende Juni fahre ich wieder nach Südfrankreich zum Camping, für 8 – 10 Wochen.
Das Leben ist schön. 🙂

02.10.2024
Der Urlaub in Südfrankreich war sehr erholsam und am 1.09. bedauerlicherweise zu Ende. Ich konnte mal wieder mein Französisch etwas aufpolieren, allerdings ist mir aufgefallen, daß ich viele spanische Vokabeln fälschlicherweise benutz habe. Da hat sich doch der Erfolg an meinen Spanischlektionen der letzten Jahre gezeigt, wenn auch im falschen Kontext. Glücklicherweise gibt es tatsächlich Franzosen, die etwas Englisch können und manche gar ein wenig Deutsch. Bis ich im nächsten Jahr wieder nach Frankreich komme, werde ich versuchen mehr französische Vokabeln zu lernen.

Mit der Einrichtung in meiner Wohnung komme ich langsam voran. Die Möbel sind nun komplett vorhanden. In den letzten Tagen habe ich mich intensiver mit der Beleuchtung beschäftigt. Es ist wirklich erstaunlich, was es da heutzutage alles an LED-Lampen gibt. Nicht nur, daß die Dinger sehr viel weniger Strom brauchen als die alten Glühbirnen, sie lassen sich mit einer Fernbedienung auch farblich verändern und an die persönlichen Vorlieben anpassen. Schon toll.
Allerdings bereitet mir die Stromleitungsplanung des Vorbesitzers der Wohnung etwas Kopfzerbrechen. Im Bereich der Küche habe ich fünf Lichtleitungen und im Bereich des Sofas keine einzige. Im Schlafzimmer sind dafür gleich drei Stromanschlüsse für Lampen an der Decke vorhanden.
Naja, wenigstens kann ich über das KNX-Bussystem die Schaltung der einzelnen Lampen und Rollläden sehr flexibel planen und leicht nach meinen Wünschen anpassen, ohne neue Leitungen verlegen zu müssen oder Schalter in die Wand zu stemmen. Das geht alles am Computer, nachdem man für mehrere Hundert Euro die Software eingekauft hat.

Diesen Herbst werde ich zu Hause bleiben, um die Arbeiten hier in der Wohnung zu Ende zu bringen. Vielleicht schaffe ich es am Anfang des neuen Jahres wieder in den Süden, damit der Winter nicht so lange ist. Mit Spanien bin ich noch lange nicht fertig. Die Sonnentage im Januar bis März waren schon schön.

Winter in Aguadulce

19.01.2024
Ich sehe regelmäßig die deutschen Nachrichten, deshalb weiß ich von den chaotischen Zuständen auf manchen Autobahnen, wegen der Schneemassen und Glatteis. Eine Sekunde lang dachte ich, daß es vielleicht doch nicht so clever war, in Deutschland wieder eine Wohnung zu kaufen. Hier in Spanien lebt es sich so viel angenehmer. Dann habe ich mich wieder daran erinnert, daß ich im Winter ja jederzeit die Koffer packen kann. Mit einer Wohnung mit Hausmeister muß ich mich nicht ums Schneeräumen, die Mülltonnen oder den Garten kümmern und kann jederzeit ins Warme flüchten. Deshalb wollte ich auch kein Haus mehr. Aber der feste Wohnsitz in Deutschland, in der Nähe meiner Geschwister, war mir schon wichtig.
Vorgestern hat es hier tatsächlich mal wieder geregnet, ein eher seltenes Ereignis. Aber bei 19 °C sind wir weit von Schnee entfernt. Gestern konnte ich mit T-shirt am Strand entlang gehen und die Wärme der Sonnenstrahlen genießen. Ein paar Leute lagen in Badesachen in der Sonne und es gab sogar unerschrockene, die im Meer schwammen. (brrrrrr) Nichts für mich, so warm ist es dann doch nicht.
Aber um in den Bergen zu wandern ist es ideal und so war ich erneut etwas landeinwärts unterwegs. Es gibt hier einen Wanderweg, der zu einem Totem führt. Wandern kann man hier in den Bergen tagelang, das Gebiet ist riesig, mit einem Ziel ist es allerdings schon etwas motivierender. Der Weg war leicht zu finden und Dank der aufgestellten Markierungen war auch der Totem nach 2 Stunden Fußmarsch gut zu finden. Ohne die Markierungen wäre ich allerdings wahrscheinlich daran vorbeigelaufen, so versteckt war der Totem.
Von den Bergen herunter ist es immer wieder ein toller Ausblick über das Meer, Almeria und die ganze Bucht mit Aguadulce und Roquetas de Mar.

Herbst in Aguadulce

4.11.2023
Auch hier in Aguadulce hat nun der Herbst Einzug gehalten. Es ist deutlich kühler geworden, der Himmel ist öfters wolkenverhangen und dunkel und die Leute auf der Straß, mich eingeschlossen, sind meist in langen Hosen und Jacke unterwegs. Wenigstens regnet es nach wie vor selten.
Der Strand ist kaum noch besucht und es weht manchmal ein heftiger Wind.
Besonders heftig war es gerade vorgestern, Donnerstag. Ich habe leider keinen Windmesser mehr zur Verfügung, aber es waren 50 kn Wind vorhergesagt und ich denke, die hatte es auch. Im Garten vor meinem Balkon hat es gleich zwei Bäume umgeknickt und als ich gestern an der Strandpromenade entlang lief, konnte ich mehrere Schilder am Boden liegen sehen, vom Wind umgedrückt oder abgebrochen. Der Weg zum Supermarkt war anstrengend, ich mußte regelrecht gegen den Wind ankämpfen.
Bei solchen Windverhältnissen freuen sich wohl nur die Kite- und Windsurfer, die sind im Wasser, wenn sonst keiner reingeht.
Ich bin ganz froh, daß ich solche Windverhältnisse nicht mehr auf der Mephisto erleben muß. Das wären wieder unruhige Nächte und kalte Tage geworden. In einem Apartment spürt man kaum etwas davon und ich habe bisher auch noch keine Heizung einschalten müssen.

12.11.2023
Jetzt ist es passiert, die Heizung ist an.
Obwohl in den letzten Tagen die Sonne zurückkam und jeder Tag ein strahlender Sonnentag war, wurde es mir in der Wohnung mit 20 °C zu kühl. Die Klimaanlage arbeitet nun als Warmluftheizung und sorgt für angenehme 22 °C, während es draußen so 18 – 19 °C hat.
Allerdings ist das sonnige und nicht zu warme Wetter genau richtig, um wieder weitere Wanderungen zu unternehmen, ohne daß die Klamotten vom Schweiß völlig durchnässt werden.
So war ich letzte Woche mal ganz im Süden von Roquetas de Mar unterwegs und ließ die Bebauung mit Hotels und Apartmentanlagen hinter mir. Hier gibt es ein Schutzgebiet, durch das man kilometerweit wandern kann und wenn man der Küstenlinie folgt, kommt man in Almerimar wieder raus. Das war mir allerdings zu weit, auf halbem Weg bin ich wieder umgekehrt.
An einem anderen Tag machte ich mich auf den Weg in die Berge, nördlich von Aguadulce. Hier gibt es jede Menge Wanderwege, die nicht auf Google-Maps zu finden sind und sich über viele viele viele Kilometer hinziehen.
Von dort oben hat man einen tollen Blick über die ganze Bucht und es gibt auch das eine oder andere zu entdecken.

Zurück in Aguadulce

6.09.2023
Ach geht es mir doch gut. Ich komme gerade vom fast leeren Strand zurück, denn ich war dieses Jahr das erste Mal im Meer schwimmen. Das war tatsächlich erfrischend bei geschätzten 25 °C Wassertemperatur und strahlend blauem Himmel. Obwohl das Meer immer noch salzig ist, fühle ich mich nach dem Bad frisch gestärkt und bereit für die nächsten Schritte.
Die Ferien hier in Spanien sind zu Ende und das wird am Strand sehr deutlich. Selbst der Liegen- und Sonnenschirmverleih war geschlossen, es ist kaum noch jemand da. Es ist ruhig, auch auf der Straße. Letztes Wochenende hat es fast zwei Tage am Stück geregnet und es war immer bewölkt und dunkel. Inzwischen hat es wieder knapp über 30 °C und die Sonne strahlt, aber ab morgen soll es 4 – 5 Grad kühler werden, für den Rest der Woche. Das wäre aus meiner Sicht perfekt.
Ich bin gerade erst aus Süd-Frankreich und Deutschland zurückgekommen.
Nach Deutschland mußte ich, um mich nach einer Wohnung umzusehen und der Süden Frankreichs lag ziemlich in der Mitte des Weges und war ideal um einige Tage Urlaub zu machen. Sowohl auf dem Weg nach Norden als auch auf dem Rückweg habe ich ein paar entspannte Tage in Frankreich verbracht. Der Campingplatz lag tief in einem Tal und deshalb gab es dort auch keine Netzabdeckung fürs Handy. Also gab es nichts, was die Ruhe stören konnte.

Die Wohnungen, die ich mir in der Umgebung von Mannheim angesehen habe, waren teilweise recht enttäuschend, verglichen mit der Beschreibung und den Bildern. Irgendwo gab es bei den meisten einen Haken, der die Wohnung eben doch nicht so ideal erscheinen ließ. Eine Chance bleibt noch, aber davon berichte ich beim nächsten Mal.
Überrascht war ich von der Preisentwicklung im Supermarkt. Ich hatte das zwar in den Nachrichten verfolgt, aber wenn man das nach zwei Jahren dann tatsächlich selbst erlebt, ist es schon was anderes. Die meisten Lebensmittel hier in Spanien erscheinen mir günstiger als in Deutschland, aber mache Sachen sind hier kaum zu bekommen, Semmelknödel, süßer Senf oder guter Kaffee z.B. Jetzt ist mein Vorrat wieder aufgefüllt und ich kann entspannt dem Winter hier entgegensehen.

Leben in Aguadulce

24.06.2023
Inzwischen ist hier in Aguadulce der Sommer ausgebrochen und ich meine das vor allem im Sinne von Temperaturen. Tagsüber liegen die um 30 °C und knapp darüber, abends bleibt es bei etwa 25 °C. Auch starke Winde vom Meer, die zuvor meist eine Abkühlung brachten, tun das nun nicht mehr. Der Wind vom Meer ist so warm wie die Umgebung. Ich habe mal testweise die Klimaanlage laufen lassen, um sicherzugehen, daß sie funktioniert, wenn ich sie brauche. Und sie funktioniert sehr gut, völlig geräuschlos.
Aber da ich nicht arbeiten muß, der große Pool im Garten für Abkühlung sorgt und ich die Wärme noch genieße, bleibt die Klimaanlage noch aus.
Am 23.06. , gestern, wurde hier das Fest des Heiligen Juan gefeiert. Das Johannisfest, auch Johannisnacht genannt, ist ein Fest heidnischen Ursprungs (Litha), das am 23. Juni, dem Vorabend des Tages von Johannes dem Täufer, gefeiert wird und bei dem üblicherweise Freudenfeuer entzündet werden. Die Ankunft der Sommersonnenwende wird in ganz Spanien mit althergebrachten Riten und Traditionen gefeiert. Die Johannisnacht gilt als die kürzeste Nacht des Jahres, obwohl sie in einigen Städten bis zum Morgengrauen dauert. Die Johannisnacht hat den Zauber der alten heidnischen Feste übernommen, die zur Zeit der Sommersonnenwende veranstaltet wurden. Der Ursprung dieses Brauchs liegt in den Feierlichkeiten, mit denen die Ankunft der Sommersonnenwende am 21. Juni in der nördlichen Hemisphäre begangen wurde und deren wichtigster Ritus im Entzünden eines Lagerfeuers bestand. Der Zweck dieses Ritus war es, der Sonne mehr Kraft zu geben, die von diesen Tagen an schwächer wurde – die Tage wurden bis zur Sommersonnenwende immer kürzer. Symbolisch hat das Feuer auch eine „reinigende“ Funktion für die Menschen, die es betrachten.
In Almeria ist es fast obligatorisch, um Mitternacht ans Meer zu gehen und sich zumindest das Gesicht im Wasser des Mittelmeers zu waschen, um ein Jahr voller guter Wünsche zu erbitten oder in den unzähligen Lagerfeuern Zettel mit denselben Wünschen zu verbrennen. All das wird immer von Konzerten, Musikpartys, Grillfesten und der guten Stimmung begleitet, die jedes Jahr diesen besonderen Tag umgibt, der eher den Beginn des Sommers als den 21. Juni selbst markiert.



13.07.2023
Nun ist es amtlich und besiegelt, die Mephisto wurde von den neuen Eignern übernommen und ist inzwischen auf dem Weg nach Italien. In den letzten 6 Wochen war ich ja immer mal wieder an Bord um nach dem Rechten zu sehen und um die letzten Sachen von mir von Bord zu räumen. Jetzt ist das nicht mehr notwendig und ich hoffe, das Boot leistet den neuen Besitzern ebenso gute Dienste wie mir. Ein ganz klein wenig Wehmut bringt so ein Abschied ja doch mit sich, ähnlich wie beim Abschied von meinem Haus vor fast 2 Jahren, aber es überwiegt ganz deutlich die Begeisterung für das Neue, die Möglichkeiten, die sich nun bieten. Für mich ist das nächste Ziel erst einmal eine Wohnung in der Umgebung von Mannheim zu finden. Das hat noch keine Eile, ist aber in meinen Gedanken ständig präsent.
In der Zwischenzeit versuche ich es mir hier gemütlich zu machen, allerdings fällt es mir nicht leicht mich an die Zeiteinteilung der Spanier zu gewöhnen. Abendessen um 22 Uhr ist mir einfach zu spät.
Da es hier indes heiß geworden ist, gestern hatte es mal 35 °C, gehe ich lieber nach dem Abendessen gegen 21 Uhr am Strand entlang, nicht wie zuvor gegen 17 Uhr. Im Landesinneren (z.B. Granada) hat es tatsächlich über 40 °C, da ist es hier direkt am Meer ja noch angenehm. Leider kühlt es Nachts kaum mehr ab, auch um Mitternacht zeigt mein Thermometer noch 30 °C an. Der Pool stellt auch keine Abkühlung mehr dar. Ich habe die Wassertemperatur nicht gemessen, aber ich tippe auf 29 – 30 °C. Ich muß doch mal das Meer testen, bisher war ich noch nicht im Meer schwimmen.
Jedenfalls bin ich froh eine Klimaanlage in der Wohnung zu haben, bei 26 – 27 °C schläft es sich schon sehr viel angenehmer als bei 32 °C. Zumindest ist es hier trocken, nicht wie in Deutschland mit Starkregen und Sturmböen. Trotzdem werde ich wohl im August nach Deutschland fahren müssen, um mir ein paar Wohnungen anzusehen.

Ende Juli 2023
Diesen kleinen Beitrag von Ende Juli reiche ich hiermit noch nach.
Ich fand es immer erstaunlich, wie selbstverständlich auch gegen Mitternacht noch die Kinder hier am Strand aktiv sind. Eltern sind selbst mit den Kleinsten noch bis spät in die Nacht unterwegs. Während in Deutschland üblicherweise für Kinder unter 10 Jahren ab etwa 21 Uhr Schlafenszeit ist, sind hier selbst 2- oder 3-jährige noch bis Mitternacht und später mit ihren Eltern unterwegs. Schon 6- oder 8- jährige laufen hier in Gruppen auch alleine am Strand entlang, zumindest sind die Eltern nicht in unmittelbarer Nähe.
Die kleinen Kioske mit jeder Menge Süßigkeiten und die extra für die Ferien erstellten Freizeit-Bespaßungs-Unternehmungen der Stadt sind darauf abgestimmt und haben bis weit nach Mitternacht geöffnet.

Auffälligkeiten ganz anderer Art sind die vielen Madonnenumzüge. Jede kleine Gemeinde hat ihren eigenen und so kann man an jedem Wochenende einen anderen besuchen, wenn man will. In Aguadulce gab es einen spät abends, da hatte ich nur die Blaskapelle gehört und bin ohne Kamera aus dem Haus um zu sehen, was da passiert.
In Almerimar war der Umzug tagsüber in der Marina, daher die Fotos. Da ich nicht katholisch bin, habe ich mir die anderen Umzüge in den umliegenden Gemeinden nicht angesehen.

Am 28.07.2023 kam die Mephisto mit ihren neuen Eignern in Norditalien an.
Das war tatsächlich eine schnelle Reise, in nicht ganz 3 Wochen, ohne viel Aufenthalt unterwegs. Dort steht sie nun an Land, voraussichtlich etwa ein Jahr. In der Zeit werden die neuen Eigner sich das Boot so zurechtmachen, wie sie das haben möchten, um dann darauf zu leben.
Allzeit eine Handbreit Wasser unterm Kiel.

In Aguadulce

13.04.2023
Manchmal verfliegt die Zeit einfach so und durch die vielen zu bewältigenden Aufgaben merkt man es gar nicht.
Seit meiner Abreise aus Mannheim sind nur 4 Wochen vergangen, aber mir kommt es viel länger vor.
Um chronologisch vorgehen zu können, mache ich einen großen Schritt zurück in der Zeit.
Um genügend Ladekapazität zu haben, meinen Hausstand von der Mephisto in mein noch zu findendes Apartment zu schaffen und nächstes Jahr zurück nach Mannheim, hatte ich mir einen Ford Grand Tourneo Connect gekauft. In dem konnte ich nun auf dem Weg nach Almerimar auch bequem schlafen. Leider überstand er die Fahrt nicht unbeschadet. Kurz nach Überqueren der Französisch-Spanischen Grenze, überholte ich einen LKW, der mit seinen Reifen etwas aufwirbelte, das meine hintere Seitenscheibe splittern ließ. Ich hörte zunächst nur einen dumpfen Schlag und erst viel später entdeckte ich die gesplitterte Scheibe. Glücklicherweise hielten die Splitter noch zusammen und ich konnte ohne weitere Beeinträchtigung zunächst weiterfahren.
Das nächste Unglück ließ nicht lange auf sich warten. Auf einem Autobahnrastplatz in der Nähe von Barcelona kam ein Spanier auf mich zu und laberte mich mit Spanisch voll, von dem ich kein Wort verstand. Dabei deutete er immer wieder auf meinen hinteren Reifen auf der Fahrerseite. Was mir zu diesem Zeitpunkt nicht klar war, das war nur ein Ablenkungsmanöver, damit sein Partner meinen Rucksack vom Beifahrersitz rauben konnte.
Als ich den Verlust des Rucksacks bemerkte, war ich bereits an Alicante vorbei. Mein Schrecken war zu dem Zeitpunkt unbeschreiblich und ich konnte zunächst keinen klaren Gedanken fassen, weil ich davon ausging, daß in dem Rucksack alles drin war, was irgendwie wichtig war, Papiere, Geldbeutel, Handy, Bargeld, Schlüssel, Bankkarten etc.
Aber, wie bei der Seitenscheibe, die zwar gesplittert, dennoch intakt war, hatte ich auch hier Glück im Unglück. Meine Bankkarten und meinen Geldbeutel mit Personalausweis, sowie das Handy, hatte ich der Mittelkonsole des Wagens deponiert. Ich konnte also noch über etwas Bargeld und vor allem meine Konten verfügen und mich ausweisen. Mit dem Rucksack gingen ein paar Hundert Euro Bargeld, mein Reisepass, mein internat. Führerschein, mein Kulturbeutel mit Rasierer und elektr. Zahnbürste, eine Lesebrille, einige Klamotten und die Schlüssel zur Mephisto verloren. Nicht gut, aber abgesehen von etwa 1000,- Euro Schaden konnte ich weiterfahren und die Pläne, die ich hatte, weiterhin verfolgen und umsetzen. Ersatzschlüssel zum Boot hatte ich noch auf dem Boot deponiert. In El Ejido habe ich den Raub der Polizei gemeldet, schon wegen des Reisepasses, mehr konnte ich nicht tun.
Da ich das Auto hier dringend brauche, habe ich die Seitenscheibe bisher nur mit Klebefolie fixiert. Ich hoffe das hält noch eine Weile.
Der nächste Schritt war nun das Boot zu putzen, um es Käufern präsentieren zu können. Gleichzeitig war es aber auch wichtig ein Apartment zu finden, in dem ich die nächsten 12 Monate wohnen und damit ich das Boot leer räumen konnte. Das suchte ich zunächst in Torrevieja, weil ich weiter Richtung Norden und in die Nähe eines größeren Flugplatzes wollte. Allerdings ohne Erfolg, denn die meisten Apartments dort sind nur einzelne Monate verfügbar und nicht für ein ganzes Jahr. Ein Apartment hätte ich beinahe genommen, obwohl es mir nicht so gefallen hatte, einfach weil es das Beste war, das auch verfügbar war. Quasi in letzter Minute fand ich dann ein Apartment in Aguadulce, etwa 30 Minuten von Almerimar entfernt. Das ist zwar etwas teurer als ich gerechnet hatte, aber es ist sehr gut eingerichtet, mit einer schönen Küche, einem großen Schlafzimmer und Wohnzimmer und einer riesigen Garage in der Tiefgarage. Hier passt mein ganzer Hausstand rein und das Auto noch dazu. Außerdem brauche ich nur über die Straße, einen kurzen Weg nach unten gehen und schon bin ich am Strand von Aguadulce und der ist weitaus schöner als in Almerimar. Auch ist Aguadulce eine richtige, wenn auch kleine Stadt, hier gibt es nicht nur Apartmentanlagen wie in Almerimar. Roquetas de Mar ist die zugehörige Stadt und Almeria als Provinzhauptstadt ist auch nicht weit. Ich fühle mich hier gut aufgehoben, zumal auch der Vermieter, der nur Spanisch spricht, sehr nett ist. Er gibt mir Zeit die Vokabeln zu finden und hat auch Verständnis, wenn ich etwas nicht verstehe.

16.05.2023
In den letzten Wochen hatte ich ein wenig Stress mit der Bürokratie in Spanien und dem zugehörigen Ausländeramt in Almeria. Offiziell ist nämlich nicht der Eigentümer des Apartments der Vermieter, sondern dessen Firma und da die ein wenig größer ist, gibt es da für alle Belange Sachbearbeiter und Abteilungen. Die Rechtsabteilung ließ mich nun wissen, daß sie meine N.I.E (Número de Identidad de Extranjero) und meine Aufenthaltserlaubnis bräuchte. Die Nummer dient zur Identifizierung bei allen möglichen Geschäften oder Transaktionen, so brauchte ich sie z.B. auch um meinen Internetanschluss in der Wohnung zu beantragen. Wenn man länger als 3 Monate in Spanien bleiben will, muß man eine extra Aufenthaltserlaubnis haben.
Also habe ich viel Zeit im Internet verbracht, um herauszufinden, wie und wo ich das alles beantragen kann und was dazu nötig ist. Das größte Hindernis war dabei immer wieder einen Termin auf dem zuständigen Ausländeramt zu bekommen. Es dauerte immer 4 – 5 Tage, bis ich über ein Internetportal der Regierung einen Termin ergattern konnte. Die N.I.E. war noch relativ einfach zu bekommen, weil dafür nur nachzuweisen war, daß ich in Deutschland einen Wohnsitz habe und die Bearbeitungsgebühr entrichtet sein mußte, bevor man zum Amt ging.
Die Aufenthaltsgenehmigung war ein harter Brocken, der mich 3 Wochen Nerven kostete und ich mußte gleich zweimal auf dieses Amt, weil ich beim ersten Besuch die Dokumente nicht in spanischer Sprache übersetzt hatte und die Anmeldung in der Gemeinde Roquetas fehlte. Die Anmeldung bei der Stadt erforderte auch 2 Besuche auf dem Gemeindeamt und die Unterstützung des Eigentümers der Wohnung. Wenigstens brauchte ich da keinen Termin, sondern konnte einfach hingehen und mußte eben in der Schlange 30 Minuten warten.
Beim zweiten Besuch im Ausländeramt wurden meine Dokumente dann, nach einer kleinen Diskussion wegen meiner Krankenversicherung, angenommen. Allerdings äußerte die Sachbearbeiterin, die das nicht entscheidet, Zweifel, ob der Antrag positive beschieden werden würde. Die Krankenversicherung hatte in ihrer Bestätigung die Leistungen, die versichert sind, nicht explizit aufgelistet. Nun muß ich 2 Monate auf den Bescheid, der per Post zugestellt wird, warten.
Die freundliche Sachbearbeiterin fragte mich nebenbei, warum ich die Aufenthaltsgenehmigung überhaupt beantrage, da ich im Antrag geschrieben hatte, ich wolle nur 12 Monate bleiben. Die Aufenthaltsgenehmigung ist eine permanente und wird normalerweise beantragt, wenn man nach Spanien auswandert. Ich sagte ihr mein Vermieter sei eine Firma und die hätten es verlangt. Sie zeigte Verständnis, aber ihre Mimik sagte mir, daß die Behörden selbst das wohl nicht so genau nehmen. Vor allem, weil ich ja immer wieder zwischendurch nach Deutschland fahren werde, um mir eine Wohnung zu suchen. Die 3 Monatsfrist beginnt bei jeder Rückkehr nach Spanien von neuem.
Nachmittags habe ich dann der Maklerfirma mit WhatsApp meine N.I.E. und die Anmeldung in der Gemeinde geschickt und ihnen mitgeteilt, daß ich keine Aufenthaltsgenehmigung brauche, weil ich nur temporär in Spanien bleibe und immer wieder nach Deutschland fahre. Tja, was soll ich sagen, die hatten da keine Einwände, das wichtige für sie war die N.I.E. um mich als Mieter gegenüber der Regierung zu identifizieren. Den Stress der letzten 3 Wochen mit dem Antrag der Aufenthaltsgenehmigung hätte ich mir also sparen können.
Nebenbei hatte ich auch Gelegenheit, die gesplitterte Scheibe an meinem Auto austauschen zu lassen. Das ging tatsächlich völlig reibungslos und war in 2 Stunden erledigt.
Jetzt kann ich also wieder entspannen und die Zeit hier genießen.

Übrigens habe ich, der N.I.E. sei dank, inzwischen ja auch einen schnellen Glasfaseranschluss mit 500 Mb/s bekommen. Es hat keine Woche vom Antrag bis zum Verlegen gedauert. Im Gebäude war bereits alles vorbereitet und eine Anschlussdose vorhanden. In nur 90 Minuten war das Kabel in die Wohnung verlegt und der Router installiert, kostenlos. Der Anschluß kostet gerade mal 15,- € pro Monat bei unbegrenztem Datenvolumen. Ich habe gelesen in Deutschland kostet so ein Anschluß 500,- – 1000,- € und dann ca. 60,-€ pro Monat.

31.05.2023
Die letzten 3 Wochen ist das Wetter hier im Süden Spaniens durchwachsen. Es ist spürbar kühler geworden und es hat sogar geregnet, fast einen ganzen Tag lang, ununterbrochen. Das Land hier hat den Regen aber auch nötig. Aktuell ist es mit 22 – 23 Grad sogar ein wenig kühler als in Deutschland.
Ich hatte vor einigen Tagen die Kühle genutzt, um nach Granada zu fahren und mir die Alhambra anzuschauen.
Die Alhambra (= die rote Festung) ist seit 1984 Weltkulturerbe und als eines der bedeutendsten Beispiele des maurischen Stils der islamischen Kunst bekannt.
Die Mauren erbauten die ersten Teile der Festung im 9. Jahrhundert und in den folgenden Jahrhunderten wurde sie von verschiedenen Herrschern erweitert. Die Stadt Granada wurde erst um 1030 n.Chr. gegründet.
Man kann leicht ein paar Stunden innerhalb der Festungsmauern und der Gärten verbringen, die Anlagen sind sehr weitläufig. Auf einen Besuch der Nasridenpaläste innerhalb der Festung habe ich verzichtet. Der Eintritt hier war auf 3 Wochen im Vorraus ausgebucht, weil pro Tag nur eine kleine Anzahl an Besuchern zugelassen werden.

Für die Mephisto hat sich inzwischen ein neuer Eigentümer gefunden. Ein sympathisches Paar aus Deutschland hat sie gekauft und wird sie im Juli übernehmen. So habe ich genug Zeit, um noch die letzten meiner Sachen vom Schiff zu holen und in mein Apartment zu schaffen. Damit ist dann das Kapitel mit dem „Segeln als Lebensweise“ abgeschlossen.
Unter diesen Umständen werde ich diese Webseite nicht mehr ganz so intensiv weiterführen. Ich denke, es wird hier in Aguadulce wahrscheinlich nicht so viel Spannendes geschehen, daß sich das Schreiben darüber lohnt.
Falls ich hier in Spanien zu größeren Städten reise, würde ich darüber wieder berichten.
Als Nächstes steht nun an, wieder eine Wohnung in Deutschland, in der Umgebung von Mannheim, zu suchen und zu finden. Ich hoffe das gelingt mir, bevor der Mietvertrag hier im März 2024 ausläuft. Aber zur Not bleibe ich auch noch ein paar Monate länger in Spanien, so schlecht ist es hier ja nicht 🙂

auf Phuket

13.01.2023
Freitag der 13., ob das gut geht?
Jedenfalls bin ich gut in Patong auf Phuket angekommen und mein Gepäck diesmal auch. Ich bin mit Katar Airways sehr zufrieden, beide Flüge (Frankfurt – Doha und Doha – Phuket) waren einigermaßen pünktlich und mit sehr gutem Service und Essen an Bord. Der Flughafen in Doha ist modern und mit viel Raum ausgestattet. Selbst bei der App fürs Handy merkt man, daß da viel Geld in die Hand genommen wurde. Alles funktionierte einwandfrei und ohne erkennbare Mängel. Allerdings sollte man den Kauf von alkoholischen Getränken nicht für Doha einplanen. Eine Flasche Bacardi im Duty Free für etwa 45 Dollar ist wohl der Einstellung des Landes gegenüber Alkohol geschuldet.
Sobald man in Phuket aus dem Flieger steigt, bzw. sobald man das klimatisierte Flughafengebäude verlässt, schlägt einem die schwül warme Luft Thailands entgegen, mit 32 °C und 80 % Luftfeuchtigkeit, aber deshalb bin ich ja hier.
Heute war ich erst einmal damit beschäftigt, die Grundausstattung fürs Apartment und mich einzukaufen. Leider hat es über Stunden hinweg immer wieder geregnet. Aber wenigstens ist es warmer Regen 🙂
Obwohl ich vor 18 Jahren das letzte Mal hier war, hat sich nicht viel verändert. Die Stromleitungen sind noch genauso fantasievoll verlegt wie damals.
Was tatsächlich auffällt, ist die russische Sprache überall. Ich kann mich nicht erinnern, hier je Russisch gehört zu haben. Heute ist das häufiger zu hören als Deutsch und auch viele Schilder sind neben Englisch auch in Russisch beschriftet.
Übrigens beträgt die Zeitverschiebung zu Deutschland 6 Stunden.

24.01.2023
Die Temperaturen hier sind genau so, wie ich es mir erhofft hatte. Es hat etwa 30 °C, mittags geht es mal Richtung 31 °C und um Mitternacht eher 28 °C, aber immer so, daß man in kurzer Hose und T-Shirt herumlaufen kann, ohne darüber nachdenken zu müssen für den Abend noch eine Jacke mitzuschleppen. Was habe ich letzten Winter abends auf den Kanaren gefroren, weil ich länger unterwegs war als gedacht und eben keine Jacke eingepackt hatte. Sobald ein wenig Wind aufkam, mußte ich mich auf dem Boot in eine Decke packen.
Gut, auf dem Zimmer ist es ohne Klimaanlage kaum auszuhalten und sobald man körperlich aktiv wird, ist das Shirt auch schon durchgeschwitzt. Aber lieber so als frieren und ich muß ja nicht arbeiten. Ich bin hier 4 bis 5 Mal pro Woche im Fitnessraum aktiv und da ist leider die Klimaanlage im Moment defekt, aber mit offenen Fenstern und ein wenig Durchzug vom klimatisierten Flur geht es noch. Ich weiß nicht, wie die Wassertemperaturen im Pool und im Meer sind, aber es ist sehr angenehm zum Schwimmen, nicht so frostig wie im Atlantik.
Da hier sehr viele Chinesen Urlaub machen, wird noch überall das chinesische Jahr des Hasen begrüßt. Die Chinesen sind ja etwas später dran, mit dem Jahreswechsel.
Noch gar nicht so lange her ist die Legalisierung von Cannabis in Thailand. Vor einem Jahre konnte man noch ins Gefängnis wandern, wenn Marihuana bei einem gefunden wurde. Heute gibt es überall Geschäfte und Straßenbuden, die alle möglichen Cannabisprodukte verkaufen, bis hin zum fertig gedrehten Joint. Was in Deutschland seit Jahrzehnten hin und her diskutiert wird, wurde in Thailand quasi über Nacht einfach entschieden und umgesetzt.
Die nachts so stark besuchte Bangla Road, mit unzähligen Beer Bars und Nachtclubs ist tagsüber eine ganz normale Durchgangsstraße, ohne besondere Beachtung. Es gibt sogar einen McDonalds, ist mir nachts gar nicht aufgefallen.
Ein mir unverständliches Phänomen sind die kleinen Schießbuden überall. Klar, die Knarren sehen echt aus, sind aber nur mit Luftdruck betrieben und geschossen wird mit Plastikkugeln auf eine Zielscheibe, etwa 3 m entfernt. Was soll dabei Spaß machen?
Auf dem Weg zum Strand und in der Umgebung vom Strand fallen einem sofort die vielen Tsunami-Warnschilder auf. Mehr als die Schilder aufzustellen wurde aber scheinbar nicht unternommen.
Am Strand hat man die Wahl, entweder in den geordneten Bereichen mit Liegen und Sonnenschirmen etwas mieten oder in den wilden Bereichen sich einfach irgendwo in den Sand zu legen. Der Strand ist groß genug für alle, sogar für Raucher. Die haben ganz eigene Bereiche, in denen das Rauchen erlaubt ist. Und wehe einer wirft eine Kippe auf den Strand. Da sind die Thai streng, aber der ganze andere Müll, der einfach so auf die Straße geworfen wird, der interessiert nicht.
Von einer Minute auf die andere ging gestern, als ich unterwegs war, ein Regenschauer runter und zwar heftig. Es war zwar schon den ganzen Tag über bewölkt, aber der Regen kam ohne Vorwarnung, wie beim Aufdrehen einer Dusche. Ich konnte mich schnell genug unterstellen und blieb weitestgehend trocken, einige Rollerfahrer hat es da schlimmer erwischt. Bis die im Verkehr anhalten und ihre Ponchos überziehen konnten, waren sie schon klitsch naß. Nach 20 Minuten war der Regen wieder vorbei, es herrscht ja noch die trockene Jahreszeit. In der Regenzeit kann so ein Regenschauer auch mal tagelang andauern. Das mußte ich leider vor einigen Jahren im Mai auf Koh Tao selbst erfahren.
Heute habe ich noch ein paar Fotos vom Dach meines Apartmenthauses gemacht. Da hat man einen schönen Rundumblick, bis zum Meer. Der Pool hier oben auf dem Dach ist meist ruhiger als der größere Pool unten im Garten. Die Moschee ist glücklicherweise auf der anderen Seite des Hauses als mein Apartment. So höre ich den Muezzin zwar, aber er ist leise genug, daß ich morgens um 5 Uhr nicht davon aufwache.
Ganz in der Nähe ist auch ein Buddhistischer Tempel, an dessen Außenmauer ein interessantes Schild hängt. Das weißt darauf hin, daß der Verzehr von Hunden und Katzen in Thailand illegal ist! Ich kann nur hoffen, daß sich auch jeder hier daran hält. Hätten die Macher das nicht auch in chinesischen Schriftzeichen übersetzen sollen?

02.02.2023
Ich bin hier viel zu Fuß unterwegs. Neben den 4 oder 5 Hauptstraßen gibt es unzählige Nebenstraßen, kleine Gassen und Hinterhöfe, in denen geschäftiges Treiben herrscht. Überall gibt es Geschäfte, Restaurants, Massagesalons und stehen Motorroller-Dreiräder, die Essen aller Art anbieten. Es gibt jeden Tag neues zu entdecken und mit der Zeit erweitere ich meinen Radius. Nur eine Stunde außerhalb von Patong steht man buchstäblich im Wald. Da ist es dann vorbei mit dem ganzen Rummel und man sieht kaum noch jemand auf der Straße. Ich habe mich mal zu einem Viewpoint (Aussichtspunkt) in der Nähe aufgemacht, allerdings hatte ich unterschätzt, wie steil es da Bergauf geht. Auf dem Weg kam ich an einem kleinen Staubecken vorbei, in dem Regenwasser aus den Bergen aufgefangen wird. Gesehen habe ich auf dem ganzen Weg Bergauf niemanden, nur 2 Autos sind an mir vorbei nach oben gefahren. Auch am Viewpoint selbst war niemand und wie es aussah, ist wohl nicht mehr viel dort los. Auf dem Weg zurück nach unten kam mir dann doch noch ein Amerikaner entgegen, dem ich mit der Info, „nur noch etwa 10 Minuten bis nach oben“ Mut machen konnte durchzuhalten.
Ich habe mich nach dem Ausflug im Pool erholt und abgekühlt.

8.02.2023
Um ein wenig mehr von der Umgebung zu sehen, habe ich eine Fahrradtour in den ländlichen Teil im Norden von Phuket gebucht. Allerdings bedeutet das auch früh aufstehen, was mir nicht mehr so leicht fällt. Um noch Frühstücken zu können, mußte ich mich schon um 7 Uhr aufraffen. Aber es hat sich durchaus gelohnt.
Mit dem Sammelbus ging es erstmal eine knappe Stunde durch den starken Verkehr. Es gibt nur wenige Hauptstraßen, die einem über die Insel bringen.
Am Startpunkt angekommen, wurden zunächst die Fahrräder den Größen der Fahrer angepasst. Dann gabs noch eine Flasche Wasser für unterwegs, die Erklärung der Handzeichen des Tourguides und los gings.
Erster Halt war an einigen Palmen zur Palmölgewinnung. Anders als in anderen Ländern ist es in Thailand nicht erlaubt Holz zu schlagen, um den Palmen Platz zu schaffen. Das geht sogar so weit, daß kein Holz von einem Landstück entfernt werden darf, auch nicht, wenn der Baum aus natürlichen Ursachen eingeht oder umfällt. Das soll verhindern, daß zugunsten des Palmöls die Wälder in Thailand gerodet werden und große Monokulturen entstehen.
Übrigens hat uns der Tourguide auch verraten, daß die Legalisierung von Cannabis auf einem Versehen der Regierung beruht. Eigentlich sollte Cannabis nur für medizinische Zwecke freigegeben werden. Aber dann wurde wohl vergessen, genauer zu spezifizieren, was medizinische Zwecke sind. Bevor die Regierung das Versäumte nachholen konnte, hatten findige Händler bereits Fakten geschaffen und man konnte oder wollte es nicht wieder zurücknehmen. So ist Cannabis nun eben legal für alle und alle Zwecke.
Nächster Halt war auf einer Kautschuk Plantage. Hier hatten ein paar Frauen gerade die Bäume angeritzt und die Sammelbehälter an die Bäume gehängt. Das wird nur gemacht, wenn es sicher nicht regnet, damit der Baumsaft nicht verwässert wird. Die Bäume müssen 7 Jahre lang wachsen, bevor der erste Saft abgenommen werden kann. In diesen 7 Jahren wird der Boden zwischen den Bäumen für den Anbau von Ananas genutzt. In den ersten Jahren haben die Kautschukbäume nicht viele Blätter, sodass genügend Licht zu den Ananaspflanzen gelangt. So hat der Bauer wenigstens einen kleinen Ertrag, während er noch keinen Kautschuk ernten kann. Nach 49 Jahren ist der Kautschukbaum dann in der Regel zu alt, um noch viel Kautschuk zu liefern. Die Kautschukbäume dürfen dann gefällt werden und werden hauptsächlich als Bauholz verwendet. Auf der Plantage war auch zu sehen, wie die Bauern Holz von umgestürzten Bäumen loswerden, um Platz zu schaffen, weil es das Grundstück ja nicht verlassen darf. Sie verbrennen es in kleinen Lagerfeuern zum Kochen.
Unterwegs hatte der Guide noch eine Bananenstaude entdeckt, die wild wächst und deren Bananen sehr klein sind. Die sind für den normalen Verzehr nicht geeignet, weil sie zu hart sind. Die Thailänder kochen sie wie Kartoffeln und mischen sie unters Essen.
An einem kleinen Laden im Wald machten wir Rast und bekamen eisgekühlte Kokosnüsse, um uns an deren Fruchtwasser zu erfrischen.
Nächster Halt war a einem Feld mit Ananaspflanzen. Es dauert 7 Monate, bis so eine Ananas reif für die Ernte ist. Jede Pflanze trägt nur eine Frucht.
Auf dem letzten Stück Weg kamen wir noch an einigen Cashewnußbäumen vorbei. Ich weiß nicht warum, aber ich dachte, Cashews wachsen wie Erdnüsse in der Erde. Also wieder etwas gelernt. Die Cashews hängen an Bäumen und wenn sie Reif werden, sind sie von einem roten Fruchtfleisch umgeben, das sie schützt, denn der Saft des Fruchtfleisches ist ätzend. Die Arbeiter müssen bei der Ernte und der Weiterverarbeitung Schutzhandschuhe tragen. Erst wenn das Fruchtfleisch abgewaschen wurde, kann man die Nuß ungefährdet anfassen.
Das Ende der Fahrradtour lag im äußersten Nordosten von Phuket an einem langen Pier, das hier für die Fischer errichtet wurde. Am Horizont konnte man bereits das Festland sehen. Auch einige Segelboote lagen hier vor Anker, aber leider konnte ich keine Nationalitäten Flaggen erkennen. Zurück ging es dann wieder mit dem Tourbus.

13.02.2023
Die letzten zwei Nachmittage habe ich damit zugebracht eine passende Software zu finden, mit der ich die Filme meiner kleinen GoPro bearbeiten kann und sie dann auch tatsächlich zu bearbeiten. Die Filme hatte ich beim Besuch von Hanuman World vor ein paar Tagen aufgenommen. Das ist ein Park mit Seilrutschen über viele Plattformen, in den Bäumen des Waldes hier auf Phuket.
Ich bitte um Nachsicht, bisher hatte ich die Kamera noch nie benutzt und ich habe nur eine Halterung für den Arm mitgenommen. Die Kamera in der Hand zu halten wollte ich nicht riskieren, man weiß ja nie, wozu man die Hände vielleicht braucht, wenn man so am Seil hängt. Auch die Schnittsoftware ist neu für mich und deshalb sind es nur einfache Filme, ohne Schnickschnack.
In dem Park rollt man zuerst über etwa 20 von den Seilrutschen, mit verschieden langen Seilen, das längste war 400 m, aber ausgerechnet bei dem hat sich die Kamera, aus einem unerfindlichen Grund, ausgeschaltet. Zwischen den Plattformen muß man mal über eine Treppe oder eine Hängebrücke zur nächsten Plattform kommen. Oder man kommt zu einer Stelle, an der man sich abseilen muß, um auf eine etwas tiefere Plattform zu gelangen.
Danach geht es auf eine Schienenrutsche, die in Kurven und Kehren durch den Dschungel verläuft. Auf dem Ding wird man ordentlich durchgeschüttelt. Das seht ihr alles in dem ersten Film.
Zum Schluß kann man dann noch zu Fuß auf einem Höhenparcours durchs Gelände gehen. Das geht dann ohne eine Sicherung und ganz gemütlich auf eigene Faust. Das zeigt der zweite Film.
Der Park war in jedem Fall sein Geld wert, hat Spaß gemacht.

PS: die fertigen Filme überschreitet die zulässige Größe für die Webseite 🙁
Ich muß die Filme wohl aufsplitten, damit das Datenvolumen kleiner wird, ich arbeite dran, aber heute nicht mehr.

So, nun ist das Laden der Filme gelungen. Allerdings mußte ich den ersten Film in drei und den zweiten Film in zwei Teile aufsplitten, um die Qualität der Filme nicht zu weit runterzufahren und sie dennoch in eine, für die Webseite, akzeptable Größe zu bekommen.

Die Seilrutschen
Die Seilrutschen
Die Schienenrutsche
Der Skywalk
Der Skywalk

19.02.2023
Heute hat es gleich mehrmals geregnet und im Moment schüttet es regelrecht. Da bleibe ich lieber zu Hause und nehm mir mal wieder die Zeit etwas zu schreiben.
Ich bin in der Umgebung fast jeden Tag 1-2 Stunden zu Fuß unterwegs, allerdings nicht immer mit Kamera. Was ich dabei fotografiere, ist nicht spektakulär, eher so das Alltagsleben hier, aber es gibt dennoch viel zu sehen und zu entdecken.
Am Strand erscheint ab und zu ein Kreuzfahrtschiff, das hat wohl eine feste Route an der Küste entlang, denn es ist immer das Gleiche. Am südlichen Ende von Patong habe ich ein Cabaret und ein Hard Rock Café entdeckt. Neben Moslems, die dank der zwei Moscheen nebenan bei mir, nicht zu überhören sind, gibt es wohl auch eine christliche Gemeinde. Da ich nun nicht so religiös eingestellt bin, habe ich mir den Weg zur Kirche erspart.
An den kleinen und großen buddhistischen Altären in der Stadt kommt man allerdings kaum vorbei, ohne sie zu sehen, denn sie sind überall.
Interessant und vielleicht auch nicht ganz ungefährlich sind die kleinst Tankstellen hier in Thailand. Obwohl der Liter Benzin etwas teurer ist als bei den normalen Tankstellen, werden sie von den Mopedfahrern genutzt. Vielleicht gibt es eine Mindestabnahmemenge bei den regulären Tankstellen?
Draußen schüttet es indessen schon über 1 Stunde heftig und auf meinem Balkon steht das Wasser 2 cm hoch, weil kein Ablauf eingebaut wurde. Für heute mache ich Schluss, denn ich muß mir selbst was zu Essen machen. Bis ich in ein Restaurant käme, wäre ich glitsch naß, da ich weder einen Regenschirm noch Regenjacke habe.

24.02.2023
Um noch ein wenig von der Insel zu sehen, habe ich eine ATV (All Terrain Vehicle oder Quad) Tour gebucht. Es soll 2 Stunden durchs Gelände gehen und schließt den Besuch der großen Buddha-Statue auf Phuket mit ein.
Leider fing die Tour zunächst nicht so toll an, weil der Abholservice 30 Minuten zu spät war. Ich hatte das warten schon fast aufgegeben, als der Pick-up dann doch noch kam.
Im Lager des Veranstalters hat sich dann das Warten noch fortgesetzt, so daß die Tour erst mit einer Stunde Verspätung losging. Das positive dabei, die Gruppe bestand nur aus dem Tour-Guide und mir. Wir mußten auf langsame Fahrer also keine Rücksicht nehmen. Ich denke, der Guide hat schnell gemerkt, daß ich immer dicht hinter ihm blieb, so weit es der aufgewirbelte Staub zuließ, egal wie schnell er fuhr. Wie groß der Geschwindigkeitsunterschied zu anderen Gruppen war, konnte ich einmal deutlich spüren, als wir eine andere Gruppe eingeholt hatten und ein Stück hinter ihnen herfahren mußten. Langweilig.
Zu Zweit aber hat es richtig Spaß gemacht und man konnte das Quad sogar zum Driften bringen. Hinterher, nach der Rückkehr ins Lager, sah ich allerdings ziemlich verstaubt aus. Der Staub hatte sich überall ab- und festgesetzt und damit gingen die Klamotten direkt zur Wäsche und ich unter die Dusche.
Ich habe von der Fahrt wieder einen kleinen Videofilm gemacht. Erstaunlich, daß die Kamera tatsächlich brauchbare Bilder lieferte, denn ich hatte sie wieder am Arm befestigt und während der Fahrt schaukelte sie ordentlich hin und her. Ich dachte schon, die Aufnahmen würden nichts werden, aber seht es euch selbst an.
Bei der Buddha Statue habe ich nur Fotos gemacht, Statuen bewegen sich ja nicht so viel.

ATV Tour im Süden von Phuket Teil 1
ATV Tour im Süden von Phuket Teil 2
ATV Tour im Süden von Phuket Teil 3

2.03.2023
So langsam muß ich mich wohl auf die Rückreise ins kalte Deutschland vorbereiten. Aber zum Abschluß hier noch mal ein paar bewegte Bilder vom nächtlichen Treiben in der Bangla Road. Ich bin mir ein wenig blöd vorgekommen, so mit der Kamera in der Hand herumzulaufen. Allerdings gibt es genügend Touris, die es ebenso machen, also nicht so tragisch.
Die Zahl der russisch sprechenden Touristen hat drastisch zugenommen. Allerdings kann ich russisch, ukrainisch, kasachisch etc. nicht voneinander unterscheiden. Also muß ich ganz allgemein sagen, die Anzahl an Touristen der Bewohner der ehemaligen Sowjetrepubliken haben drastisch zugenommen.
Im Internet konnte ich lesen, daß viele Russen Russland verlassen, um hier zu bleiben, um dem Kriegsdienst zu entgehen. Verständlich.

PS: irgendetwas stimmt wieder mit den Filmen oder dem Server nicht, ich kann sie nicht hochladen. Mist

Bangla Road 1
Bangla Road 2
Bangla Road 3

3.03.2023
Ich bin nicht sicher was los ist, aber das mit den Videos wird wohl noch dauern. Ich denke, es liegt nicht an den Daten, denn selbst schon auf der Seite hochgeladene Filme werden nun mit Fehlermeldung abgelehnt???
Wenigstens bei einem ist mir das Hochladen nun gelungen.
PS: nun sind alle 3 Filme hochgeladen 🙂
Dann eben erstmal noch ein paar Bilder.
In meinem Badezimmer entdecke ich immer wieder kleine und kleinste Geckos. Zunächst dachte ich noch, die hätten sich verirrt und habe sie auf den Balkon gebracht. Aber inzwischen glaube ich, die Kleinen fühlen sich da wohl, weil immer wieder andere da sind. Es ist warm, feucht, es gibt Ameisen und kleine Spinnen und sie sind sicher vor Fressfeinden. Also lasse ich sie wo sie sind, denn sie können jederzeit unter den Türschlitzen wohin sie wollen.
Jeden Abend rückt an den Straßenrändern eine Schar von Dreirädern oder Mopeds mit Anhänger an, um ihre Waren, meist Essen, zu verkaufen. Hier kann man günstig essen und trinken und den Nachtisch gibt es auch.
Auf meinem abendlichen Rundgang, zur körperlichen Ertüchtigung und zur Suche nach einem Restaurant für diesen Abend, schlendere ich meist auch durch die Bangla Road. Hier ist immer was los und immer sieht man etwas Neues.
Eines ist mir aufgefallen, trotz der verschiedenen Nationalitäten, dem Gedränge, den Betrunkenen, den unterschiedlichen Interessen, es gab nie auch nur den Ansatz eines Streites. Alle existieren hier friedlich nebeneinander. Ich bilde mir ein, das liegt an der buddhistischen Grundeinstellung in Thailand. Ich wünschte, der Buddhismus hätte sich vor 2000 Jahren über die Welt ausgebreitet und das Christentum und der Islam hätte nie existiert. Dann hätte es keine Kriege im Namen Gottes oder Allahs gegeben. Die Katholische Kirche hätte die Menschen nicht dumm gehalten, indem sie die Wissenschaft als Ketzerei brandmarkt, der Islam hätte die Frauen nicht unterdrückt und unter einen Schleier gezwungen und unsere Welt heute wäre ein friedlicherer Ort, als er es ist.
Die GoGo Tänzerinnen auf der Bangla Road sind natürlich vollständig bekleidet, es ist ja alles öffentlich. Abends flanieren ja ganze Familien mit Kindern hier entlang. Alles andere gibt es in den Clubs in den Seitenstraßen hinter verschlossenen Türen. Da sind die Drinks dann auch erheblich teurer. Dafür halten die Werber den Touristen die kleinen Plastikschilder unter die Nase, um sie in die freizügigeren Clubs zu locken.
Auch Massagesalons gibt es unzählige, seriöse und weniger seriöse, hochmoderne für die Gesichtspflege, manche haben Aquarien vor der Tür, in denen kleine Fische die Hautschuppen abknabbern. Ich habe mich auch mehrmals massieren lassen, für 9 – 10 Euro die Stunde, um etwas gegen meinen verspannten Rücken zu tun. Viele der Frauen sind klein und zierlich, aber haben unglaublich kräftige Hände und machen gnadenlos von ihren Ellenbogen gebrauch. Die letzte kam mir auch zu zierlich vor, aber sie hat auch noch ihre Knie benutzt, das war schon an der Schmerzgrenze. Ich hatte am nächsten Tag Muskelkater, wie nach einem stundenlangen Training.

4.03.2023
Endlich ist es mir gelungen alle drei Filme der Bangla Road auf die Webseite zu laden. (siehe oben)
Das ist auch erst einmal der letzte Eintrag hier. Ich bin schon am Packen für morgen, denn es geht wieder zurück in das kalte Deutschland. Heute Abend kann ich mir noch ein gutes Abendessen gönnen, um die letzten Thai Baht auszugeben und morgen Abend sitze ich dann im Flieger, erst nach Doha und dann weiter nach Frankfurt.

9.03.2023
Es hätte alles gut enden können, aber in den letzten zwei oder drei Tagen auf Phuket habe ich mich irgendwie mit Corona infiziert. Sonntagmorgen war noch alles OK, abends auf dem ersten Flug nach Doha begannen die Kopfschmerzen und bis ich am Montag in Mannheim ankam, hatte ich eine starke Erkältung mit Kopf- und Gliederschmerzen, Schluckbeschwerden und schwindender Stimme. Auf die Idee einen Coronatest zu machen kam ich erst am Mittwochfrüh, aber das Ergebnis war da eindeutig. Jetzt fühle ich mich wie durch die Mangel gedreht, aber wenigstens schon ein klein wenig besser als gestern. Ich nehme das als Zeichen der Besserung und hoffe auf die Zeit als Heilungsfaktor. Unglücklicherweise habe ich meine Schwester angesteckt und sie ist nun noch im ansteigenden Stadium. Wenigstens sind wir beide dreimal geimpft.

18.03.2023
Glücklicherweise ist Corona wieder weg, ich fühle mich wieder gesund, bis auf einen Rest Husten.
Diese Woche habe ich damit verbracht ein Auto zu suchen und ich habe auch eins gefunden, natürlich einen Ford – Tourneo Connect. Mit dem werde ich wahrscheinlich am Mittwoch nach Spanien und zurück zur Mephisto fahren.
Mein Leben auf der Mephisto wird in den nächsten Wochen sein Ende finden.
Ich bin bereits auf der Suche nach einem Käufer für den Katamaran, nach fast genau 2 Jahren, die ich die Mephisto nun hatte.
Ich habe auf der Startseite einen weiteren Link eingefügt: “ Erkenntnis „, das ist der Versuch einer Erklärung, warum ich die Mephisto wieder verkaufe und zurück an Land gehe.
Ich bin darüber nicht traurig, es hat sich einfach nicht so entwickelt, wie ich es mir erträumt hatte. Ich fühle mich auf dem Boot nicht mehr wohl und damit wird es Zeit, die Sache zu beenden und sich neuen Zielen zu zuwenden.

in Mannheim

14.12.2022
Nach einigen Tagen der Betriebsamkeit finde ich heute mal wieder die Ruhe und Muse hier zu schreiben.
Allerdings gehe ich noch einmal kurz nach Almerimar zurück und reiche ein paar Bilder nach. Dort war es in den Tagen vor meiner Abreise wieder recht windig und dadurch gefühlt auch recht kühl. Außerdem gab es eine Menge Regen mit 50 – 60 l / m², was sehr ungewöhnlich ist. Auch die Temperaturen wurden von den Leuten, mit denen ich gesprochen hatte und die dort dauerhaft leben, als zu kühl eingestuft. Auf den Straßen bildeten sich riesige Pfützen, weil die Kanalisation für solche Wassermassen offensichtlich nicht ausgelegt ist.
Am Flughafen in Almeria hat es manche Koffer, die vor dem Flugzeug standen, weggeweht. Glücklicherweise gab es beim Start keine Probleme, außer daß das Flugzeug, sobald es in der Luft war, auch ordentlich durchgeschüttelt wurde. Tragisch war, der Flieger hatte 1 Stunde Verspätung. Tragisch deshalb, weil mein Aufenthalt in Madrid zum Umsteigen nur 1 Stunde betrug. Nach der Landung habe ich mich sehr beeilt, um zu dem Anschlussflug zu kommen, schon mit der Befürchtung, daß er weg sein würde. Nur weil der Anschlussflug nach Frankfurt auch Verspätung hatte, konnte ich den Flieger noch erreichen. Am Gate fragte ich die Iberia-Mitarbeiterin, was mit dem Gepäck wäre und sie bestätigte mir, das Gepäck aus Almeria sei noch an der Maschine nach Frankfurt angekommen. Ha Ha Ha …..
In Frankfurt stand ich dann 23:10 Uhr am Gepäckband bis es sich nicht mehr drehte und mein Gepäck war natürlich nicht angekommen. Am entsprechenden Schalter in der Halle war niemand mehr. Ich habe eine Weile gewartet, aber es kam niemand. Damit hatte ich auch noch meinen schnellen, direkten Zug (ICE) nach Mannheim verpasst. Also nun mit einem Regionalzug, statt der 39 Minuten im ICE, 1 Stunde 19 Minuten unterwegs. Danke Iberia.
Am Dienstag, 13.12. direkt bei Iberia angerufen und die Auskunft: wie erwartet stand die Tasche in Madrid und kommt mit dem nächsten Flug am Mittag in Frankfurt an.
Ich kürze die Telefonate mit Iberia ein wenig ab, denn nach mehrmaligem Telefonieren bis heute, stellt sich heraus, die Tasche mit meiner warmen Kleidung, Unterwäsche, Zahnbürste etc. wird erst am 16., also am Freitag geliefert.
Ich ging deshalb heute erst einmal auf Kosten von Iberia einkaufen, um nicht mehr frieren zu müssen und die Klamotten wechseln zu können. Wollen wir hoffen Iberia hält sein telefonisches Versprechen, die Kosten für die notwendigen Dinge zu übernehmen.

23.12.2022
Die gute Nachricht, mein Gepäck ist letzten Freitag noch gut erhalten bei mir angekommen und Iberia hat angekündigt, das meiste von den Sachen, die ich mir zwischenzeitlich gekauft hatte, zu bezahlen.
Die schlechte Nachricht, seit Dienstag hat mich eine Erkältung erwischt, die mich Mittwoch und Donnerstag im Bett gehalten hat. Inzwischen fühle ich mich wieder besser und hoffe, daß das Gröbste hinter mir liegt. Es ist kein Corona, ein entsprechender Test war negativ. Meiner Schwester geht es leider genau so, sie ist mir etwa 2 Tage in der Erkältung voraus.
Hier ist es mit 12 °C mal wieder zu warm, aber es ist keine Sonne zu sehen. Dicke Regenwolken, die nur ein grau in grau zulassen, decken den ganzen Himmel ab und lassen es immer wieder regnen.
Da fehlt mir doch gleich wieder der wolkenlose Himmel über Almerimar. Im Moment scheint es dort sogar recht windstill zu sein.

Ich wünsche allen Familienangehörigen, Freunden, Lesern,
ein frohes und besinnliches Weihnachtsfest und einen guten Rutsch ins neue Jahr 2023. Et kütt wie et kütt un et hätt noch emmer joot jejange …

10.01.2023
Ein frohes neues Jahr an alle, die dies lesen.
Nun geht auch die Zeit hier in Mannheim zu Ende. Zumindest fürs Erste.
Morgen geht mein Flug nach Phuket, Thailand, ins Warme, in die Sonne.
In Spanien ist es ja nicht sehr viel wärmer als hier in der Oberrheinischen Tiefebene, aber dort ist der Himmel klar, die Sonne scheint und es regnet nicht. Hier ist der Himmel meist bewölkt, die Sonne nicht zu sehen und ständig muß man darauf gefasst sein naß zu werden.
Insofern bin ich ganz froh, morgen nach Südostasien zu kommen. Bei gleichbleibenden ca. 30 °C und 28 °C Wassertemperatur, lässt es sich sicher gut am Strand oder am Pool entspannen. Auch die asiatische Küche wird eine willkommene Abwechslung sein. In der Vergangenheit konnte ich dort immer ein paar überschüssige Pfunde abbauen.
Die Tasche ist schon gepackt und dank der großzügigen 30 kg, die ich bei der gebuchten Fluggesellschaft mitnehmen darf, gibt es auch keine Probleme bei dem, was ich eingepackt habe.
Ich melde mich wieder, sobald ich mich akklimatisiert habe und vielleicht auch schon mit ersten Bildern.

18.03.2023
Glücklicherweise ist Corona wieder weg, ich fühle mich wieder gesund, bis auf einen Rest Husten.
Diese Woche habe ich damit verbracht ein Auto zu suchen und ich habe auch eins gefunden, natürlich einen Ford – Tourneo Connect. Mit dem werde ich wahrscheinlich am Mittwoch nach Spanien und zurück zur Mephisto fahren.
Mein Leben auf der Mephisto wird in den nächsten Wochen sein Ende finden.
Ich bin bereits auf der Suche nach einem Käufer für den Katamaran, nach fast genau 2 Jahren, die ich die Mephisto nun hatte.
Ich habe auf der Startseite einen weiteren Link eingefügt: “ Erkenntnis „, das ist der Versuch einer Erklärung, warum ich die Mephisto wieder verkaufe und zurück an Land gehe.
Ich bin darüber nicht traurig, es hat sich einfach nicht so entwickelt, wie ich es mir erträumt hatte. Ich fühle mich auf dem Boot nicht mehr wohl und damit wird es Zeit, die Sache zu beenden und sich neuen Zielen zu zuwenden.

In Almerimar

9.10.2022
In der zurückliegenden Woche ist viel passiert und ich bin nicht so recht zum Schreiben gekommen. Deshalb schwenke ich erst einmal noch kurz zurück nach Gibraltar, bzw. La Linea, so hieß der Ort auf der spanischen Seite und Alcaidessa war der Name der Marina.
Am Samstag (1.10.22) ging ich noch ein wenig durch La Linea spazieren. Der Ort gibt nicht viel her, deshalb lasse ich hier einfach nur die Bilder sprechen.

Am Montag ging es dann los in Richtung Almerimar.
Eigentlich sah der ursprüngliche Plan vor, in 4 Tagen gemütlich die Küste entlangzusegeln, von Ankerplatz zu Ankerplatz. Dazu hätte es aber 4 Tage lang Wind von Westen, Süden oder auch Norden bedurft. Wind aus Osten durfte es nicht sein, denn nach Osten wollte ich ja fahren. Dummerweise war aber für die ganze Woche über Wind aus Osten vorhergesagt. Für Montag und Dienstag war so gut wie kein Wind angekündigt, deshalb habe ich diese Chance genutzt. Das bedeutete eben, daß ich die Strecke in 24 Stunden Nonstop zurücklegen mußte. Naja, eine Nacht wach bleiben und durchfahren geht ja noch. Und so war es auch, es ging.
Tagsüber sah ich mehrmals Delphine, aber die haben meinen Weg wohl nur gekreuzt und waren zu schnell wieder weg, um sie fotografieren zu können. Auf dem ganzen Weg kam ich immer wieder an großen Frachtschiffen und Tankern vorbei, die einfach nur in der Strömung trieben. Beim ersten Tanker konnte ich zunächst nicht glauben, daß der nur treibt und wollte schon einen Ausweichkurs nehmen, denn normalerweise hält man sich von den Großen ja fern. Aber als ich über AIS bemerkte, daß er nur etwas über 1 kn schnell war, habe ich meinen Kurs beibehalten und bin dicht vor ihm vorbeigefahren. Es ergaben sich noch etwa ein Dutzend solcher Begegnungen. Da ich ebenfalls mit der Strömung fuhr, musste ich dabei nie wirklich ausweichen.
Hier im Mittelmeer gibt es wohl so etwas wie Biolumineszenz, denn in der Nacht war hinter dem Propeller deutlich eine helle Leuchtspur zu sehen. Die kam von den Algen im Wasser, die durch die Bewegung zum Leuchten angeregt werden. In der Nacht waren auch Delphine neben der Mephisto zu hören und schemenhaft zu sehen. Auch sie hinterließen eine helle Leuchtspur im Wasser. Sie waren bestimmt über eine Stunde neben mir und ich konnte sie deutlich Atmen hören.
Gegen Morgen kam dann zur Dunkelheit auch noch dicker Nebel und ich schaltete mein Radar ein, denn Lichter waren keine mehr zu sehen. Gegen 4 Uhr kam ein deutsches Kriegsschiff in meine Richtung und dicht an mir vorbei, das hatte mir das AIS verraten. Gesehen habe ich gar nichts, weil der Nebel einfach zu dicht war.
Als gegen 8 Uhr die Sonne aufging, war der Nebel wieder verschwunden und ich fast am Ziel. Um 10:45 Uhr lag ich am Anmeldesteg in Almerimar und 35 Minuten später an meinem Liegeplatz.
Ich hatte den Abstand des Hecks zum Pier so eingestellt, daß ich mit meiner Passerelle noch den Steg erreichen konnte. Das hat sich am nächsten Morgen als Fehler erwiesen, den der Wind hatte nun gedreht und trieb mein Heck gefährlich nahe an den Betonpfeiler des Stegs. Also Motor an und an den Moorings weiter nach vorne verlegen. Was sich so einfach und schnell schreiben läßt, hat etwa 2 Stunden gedauert und danach brauchte ich erst einmal eine Pause.
Was mir dabei auch auffiel und mich beunruhigte, war die Steuerbord-Mooring. Die war erheblich dünner als die Backboard-Mooring und bei dem in den nächsten Tagen zu erwartenden Wind war mir dabei nicht wohl. Am nächsten Tag bezahlte ich für meinen Aufenthalt bis Mai hier in Almerimar und bat den Chef die Mooringleine überprüfen zu lassen.
Tja, tatsächlich war das keine Mooringleine, sondern nur die Pilotleine, die zur Mooring hinführt. Sollte die Leine reißen, würde mein Heck auf den Betonpier knallen, mit erheblichem Schaden. Da die fehlende Mooringleine im Wasser nicht auffindbar war und Taucher erst in ein paar Tagen zur Verfügung stehen würden, mußte ich den Liegeplatz wechseln. Da auf dieser Seite der Pier, für Katamarane bis 12 m Länge, nichts mehr frei war, mußte ich auf die andere Seite, die eigentlich für die größeren Katamarane gedacht ist. Das bedeutet nun leider, daß sobald es möglich ist, ich wohl noch einmal den Liegeplatz wechseln muß, zurück auf die für mein Boot vorgesehene Seite. Das bedeutet jedes Mal harte Arbeit, bis alle Leinen wieder entsprechend angebracht und gespannt sind.
Am Freitag habe ich mich an die Arbeit gemacht, das Deck zu schrubben und den ganzen Dreck, der gerade durch die Moorings an Deck kam, abzuspülen. Gestern galt es dann die ersten kleinen Reparaturen, die ich bisher aufgeschoben hatte, zu erledigen. Ich habe den Außenbordmotor des Dinghi mit Frischwasser gespült, da ich den bis Mai wahrscheinlich nicht mehr brauchen werde. Die Luftkammern des Dinghi brauchten auch wieder etwas mehr Luft und so habe ich sie wieder gleichmäßig aufgepumpt. Außerdem war der Handbalg zum Pumpen von Benzin aus dem Tank zum Außenborder total porös und das Benzin lief schon aus. Hier konnte ich einen neuen kaufen und einbauen. In den nächsten Wochen gibt es noch mehr kleinerer Arbeiten zu erledigen.
Zwischendurch war aber auch genug Zeit um den Ort hier zu erwandern. Obwohl es kein über Jahrhunderte gewachsener Ort ist, sondern wohl auf dem Reißbrett geplant, ist es ganz nett hier. Es gibt einige Läden, Restaurants, Cafés, Ärzte und einen wunderbaren Supermarkt. Der Supermarkt ist so nahe, daß man bequem auch jeden Tag hinlaufen kann, wenn es sein muß. Gut sortiert mit allem, was ich brauche, verleidet er mich jedes Mal mehr zu kaufen als ich wollte. Es gibt sogar saure Gurken der Länge nach in Scheiben geschnitten im Glas, etwas, das ich in allen anderen Marinas schon vergebens gesucht hatte.
Etwas außerhalb verläuft eine Strandpromenade kilometerweit am Strand entlang, die zum Spazierengehen einlädt, Fußgänger und Fahrradfahrer auf getrennten Wegen. Am Strand ist kaum etwas los, es ist eben schon Nebensaison, kaum noch Urlauber unterwegs. Vielleicht ist deshalb der Liegeplatz so ruhig, denn ich hatte gehört, daß auch hier nachts oft laute Musik zu hören ist. Um mich herum sind Boote, die wohl auch den Winter hier verbringen. Neben mir liegt ein Schweizer, es sind mehrere deutsche Boote hier, Niederländer, Engländer und Schweden. Bisher war der Wind meist deutlich zu spüren, aber die Mephisto liegt einigermaßen ruhig.
Am nächsten Wochenende findet hier das Oktoberfest statt, bin gespannt wie das hier ausschaut.

17.10.2022
Bisher hat sich niemand von der Marina bei mir gemeldet, deshalb liege ich noch auf der Seite, der größeren Katamarane. Wenn ich nicht muß, ziehe ich nicht mehr auf die andere Seite. Ich sehe keinen wirklichen Vorteil für mich und das Umziehen wäre nur wieder mit viel Arbeit und Leinen spannen verbunden.
Ich bin mit dem Fahrrad die Strandpromenade Richtung Westen gefahren, knapp 5 km. Erst danach muß man wieder auf die Straße, um in den nächsten, recht kleinen Ort zu kommen, Guardias Viejas (übers.: Alte Wächter). Das einzig interessante hier ist die alte Wehranlage, die heute als Museum und Veranstaltungsort genutzt wird. Die ganze Umgebung ist mit Stoffbahnen abgedeckt, unter denen allerlei Gemüse angebaut wird. Selbst bei Google Maps sind diese abgedeckten Felder deutlich zu sehen und bestimmen das Landschaftsbild.
Am vergangenen Wochenende fand hier ein Oktoberfest statt. Es gab Bratwürste, Schweinsbraten mit Sauerkraut und Erdinger Faßbier. Es war gut besucht und ich denke, es war für alle Beteiligten ein Erfolg. Wie beim Original wurde auch hier jede Menge Alkohol vernichtet und die Stimmung war ausgelassen. Die Musik war nicht so typisch Oktoberfest (deutsch, Blasmusik etc.), aber das war trotzdem OK.

21.10.2022
Die Zeit verfliegt hier geradezu, obwohl es für mich kaum etwas zu tun gibt. Wie schon das ganze Jahr über lese ich viel, lerne Spanisch mit einer App und verbessere mich im Schachspielen. Es gibt immer mal wieder die Möglichkeit ein paar Worte Spanisch zu sprechen, aber eigentlich viel zu selten. Es sind zu viele Deutsche, Schweitzer, Niederländer und Österreicher in der Nachbarschaft. Die meisten bleiben mit ihren Booten länger hier und so kennt man sich inzwischen ein wenig. So ist immer Gelegenheit für ein Schwätzchen.
An der Mephisto gibt es nicht viel zu tun. Ich hatte daran gedacht einen Ölwechsel an den Motoren zu machen, aber die Laufzeit ist noch zu gering, das wäre Verschwendung. Kleinere Arbeiten, hier mal etwas kleben, dort eine Schraube ersetzen, habe ich schon erledigt. Das Putzen der Edelstahlteile wird wohl das nächste werden, aber so recht habe ich dazu noch keine Lust.
Dafür habe ich zwischendurch Brot gebacken, obwohl es hier gutes Brot zu kaufen gibt. Ich habe noch einen recht großen Vorrat an Mehl und irgendwie muß ich das ja mal aufbrauchen.
Mit dem Fahrrad bin ich inzwischen auch nach Osten am Strand entlang gefahren. Die Promenade hier und auch die Bebauung reicht nur etwa 1 km weit. Danach schließt sich ein Naturschutzgebiet an. Dort sind nur wenige Spaziergänger unterwegs.
Auch in Richtung El Ejido habe ich mich mit dem Fahrrad aufgemacht. Das ist der nächste größere Ort. Auf dem Weg dorthin liegt, nach etwa 30 Minuten, das Krankenhaus und gegenüber, ein größeres Einkaufszentrum. Weiter bin ich auch noch nicht gefahren. Den Ort selbst oder auch Almeria mit dem Bus, besuche ich mal, wenn ich nicht mehr so extrem schwer mit lesen oder Schachspielen oder Spanisch lernen beschäftigt bin. 🙂
Alles in allem gefällt es mir hier recht gut, es regnet nicht, die Sonne scheint, es hat so 24 – 26 °C, nachts noch 19 – 20 °C, es gibt Leute zum Unterhalten und die Duschen sind gut. Sie sind zwar alt und nichts fürs Auge, aber haben eine normale Einhebelmischarmatur. Man muß nicht alle 10 Sekunden einen Knopf drücken und es kommt richtig viel Wasser aus dem Duschkopf, nicht so ein Hochdrucksprühnebel wie bei so vielen anderen Marinas. Die große Auswahl an Restaurants und den tollen Supermarkt hatte ich ja schon erwähnt.

1.11.2022
Es ist unglaublich, wie schnell hier die Zeit verfliegt. Nun bin ich schon 4 Wochen hier in der Marina und es wird nicht langweilig. Ich wundere mich jeden Tag aufs neue, wie schnell nach dem Kaffeetrinken ich schon darüber nachdenken muß, was ich zum Abendessen mache.
Das einzige, was manchmal ein wenig nervt, ist der Schäferhund von dem Cat gegenüber, obwohl er mir inzwischen eher furchtbar leid tut. Er bellt jeden an, der sich dem Boot nähert, auch wenn er ganz auf der anderen Seite des Stegs vorbeigeht. Besonders energisch wird er bei anderen Hunden und da es 3 davon in der Nachbarschaft gibt, die schon mal auf dem Steg herum schnuppern, ist immer was los. Der Arme hat aber auch überhaupt keinen Auslauf. Auch hier in der Marina lassen die Besitzer ihn nie an Land. Er darf den Cat nicht verlassen, sein Geschäft macht er immer vorne auf dem STB-Rumpf und die Besitzer spülen dann mit dem Wasserschlauch alles ins Wasser. Er darf nicht herumrennen, mit den anderen Hunden spielen oder auch nur an der Leine an Land herumlaufen. Nichts. Tagein Tagaus nur an Board und das ist ja für einen Menschen schon ein sehr kleines Reich. Ein Hund will doch auch mal rennen und andere Gerüche schnuppern. Ich glaube in Deutschland hätten die Leute schon Ärger mit dem Tierschutz.
Letzten Samstag hat Trans-Ocean (Verein der deutschen Hochseesegler) hier in der Marina ein Treffen veranstaltet. Das war sehr unterhaltsam und eine gute Gelegenheit auch andere deutschsprechende Segler von anderen Stegen zu treffen. Es gibt tatsächlich viele Deutsche, Österreicher und Schweitzer hier. Es dauerte von Nachmittags bis Abends und war ein voller Erfolg. Jeder brachte Kuchen, Brot, Salate, Dips oder sonst etwas zu knabbern und zu essen mit und die Getränke kamen von der Bar. Das spanische Bier ist durchaus genießbar.

3.11.2022
Tatsächlich geht es mir gut hier, wenn auch gerade heute wieder heftiger Wind aus Westen wehte und es etwas kühl war bei 22 °C. Die letzten Tage hatte es kaum Wind und die Temperaturen lagen bei 25 – 26 °C. Morgen soll es wieder ruhig bleiben und wärmer werden.
Daß die Zeit wieder zurückgestellt wurde, ist blöd. Früher hell, davon habe ich nichts, wenn ich aufstehe ist immer hell. Daß es nun aber gegen 18 Uhr schon dunkel wird, ist nicht gut. Das verkürzt meinen Tag um 1 Stunde.
Auf ein paar der Nachbar-Boote wird ordentlich gearbeitet. Das sind die, die dieses Jahr noch in die Karibik wollen, sei es über die Kanaren oder die Kap Verden. Es ist entspannend denen zuzusehen und selbst nichts tun zu müssen. Ich werde es mir hier gemütlich machen bis Mitte Dezember und nicht mehr rausfahren. Am 12.12. gehts dann wieder nach Mannheim zu meinen Geschwistern für Weihnachten.

6.11.2022
Auch wenn es tagsüber bei klarem Himmel noch so um 23 °C hat, der Winter ist schon spürbar. Am Strand sieht man nur noch einige wenige in der Sonne liegen, aber ins Wasser traut sich keiner mehr. Am Wochenende ist hier in den Restaurants und Cafés noch viel los. Es scheint so, daß die Spanier am Wochenende nicht selbst kochen wollen oder sich mit Freunden und Familie im Restaurant treffen. Überall sind die Lokale gut besucht. Unter der Woche ist es deutlich ruhiger.
Ich bin mit dem Fahrrad mal die Strecke nach El Ejido gefahren, um mir die Stadt anzuschauen. Ich kann nicht sagen, daß sich der Weg gelohnt hat. Der Ort hat nicht viel zu bieten, auch wenn man den Unterschied zu Almerimar sofort bemerkt. Es ist eben eine richtige Stadt, mit allem, was dazugehört. Es gibt Läden aller Art, ein Krankenhaus, Einkaufspassagen, Supermärkte, ein Rathaus, Tankstellen, Möbelhäuser, Rechtsanwaltskanzleien, Ärzte, Gesundheitsamt, Makler, etc. Almerimar besteht in erster Linie aus Apartment-Resorts, Hotels und Geschäften des täglichen Bedarfs.
Aber El Ejido ist ein wenig trostlos und der afrikanische Einfluß ist nicht zu übersehen. Das ist sowohl an den Geschäften als auch an den Leuten auf der Straße zu erkennen. Das schlägt sich auch in den Immobilienpreisen nieder. Ein Haus mit 200 qm und 4 Schlafzimmern ist hier schon für etwas über 200.000,- Euro zu bekommen. In Almerimar kostet ein Apartment mit Garage und Gemeinschaftspool mit 120 qm um 300.000,- Euro.
Langsam muß ich wieder die warmen Sachen aus dem Schrank heraussuchen, mit kurzer Hose und T-Shirt ist es nur noch in der Sonne angenehm. Im Schatten und abends braucht man schon die lange Jogginghose und eine Jacke und vor allem Socken, ich bekomme so leicht kalte Füße 🙂 .
Auch wenn es wärmer ist als in Deutschland und auch ein wenig wärmer als in Lagos, wo ich letztes Jahr zu der Zeit war, richtig schön warm ist es hier nicht. Deshalb freue ich mich auf Thailand, wo ich wahrscheinlich ab Januar 6 – 8 Wochen verbringen werde. Schließlich hatte ich seit 2018 keinen Urlaub mehr.

11.11.2022
Während im Rheinland wieder die närrische Zeit startet und die Leute wegen zu viel Alkohol schwanken, schwanke ich hier auf einem Boot, das vom Wind ordentlich durchgeschüttelt wird. Obwohl fest vertäut in der Marina, wird die Mephisto von 30 kn Wind aus Osten von rechts nach links und zurück geschoben. Es scheppert draußen ganz ordentlich und das bereits seit gestern Abend. Laut Vorhersage wird es auch bis morgen Mittag anhalten. Selbst in der Marina hat das schon etwas Beängstigendes, auch wenn ich recht zuversichtlich bin, daß die Festmacher halten. Vor allem stört es beim Einschlafen.
Kaum jemand ist unterwegs und obwohl das Thermometer 25 °C anzeigt, fühlt es sich kälter an.
Nächste Woche soll es, nach einer windstillen Periode, wiederum solche Windstärken geben, dann allerdings genau aus der anderen Richtung, aus Westen.
Es ist ruhig hier am Steg geworden, in den letzten Tagen sind gleich 3 Boote Richtung Karibik aufgebrochen. Obwohl ich keinerlei Ambitionen in dieser Richtung habe, fühlt es sich schon seltsam an hier zu bleiben. In den letzten Wochen hat man die Leute auf den Booten kennengelernt und nun sind sie weg und man selbst bleibt zurück. Zwei weitere wollen noch aufbrechen, die haben aber noch Arbeiten an deren Boote zu erledigen. Ich schätze, dann wird es hier sehr ruhig werden.
Übrigens wurde der Hund inzwischen auch erlöst. Die Niederländer sind wohl für den Winter mit Auto und Anhänger nach Hause gefahren und so durfte der Hund nun endlich von Bord gehen.

16.11.2022
Nach 2 Tagen der Ruhe, kam der Wind mit voller Wucht zurück. Nun kommt der Wind aus Westen und macht es den Booten, die Richtung Gibraltar wollen unmöglich abzufahren. Wiedereinmal ist der Wind dabei noch stärker als vorhergesagt. Die letzten 2 Tag waren sehr unruhig in der Marina und ich konnte nachts kaum schlafen. Bei Windgeschwindigkeiten von 37 kn wird es nicht nur laut an Bord, die Mephisto wird auch ordentlich durchgeschüttelt und tanzt auf dem unruhigen Wasser hin und her. Die Marineros fahren etwa alle 3 Stunden auf dem Pier vorbei, um nach den Booten zu schauen. Ich bin selbst auch mehrmals in der Nacht auf, um nach den Leinen zu sehen. Welche zerstörerische Kraft der Wind entwickelt, sieht man an allem, was nicht festgezurrt ist. Meine Außenborderabdeckung hat es zerfetzt und auch meine Fahne ist ein wenig eingerissen. Auf den anderen, nicht mehr bewohnten Booten, sieht man einiges im Wind flattern.
Das soll erst einmal bis Freitagnacht anhalten. Samstag und Sonntag soll es laut Vorhersage dann ruhig bleiben. Aber ab Montagfrüh geht es wieder los, diesmal sind sogar bis zu 46 kn vorhergesagt. Ich hoffe sehr, die Vorhersage ändert sich noch und es wird weniger Wind.

22.11.2022
Letzte Nacht war wirklich sehr ungemütlich. Der Wind war noch stärker als vorhergesagt. Ich konnte auf meinem Windmesser den Höchstwert mit 52 kn ablesen, was nicht heißt, daß es nicht auch mehr gewesen sein konnte, ich schaue ja nicht permanent auf die Anzeige. Es war jedenfalls heftig und ich lag wach in der Koje bis nach 4 Uhr morgens. Die Mephisto wurde sehr unrhythmisch hin und her geschoben und mal von den Festmacherleinen mal von den Fendern zum Nachbarboot gestoppt. Die Wellen, die der Wind erzeugt, selbst hier in der Marina, vermittel den Eindruck draußen auf dem Meer zu sein. Außerdem erzeugt der Wind auch einen ordentlichen Lärm und einige Leinen auf den Nachbarbooten schlugen laut im Wind. Im Moment ist es relativ ruhig, aber heute Abend soll es wieder mit 30 kn weitergehen und erst ab Donnerstag kommt wohl eine wirklich ruhige Phase.
Ein gutes hat die Übung, ich bin jetzt einigermaßen davon überzeugt, daß die Leinen alle halten. Besonders die Mooringleinen vorne sind ausreichend gespannt, so daß selbst bei starkem Wind die Mephisto nicht an den Pier gedrückt wird. Das Problem mit den Mooringleinen ist eben, sind sie zu stark gespannt, komme ich mit der Passerelle nicht mehr an Land, dann ist der Abstand zum Pier zu groß. Sind sie zu wenig gespannt, geben sie bei Ebbe und/oder Wind zu sehr nach und das Boot schlägt mit dem Heck am Pier an. Soweit ich sehen konnte, war auch bei den 52 kn Wind noch knapp 1 m Abstand, das sollte für alle Eventualitäten reichen. Wenn der Wind von der anderen Seite kommt, aus Osten, dann wird das Boot vom Pier weggedrückt und ich gehe davon aus, daß meine Heckleinen das in jedem Fall aushalten. Dafür habe ich sie jeweils zweifach ausgebracht. Mein Dinghi habe ich gestern auch noch zusätzlich mit Gurten gesichert, damit es nicht im Wind herumfliegen kann.
Trotz aller Vorsichtsmaßnahmen wird es nicht leicht werden, das Boot für 3 Monate alleine zu lassen. Ich hoffe einfach mal auf wenig Sturm und gute Marineros, die das Schlimmste verhindern.

Bei dieser Aufnahme waren es gerade mal 34-37 kn Wind. Der wurde noch stärker, aber da war es schon dunkel.

25.11.2022
Gestern und heute war es wieder wunderbar ruhig, fast kein Wind. Nur am Strand östlich und westlich der Marina konnte man noch sehen, daß es nur an Land keinen Wind mehr hatte. Weiter draußen auf dem Meer gab es noch immer ordentlich Wind, der die Wellen an den Strand trieb. Das Meer war noch immer sehr aufgewühlt und es waren sogar Surfer (Wellenreiter) unterwegs. Der Wind war stärker als ich dachte. Ein Nachbar sagte mir, daß auf seinem Windmesser der Maximalwert mit 58 kn am Dienstagmorgen festgehalten wurde.
Und als ob das nicht schon genug wäre, erfuhr ich heute von einer Deutschen, die schon seit 10 Jahren hier wohnt und arbeitet, daß es in der Marina auch schon mal 80 kn Wind gab. Ich kann nur hoffen, daß es in den 3 Monaten, in denen ich nicht hier bin, einigermaßen ruhig bleibt. Ich möchte gar nicht daran denken, was mit der Mephisto bei 80 kn Wind geschehen würde.
In Almerimar hört man nun mehr skandinavische Sprachen, Schwedisch vor allem. Nicht unbedingt von Seglern, sondern von Rentnern, die hier in den Apartments überwintern. Auch Autos mit schwedischem Kennzeichnen sind mir einige aufgefallen. Wahrscheinlich ist es für die Kälte und Dunkelheit gewöhnten Schweden hier bei 20 °C immer noch angenehm. Ich dagegen empfinde es mittlerweile als kühl und trage auch tagsüber lange Hosen. Für die nächsten Tage sind fallende Temperaturen angesagt, bis 17 °C, nachts sogar nur 12 °C.

27.11.2022
Euch allen eine schöne Adventszeit.
Glühwein scheint es hier nicht zu geben, ist wohl zu warm dafür, obwohl es abends schon kalt wird und ein gemütliches draußen sitzen nicht mehr ohne dicke Jacke machbar ist.
Da im Moment nur ein laues Lüftchen weht, wärmt die Sonne tagsüber noch schön. Deshalb zog es mich mal wieder auf die westliche Strandpromenade, um mich ein wenig zu bewegen. Dort wird auch daran gearbeitet, daß sich die Touristen im nächsten Jahr wohlfühlen. Es wurden einige dutzend neue Palmen eingepflanzt, um die Lücken zu schließen. Bei dem Sonnenschein waren viele Menschen unterwegs und ein paar lagen auch, angezogen, am Strand. Die Restaurants waren, wie immer am Wochenende, gut besucht.
Auf dem Pier ist es sehr ruhig geworden, zwei weitere Boote sind mit Ziel Karibik aufgebrochen und zwei weitere Crews sind kurzzeitig nach Hause geflogen und erst Ende nächster Woche zurück.
Die Temperatur ist zwar höher als in Deutschland, aber es fühlt sich trotzdem kalt an. Solange man sich in der Sonne aufhält, ist alles gut, mit langen Hosen. Aber sobald die Sonne weg ist, bleiben nur noch 15 °C übrig und das ist auf einem Boot mit dünnen Wänden schon kalt. Ohne meinen Heizlüfter wäre es nicht auszuhalten. Ich muß in den nächsten Tagen unbedingt meinen Urlaub in Thailand buchen.

5.12.2022
Für deutsche Verhältnisse mag es hier ja tagsüber noch warm sein, so etwa 18 °C, aber für meinen Geschmack wird es langsam ungemütlich. Gestern hat es sogar ein wenig geregnet und heute ist es wieder stark bewölkt und windig. Ab 17 Uhr, wenn die Sonne ihre Kraft verliert, bleiben nur noch 12 – 14 °C übrig.
Als ich für die anstehende Reise meine Klamotten zusammengesucht habe, war auf einer Hose leichter Schimmelbefall zu sehen. Das hat wahrscheinlich mit dem Ledergürtel angefangen und hat dann auf den Baumwollstoff übergegriffen. Das kommt durch die Kälte im Rumpf und die schlechte Belüftung in den Schränken. Ich habe jetzt den Heizlüfter nicht nur Abends laufen, sondern den ganzen Tag, der Strom ist ja in den Liegegebühren enthalten. Ich hoffe, durch die Wärme wird die Luftfeuchtigkeit geringer und es kommt nicht erneut zur Schimmelbildung. Diese Woche muß ich eh noch mal Wäsche waschen gehen, dann wird auch diese Hose vom Schimmel befreit sein.
Inzwischen hat sich der Pier wieder mit Booten gefüllt. Jetzt sind gleich 5 Deutsche und eine Schweizer Besatzung hier. Dennoch freue ich mich darauf, nächsten Montag nach Deutschland / Mannheim fliegen zu können. Zuvor wird es allerdings ab Freitag noch einmal ordentlich Wind geben, laut Vorhersage etwa 40 kn. Auch am Montag noch und ich hoffe, das wird meinen Flug nicht beeinträchtigen.
Meinen Aufenthalt in Thailand / Phuket habe ich inzwischen auch gebucht. Vom 11. Januar bis zum 5. März kann ich endlich mal wieder Urlaub machen.

Noch Algarve

6.08.2022
Noch bin ich hier vor Culatra, bei mittlerweile angenehmen 26 °C tagsüber und etwa 20-21 °C nachts. Nachmittags kommt immer wieder ein stärkerer Wind auf, der für Schaukelei sorgt, aber das hält sich in Grenzen. Leider wechselt die Windrichtung im Laufe des Tages so, daß gerade meine großen Solarpaneele nicht voll in die Sonne gelangen und mein Batteriestand fällt daher ein wenig ab. Ich werde wohl heute Abend mal mein kleines Notstromaggregat 1-2 Stunden laufen lassen, um die Batterien wieder vollzuladen. Der Gefrierschrank braucht einfach viel Strom und noch habe ich Lebensmittel eingefroren. Ich schätze in etwa einer Woche sind die aufgebraucht, dann kann ich ihn abschalten und meinen Kaffee wieder mit der Kaffeemaschine zubereiten. In den letzten 5 Wochen, benutze ich nur Gas zum Kochen und verzichte auf getoastetes Brot.

Heute findet auf der Insel ein Fischerfest statt, inzwischen waren schon 6 laute Böllerschüsse zu hören und Musik weht von der Marina herüber. Außerdem wurden ein paar Hütten oberhalb der Marina aufgebaut. Da wird es heute Nacht sicher wieder heiß hergehen und Musik bis 3 Uhr früh übers Wasser dröhnen.

Da die Mephisto nun schon eine Weile im Wasser liegt, nahm ich an, daß die Saildrives wieder ordentlich zugewachsen sein würden. Deshalb unternahm ich gestern einen kleinen Tauchgang, um mir das genauer anzuschauen. Ich hatte recht mit meiner Vermutung, gerade die so wichtigen 3 kleinen Wassereinlässe für die Motorkühlung schienen wieder stark zugewachsen zu sein, die Seepocken sind sehr hartnäckig. Ich hing mir eine Pressluftflasche an einer Leine ins Wasser und so konnte ich mit jeder Menge Luft zum Atmen und einem Schraubenzieher die Seepocken und anderen Bewuchs auf dem Metall entfernen und die Öffnungen freikratzen. Diesmal habe ich auch daran gedacht Handschuhe anzuziehen, denn die Seepocken haben nicht nur eine harte Schale, sondern die sind auch sehr scharfkantig. Beim letzten Mal hatte ich mehrere tiefe Schnitte an der rechten Hand. Das Boot kommt zwar in 3 Wochen eh aus dem Wasser und das Unterwasserschiff wird gründlich gereinigt, aber ich will auf dem Weg zurück nach Portimao ja auch keine Probleme bekommen. Ein überhitzter Motor ist nie gut. Es war auch interessant zu sehen, wie viele Fische unter dem Boot Schutz suchen. Es wimmelt da nur so von Fischen aller Größen. Direkt am Heck haben sich kleine Garnelen knapp unter der Wasseroberfläche niedergelassen, die ließen sich auch von meiner Reinigungsarbeit nicht vertreiben.

9.08.2022
Verkehrte Welt, in Deutschland herrschen Temperaturen über 30 °C und ich muß mir hier, an der Algarve, ein T-Shirt anziehen, weil es bei gerade mal 24 °C und leichtem Wind einfach zu kühl ist. Kalte Füße habe ich auch noch 🙁 .
Auch in der Umgebung ist die Abkühlung zu sehen, weniger Ausflugsboote, keine spielenden Kinder im Wasser und ganz allgemein weniger Aktivitäten auf dem Wasser. Laut Vorhersage könnte es am Donnerstag Regen geben und zum Wochenende wieder erheblich mehr Wind, bis 26 kn. Es wird ungemütlich.
Inzwischen bin ich mit meiner Bücherauswahl bei den Bänden über Jason Bourne von Robert Ludlum gelandet. Spannend.
Noch 2 Wochen, dann geht’s aus dem Wasser mit der Mephisto und ich fliege für einen kurzen Besuch nach Deutschland.

13.08.2022
Das Wetter ist noch bescheidener geworden, nicht einmal mehr ganz 23 °C und Regen. Letzte Nacht hat es bereits angefangen zu regnen und auch tagsüber kommen immer wieder ein paar Tropfen herunter. Leider kommt auch ein gelb-bräunlicher Staub mit dem Regen herunter und legt sich auf das Boot und meine Solarpaneele. Vermutlich Saharastaub. Ich habe nicht genügend Frischwasser, um ihn abzuwaschen und mit Salzwasser will ich das Deck nicht unbedingt abspritzen. Das zurückbleibende Salz würde die Feuchtigkeit immer wieder anziehen und das muß nicht sein. Nur die Solarpaneele werde ich sauber machen.
Seit Mittwoch gibt es in Olhao festliche Aktivitäten, mit einer Bühne auf der Uferpromenade. Die Musik ist von Nachmittags bis manchmal nach Mitternacht sehr deutlich zu hören.
Gemäß Vorhersage wird es ab morgen wieder wärmer, aber auch sehr viel windiger. Bis auf 29 kn soll der Wind am Montag anschwellen, das wird wieder sehr unruhig werden. Das Gute dabei, danach wird der Wind weniger und am Freitag soll er tagsüber auf Ost drehen. Das wäre passend für mich, um nach Portimao zurückzukommen. Ich hoffe, es bleibt bei der Vorhersage, denn Donnerstag bis Samstag wäre der Zeitraum, für den ich meine Rückkehr nach Portimao geplant hatte. Die restlichen Tage bis Dienstag den 23.08. würde ich dann in der Flußmündung vor Portimao ankern.

17.08.2022
Es liegen wieder zwei sehr unruhige, von starken Winden begleitete Tage hinter mir. Hier in der Lagune entsteht bei Winden von 24 – 30 kn ein unangenehmer Schwell, der das Boot ordentlich in Schwingung bringt. Da muß man schon überlegen, was man abends zu Essen kocht. Auch wenn ich inzwischen Vertrauen zum Anker habe, daß er hält, eine gewisse Anspannung bleibt dennoch, denn es kann ganz schnell etwas Unvorhergesehenes passieren und alleine hätte ich es dann schwer entsprechend zu agieren. Ich habe das bei einem Nachbarboot gesehen, das abends im starken Wind plötzlich abtrieb. Der Skipper ließ den Motor an, während seine Begleiterin den Anker aufholte. Nach einer kurzen Fahrt gegen Wind und Wellen ließen sie den Anker wieder ab und ich vermute, sie steckten nun mehr Kette, um besseren Halt zu haben. Wenn der Anker sich löst, ist das selbst zu zweit eine Stresssituation, weil es unerwartet kommt und schwerwiegende Folgen haben kann. Für mich, der ich alleine an Bord bin, wäre der Stresspegel noch höher und im Schlaf würde ich es wahrscheinlich erst merken, wenn ich irgendwo aufgelaufen wäre. Ich kann deshalb auch manche Skipper nicht verstehen, die ihr Boot hier alleine am Anker liegenlassen, manchmal für Tage und Wochen und irgendwo an Land unterwegs sind. Ich könnte das nicht. Höchstens tagsüber würde ich an Land gehen und das Boot alleine lassen oder bei einer Vorhersage von wenig Wind vielleicht auch mal einen ganzen Tag, aber in keinem Fall länger.
Inzwischen ist es wieder wärmer geworden, heute hat es wenigstens 27 °C bei mäßigem Wind. Um die Mephisto herum sind jede Menge Fische zu sehen, ich weiß nicht was sie angelockt hat. Das bedauernswerte, gestrandete Boot hat in der Zeit, in der ich hier bin, weiter gelitten und fällt langsam aber sicher auseinander.
So langsam geht meine Zeit hier vor Culatra zu Ende. Auch der Inhalt meines Kühlschranks geht zu Ende und mein Gefrierschrank ist fast leer. Obwohl ich das mit den Mahlzeiten nicht so exakt geplant hatte, haben die Vorräte gut gereicht und ich muß bis Mittwoch, bis zu meiner Abreise nach Deutschland, nicht hungern. Ich will ja auch alles aufbrauchen, den während meiner Abwesenheit, sollen die Kühlaggregate nicht laufen. Insgesamt lag ich dann 70 Tage vor Anker. In der Zeit war ich nur zweimal kurz an Land um mir Culatra und Olhao anzusehen. Ich dachte, wenn ich schon so lange hier bin, sollte ich die beiden Orte wenigstens auch gesehen haben.
Mein Wasservorrat hat auch ausgereicht für die 10 Wochen, womit ich tatsächlich nicht gerechnet hatte. Ich hatte 550 l im Tank und noch 130 l in Kanistern dabei. Im Moment schätze ich die Restmenge im Tank auf ca. 180 – 200 l. Der Tankfüllanzeiger ist nicht so genau. Das bedeutet, daß ich pro Woche (bis nächsten Mittwoch geschätzt) etwa 60 l Frischwasser verbraucht habe. Ich bin also mit meinen Ressourcen sehr sparsam umgegangen und da ich alleine an Bord bin, ist es auch nicht weiter tragisch gewesen, daß ich nicht jeden Tag geduscht habe.
Für mich war das ein Experiment, ob ich es aushalten würde so lange an Bord zu sein ohne, wie in einer Marina, „soziale“ Kontakte zu haben. Ich muß sagen, es ist möglich, aber es ist nicht gut und schon gar nicht schön. Ich werde das sicher nicht wieder tun. Alleine längere Zeit vor Anker zu liegen ist eine einsame Angelegenheit. In der Marina unterhält man sich mit anderen oder hilft sich auch mal gegenseitig. Man kann jederzeit einfach an Land, einen Spaziergang machen, Einkaufen oder ein Eis essen gehen. Das ist ein ganz anderes Leben, als außerhalb am Anker zu liegen.
Ab Oktober werde ich in Almerimar Marina sein und dort mindestens den Winter über bleiben, zumindest die Mephisto wird dort den Winter über bleiben. Ich denke darüber nach, ein paar Wochen des Winters an Land zu verbringen, dort, wo es wirklich warm ist.

20.08.2022
Gestern war es nun so weit, nach etwas mehr als 9 Wochen mußte ich Culatra verlassen. Ein wenig seltsam kam mir das schon vor, nach so langer Zeit. Daß es wirklich lange war, machte sich beim Anker aufholen bemerkbar. Die Leinen des Hahnepots waren stark mit grünen Algen bewachsen und die Kette war mit Schlamm verdreckt. Ich habe versucht den Schlamm so gut es geht abzuspülen, denn der ist nicht nur unschön und verdreckt alles, er stinkt auch. Aber beim Anker aufholen ist natürlich nicht allzu viel Zeit, denn gerade mit den letzten Metern geht der Halt des Bootes verloren und es treibt unkontrolliert im Wind. Ich werde den Ankerkasten sauber machen müssen, wenn ich in Portimao wieder vor Anker liege oder nächsten Monat in der Werft.
Mit dem Höchststand der Flut verließ ich die Lagune und unter Motor ging es nach Westen, die Küste entlang. Der Weg ist natürlich der Gleiche wie auf dem Hinweg, diesmal aber ohne Zwischenstopp in Albufeira. Nach 8 Stunden Fahrt ohne besondere Vorkommnisse und leichtem Rückenwind, kann ich direkt hinter der Schutzmauer der Flußeinfahrt den Anker werfen. Da hier nicht viel Platz zum Ankern ist und dennoch ca. 25 Boote Schutz suchen, ist es sehr eng und alle liegen dicht beieinander. Nicht vergleichbar mit Culatra.
Hatte ich mich tatsächlich über die 20 – 30 Boote am Tag in Culatra beschwert, die dort ständig hin und herfahren? Nun hier in Portimao sind es etwa 20 Boote pro Stunde, die hin und herfahren, Krach machen und Wellen erzeugen. Hier herrscht Jubel, Trubel, Heiterkeit, zumindest tagsüber. Der einzige Vorteil hier, sie fahren nicht zwischen den ankernden Booten hindurch, sondern den Fluß entlang an der kleinen Bucht vorbei, also etwa 80 – 100 m Abstand. Es ist unglaublich was hier los ist, unglaublich nervig, besonders nach der Ruhe die letzten Wochen über. Ich bin froh, daß ich nur 4 Tage hier sein muß. Um ehrlich zu sein hatte ich etwas in der Art befürchtet, deshalb bin ich auch so lange wie möglich in Culatra geblieben. Wenigstens fahren kaum noch Boote nach Sonnenuntergang, dann ist nur noch die laute Musik von den Marina- und Strandbars gegenüber zu hören.
Ein Stückchen den Fluß hinauf kann ich schon die Werft sehen, wo ich am Dienstagmorgen hin muß. Ich hoffe, die Werft hat meinen Termin im Kalender und ist dann bereit. Mein Flug nach Deutschland ist für Mittwoch fest gebucht.

25.08.2022
Ich bin in Deutschland, genauer, in Mannheim-Rheinau. Bei meiner Ankunft gestern Abend gegen 21 Uhr am Hauptbahnhof Mannheim hatte es noch etwas über 30 Grad und damit war es heißer als ich es in den letzten Wochen an der Algarve hatte. Verkehrte Welt, auf der Mephisto gab es Abende, an denen ich Socken angezogen habe, um keine kalten Füße zu bekommen und hier ist es so heiß.
Am Dienstag hat alles gut geklappt, Anker einholen und das kurze Stück den Fluß hinauffahren, bis zur Werft, war kein Problem. Der Travellift stand sogar ein paar Minuten vor der Zeit zum Ausheben bereit. Da ich vom letzten Mal im Mai 2021 Bilder hatte, konnte ich an der Reling Markierungen für die Position der Gurte anbringen. Ich war gespannt darauf, wie das Unterwasserschiff aussehen würde.
Als die Mephisto dann über dem Boden schwebte, war ich freudig überrascht, daß auch nach 2,5 Jahren der Antifoulinganstrich noch fast komplett intakt war und kaum Seepocken am Rumpf angewachsen waren. Hauptsächlich an den Metallteilen der Saildrives hingen die Seepocken. Der normale Antifoulinganstrich ist nicht für Metall geeignet und ich vermute der Vorbesitzer hat die Saildrives nicht extra präparieren lassen. Das werde ich ändern und für die Metallteile, auch die Propeller, eine spezielle Beschichtung auftragen lassen. Dann muß ich mir auch keine Sorgen darüber machen, daß die Wassereinlässe zuwachsen.
Auch die Logge, der Geschwindigkeitsmesser des Bootes durchs Wasser, ist komplett zugewachsen. Heutzutage ist das glücklicherweise kein Problem mehr, denn die Geschwindigkeitsanzeige über GPS ist eh genauer und zeigt die Geschwindigkeit über Grund an. Das ist dann unabhängig von Strömungen im Wasser. Natürlich werde ich sie säubern, aber vermutlich wird sie sich schnell wieder mit Bewuchs zusetzen.
Nachdem ein Werftmitarbeiter das Unterwasserschiff mit dem Hochdruckreiniger gesäubert hatte, sah der Rumpf schon wieder recht gut aus. Den hartnäckigen Bewuchs wird nun die beauftragte Firma mit chemischen Reinigungsmittel entfernen. Danach wird das neue Antifouling in 3 Schichten aufgetragen. Das sollte dann wieder mindestens 2,5 Jahre halten. Bis ich nach Portimao zurückfliege, sollte die meiste Arbeit erledigt sein. Das Zerlegen der Faltpropeller und die Erneuerung der verschiedenen Opferanoden übernehme ich selbst. Die dazu erforderlichen Teile hatte ich in Deutschland bereits bestellt. Am Dienstagnachmittag habe ich dann noch das Deck mit meinem kleinen Hochdruckreiniger 3,5 Stunden lang gesäubert. Da war noch immer der Saharastaub und anderer Schmutz der letzten Monate drauf. Jetzt ist das Deck wieder eher weiß statt beige.
Nach fast 10 Wochen auf dem Boot ist es ein wenig ungewohnt wieder längere Strecken als 12 m zu gehen. Auf dem Weg zum Supermarkt am Dienstagabend, ca. 1,5 km, mußte ich mich konzentrieren, um gerade aus zugehen. Auch die Entfernung war tatsächlich ein wenig anstrengend. In den nächsten Tagen hier an Land werde ich deshalb wieder jeden Tag zu Fuß unterwegs sein.

8.09.2022
Inzwischen bin ich wieder in Portimao, Portugal.
Auf der Reise nach Deutschland und zurück ist alles glatt verlaufen, „keine besonderen Vorkommnisse“ hieß es bei der Bundeswehr immer.
Die Mephisto ist untenrum wieder schön sauber und frisch gestrichen. Ich habe am Dienstag die Propeller zerlegt und auch alles in den Zwischenräumen gesäubert. Vor dem Zusammensetzen kam noch wasserfestes Spezialfett auf die aneinander gleitenden Teile, damit sich wieder alles schön leicht bewegt. Die neuen Anoden hatte ich aus Deutschland mitgebracht. Man kann deutlich sehen, wie sich die großen Ringanoden langsam aufgelöst haben. Allerdings hätten sie durchaus noch länger als die 2,5 Jahre durchgehalten. Aber wenn ich nun schon mal dabei bin. Die kleinen Anoden auf dem Propeller halten etwa 1 Jahr.
Bisher mußte ich die ausgelassene Kettenlänge beim Ankern schätzen. Ich hatte tauchend mal eine Markierung bei 30 m angebracht. Jetzt konnte ich die gesamte Kette auslassen und verschiedenfarbige Markierungen anbringen, bei 15 – 20 – 25 – 30 – 35 – 40 – 45 – 50 m. Insgesamt sind 60 m Kette vorhanden. Interessanterweise sind gerade auf den letzten 10 m die größten Rostschäden zu sehen. Vermutlich, weil der Teil immer im Ankerkasten unten drin blieb und nie richtig gespült wurde. Die meiste Arbeit bestand darin, die Kette wieder in den Kettenkasten zu bekommen. 1,5 Stunden habe ich mit der Hand die Ankerwinsch bedient. Mit Strom wird die Winsch nur versorgt, wenn der Backbordmotor läuft und das geht an Land eben nicht.
Die Firma, die an der Mephisto arbeitet, hat gute Arbeit geleistet, nicht nur am Antifouling, sondern auch an kleinen Gelcoat-Reparaturen. An der BB-Treppe war eine Stelle vom Vorbesitzer schlecht repariert worden und ist wieder aufgebrochen. Das sieht jetzt wieder aus wie neu. Irgendwo habe ich auch noch das Bild von vor der Reparatur, aber im Moment finde ich es nicht mehr.
Leider hat die Absprache der Arbeiter mit dem Chef bei einer Sache nicht funktioniert. Auf die Saildrives und Propeller soll ein Silikonschutzanstrich. Ich kenne den Primer dafür nicht, deshalb ist mir zunächst nichts aufgefallen. Aber als dann der Arbeiter schwarzes Zeug in 2 Schichten auftragen wollte, habe ich ihn gestoppt. Er sprach nur Portugiesisch und Russisch, ich kann beides nicht. Über eine Übersetzter-App konnte ich ihm dann klarmachen, daß er mit seinem Chef reden soll, das Zeug, was er streichen wollte, kann nicht das Richtige sein. So war es auch und auch der Primer mußte wieder runter. Das war viel extra Schleifarbeit für den Mann.
Heute war ich nicht in der Werft, sondern habe mich um die Wäsche gekümmert. Es gibt zwar auch direkt am Werfteingang Waschmaschinen, aber ich bin in einen Waschsaloon in der Stadt gegangen. Das ist nicht nur billiger, sondern auch gemütlicher.
Morgen habe ich noch ein paar Kleinigkeiten zu erledigen und die Rechnungen zu bezahlen für die Arbeiten an der Mephisto und den Travellift. Am Samstag werde ich dann wieder Proviant einkaufen und am Montag gehts ins Wasser zurück.

9.09.2022
Bezahlen konnte ich heute nur den Travellift und die Standzeit hier in der Werft. Der Chef von der ausführenden Firma war unterwegs.
Ich bin noch einmal so richtig ins Schwitzen gekommen, weil ich mich entschlossen hatte, doch noch den Impeller und Dichtungsring der Wasserpumpe am Backbord-Motor auszutauschen. In Santa Cruz auf Teneriffa hatte ich das an Steuerbord ja schon getan, um die Undichtigkeit zu beseitigen. An Backbord kam zwar noch kein Wasser aus der Pumpe, aber da ich vermute, daß in der Vergangenheit beide gleichzeitig getauscht wurden, wäre das vielleicht bald der Fall. Den Zustand des Impellers wollte ich in jedem Fall überprüfen und so muß ich jetzt das Gehäuse für längere Zeit nicht mehr aufschrauben.
Der Impellerwechsel ist noch recht einfach, der wird nur in das Gehäuse geschoben, so daß die Nut der Welle die Querstange im Inneren aufnimmt, ohne eigene Befestigung. Der Austausch des Dichtungsrings ist schon etwas trickreicher. Der Ring sitzt eingeklemmt in der Gehäuseöffnung, er soll ja abdichten, deshalb ist es nicht ganz einfach ihn herauszubekommen. Vor mir hat das wohl schon jemand gemacht, der nicht wußte, wie man am besten vorgeht. Die Rillen am Rand der hinteren Gehäuseöffnung stammen vermutlich von einem Schraubenzieher, der am Ring angesetzt wurde, um ihn herauszuhebeln.
Den neuen Ring wieder einzusetzen ist weniger schwierig, wichtig ist nur, daß er bündig mit dem Gehäuse abschließt. Würde er vorstehen, würde sowohl der Ring als auch der Impeller bei der Rotation beschädigt.
Obwohl das ganze nur etwa 1 Stunde gedauert hat, war ich danach naß geschwitzt. Aber wenigstens gab es hier an Land kein Geschaukel.
Die Propeller sind nun mit der richtigen Schutzschicht versehen. Dieser Silikonschutz fühlt sich gummiartig an und soll bis zu 40 kn Geschwindigkeit aushalten. Naja, da gibt es bei der Mephisto keine Probleme, bisher waren 10 oder 11 kn das Schnellste.
Den Einkauf von Proviant verschiebe ich auf Sonntag, ich hatte nicht daran gedacht, daß in Portugal die Geschäfte am Sonntag offen sind. Also habe ich morgen einen freien Tag. 🙂

11.09.2022
Der Kühlschrank auf der Mephisto läuft wieder und ist gut gefüllt. Ich habe heute die letzten Einkäufe erledigt und wenn es gut läuft, reicht das bis ich in Almerimar ankomme. Wenn nicht, kaufe ich in Gibraltar noch mal ein. Es ist für mich noch nicht absehbar wie lange ich unterwegs bin, geschätzt etwa 3 Wochen, den in Cadiz und Alcaidessa (Gibraltar) will ich ein paar Tage bleiben. Gibraltar gehört ja zu Großbritannien, da will ich nicht rein, wegen der Zollformalitäten. Außerdem habe ich gelesen, daß die Marina nicht so toll ist. Alcaidessa Marina liegt direkt hinter der Grenze in Spanien, in der großen Bucht und man kann zu Fuß nach Gibraltar laufen. Übrigens ist der Felsen von Gibraltar nicht der südlichste Zipfel von Europa, der liegt klar in Spanien.
Nebenbei bin ich auch noch einmal durch Portimao und zum Strand gegangen. Die meisten Touristenapartments liegen im Süden der Stadt, zum Strand hinorientiert. Deshalb trifft man nicht so viele Touristen im Stadtzentrum. In Lagos ist das ja ganz anders, da ist die ganze Stadt mit Touristen geflutet und überall sind Restaurants und Bars und Cafés. Auch in der Marina in Lagos, die mitten in der Stadt liegt, ist viel los. Hier in Portimao ist die Marina eher außerhalb und sehr ruhig. Von der Marina kann man auf den Ankerplatz gleich hinter der Flußmündung/Hafeneinfahrt schauen, wo die Mephisto Ende August lag. Da werde ich morgen auch wieder ankern und so wie die Windvorhersage im Moment ausschaut, erst am Mittwoch Richtung Gibraltar starten.

17.092022
Ich weiß, lange keine Neuigkeiten hier. Es gab einfach viel zu tun und ich hatte keine Muse hier zu schreiben. Die letzten Tage war ich von früh morgens bis abends unterwegs. Aber der Reihe nach.
Am Montag war der Termin um die Mephisto ins Wasser zu heben. Die Wind- und Wettervorhersage machte mich allerdings sehr besorgt, denn es sollte viel Wind geben und regnen. Der Mann von der Bootswerft meinte kein Problem, bis 18 kn Wind können wir das Einsetzen durchführen. Das Problem ist nämlich die Terminvergabe. Es können pro Tag nur 3 – 4 Boote in oder aus dem Wasser gehievt werden. Wenn ich den Termin nicht wahrnehmen würde, könnte es sein, daß erst 1 Woche später ein neuer Termin frei werden würde.
Also gut, ich wartete den Mittag ab und schaute, was das Wetter machte. Tja, das wurde leider nur schlechter. Ab 13 Uhr schüttete es wie aus Eimern und der Windmesser zeigte einmal 12 kn und in der nächsten Minute 20 kn. Als um 14 Uhr der Travellift anrollte, regnete es immer noch stark und der Wind war gleich geblieben. Ich fragte, wann der nächste Termin frei sein würde und nach einer kurzen Rücksprache hieß es, morgen früh 10:30 Uhr. Also verschob ich den Termin auf morgen, trotz der 140 Euro, die mich das extra kostete. In meinem Apartment hatte ich ja schon ausgecheckt, aber es war kein Problem die Nacht auf der Mephisto zu verbringen.
Der nächste Tag war schon viel freundlicher, kein Regen mehr und weniger Wind. Gute Entscheidung.
Vor mir war ein Katamaran dran, mit einer deutschen Crew. Es ist das Nachfolgemodell der Mephisto, eine Lucia 40, mit fast identischen Maßen. So konnte ich mir bei denen erst einmal ansehen, wie das am besten gemacht wird. Da alles klappte, war ich zuversichtlich, daß auch bei der Mephisto alles gut werden würde. Der Skipper von einem Nachbarboot hat sich dann noch angeboten, mit auf die Mephisto zu kommen, um im Notfall mit einem Fender die Bordwand vor den Betonpfeilern zu schützen. Das Wassern nicht alleine bewerkstelligen zu müssen, trug zu meiner Beruhigung bei.
Nach dem Anheben der Mephisto wurden noch die Unterseiten der Kiele gesäubert und mit Antifouling versehen, denn bisher stand das Boot ja darauf.
Beim Einsetzten ins Wasser ging alles gut. Als die Schlingen dann so weit abgelassen waren, daß ich rückwärts ausfahren konnte, hielten die Werftarbeiter das Boot, gegen den Wind, an den Leinen gut von den Betonpfeilern weg. Auf Kommando gab ich Gas und die Arbeiter warfen der Reihe nach die Leinen aufs Boot. Meine Hilfe an Bord mußte nicht einschreiten, aber ich war dennoch froh, ihn an Bord gehabt zu haben. Über einen am Pier liegenden Fischkutter setzte ich ihn wieder an Land und machte mich auf den Weg zum Ankerplatz, der Marina Portimao gegenüber.
Wie geplant machte ich mich Mittwoch morgen auf in Richtung Culatra als erste Zwischenstation.
Leider war zu dem Zeitpunkt schon klar, daß ich für eine Passage durch die Straße von Gibraltar zu spät ankommen würde. Die deutsche Crew auf dem Katamaran vor mir beim Wassern würde direkt bis Gibraltar durchfahren und so mit dem Wind von Westen noch durchkommen. Da ich zwischendurch schlafen muß, kann ich nur in Etappen an der Küste entlang fahren. Bis ich dort ankomme, wird der Wind auf Ost drehen und das für mindestens 1 Woche.
Der Tag war mal wieder ideal zum Segeln. Kurz nach der Ausfahrt aus Portimao setzte ich Segel und stellte die Motoren ab. Mit 12 – 14 kn Wind konnte ich gemütlich mit 6 – 7,5 kn Fahrt bis zur Einfahrt nach Culatra segeln. Bei der Ankunft hatte ich wieder die einlaufende Flut erwischt. Diesmal haben mich die Wassermassen an der Einmündung von 5 kn bis auf 9 kn beschleunigt. Da gab es einige Strudel und unruhiges Wasser, aber beim 2. Mal fällt einem das schon leichter.
Vor Culatra legte ich mich diesmal weiter hinten (östlich) vor Anker, um am nächsten Morgen direkt mit der auslaufenden Flut auf der anderen Seite der Lagune ins Meer zurückzufahren. Der Weg ist wegen Untiefen nicht einfach, aber ich spare dabei mindestens 1 Stunde Fahrzeit auf dem Weg nach Mazagon.
Am Donnerstag ging mit Sonnenaufgang auch mein Anker auf und ich manövrierte durch die Untiefen. Das ging beinahe schief, weil die Seekarte an der Ausfahrt der Lagune extrem von der Realität abwich. Statt wie angegeben 8 – 12 m Wassertiefe wurde es immer flacher und bei 0,5 m unterm Kiel habe ich mich mehr auf mein Gefühl beim Betrachten der Umgebung als auf die Karte verlassen. Glücklicherweise hatte ich Erfolg und der Tiefenmesser zeigte wieder steigende Werte. Bei der Anzeige von 1 m wurde ich zuversichtlich und bei 2 m wieder ruhiger. Es dauerte noch ein paar Minuten bei langsamer Fahrt bis ich endlich freies Wasser und mehr als 3 m Tiefe vor mir hatte.
Mit Motor legte ich den Weg nach Mazagon zurück, denn der Wind war zu schwach. Das war die längste der vorgesehenen Etappen und mir war wichtig in jedem Fall bei Tageslicht anzukommen, was auch gelang.
Das Ankern vor der Marina in Mazagon, in der Flußmündung, war problemlos, denn es war kein anderes Boot dort. Neben der Fahrrinne zum Hafen von Huelva war viel Platz. Allerdings bekam ich Bedenken, als der erste große Frachter einlief, etwa 200 m von mir entfernt. Aber die Schiffe sind hier langsam unterwegs und erzeugen weniger Schwell als die kleinen Sportboote, die schnell unterwegs sind und nur 20 m an einem vorbeifahren.
Als ich abends nachschaute, wann am nächsten Morgen Sonnenaufgang sein würde, fiel mir erst auf, daß in Spanien ja wieder „normale“ europäische Zeit herrscht. Sonnenaufgang war also eine Stunde später als sonst, kurz nach 8 Uhr.
Mit dem Sonnenaufgang ging dann auch wieder mein Anker auf und es ging weiter nach Cadiz. Aus Mangel an Wind wieder mit Motor. Erst 1,5 Stunden vor Cadiz kam Wind auf und ich setzte noch das Vorsegel, um den Motor ein wenig zu unterstützen. Gerade bei der Durchfahrt des Hafens und beim Ankern war dann ordentlich Wind da, der erst nach Mitternacht nachließ.
In Cadiz liege ich in einem Teil des Hafens, der sehr flach ist, direkt hinter einer riesigen Brücke. Bei Ebbe sind nur etwa 1,6 m Wasser unterm Kiel und da habe ich mir schon die tiefste Stelle ausgesucht. Ich bin nicht weit von der Fahrrinne entfernt, aber zum Glück sind hier fast keine Schiffe unterwegs, nur kleine Motorbötchen von Anglern. Ich werde heute noch versuchen irgendwo an Land zu kommen, um mir Cadiz anzuschauen und eine neue, spanische SIM-Karte zu kaufen. Eigentlich hat es keine Eile, weil ich ja mindestens 8 Tage hier festsitze, weil der Wind nur von Osten kommt, aber ab morgen soll es schlechtes Wetter geben, mit Regen und viel Wind.

21.09.2022
Inzwischen war ich an Land und habe mir Cadiz ein wenig angesehen. In der kleinen Marina, direkt hinter der Brücke, konnte ich mein Dinghi lassen und an Land gehen. Allerdings durfte ich nur 2 Stunden bleiben, der Marinero achtet auf Ordnung in seiner Marina. Leider hatte ich keine andere Möglichkeit gefunden, um an Land gehen zu können.
Also habe ich mich beeilt und bin Richtung Norden, Richtung Altstadt marschiert. Es waren viele Leute unterwegs und wenn es Touristen waren, dann waren es hauptsächlich spanische Touristen. Ich hörte nur ganz selten andere Sprachen. Auf der westlichen Seite von Cadiz, zum Atlantik hin, gibt es jede Menge Sandstrand und die Bewohner nutzen das auch. Ich habe viele mit Kind und Sonnenstuhl durch die Straßen laufen sehen, um an den Strand zu kommen. Schon praktisch, wenn man das so einfach zu Fuß machen kann. Auch die Altstadt war gut besucht. Viele der Restaurants waren voll, hier scheint Mittags niemand selbst zu kochen.
Nach 2,5 Stunden war ich wieder in der Marina und von dem Marinero war nichts zu sehen. Glücklicherweise kam gerade jemand auf dem Steg, an dem mein Dinghi lag, zum Ausgang. Die Stege sind nämlich mit elektrischen Türen gesichert und ohne daß mich jemand reinlies, wäre ich dort nicht weggekommen. So war zumindest die Rückkehr zur Mephisto problemlos.
Eigentlich hatte ich geplant morgen, Donnerstag, noch einmal an Land zu gehen. Am Samstag wollte ich Cadiz verlassen, in Barbate übernachten und Sonntag durch die Straße von Gibraltar fahren.
Der Wind scheint sich aber sehr ungünstig zu entwickeln.
So wie es jetzt ausschaut, werde ich morgen Cadiz verlassen und zwei Nächte in Barbate vor Anker bleiben. Am Samstag geht es dann nach Gibraltar.

25.09.2022
Wie geplant hatte ich Cadiz am Donnerstag verlassen. Das dauerte länger als ich mir vorgestellt hatte, einfach, weil der Weg um Cadiz herum lang war. Es ging vorbei an den schönen Sandstränden, weiter Richtung Süden. Der Wind kam mir entgegen, aber nur sehr schwach. Das war der Grund, warum ich heute schon unterwegs war, denn morgen sollte der Wind stärker werden. Kurze Zeit konnte ich wieder das Vorsegel zur Unterstützung setzen, aber den ganzen Weg mußte ich mit Motor zurücklegen. In Barbate angekommen war das Ankern problemlos, weil kein anderes Boot in Sicht war. Der Ankerplatz war eigentlich ganz schön, nur leider kam viel Schwell in die kleine Bucht, es gab kaum Schutz. Am nächsten Tag stand dann zeitweise auch noch der Wind so ungünstig, daß die Wellen auf die Seite der Mephisto trafen, was das Leben an Bord sehr unkomfortabel werden läßt. Das Geschirr schepperte immer wieder mal im Schrank. Nachts ließ der Schwell nach und die Windrichtung brachte die Mephisto mit dem Heck in die Welle, dadurch konnte ich wenigstens ruhig schlafen.
Am Samstagmorgen war ich dann aber doch froh, hier wegzukommen. Wiederum ohne Wind ging es weiter Richtung Süden. Nach etwa einer Stunde kam mir eine unerwartet starke Strömung entgegen. Eigentlich sollte die nur etwa 0,2 kn betragen, stattdessen wurde ich innerhalb kürzester Zeit von 5 kn Fahrt auf 3,2 kn abgebremst. Im Wasser waren richtige Strudel zu sehen. Um einigermaßen im Zeitplan zu bleiben, blieb mir nichts übrig als etwas mehr Gas zu geben. So konnte ich wenigstens mit 4,5 kn weiterfahren. Nach 1,5 Stunden kam ich dann wieder auf 5,2 kn und etwas später setzte die erwartet Strömung der Straße von Gibraltar ein, die mich auf 6 kn brachte. Als Tarifa in Sicht kam war ich wieder im Zeitplan. Nach dem Kurswechsel von Süd auf Ost, am südlichsten Punkt von Europa, hatte ich die volle Strömung der Straße unter mir und kam zeitweise auf fast 7 kn, kurz vor Gibraltar. Über meine rechte Schulter konnte ich im Süden Afrika sehen. Es war leider recht diesig und wolkig, aber wenigstens die oberen Regionen von Afrika waren zu sehen. Hier in der Straße von Gibraltar gibt es auch ein Verkehrstrennungsgebiet, aber da ich auf der nördlichen Seite war, dort wo natürlich auch Gibraltar liegt, mußte ich in dieses nicht einfahren. Am Rand, an der Küste entlang, ist genug Platz für ein kleines Boot entlangzufahren.
Was ich sicher nicht erwartet hatte, war Gegenverkehr mit einem Segelboot. Ich hatte ja speziell die Bedingungen abgepasst, um ins Mittelmeer einzufahren, d.h. Wind aus West und die Strömung mit 1,5 – 2 kn nach Osten. Das bedeutet dann aber in der Gegenrichtung, aus dem Mittelmeer hinaus, den ungünstigsten Fall, den ich in jedem Fall versuchen würde zu vermeiden. Aber ein polnisches Boot hatte das nicht abgeschreckt, es kam mir entgegen. Vielleicht hatte die Crew Termindruck? Ich frage mich, wie lange die wohl unterwegs waren, bis sie ankern konnten?
Als ich in die Bucht von Gibraltar einfuhr, war der Wind schon recht stark geworden und die Wellen in der Bucht mindestens doppelt so heftig wie in der Straße. Ein Glück, daß die meisten großen Schiffe vor Anker lagen. Die wenigen, die fuhren, hielten mich schon beschäftigt genug. Eine Schnellfähre aus Afrika, die leicht schräg hinter mir ankam, hatte ich fast übersehen. Sie war einfach unerwartet schnell und es blieb mir nichts anderes übrig als wirklich Vollgas zu geben, um ihr aus dem Weg zu gehen. Man kann mit einem kleinen Sportboot einfach nie sicher sein, daß die großen Pötte auf einen Rücksicht nehmen.
Meine erste Anlaufstelle war eine Tankstelle im Königreich, da man hier Zollfrei tanken kann. Das ist tatsächlich erlaubt, die Tankstelle ist ohne Zollformalitäten zu erreichen, aber direkt hinter dem Gebäude ist ein hoher Schutzzaun und die Grenzschutzbeamten sind rings um die Tankstelle zu sehen.
Nach dem Tanken ging es weiter in die Marina Alcaidesa, die quasi nebenan liegt, nur durch die Rollbahn des Flughafens getrennt. Da ich per E-Mail reserviert hatte, waren die Check-in-Formalitäten schnell erledigt. Allerdings hatte es inzwischen 22 – 23 kn Wind, viel zu viel um mit dem Katamaran zwischen den anderen Booten herumzufahren, in den engen Gassen zwischen den Pontons. Ein Skipper, der mit seinem Katamaran vor mir angekommen war, sah das genauso und so blieben wir beide über Nacht am Welcome-Steg liegen, in der Hoffnung, daß es am nächsten Morgen weniger Wind haben würde. Erfreulicherweise war es auch so. Bei Sonnenaufgang hatte es gerade mal 6 – 7 kn Wind und so wartete ich, daß die Marineros Zeit hatten mir beim Anlegen zu helfen. Gegen 8:30 ging es dann zum endgültigen Liegeplatz und der Weg dorthin war wirklich eng. Das wäre am Vorabend sicher schiefgegangen und entweder die Mephisto oder andere Boote oder beide wären zu Schaden gekommen. So aber hat alles geklappt und gegen 9 Uhr konnte ich dann endlich auch abschalten und entspannen.
Tja und heute mache ich erstmal nicht mehr viel. Die nächsten Tage werde ich sehen, wie ich ins Königreich einreisen kann und mich ein wenig umsehen. Hier am Rande der Marina ist auch ein Stellplatz für Wohnmobile und es sind erstaunlich viele Deutsche hier.

27.09.2022
Auch heute bin ich wieder dabei mich zu erholen. Gestern war ein anstrengender Tag. Ich habe mich aufgemacht um die Umgebung zu erkunden und bin dabei auch direkt über die Grenze ins Überseegebiet des Königreichs von Großbritannien, nach Gibraltar.
Gleich Morgens ging es los, mit dem Fahrrad. Das hat sich als ideal für den Grenzübertritt erwiesen, denn die Fußgänger mussten durch ein Gebäude durch, vor dem es eine längere Schlange gab. Die Autos standen ebenfalls in einer langen Schlange, es war wohl Rushhour. Mit dem Fahrrad konnte ich zwischen den Autos durch nach vorne fahren und mußte nur kurz meinen Pass hochhalten, schon war ich drüben. Die Grenzbeamten haben mich nicht weiter beachtet, ich vermute einen Touristen mit Fahrrad erwarten die nicht und so ging ich als Pendler durch.
Auf der anderen Seite kommt direkt der Flughafen. Mit dem Fahrrad über das Rollfeld und die Landebahn eines internationalen Flughafens zu fahren ist schon ein komisches Gefühl 🙂
Den Felsen kann man am einfachsten mit der Seilbahn besuchen, allerdings dauert alleine das Anstehen in der Schlange dort schon etwa 90 Minuten. Hoch geht es dann in 6 Minuten. Ganz billig ist es auch nicht, 42,50 €, die Seilbahnfahrt und Eintritt zu den Sehenswürdigkeiten. Was ich nicht wußte, man kann auch ganz normal die Straße hinauffahren. Das hätte mir nicht nur 20,- € gespart, sondern auch das lange laufen oben auf dem Felsen. Mit dem Elektrorad wäre ich wohl hinaufgekommen und oben hätte ich dann die vielen Kilometer schneller zurückgelegt als zu Fuß.
Von dort oben hat man einen tollen Ausblick über die ganze Bucht. Es gibt einiges zu sehen, aber vor allem muß man eben viel laufen, denn von der einen Seite zur anderen sind es mehrere Kilometer Straße und das auch noch auf unterschiedlichen Höhen.
Das meiste dort ist militärisch geprägt, alte Stellungen mit jeder Menge Kanonen und Geschütze. Ich lasse da einfach mal die Bilder sprechen.

30.09.2022
Ich habe mich heute noch einmal nach Gibraltar aufgemacht. Der Grenzübergang mit dem Fahrrad ist wirklich einfach und schnell. Die Fußgänger bildeten wieder eine lange Schlange von mindestens einer halben Stunde und die Autos ebenfalls. Aber mit dem Rad ging es, wie beim letzten Mal, zwischen den Autos durch bis nach vorne und schon ist man drüben, keine 5 Minuten.
Für heute hatte ich mir vorgenommen, einmal gegen den Uhrzeiger um den Felsen herumzufahren. Das hat auch ohne Probleme geklappt. Zunächst natürlich wieder über das Rollfeld des Flughafens und dann die Hauptstraße entlang, immer etwa auf Meereshöhe. Es ging vorbei an den alten Festungsanlagen Richtung Süden. An der Ostküste ging es durch kurze und lange Tunnel. Gerade der längste Tunnel war für Fußgänger verboten, da bliebe dann nur die Möglichkeit den Bus zu nehmen. Mit dem Fahrrad auch hier keine Probleme. So konnte ich mir auch auf Augenhöhe anschauen, was schon von oben zu sehen war. Ihr seht es ja auf den Bildern.
Ich hatte es noch nicht erwähnt, aber in Gibraltar ist der Verkehr wie im Rest von Europa, die Autos fahren auf der rechten Straßenseite und das Lenkrad ist auf der linken Seite des Autos. Als ich das erste Mal in die Stadt fuhr, hatte ich mich schon darauf eingerichtet, die Straßenseite wechseln zu müssen, aber Gibraltar hat sich wohl Spanien angepasst, um die Menschen nicht zu verwirren. Gute Entscheidung. Übrigens hat Gibraltar auch ein eigenes Länderkennzeichen: GBZ
So wie es im Moment ausschaut, kann ich am Montag nach Almerimar aufbrechen, allerdings nicht wie geplant in 3 – 4 Tagen die Küste entlang, sondern auf dem direkten Weg, in 26 Stunden Nonstop. Anders läßt es der Wind nicht zu, sonst muß ich mindestens noch 10 Tage länger hier bleiben, weil beständiger und teils starker Wind aus Osten vorhergesagt ist. Am Montag und Dienstag ist nur sehr wenig Wind und die meiste Zeit aus Westen. Also hoffe ich, daß es bei der Vorhersage bleibt. Wir hatten hier die letzten zwei Tage heftigen Wind aus West, der lag bei bis zu 28 kn, also viel zu viel für mich um loszusegeln. Hier in der Marina war es trotz des heftigen Windes recht ruhig geblieben, nur wenig Schwell, so daß die Mephisto recht ruhig blieb.

An der Algarve

2.06.2022
Wie sehr mich das Warten auf die richtige Gelegenheit nach Norden zu segeln belastet hat, ist mir erst hier in Lagos klar geworden, als ich es endlich hinter mir hatte. Der Gedanke daran über die Azoren segeln zu müssen oder noch ein Jahr auf den Kanaren zu verbringen, war wirklich nicht angenehm. Seitdem ich nun hier in der Marina liege, ist aller Stress von mir abgefallen und ich konnte die letzten 2 Wochen ganz entspannt angehen. Übrigens gab es gerade am letzten Wochenende wieder ein passendes Wetterfenster mit Südwestwind, das ausgereicht hätte, um zum Festland zurückzusegeln. Einfach abwarten und Teetrinken ist also manchmal wirklich die beste Lösung.
Inzwischen ist hier nicht viel passiert. Lagos selbst kenne ich ja schon und deshalb blieb ich die meiste Zeit einfach an Bord und las ein Buch nach dem anderen. Zwischendurch mal einkaufen gehen, ein Abendspaziergang durch den Ort und ein Eis essen, war schon so ziemlich alles, was ich unternommen habe. Übrigens war es hier zeitweise kühler als in Deutschland. Auch jetzt ist es nicht richtig warm und gestern Nacht hatte es sogar geregnet. Die letzten Tage waren überwiegend bewölkt und nicht wirklich sommerlich.
Mit der Firma in Portimao, die den Unterwasseranstrich erneuern soll, habe ich die Termine vereinbart, wann das Boot an Land geht und wieder zurück ins Wasser kommt.
Bis Mitte September werde ich deshalb noch hier an der Algarve bleiben und mich danach auf den Weg Richtung Gibraltar machen.
Die Einzelheiten erzähle ich hier später, so wie sie sich ereignen. Im Moment und noch bis zum 15.06. genieße ich hier das Nichtstun. Am 16.06. verlasse ich die Marina und bewege mich an der Algarve entlang Richtung Osten. Da nun die teure Hochsaison beginnt, werde ich hauptsächlich ankern, denn 90,- – 100,- Euro pro Nacht in einer Marina ist einfach zu viel für meine Reisekasse für längere Aufenthalte. Ich werde jede Menge Proviant bunkern, den Wassertank voll machen und sehen wie lange ich vor Anker bleiben kann, bevor ich wieder für einen Tag in die Marina muß um Wasser oder Lebensmittel aufzunehmen.

8.06.2022
Hier ist in den letzten 3 Tagen der Sommer vollends ausgebrochen, 27 – 29 °C und auch abends bleibt es bei etwa 20 °C. Die Sonne scheint den ganzen Tag, aber auch der Wind ist im Moment wieder recht heftig. Ich bereite mich langsam darauf vor, die Marina nächste Woche zu verlassen und bin fleißig am Einkaufen. Vor allem die Getränke sind wichtig und schwer zu tragen, Wasser, Cola, Saft, Milch, Radler und ein paar Bier, da kommt schon einiges zusammen für 10 Wochen. Ich kann natürlich auch unterwegs immer mal wieder was einkaufen, aber dann muß ich erst sehen, wo es einen Supermarkt gibt, wie ich da hinkomme und dann mit dem Dinghi alles transportieren. Solange ich hier in der Marina liege, ist das viel einfacher und ich habe genug Stauraum, also warum nicht jetzt. Meinen kleinen Gefrierschrank habe ich zu dem Zweck auch mal in Betrieb genommen. So kann ich mehr Proviant länger aufbewahren und meine Stromversorgung über Batterie und Solarzellen scheint das auch auszuhalten. So habe ich jetzt sogar lecker Eis zum Nachtisch an Bord.
Ansonsten gibt es nicht viel zu tun, ich verschlinge nach wie vor ein Buch nach dem anderen und genieße ansonsten den Urlaub 🙂

13.06.2022
So langsam füllt sich meine Vorratskabine, mein Kühlschrank und der Gefrierschrank. Am Mittwoch werde ich noch die letzten frischen Sachen einkaufen, wie Äpfel, Bananen und Brot und am Donnerstag soll es dann losgehen. Zunächst nach Albufeira, um vor der Marina zu ankern. Das wird keine große Reise, nur etwa 4 Stunden. Am nächsten Tag geht es dann direkt weiter nach Culatra, das ist eine kleine Sandinsel vor Olhao. Der Plan ist wenigstens 4 Wochen dort am Haken zu bleiben. Um keinen Ärger mit Orcas zu bekommen, werde ich dicht an der Küste entlang fahren.
Die letzten Tage war es hier in Lagos recht heiß, um die 30 °C. Um Mitternacht konnte ich noch in T-Shirt und kurzen Hosen an Deck sitzen und mein Eis genießen. Das schöne Wetter bringt es mit sich, daß die Ausflugsboote hier ständig in der Marina ein und ausfahren, mit lauter Musik und jeder Menge grölender Touristen. Auch in den Restaurants um die Marina herum ist bis Mitternacht Betrieb und Musik zu hören. Naja, ich schätze bald werde ich das vermissen, den in Culatra vor Anker wird es sicher sehr viel ruhiger. Bin gespannt.

16.06.2022
Eigentlich wollte ich heute um 12 Uhr die Marina in Lagos verlassen und nach Albufeira fahren. Leider hatten genau zu der Zeit Mitarbeiter der Marina mit einem Stromkabel zu tun, das quer unter der Ausfahrt verlegt wurde. So mußte ich bis 13 Uhr warten und konnte dann erst los. Albufeira liegt auf halbem Weg nach Culatra, in der Nähe von Faro. Die Fahrt dauerte etwa 4 Stunden. Unterwegs ist nichts Aufregendes passiert, aber ich habe zumindest ein paar Fotos gemacht.
Kurz nach 17 Uhr ließ ich in der Bucht von Albufeira den Anker fallen. Bis auf ein Motorboot, das kurze Zeit später verschwand, war die Bucht leer. Abgesehen natürlich von den Spaß-Booten, die Gummiringe hinter sich herzogen, den Jetskis und den Ausflugsbooten, die in die Marina hinein oder herausfuhren. Aber inzwischen ist die Sonne untergegangen und es ist kein Boot mehr unterwegs.
Der Wind war mal wieder ein wenig stärker als vorausgesagt und in der Bucht ist deutlicher Schwell zu spüren, aber für eine Nacht wird es gehen. Es ist lange nicht so schlimm, wie ich es auf Teneriffa erlebt habe.
Morgen früh geht es gleich weiter nach Culatra und ich denke, dort wird das Wasser wesentlich ruhiger sein.

18.06.2022
Auch die 2. Etappe, von Albufeira nach Culatra, verlief ohne nennenswerte Ereignisse. Ich fuhr mit Motor gemütlich die Küste entlang nach Osten und die Genua unterstützte dabei ein wenig den Motor. Zum reinen Segeln war nicht genügend Wind. Mit der Annäherung an Faro war deutlich zu sehen, wie sich die Küstenlinie veränderte. Die steilen Felsen mit ihren Höhlen verschwanden und stattdessen sah man Sandstrände. Kurz nach 14 Uhr kam die Einfahrt in die Lagune in Sicht, in der Culatra auf einer Sandinsel liegt.
Wie ich es geplant hatte, kam ich zur einlaufenden Flut hier an. Wie stark die Strömung an der Einfahrt werden würde, hatte ich jedoch nicht vorhergesehen. Ich fuhr mit 4,5 kn auf die Einfahrt zu und plötzlich fuhr die Mephisto mit 6,5 kn durch die Einfahrt und ich hatte damit zu tun, sie auf Kurs zu halten. Es waren einige Strudel und unruhige Bereiche auf der Wasseroberfläche zu sehen und ich mußte teilweise mit den Motoren gegensteuern. Erst ein ganzes Stück hinter der Einfahrt, als sich die weite Wasserfläche der Lagune öffnete, wurde die Strömung schwächer und ich konnte wieder normal und ruhig weiterfahren.
Die große Wasserfläche ist trügerisch, denn es gibt eine Fahrrinne, in der man sich halten muß, sonst besteht die Gefahr auf einer Sandbank aufzulaufen. Vor Culatra ankerten bereits an die 40 Boote und ich suchte mir einen Ankerplatz am Ende des Felds, hinter der Hafeneinfahrt. Der Wind hatte inzwischen aufgefrischt und so wurde ich beim Ankermanöver ein wenig weiter abgetrieben als ich es wollte, aber das ist nicht weiter tragisch. Auf ein paar Meter kommt es hier nicht an. Wenn es mal wieder ruhiger ist in den nächsten Tagen, verlege ich mich noch ein wenig weiter nach Vorne. An der aktuellen Stelle habe ich bei Ebbe nur etwas über 1,2 m Wasser unterm Kiel, das würde ich gerne etwas erhöhen und weiter vorne ist es etwas tiefer.
Auch heute gab es wieder heftigen Wind und damit verbunden eine unangenehme Welle in der Lagune, die das Boot ordentlich durch schaukelte. Aber schlimmer sind die Motorboote, die hier herumfahren und keine Rücksicht nehmen, mit Vollgas zwischen den ankernden Booten hindurch fahren. Manche von ihnen erzeugen dabei eine starke Heckwelle, die hier im Boot alles wackeln läßt.

29.06.2022
Seit ich hier bei Culatra ankere, habe ich das Boot nicht mehr verlassen. Es gibt für mich im Moment keinen Grund an Land zu gehen. Ich habe jede Menge Proviant an Bord und das Frischwasser reicht noch mindestens 4 – 5 Wochen. Hinzu kam der heftige Wind der letzten 10 Tage hier, der für ordentliche Wellen gesorgt hatte. Selbst Fischerboote waren nur sehr wenige unterwegs, weil es einfach unangenehm war bei dem Wind und den Wellen auf dem Wasser zu sein. Ich saß in der Sonne an Deck und mußte nach wenigen Minuten in den Windschatten zurück, weil es einfach zu kalt wurde. Bei Spitzenwindgeschwindigkeiten von 31 kn, die ich hier hatte, war ich heilfroh nicht auf dem offenen Meer zu sein. Aber selbst vor Anker fühlt sich das bedrohlich an. Wenigstens hat der Anker gehalten und so langsam wächst mein Vertrauen in meinen Anker. Die letzten Tage ist es nun ruhiger geworden und der Wind ist auf ein „normales“ Maß zurückgegangen. Heute Morgen gegen 1 Uhr war ich an Deck und es hatte tatsächlich gar keinen Wind, nicht ein Windhauch war zu spüren. Normalerweise stehen die Buge der ankernden Boote alle im Wind, also in der gleichen Richtung, das war zu diesem Zeitpunkt nicht so, alle Boote standen in eine andere Richtung.
Irgendwann mache ich mal mein Dinghi klar und fahre an Land um mir Culatra und auch Olhao anzuschauen, aber das hat noch Zeit bis es einen Grund dafür gibt, z.B. wenn ich den Müll wegbringen muß. Bis dahin bleibe ich bei meinen Büchern. Inzwischen lese ich die James Bond 007 Romane und bin erstaunt darüber wie stark die Filme doch von den Büchern abweichen.

4.07.2022
Die Zeit dümpelt so vor sich hin, es ist schon seltsam, wenn man so gar nichts zu tun hat, außer vielleicht was zu Essen zu machen. Neben lesen beschäftige ich mich momentan auch mit Schachspielen gegen den Computer.
Leider ist es hier wieder kühler geworden und der Wind ist mal stärker mal schwächer. Ich bin sehr froh hier Internetzugang zu haben, so kann ich mir Filme anschauen und mich über die Tagesschau und andere Medien auf dem Laufenden halten, was so in der Welt passiert.
Als ich wie üblich nachmittags zum Lesen auf dem Achterdeck saß, hörte ich an Steuerbord ein lautes Platschen und sah beim Aufblicken einen schlanken grauen Körper am Heck vorbeifliegen und einen zweiten gerade auftauchen und ausblasen. Wale! Bis ich meine Kamera in der Hand hatte, waren sie ungünstigerweise schon ein ganzes Stück entfernt. Ich kann nicht sagen welche Sorte Wal es war, aber sie waren nur wenig größer als Delphine, vielleicht 5 oder 6 Stück. Offensichtlich waren sie auf der Jagd nach Fisch und es ging stellenweise recht ruppig im und unter Wasser zu. Obwohl Flut war, hatte das Wasser nur etwa 7 m Tiefe in der Fahrrinne, zu den Rändern hin erheblich weniger, und es wunderte mich, daß die Tiere auch in so flachen Gewässern unterwegs sind.
Um für Abwechslung vom Lesen zu sorgen, habe ich mal meine Luftpistole herausgesucht. Hier auf dem Wasser störe oder gefährde ich ja niemanden. Das Ergebnis, denke ich, kann sich sehen lassen, es ist schließlich ein schwankender Untergrund.
Meine nicht vorhandenen portugiesischen Sprachkenntnisse sind mir schlecht bekommen, wortwörtlich. Ich dachte, ich kaufe normale Iglo Fischstäbchen, aber das ging total daneben. Keine Ahnung was da alles auf der Packung steht, die Fischstäbchen schmeckten jedenfalls furchtbar, für mich ungenießbar. Ich mußte den größten Teil davon entsorgen. Weil ich später darüber nachdachte, ob der Geschmack vielleicht von verdorbenem Fisch kam, hatte ich mir noch 3 Schnaps einverleibt, um eventuelle Gifte zu neutralisieren. Glücklicherweise wurde mir von dem Essen nicht schlecht.

7.07.2022
Nach genau 3 Wochen an Bord, habe ich mir heute einen Ausflug nach Culatra gegönnt. Der Außenbordmotor des Dinghi ist nach Monaten des Nichtgebrauches gut angesprungen. Wenn ich mich recht erinnere, lief er dieses Jahr noch gar nicht. Das letzte Mal benutzte ich das Dighi am Montana Roja auf Teneriffa, kurz vor Silvester.
Einkaufen muß ich ja noch lange nichts, an Bord habe ich noch jede Menge Proviant, aber der Müll mußte endlich mal weg. Vor allem jede Menge Plastik von den Getränkeflaschen und Lebensmittel-Verpackungen hat sich angesammelt. Freundlicherweise mußte ich in dem kleinen Hafen nicht lange nach Mülltonnen suchen, die standen direkt am Steg.
Die Insel besteht, ähnlich wie Fraser-Island in Australien, nur aus Sand, allerdings ist sie um einiges kleiner. Die spärliche Vegetation auf den Dünen hält die Insel quasi zusammen und um sie zu schützen, gibt es Stege, um sie auf dem Weg zum Strand zu überqueren. Im Dorf selbst gibt es ein paar Cafés, ein oder zwei Supermärkte und einige Souvenirläden, soweit ich sehen konnte. Der Hauptweg führt direkt von der Marina durch den Ort zum Steg durch die Dünnen bis zum Strand. Das ist auch das Ziel der Leute, die mit den Fähren vom Festland, Olhao oder Faro, hier ankommen. In der Lagune selbst ist es übrigens nicht so toll zu schwimmen, das Wasser ist recht trübe und mit allerlei Treibgut versetzt. Am Strand, direkt am Atlantik, ist das Meer wesentlich klarer und sauberer. Hier ist man durchaus auf die Touristen eingestellt und es gibt auch eine Rettungsstation.
Das Dorf selbst ist recht ruhig und idyllisch, nur am Wochenende hört man bis weit nach Mitternacht die laute Musik noch auf dem Boot. Es gibt keine Autos auf der Insel, nur einige Traktoren, ich habe so etwa ein Dutzend davon gesehen.
Der Blick vom Dorf aus zeigt, wie weit die Mephisto doch vom Land entfernt liegt. Nach einem Rundgang von etwa einer Stunde hatte ich so ziemlich alles gesehen und bin mit dem Dinghi wieder zurück zum Boot. Erst an Bord habe ich bemerkt, daß meine Ankeralarm-App auf dem Handy den ganzen Weg aufgezeichnet hat.

13.07.2022
Hier ist nun der Sommer ausgebrochen, nicht nur wegen der Temperatur, sondern auch wegen der Menschenmassen, die auf die Insel kommen. Am Wochenende waren viele Menschen mit den Fähren gekommen und den kleinen Wassertaxis und anderen Booten. Ich schätze, in Portugal sind inzwischen auch Ferien, denn auch die Anzahl der portugiesischen Boote, die um mich herum ankern, ist sprunghaft in die Höhe geschnellt. Es sind deutlich mehr Boote hier vor Anker als zuvor. Bis zum Wochenende war es hier eher windstill und damit verbunden lag die Mephisto auch sehr ruhig auf dem Wasser. Seit Montag aber weht hier wieder ein ordentlicher Wind und verursacht einen permanenten Schwell, der tagsüber noch harmlos ist, aber nachts für eine deutliche Geräuschkulisse im Boot sorgt. Das plätschernde Wasser an der Bordwand ist gewöhnungsbedürftig.
Aber leider bringt der Wind noch ein anderes Problem oder besser verschärft dieses, die Waldbrandgefahr!
Seit Dienstagnacht, kurz vor Mitternacht, wütet ein Waldbrand nordwestlich von Faro. Die Rauchsäule über der Stadt ist nicht zu übersehen. Bisher habe ich noch Glück, der Wind treibt den Rauch und die Asche aufs Meer nach Westen. Ich hoffe, der Brand kann bald gelöscht werden, denn wenn der Wind drehen sollte, kann das auch hier auf dem Wasser sehr unangenehm werden, mit dem Rauch und der Asche. Laut Vorhersage besteht heute eine geringe Wahrscheinlichkeit für Regen. Eines der wenigen Male, die ich auf Regen hoffe.

16.07.2022
Ich gewöhne mich langsam an das Nichtstun oder anders ausgedrückt, ich werde faul. Da es außer Essen zubereiten und Geschirr abwaschen nicht wirklich etwas zu tun gibt, beschränke ich mich aufs Lesen, Schachspielen, ab und zu schwimmen und hier schreiben. Bei 30 °C ist aber auch jedwede körperliche Anstrengung schweißtreibend, also besser zu vermeiden. Wenigstens geht meist ein laues Lüftchen, das läßt einem die Temperaturen leichter ertragen.
Bei der Gelegenheit, viele Grüße an meine ehemaligen Kollegen im Büro, mit schlecht funktionierender Klimaanlage. Falls sie überhaupt wieder im Büro arbeiten. Ich bin nicht auf dem Laufenden, vielleicht noch immer im Homeoffice?
Nach 30 Monaten kann ich mir das Arbeiten im Büro, vor dem Computer und um 6 Uhr aufstehen gar nicht mehr vorstellen. Aber ganz allgemein scheint es im Moment in Deutschland nicht so toll zu sein, steigende Preise, sinkende Gasvorräte und Corona grassiert auch wieder. Schwierige Zeiten, ich hoffe für alle, die das lesen, das Beste und daß es ihnen gut geht.

Zurück zur Algarve, das große Feuer vom Mittwoch war am nächsten Morgen gelöscht, aber es gab noch ein paar kleinere Rauchsäulen in der Umgebung zu sehen und die Löschflugzeuge sind hier ständig unterwegs gewesen. Der Wind hat glücklicherweise allen Rauch von der Lagune hier fortgeweht.
Inzwischen ist hier ein Boot unterwegs, das Frischwasser liefert. Ich hatte davon gelesen, aber es erst jetzt tatsächlich gesehen. Falls mir also doch noch das Wasser ausgehen sollte, gibt es Nachschub ohne daß ich in eine Marina muß.
Gestern Abend ist mir ein Boot aufgefallen, dessen Skipper sich mit der Wassertiefe wohl etwas vertan hat. Es muß auf einer Sandbank stecken geblieben sein und dann, bei einsetzender Ebbe, hat es sich auf die Seite gelegt. Bei einem Monohull kann das fatale Folgen haben, schlimmstenfalls gibt es Risse im Rumpf. Bei einem Katamaran wie meinem würde nicht viel passieren, ich müßte nur warten bis das Wasser wieder steigt.
Aber heute Morgen lag das Boot vor Anker und es schien keinen Schaden davon getragen zu haben. Nur ein brauner Streifen an der Seite zeigt die Auflagestelle an. Noch mal Glück gehabt.

24.07.2022
Inzwischen fühlt es sich hier wirklich an wie zu Hause. Statt der Rasenmäher hört man hier die Außenbordmotoren, aber nicht einen oder zwei am Tag, sondern 20 oder 30 am Tag. Dazu kommt dann auch noch das Schaukeln durch die erzeugten Wellen der vielen Boote. Recht dicht neben mir hat ein größeres Stahlboot eines Niederländers den Anker geworfen, mit zwei Hunden an Bord. Jedes Mal, wenn eins der vorbeifahrenden Boote zu nahe kommt, gibt es lautstarkes Gebelle. Das passiert so etwa ein Dutzend Mal pro Tag und die Hunde auf den etwas weiter entfernten Boote stimmen oft in das Konzert mit ein. Wie zu Hause eben immer was los.
Es ist aber auch recht voll geworden, heute Morgen habe ich mehr als 80 Boote gezählt, die inzwischen hier vor Anker liegen. Es wird enger.
Bei stärkerem Wind sind Kite-Surfer unterwegs, allerdings halten die sich ganz am Ende der Lagune auf, wo nicht so viele Boote liegen. Bei deren Geschwindigkeit brauchen die einfach Platz.
Es sind auch immer mal wieder Ruderboote zu sehen, mit vier Ruderer und einem Steuermann. Da die Boote immer gleich aussehen, vermute ich, das sind Trainingseinheiten für einen lokalen Wettbewerb, der irgendwann stattfindet. Bei schwachem Wind sind kleinere Segelboote unterwegs. Ich konnte aber nicht sehen woher sie kamen.
Die Temperaturen sind tagsüber hier recht konstant bei etwa 30-32 °C, also nicht ganz so heiß, wie in den Nachrichten erwähnt, mit 40 °C. Nachts geht es runter auf etwa 22-23 °C, ganz angenehm also. Ich hoffe, es bleibt dabei.
In den letzten Tagen hatte der Wind zweimal auf Nord gedreht, dann roch es immer sehr brenzlig, denn nördlich von hier gibt es noch immer Waldbrände. Den Rauch kann man zwar nicht sehen, aber sehr wohl riechen.
Samstagsabends scheint es in Culatra immer öffentliche Musikveranstaltungen zu geben. Gestern ging es bis 2:30 Uhr, die Musik ist hier auf dem Wasser deutlich zu hören und die Wassertaxis sind ständig unterwegs, um Leute von außerhalb nach Culatra oder nach Hause zu bringen, nach Faro oder Olhao.
Um 2 Uhr ist auch noch ein Flugzeug gelandet, also scheint es hier kein Nachtflugverbot zu geben. Trotz der Taxis und der Musik hat es etwas sehr Friedliches um die Uhrzeit an Deck zu sitzen und die Fische aus dem Wasser springen zu hören.
Nächste Woche werde ich wohl mal wieder an Land gehen, um meinen Müll zu entsorgen. Einkaufen muß ich noch nichts, ich hatte ja für eine lange Zeit an Bord vorgesorgt.


31.07.2022
In der letzten Woche war immer mal wieder Rauch im Norden zu sehen und bei Nordwind auch zu riechen. Ich hoffe, daß inzwischen die Waldbrände gelöscht werden konnten. Geregnet hat es nicht, aber die Temperaturen sind leicht zurückgegangen, und die Luftfeuchtigkeit ist gestiegen. Das macht jede Art von Anstrengung noch schweißtreibender.
Gestern habe ich mich auf den Weg nach Olhao gemacht, um ein wenig einzukaufen. Die Flut begann gerade zur Mittagszeit, so konnte ich hin und zurück die Abkürzung über die Sandbank nehmen. Die ist mal unter Wasser und mal als Sandbank trockenen Fußes begehbar. Man kann auch bei Ebbe nach Olhao fahren, aber dann ist der Weg durch den Kanal und um die Sandbank herum etwa doppelt so weit. Eigentlich brauchte ich nur Brot und Eier, aber die Kartoffel-Chips waren dann einfach zu verlockend, nach 6 Wochen ohne. Zum Ausgleich habe ich auch noch etwas frisches Obst mitgenommen. Meinen Müll habe ich hier an einem Recycling-Center entsorgt. Ich schätze für die nächsten 3 Wochen muß ich nun wohl nicht wieder an Land, höchstens um mir die Beine zu vertreten. In 3 Wochen bin ich dann wohl wieder in Portimao und bereite die Mephisto auf den Landgang vor.
Heute kamen ganz überraschend wieder Delphine oder Tümmler an der Mephisto vorbei. Diesmal bin ich sicher, daß es keine Wale waren.
Sie waren wieder auf der Jagd im flachen Wasser, es war gerade Ebbe. Für nicht einmal 10 Minuten sind sie in der Nähe herumgeschwommen und waren immer wiederzusehen, aber die kleinen Motorboote und Jetskis sind ihnen sehr dicht gefolgt und plötzlich war nichts mehr von ihnen zu sehen.

Richtung Festland

5.05.2022
Die letzten 3 Tage war das Wetter hier wieder recht kühl und es hat immer mal wieder geregnet. Glücklicherweise hat sich das gebessert und heute schien die Sonne.
Als ich im Dezember von Madeira ablegte, dachte ich nicht daran, noch einmal zurückzukehren. Aber nun bin ich doch wieder hier, wenn auch nicht direkt in Funchal, denn die Marina hatte mir gar nicht gefallen.
Die ganze Weihnachtsdekoration, die vielen Millionen Lichter, sind verschwunden und es ist deutlich grüner geworden. Die Ausflugsboote sind gut belegt und es scheinen auch tatsächlich mehr Menschen in der Stadt zu sein. Es gab bei der Einreise auch keine Covid-Kontrollen mehr. Die Touristen sind wohl wieder zurück.
In der Marina Quinta do Lorde ist es da schon wesentlich ruhiger. Hier ist immer noch Platz für weitere Boote. Die 5-Sterne Appartmentanlage dagegen ist geradezu gespenstig leer. Wenn man hier herumgeht, ist das schon ein seltsames Gefühl, eine echte Geisterstadt. Ich bin gespannt, ob der neue Investor die riesige Anlage tatsächlich wieder zum Leben erwecken kann. Es wäre wirklich schade, wenn nicht, denn es wurde mit viel Liebe zum Detail gebaut. Das nun so langsam verfallen zu sehen, ist schon irgendwie traurig.
Im Ort nebenan, Carnical, scheint es ein Kraftwerk zu geben, das mit Öl betrieben wird. Der Tanker zum Füllen der großen Tanks wird in der Bucht an 4 Bojen festgemacht und pumpt dann von dort sein Öl direkt über eine unterseeische Leitung in die Tanks.
Hier im Nordosten ist nur ein recht schmaler Landstreifen übrig. Es ist ganz einfach von der Südseite bis aufs Meer der Nordküste zu schauen.
Wenn sich der Wind so hält, wie im Moment vorhergesagt, dann fahre ich am Mittwoch, 11.5.2022, hier an der Landspitze vorbei und Richtung Nordost aufs Festland zu. Ich hoffe, das klappt.

9.05.2022
Es ist schon nervig, ständig viel Wind und ständig aus der falschen Richtung. Gestern schien es noch zu klappen mit Mittwoch, heute Morgen war dann von dem Tief über Madeira nichts mehr zu sehen und damit einher geht weiterhin der Wind aus Nordost. Keine Chance so aufs Festland zu kommen, außer mit einem Riesen Umweg über die Azoren. So könnte es 10 – 12 Tage dauern, um nach Lagos zu kommen.
Nun scheint für Freitag, den 13. (nicht gut), ein großes Tief von Grönland zu kommen, das dafür sorgt, daß sich die Windrichtung ändert. Es bleibt mir nichts anderes übrig als zu warten und zu hoffen.
Gestern war hier auf der Insel das Blumenfest, alle Dörfer werden festlich mit Blumen geschmückt. Ich war in Machico, ein etwas größerer Ort, 30 Minuten mit dem Bus entfernt, um einzukaufen. Hier gibt es gleich 2 große und gut sortierte Supermärkte.
Es gibt sogar einen hellen Sandstrand und praktisch keine Touristen. Der Sandstrand wurde künstlich aufgeschüttet, mit Schiffsladungen voll Sand aus der Sahara.
Schon seit Samstag ist der Wind recht heftig und macht den Aufenthalt im Freien unangenehm kalt. Er läßt die ganze Marina schwanken und zerrt die Boote an ihren Leinen hin und her. Das Schlafen ist nur mit Ohrstöpseln möglich. Es ist im Moment hier mit 20° C kühler als in Deutschland. Ich hoffe sehr, ich komme am Freitag hier weg!

11.05.2022
Nun scheint es tatsächlich zu passieren, der Wind dreht auf Südwest. Das Tief über Grönland hat sich erhalten und ist in die richtige Richtung gezogen. In den letzten Tagen gab es zwar im Detail immer wieder kleine Änderungen, leider, aber die grobe Richtung bleibt und auch wenn es nicht ideal ist, ich nehme alles, solange es kein Nordost Wind ist.
Morgen früh geht es erstmal nach Porto Santo, um dort zu ankern und damit für Freitag eine gute Startposition zu haben. So ist der Weg bis Lagos schon mal 5 Stunden kürzer. Am Freitag gehts dann los, so wie es der Wind zuläßt, vermutlich erst einmal Richtung Norden. Freitag Nacht soll dann der Wind weiterdrehen und damit geht es mit Rückenwind Richtung Nordost. Das bedeutet zwar, daß ich vermutlich den größten Teil der Strecke mit Motor fahren muß, aber eben mit Rückenwind. Das ist zumindest machbar, wenn auch nicht ideal. Die Segel können dabei den Motor nur ein wenig unterstützen. Damit mir der Diesel nicht ausgeht, habe ich zu den 250 Liter im Tank noch 180 Liter in Kanistern an Bord, als Reserve. Wenn alles gut geht, bin ich im Laufe des Dienstags in Lagos.
Heute Abend muß ich noch einmal die aktualisierte Windvorhersage studieren.
Ich hoffe, es bleibt weitestgehend so, wie es heute Mittag war. Daumen drücken!
Ich melde mich dann Dienstag oder Mittwoch wieder.


12.05.2022
Nur ein kurzer Zwischenbericht heute aus Porto Santo.
Es war ein richtig guter Segeltag, mit Wind der richtigen Stärke und aus der richtigen Richtung, bei mäßigen Wellen und Sonnenschein praktisch den ganzen Weg über. Vom Ablegen bis zum Anker werfen in 7 Stunden am Ziel. Das ist quasi die Wiedergutmachung für den heftigen Gegenwind vor 2 Wochen, als ich den Versuch hierherzukommen, abbrechen mußte und nach Madeira abdrehte. Ich war mit einem Seglerkollegen an Land noch mal essen und hoffe nun in den nächsten 4 Tagen auf ähnlich gute Bedingungen bis zum Festland. Bilder gibt es später.
Daumen drücken.

18.05.2022
Es ist geschafft, ich bin wieder auf dem portugiesischen Festland, in Lagos, angekommen. Die Mephisto liegt genau an der gleichen Stelle wie im November, als ob in den letzten 6 Monate nichts passiert wäre.
Aber der Reihe nach, beginnen wir am 11.05. mit der Feststellung, daß sich die Windvorhersage nicht wesentlich geändert hatte und ich, zusammen mit Dieter auf seinem Katamaran, am nächsten Morgen tatsächlich nach Porto Santo würde aufbrechen können. Wie bereits geschrieben, war der Törn dann ausgesprochen positiv verlaufen und das Ankern in der weiten Bucht von Porto Santo gar kein Problem, denn die Marina war voll besetzt. Mit dem Dinghi sind wir in der Marina an einen Steg gefahren und von dort an Land gegangen. Eine Überraschung stach mir an der Kaimauer direkt ins Auge, das Emblem der Mephisto. Bei genauerem Hinschauen war klar, das wurde von den Vorbesitzern hier 2018 angebracht, als sie den Katamaran aufs Festland gebracht haben. Ich wußte ja, daß sie ihn 2017 auf Teneriffa gekauft hatten.
In einer Pizzeria direkt am Strand haben wir gegessen und den Ausblick genossen. Es war ein heller Sandstrand und ich glaube nicht, daß er extra aufgeschüttet wurde, denn dafür war der Strand zu lang und er war auch da hell, wo keine Leute mehr waren. Allerdings bedeckte der helle Sand auch nur die Oberfläche, an manchen Stellen kam der dunkle Vulkansand wieder durch.
Am nächsten Morgen trennten sich dann unsere Wege, Dieter segelte mit seinem Katamaran erst Richtung Norden, er wollte nach Lissabon, um dann nach Osten abzubiegen. Für meinen Weg nach Lagos hielt ich es für besser den direkten Weg nach Nordost zu fahren, um keine extra Meilen zurücklegen zu müssen. Zunächst konnte ich noch segeln, aber der Wind drehte langsam auf Süd und wurde auch schwächer. Etwa 85% des Weges mußte ich einen Motor laufen lassen und benutzte das Vorsegel als Unterstützung. Das Segel lieferte etwa 1 kn Fahrt zum Motor hinzu. Da der Wind nur max. 12 kn erreichte, konstant aus einer Richtung kam und die See ruhig war, war die Überfahrt fast schon langweilig. Nur einmal den Autopiloten einstellen und dann ging es einfach nur gerade aus, 2 Tage lang. Während der gesamten Überfahrt herrschte Vollmond und zumindest nachts gab es nur wenige Wolken. Das Mondlicht erhellte die Nacht auf sehr angenehme Weise.
Es gab unterwegs immer wieder Begegnungen mit großen Frachtern, mal näher dran, mal weiter weg. Eine Begegnung hat mir dann wieder einen Schreck versetzt, weil ich fester eingeschlafen bin als mit lieb war. Als ich durch den AIS Alarm aufwachte und nach vorne schaute, konnte ich von einem großen Frachter beide Fahrtlichter sehen, rot und grün. Die Lichter sind so ausgelegt, daß man in diesem Fall weiß, der kommt direkt auf mich zu. Glücklicherweise hat mich der Frachter 2 Sekunden später angefunkt und mich wissen lassen, daß wir mit der Backbordseite aneinander vorbeifahren sollen. Durch das AIS konnte ich sehen, daß er schon leicht eingelenkt hatte und ich tat schleunigst das Gleiche. So sind wir im Abstand von etwa 1000 m aneinander vorbeigefahren. Das war knapp!
Vor der Küste Portugals gibt es ein Verkehrstrennungsgebiet, das ich durchqueren mußte, wollte ich den kürzesten Weg einhalten. Rein formal ist das auch kein Problem gewesen, aber es schien mir als habe ich die Rushhour erwischt. Als Querender darf ich keinen behindern und muß jedem mit ausreichend Abstand ausweichen. Bei Frachtern zwischen 200 m und 400 m Länge versteht sich das von selbst. Allerdings führt so eine fest vorgegebene Schifffahrtsstraße eben auch zu einer Bündelung der Schiffe, denn diese dürfen eben nur in einem bestimmten Korridor fahren. Das ist etwa so als ob man mit dem Fahrrad eine 8-spurige Autobahn überquert. Ich mußte immer wieder langsam machen, um Schiffe durchzulassen und dann mit beiden Motoren Gas geben, um nach dem einen und vor dem nächsten rüber zu kommen.
Das Verkehrstrennungsgebiet ist rund 25 nm breit, es hat etwa 5 angespannte Stunden gedauert, um da durchzukommen.
Danach ging es ruhig weiter bis nach Lagos. Einzig die Geschichte mit den Orcas, ich hatte bereits bei der Abfahrt im Dezember darüber geschrieben, machte mir noch ein wenig Sorgen, aber nichts passierte. In Lagos angekommen konnte ich leider nicht in die Marina einfahren, da ein Bagger den Weg blockierte. Also fuhr ich in die Bucht neben der Hafeneinfahrt und ankerte.
Nach dem Anker werfen gegen 22:30 Uhr machte ich mir noch etwas zu essen und ging dann direkt schlafen. Die Überfahrt hatte dreieinhalb Tage gedauert, das war mindestens 12 Stunden schneller als ich gedacht hatte.
Am Tag darauf rief ich die Marina an, um zu erfahren, wann das Einfahren möglich wäre und am Nachmittag tat ich das dann auch. Nach dem Einchecken und festmachen gegen 16 Uhr genoß ich mein Anleger-Bier und der Stress der letzten 6 Wochen fiel von mir ab. Nach 4 Wochen warten auf Lanzarote und 2 Wochen warten auf Madeira hatte ich es nun endlich geschafft wieder ans Festland zu kommen. Heureka.
Inzwischen ist es hier warm geworden, wärmer als auf den Kanaren, so 26 – 28 °C, und es sind viele Touristen hier, weit mehr als im November. Auch Masken sieht man praktisch nicht mehr, weder im Restaurant noch in den Geschäften.
Die nächsten 4 Wochen bleibe ich hier, bringe das Boot ein bisschen in Ordnung und genieße ganz entspannt die Sonne.



22.05.2022
Hier in der Marina Lagos ist es tatsächlich recht ruhig, was Wind und Wellen angeht. Ich habe nichts Dringendes zu tun und so ist inzwischen die Mephisto vom Salz befreit und erheblich sauberer als zuvor. Mit dem Hochdruckreiniger wurde das ganze Deck abgespült, Salz und Saharasand sind nun weg. Die Edelstahlteile wurden vom Flugrost befreit und gelbliche Einfärbungen auf dem GFK, meist von ablaufendem Rostwasser hervorgerufen, entfernt.
Gestern half ich bei einem Nachbarn aus, der versucht hatte, ein neues Antennenkabel in seinen Mast einzuziehen. Leider ist ihm beim Versuch, das neue Kabel mit dem alten einzuziehen, die Verbindung der beiden Kabel aufgegangen. Genau das, was nicht passieren darf. Deshalb war es nun extrem schwierig, das neue Kabel in den Mast zu bekommen. Gestern hatten wir es am Nachmittag wenigstens geschafft, dünne Zugschnüre in den Mast zu ziehen und heute gelang es dann, mit diesen Schnüren, das Kabel einzuziehen.
Nächste Woche werde ich mit der Firma in Portimao reden, wegen meinem neuen Antifouling und der noch ausstehenden Reparatur an den beiden Kielen. Und ansonsten ist es hier tatsächlich wie Urlaub, ganz entspannt.

Lanzarote – Festland

7.04.2022
Die Zeit tröpfelt so dahin, hier in der Marina. Die letzten Tage war es bewölkt und etwas kühler geworden. Auch wenn es tagsüber 20 – 21 °C hatte, nachts ging es auf 13 °C runter und da brauchte ich schon wieder eine etwas wärmere Decke. Sogar geregnet hat es an 2 Tagen. Beschäftigt war ich hauptsächlich mit lesen und ab und zu erledigte ich auch kleinere Arbeiten am Boot oder erkundete die Umgebung. So versetzte ich zwei kleine Lichtschalter in der Kombüse an eine Stelle, wo ich sie auch bedienen kann, ohne extra eine Schranktür öffnen zu müssen. Mit Silikon besserte ich ein paar Dichtungsstellen aus und eine Festmacherleine mußte ich kürzen, weil sich eine Stelle aufgerieben hatte und ich nicht sicher war, ob die Leine noch halten würde.
Gestern war ich mit dem Bus nach Arrecife gefahren, um mir die Stadt und den Hafen anzusehen. Der Bus fährt jede Stunde und braucht auch ziemlich genau eine Stunde von Playa Blanca nach Arrecife. Die Fahrt ging am Flughafen vorbei, auf dem es nicht sehr geschäftig zu sein schien. Die Straßen sind gut ausgebaut und größten Teiles flach, ganz anders als auf Teneriffa oder Gran Canaria. Da Lanzarote ein ganzes Stück älter ist als die beiden Nachbarn im Westen, haben die paar Millionen Jahre wohl ausgereicht, die hohen Vulkane kleinzukriegen und durch Wind und Wetter abzutragen.
Arrecife ist für mich nicht unbedingt eine Reise wert. Die Marina ist nichts Besonderes, da gefällt mir Rubicon doch schon um einiges besser. Aber es ist eben eine große Stadt und bietet zumindest gute Einkaufsmöglichkeiten, die man im Süden nicht hat.
Bemerkenswert ist die Skulptur zu Ehren von Gregorio Fuentes Betancort (1897), der hier geboren wurde und nach Kuba auswanderte. Als Matrose rettete er 1928 Ernest Hemingway in einem Tropensturm das Leben, woraus sich eine große Freundschaft ergab. Dieser Matrose hat Hemingway zu dem Buch „Der alte Mann und das Meer“ inspiriert.
Ich warte noch immer auf das richtige Wetter, um zum Festland zurückzukommen. Allerdings ist schon abzusehen, daß dies vor dem 12.04. ganz sicher nicht mehr passieren wird. Daumen drücken für Ende nächster Woche.
Ich werde heute erstmal noch einkaufen gehen, damit ich morgen auch was zum Frühstück habe. Grüße an alle.

12.04.2022
Tja, was soll ich sagen, es tröpfelt weiter die Zeit so dahin.
Ich kann das hier sein durchaus genießen, es ist warm, sonnig, ich lese viel und auch nachts wird es nicht mehr so kühl. Allerdings bin ich eben noch immer hier, im Süden von Lanzarote und nicht auf dem Weg zum Festland. Es dauert länger als ich hoffte bis sich der richtige Wind einstellt. Auf dem Atlantik ist es einfach zu unruhig, entweder zu viel Wind oder zu hohe Wellen. Da warte ich lieber noch bis nach Ostern oder auch noch länger, wenn es sein muß.

17.04.2022
Nach wie vor ist kein geeignetes Wetterfenster in Sicht. Im Moment bin ich sicher, daß sich vor dem 23.04. keine Möglichkeit ergibt Richtung Norden aufs Festland zu segeln. Um die Zeit ein wenig zu nutzen und mehr von Lanzarote zu sehen, habe ich einen Tagesausflug gebucht. Mein Hauptziel war der Nationalpark Timanfaya und eigentlich wollte ich ihn auf eigene Faust besuchen, aber das wäre zu aufwändig geworden. Es fährt kein öffentlicher Bus dahin, zu Fuß von der nächsten Bushaltestelle wären es 2 Stunden einfache Strecke gewesen und mit Taxi oder Mietwagen wäre es doppelt so teuer geworden wie mit der Tagestour, auf der auch noch andere Ziele angefahren werden. Übers Internet ließ sich die Tour problemlos buchen und der Bus hat mich auch direkt vor der Marina abgeholt. Der Reiseführer sprach Spanisch, Englisch und Deutsch und hat unterwegs auch immer viel erklärt.
Einziger Nachteil, ich mußte morgens schon um 8 Uhr aufstehen, das bin ich nicht mehr gewöhnt.
Das erste Ziel war El Golfo, ein Dorf an der Westküste, das eigentlich nichts Besonderes ist. Bekannt ist es nur, weil direkt südlich davon der „grüne See“ zu finden ist. Hier ist ein Vulkankrater im Meer versunken und der Kratersee hat sich im Laufe der Zeit mit Salz angereichert. Dadurch konnte eine Algenart besonders gut wachsen, die den See leuchtend grün färbt.
Das zweite Ziel war eine Kamel-Reitstation auf dem Weg zum Nationalpark. Glücklicherweise war das nur eine Option, die extra bezahlt werden mußte, denn daran war ich nun gar nicht interessiert. Wegen der vielen Busse gab es eine Warteschlange und der eigentliche Ritt dauerte nur etwa 20 Minuten, einmal den Hügel rauf und auf der anderen Seite wieder runter. Kaum der Rede wert. Ich habe mir in der Zwischenzeit lieber das kleine Museum und die Umgebung angeschaut.
Als Nächstes kamen wir dann in den Nationalpark Timanfaya. Direkt nach der Einfahrt staute sich der Verkehr, aber der Bus fuhr einfach an der Schlange vorbei. Die privaten Besucher mußten warten, bis auf dem Parkplatz an der Besucherstation wieder Platz zum Parken war, etwa eine Stunde. Der Reiseführer meinte, es wäre nur wegen Ostern so voll.
Nach den Vorführungen an der Station ging es mit dem Bus auf den Rundkurs durch den Park. Der Timanfaya-Krater ist mit 510 m der höchste, aber ich weiß leider nicht welcher Krater auf den Fotos das war.
Der Reiseführer hat darauf hingewiesen, daß der Lavastrom, der in den 6 Jahren von 1730 bis 1736 die Insel überflutet hat, daran zu erkennen ist, daß er dunkel, fast schwarz ist. Während die älteren Lavafelder heller, braun, seien. Es kam in den 6 Jahren, in denen die Lava floss, niemand ums Leben, weil der Strom so langsam war, nur etwa 20 m pro Stunde. Jeder konnte sich vorher in Sicherheit bringen.
Nach dem Park ging es zu einem Restaurant mit Buffet. Auch das war eine Option, die ich aber gerne wahrnahm, denn für 9 €, mit Wasser und Wein und reichlich Auswahl, sogar Eis zum Nachtisch, war es ein gutes Angebot.
Das 4. und letzte Ziel war noch eine Bodega, wo es einen kleinen Schluck Wein zum Probieren gab und man sich die Weinreben mal aus der Nähe ansehen konnte.
Auf dem Rückweg, um alle wieder in ihre Hotels zu bringen, fuhr der Bus noch durch Puerto del Carmen, ein typischer Touristenort mit einer sehr langen Promenade mit unzähligen Restaurants und Geschäften.
Gegen 16:50 Uhr war ich dann wieder zurück in der Marina.

23.4.2022
So, morgen früh geht es nun los, Richtung Porto Santo.
Der Wind ist nicht ganz ideal, deshalb wird es wohl 3 Tage dauern bis dahin, ich hoffe nicht länger. Wenn ich es jetzt nicht versuche, läßt die Vorhersage bis zum nächsten Wochenende keinen Versuch mehr zu und was danach kommt weiß niemand. Wie lange ich in Porto Santo auf die Weiterfahrt zum Festland warten muß ist auch völlig offen. Prinzip Hoffnung.
In Porto Santo melde ich mich wieder, bis dahin drückt die Daumen.

27.04.2022
Beim Segeln geht eben nichts gegen Wind und Wetter, da muß man sich beugen. Deshalb bin ich nicht in Porto Santo, sondern auf Madeira, ganz oben im Nord-Osten in der Marina Quinta do Lorde.
Bis Montagnacht ging es noch einigermaßen, obwohl auch vorher schon der Wind stärker war als vorhergesagt. Auf dem Weg nach Norden bin ich nur motort und meistens brauchte ich dazu beide Motoren. Das hat, gegen den Wind, soviel Diesel gekostet, daß ich mir schon Sorgen gemacht habe, ob der Sprit im Tank reicht bis zum Ziel. Ich habe auch noch eine Reserve in Kanistern dabei, aber die bei rauher See umzufüllen ist nicht einfach.
Gegen 22 Uhr wurde es dann heftig, da zog wohl ein Tiefdruckgebiet durch und hat mich echt erschreckt. Von 14 – 15 kn Wind ging es innerhalb 5 – 6 Minuten rauf auf 25 kn und sogar 28 kn. Mein kleines Boot wurde plötzlich gedreht und ich hatte es nicht mehr unter Kontrolle. Dazu kam, aufgepeitscht durch den Wind, auch noch eine sehr unruhige See. Ich hatte zum Glück keine Segel gesetzt, sonst weiß ich nicht was passiert wäre. Zum Reffen oder Einholen wäre keine Zeit geblieben.
Ich habe den 2. Motor angelassen und mit Vollgas konnte ich mich wieder in den Wind stellen. Ganz vorsichtig habe ich dann das Vorsegel ein wenig ausrollen lassen, um das Boot zu stabilisieren. Mit ungutem Gefühl im Bauch segelte ich nach Nord-Westen, dahin woher das Tief herkam, das inzwischen nach Süd-Ost auswanderte. Erst nach einer Stunde ging der Wind wieder auf erträgliche 18 – 22 kn zurück. Leider hatte ich die rauhen Wellen noch weitere 2 – 3 Stunden. Auf dem Kurs Richtung Porto Santo hatte ich dann weiterhin etwa 18 kn Gegenwind und der Versuch zu kreutzen war einfach nicht ergiebig in der Strecke. So hätte es wahrscheinlich eher 4 Tage bis Porto Santo gedauert und bei den Segelbedingungen wollte ich mir das nicht antun. Deshalb habe ich abgedreht Richtung Westen, Richtung Madeira. Auch in der Hoffnung in der Landabdeckung von Madeira, das ja erheblich größer ist als Porto Santo, ein wenig Schutz zu finden.
Die Nacht über war dann anstrengend, weil die Wellen erst zum Morgengrauen weniger wurden.
Der Dienstag war dann wieder ganz angenehm, als es hell wurde konnte ich Segel setzen und fast den ganzen Tag über gemütlich nach Westen segeln. Mein neues Ziel war nun Funchal. Als ich südöstlich von Madeira war, hatte ich sehr viel Glück, denn ich bekam ein Funksignal für mein Handy und eine WhatsApp von Seglern, die ich in Rubicon kennengelernt hatte und die einen Tag vor mir nach Madeira aufgebrochen waren. Die ließen mich wissen, daß Funchal Marina voll ist. Sie würden nach Quinta do Lorde segeln und, falls auch voll, weiter nach Porto Santo. Die Nachricht war zu dem Zeitpunkt etwa 4 Stunden alt.
Ich also direkt den Kurs wieder geändert, nicht nach Funchal, dafür nach Nordost, an Funchal vorbei, nach do Lorde.
Etwas später kam auch die Meldung, daß in der Marina tatsächlich noch Platz ist. Nach Porto Santo wäre ich wohl nicht weiter gesegelt. Als Alternative wäre dann nur noch eine Ankerbucht östlich der Marina Quinta do Lorde möglich gewesen, um wenigstens mal auszuruhen und zu schlafen. So konnte ich sie wissen lassen, daß ich auch in die Marina käme und sie mir einen Platz reservieren sollen.
Kurz nach 1 Uhr kam ich am Mittwochmorgen in der Marina an und die Kollegen halfen mir freundlicherweise beim Anlegen.
Geschafft, endlich wieder ausruhen und schlafen.
Gegen Mittag fuhr ich dann mit dem Boot zum Tanksteg und füllte meinen Dieseltank wieder auf, 218 Liter und der Literpreis ist inzwischen hier auch bei 1,79 €.
Nun nahm das Verhängnis seinen Lauf, denn ich sollte auf den „normalen“ Liegeplatz, der für mein Boot vorgesehen ist. Da, wo ich die Nacht verbracht hatte, ist sozusagen der Willkommenssteg.
Unglücklicherweise kam beim Versuch in die Box einzuparken plötzlich starker Wind auf und trieb mich unkontrolliert auf ein anderes Boot, bzw. auf dessen Selbststeueranlage, die am Heck ab stand. Das Ruderblatt dieser Selbststeueranlage wurde beschädigt und der dänische Skipper war darüber natürlich nicht glücklich. Ich habe den Versuch in die Box zu kommen damit abgebrochen und bin wieder auf meinen alten Liegeplatz zurück, bis kein Wind mehr aufkommt. Vielleicht morgen.
Den Tag heute war ich dann damit beschäftigt, das der Versicherung zu melden und das Schadensformular auszufüllen. Inzwischen ist das alles erledigt und der Marinero hier in der Marina hat eine Werkstatt angerufen. Gerade habe ich erfahren, daß die den Schaden auch wieder reparieren können. Der Mitarbeiter der Versicherung meinte, ich solle mir da keine Gedanken machen, so etwas passiere dauernd. Naja, mir hoffentlich nicht mehr. Ich ziehe jedenfalls erst um, wenn ganz sicher kein Wind geht. So ein Katamaran ist eben ausgesprochen windanfällig, wegen der hohen Deckaufbauten.
So wie es ausschaut, hänge ich nun hier für mindestens 7 Tage fest. Was danach kommt, muß man dann sehen. Das gleiche Spiel wie auf Lanzarote, nur daß es diesmal 4 – 5 Tage sind, die ich zum Festland unterwegs sein werde.

29.04.2022
Heute liefere ich mal die Fotos der letzten Tage nach.
Ich würde es mal als sicher ansehen, daß sich die ganze Woche über keine Möglichkeit ergibt Richtung Festland aufzubrechen. Ich habe heute Morgen mit einem Holländer, der mit seinem Boot hinter mir liegt, gesprochen.
Der wollte eigentlich letztes Frühjahr von den Kanaren aufs Festland zurück. Er hatte zweieinhalb Monate in Rubicon gewartet und weil sich nichts ergab, ließ er das Boot dort und flog nach Hause. Da er nun schon mal wenigstens auf Madeira ist, hofft er es dieses Jahr zu schaffen. Nicht sehr ermutigend für mich.
Jetzt bin ich natürlich doppelt froh hierhergekommen zu sein, auch wenn es schwierig war und viel Diesel gekostet hat.

Kanaren – Gran Canaria

1.03.2022
Ich glaube, ich hatte schon erwähnt, daß es hier in Pasito Blanco sehr ruhig, sauber und gepflegt ist. Das ruhig vermisse ich allerdings seit drei Tagen, zumindest was den Schwell hier in der Marina angeht. Es ist noch nicht nervig, aber deutlich zu spüren. Wenn ich mir allerdings die Boote anschaue, die vor der Marinaeinfahrt ankern, bin ich froh in der Marina zu liegen. Pünktlich zum dunkel werden läßt das Schaukeln meist ein wenig nach. Es geht auch ein kühler Wind, der einem sehr schnell frieren läßt. Richtig angenehm warm ist es nur in der Sonne. Unglücklicherweise habe ich mir beim Durchwandern der Dünen in Maspalomas einen leichten Sonnenbrand zugezogen, der mich jetzt davon abhält mich in die Sonne zu legen. In den Dünen habe ich ein Statement, gelegt aus Steinen, entdeckt, dem ich nur zustimmen kann … (siehe Bilder)
Auch entdeckt habe ich hier im Supermarkt deutsche Produkte, die ich bisher in Spanien oder Portugal noch nicht gesehen hatte, deshalb mußte ich sie einfach kaufen.
Ansonsten las ich viel, reparierte in der Gästetoilette den Waschbeckenabfluss und dichtete die Metallmanschette des Auspuffs der Dieselheizung ab. Ich hoffe zumindest, daß es dichtet.

11.03.2022
In den letzten Tagen hat sich nicht viel ergeben, über das ich schreiben konnte, weil ich außer Lesen, Einkaufen, Kochen und ein wenig Spazierengehen nicht viel getan habe.
Seit Dienstag ist meine Schwester zu Besuch und da sind wir schon ein wenig mehr unterwegs. Am Mittwoch waren wir in Porto de Mogan. Davon zeige ich keine neuen Bilder mehr, denn die hatte ich ja bereits veröffentlicht. Mit dem Bus ist das eine knappe Stunde entfernt. Gestern, waren wir in Maspalomas unterwegs und an den Dünen.
Heute ging es mit dem Bus ins Landesinnere, in die Berge, nach San Bartolomé de Tirajana. Ein nettes kleines, sehr einsam gelegenes Dörfchen, das etwa eine Busstunde von Maspalomas entfernt ist. Auf der steilen Straße dahin sind viele Radfahrer mit Ambitionen unterwegs. Aber so steil wie auf Teneriffa sind die Straßen hier nicht.
Das ganze Areal sieht sehr trocken und karg aus und Grün sieht man eigentlich nur in der Umgebung von besiedeltem Gebiet, weil es nur dort Wasser zu geben scheint.

12.03.2022
Wir sind einfach nur ganz entspannt auf dem Boot geblieben und haben uns von den Unternehmungen der letzten 3 Tage erholt, viel gelesen und ein wenig durch die Marina spaziert.
Bei der Werft gab es ein kleines Schauspiel zu bewundern, denn es wurde ein großer Katamaran aus dem Wasser gehoben, der für den vorhandenen Travellift viel zu groß war. Dazu wurde extra ein Autokran positioniert und bis die Hebeschlingen angebracht waren, ging einige Zeit ins Land. Das Heben selbst war dann recht schnell erledigt, aber das Absetzen auf die Lagerböcke hat auch wieder recht lange gedauert.
Am Abend kam noch ein kleines Boot, mit einem großen Fang Thunfisch an. Die vier Fische wurden mit Angeln gefangen.

15.03.2022
Der Besuch von Las Palmas ganz im Norden der Insel war der letzte Ausflug mit meiner Schwester, bevor sie heute wieder nach Hause geflogen ist.
Da wir nicht daran interessiert waren einkaufen zu gehen, störte es auch nicht, daß wir am Sonntag dort waren und viele Geschäfte geschlossen waren.
Die Stadt ist schon ein ganzes Stück größer als Santa Cruz auf Teneriffa und wir konnten nur einen kleinen Teil sehen, aber der Teil hat mich nicht unbedingt davon überzeugt hier mehr Zeit zu verbringen.
Wie schon in anderen Städtchen der Kanaren gibt es auch hier einige Parks auf dem Stadtgebiet verteilt, grüne Oasen zum Ausruhen.
In erster Linie waren wir in der Altstadt, rund um das Casa de Colon unterwegs. Las Palmas wurde 1478 von Juan Rejon gegründet. Die Regierungsgebäude befanden sich in der Umgebung der heutigen Kathedrale. Das Casa de Colón war das Haus des Gouverneurs. 1492 machte Kolumbus auf seiner Reise nach Amerika hier halt und besuchte den Gouverneur. Das Kolumbus-Haus bekam erst in den 1950er Jahren sein jetziges Aussehen. Dabei wurden Teile des alten Gouverneurspalastes, wie das reich geschmückte Portal, in das Bauwerk integriert. Heute ist darin ein Museum, das sich mit den Reisen von Kolumbus beschäftigt.
Zurück in Playa del Ingles entdeckte ich ein kleines Stückchen Köln.
Auf dem Rückweg von der Bushaltestelle zum Boot, kam es mir noch in den Sinn mal den Kontrast zu zeigen, vom super gepflegten Golfplatz und der kargen Umgebung. Der Golfplatz zeigt die pure Wasserverschwendung und ist wie der restliche Tourismus hier ganz sicher nicht nachhaltig. Die karge und trockene Umgebung beinhaltet fertige Straßen, Beleuchtung, Treppen und Wege, die noch immer gesperrt sind, aber schon wieder verfallen. Es würde mich nicht überraschen zu hören, daß hier vor Jahren im Vorgriff gebaut wurde, um EU-Fördermittel auszunutzen. Die geplante Bebauung zu den Straßen hat dann wohl leider noch keinen Investor gefunden. Anders kann ich mir die guten Straßen und Treppen, die ins Nirgendwo führen, kaum erklären.

PS: es ist wiedermal ein wenig kühler geworden und heute hat es mehrmals kurz geregnet – das habe ich nicht bestellt!

20.03.2022
Zum Abschluß hier in der Marina habe ich heute die Mephisto mal gründlich mit dem Wasserschlauch und Schrubber von Staub und Schmutz gereinigt. Das hat drei Stunden gedauert und hat sich gelohnt. Jetzt sieht man wieder, daß das Deck weiß ist und nicht braun oder beige. Auch den Wassertank habe ich wieder voll laufen lassen und alles, was so rumlag, gut verstaut. In den letzten Tagen hatte ich schon Wasser, Cola, Radler, Milch und Proviant eingekauft und so ist nun mein Kühlschrank voll. Morgen werde ich hier einen Tag früher als ursprünglich geplant ablegen und Richtung Norden in die Bucht von Arinaga fahren. Leider wird das nur mit Motor und gegen den Wind gehen, aber es muß sein. Von Pasito Blanco rüber nach Fuerteventura ist es zu weit, um an einem Tag anzukommen. Deshalb werde ich den Weg etwas verkürzen und von der Bucht aus, sollte es in 9 – 10 Stunden zu schaffen sein. Ich hoffe, es wird in Arinaga nicht zu unruhig. Auf Fuerteventura werde ich versuchen, nicht die Marinas zu besuchen, sondern vor Anker zu gehen. Mal sehen, wie gut die Wind- und Wellenvorhersagen sind. Ab Anfang April ist geplant in der Marina Rubicon auf das richtige Wind- und Wellenfenster zu warten, um nach Porto Santo zu segeln, das dauert etwa zwei Tage. Von dieser kleinen Nachbarinsel von Madeira geht es dann zurück aufs Festland, Dauer etwa 4 Tage. Der direkte Weg wäre schneller, etwa 5 Tage, hat aber den Nachteil, daß ich einen Tag länger wach bleiben muß und das Wetter erheblich schlechter vorhersagbar ist für diese Dauer. Außerdem ist ein 5-tägiges Wetterfenster für den direkten Weg erheblich unwahrscheinlicher.

23.03.2022
Tja, mit Plänen, die vom Wetter abhängen ist das immer so eine Sache. Mein Plan ging nicht auf und mußte kurzfristig geändert werden.
Die Fahrt am Montag nach Arinaga habe ich gestrichen. In meiner Vorhersage App kann ich auch einige Meßstationen sehen, die den tatsächlich vorhandenen Wind anzeigen. Diese Werte weichen manchmal erheblich von den prognostizierten Werten ab. So auch am Montag in Arinaga, statt der 14 kn Wind laut Vorhersage, gab es dort 21 kn mit Böen bis zu 32 kn. Das wollte ich mir nicht antun, also blieb nur der direkte Weg von Pasito Blanco nach Morro Jable. Laut Vorhersage sollte der Wind von Norden kommen, was ideal gewesen wäre und eine schnelle Reise erwarten ließ. Leider stimmte nur die vorhergesagte Windstärke in etwa, nicht die Windrichtung. Der Wind kam zu Anfang aus Nordost statt Nord und so mußte ich quasi einen Bogen fahren, anstatt direkt in Richtung Fuerteventura segeln zu können. Erst spät drehte der Wind langsam, aber die ganze Strecke über hatte ich den Wind mit ca. 35 Grad von vorne, statt wie erhofft von der Seite. Gegen den Wind zu segeln ist eben erheblich langsamer und so dauerte die Überfahrt statt der erhofften 11 – 12 Stunden länger als 16 Stunden. Ich bin um 7:30 aufgebrochen und 23:30 war ich auf der Höhe von Morro Jable. Im Dunkeln wollte ich nicht in eine unbekannte Bucht einlaufen, zumal ich durch das AIS sehen konnte, daß mindestens 5 Boote schon dort lagen. Auch das Bergen des Großsegels und Anker auslegen ist im Dunkeln nicht so einfach. Deshalb habe ich mich kurzerhand entschlossen direkt weiterzusegeln bis zum nächsten Ziel, Gran Tarajal. Dazu war genügend Zeit und ich brauchte mich nicht weiter anstrengen, nur eben wach bleiben. Der Wind hatte nachgelassen und so konnte ich ganz gemächlich, mit 3 – 4 Knoten und zwischendurch auch mal mit Motorunterstützung, die Küste Fuerteventuras entlang nach Norden segeln. Genau mit dem Sonnenaufgang kam ich an der Bucht von Gran Tarajal an. Nur ein Boot lag hier und so war das Ankern in der weiten Bucht kein Problem. Ich habe mich dann erst einmal schlafen gelegt.
Der Anker hält und inzwischen scheint die Sonne, allerdings gibt es auch viele Wolken ringsherum und der Wind ist bei 20 – 22 kn aus Nord mit mäßigem Wellengang. Ich hoffe der Wind wird zur Nacht wieder weniger.
Der neue Plan sieht vor, daß ich bis Samstagabend hier bleibe und dann die Nacht durch nach Norden bis Lanzarote in die Marina Rubicon fahre. Der Wind soll nämlich auf Süd drehen und dann kann es hier ungemütlich werden. Auch auf Lanzarote soll es Wind aus Süd geben, deshalb gehe ich dort in die Marina.

28.03.2022
Ich bin die letzten Tage nicht so zum Schreiben gekommen, das Buch, das ich gerade lese, von Tom Clancy, ist einfach zu spannend. Deshalb möchte ich noch einmal kurz zurückgehen in die Bucht von Gran Tarajal, obwohl ich ja inzwischen schon auf Lanzarote bin.
In der Bucht war wirklich nicht viel los, ein Boot kam noch dazu, sonst gab es nicht viel Veränderung. Am Strand gab es auch nur eine Handvoll Leute und ins Wasser haben sich nur wenige davon gewagt. Was ein wenig störte, war ein Bagger, der am Felsen über dem Ort gearbeitet hat. Denn obwohl der so weit weg war, hallte sein Scheppern deutlich hörbar bis zu mir. Am Freitag gab es wohl etwas zu feiern, denn den ganzen Tag über war Musik und Lautsprecherdurchsagen von der Uferpromenade zu hören.
Am Samstag habe ich dann langsam meine Sachen wieder sicher verstaut und noch einmal die Windvorhersage überprüft. Es war so, wie zuvor. Wenn ich jetzt nicht segeln würde und stattdessen für 2 Tage in die Marina in Gran Tarajal gehen würde, bis der Südwind vorbei ist, könnte ich danach die nächsten 5 Tage nicht nach Norden segeln. Deshalb nehme ich jetzt lieber die Nachtfahrt in Kauf, anstatt dann eine Woche hier festzusitzen. Und es könnte ja sogar noch länger dauern, da ich darüber hinaus noch keine Windvorhersage habe.
Damit ist mein Aufenthalt in Fuerteventura wirklich kurz und ich war noch nicht mal an Land. Ich bin quasi nur mal schnell vorbeigesegelt.

Am Samstagabend um 18:00 Uhr ging der Anker auf und ich fuhr los in Richtung Osten, erst einmal. Etwa 40 Minuten später, nachdem ich um das Cap mit Leuchtturm herum war, ging es dann nach Norden. Erst jetzt war es möglich, die Segel zu setzen und kurze Zeit später auch den Motor abzustellen. Unterwegs haben ein paar Angler meinen Weg gekreuzt und ein Feuerwehr-Boot ist hurtig an mir vorbeigezogen. Solange es noch hell war, konnte man am Ufer die eine oder andere Siedlung sehen. Nach Sonnenuntergang wurde es schon weniger interessant, denn alles war einfach nur noch schwarz. So dicht an der Küste im Dunkeln ist schon etwas unsicher, denn eine Boje oder Fischereizeugs, das auf dem Wasser treibt, kann man nicht sehen. In der Ferne kam in etwa 4 nm Mein Schiff 4 von TUI vorbei. Das war deutlich zu erkennen und über AIS konnte ich die Daten abrufen. In der Nähe des Flughafens haben mich mehrere Flugzeuge überholt und deren Landescheinwerfer sind schon beeindruckend.
Als ich mich dem Hafen von Rosario genähert habe, hatte ich meine Schrecksekunde für die Nacht. Plötzlich gibt mein AIS eine Warnmeldung wegen Annäherung. Ich saß am Steuer, aber sah nichts außer den vielen Lichtern der Stadt und des Hafens. Als ich mir das auf dem Plotter-Bildschirm angeschaut habe, sah ich ein Passagierschiff mit 211 m Länge direkt auf mich zu haltend, das mich auf meiner Backbordseite passieren würde. Es war nur noch 1 nm entfernt. Wieder am Steuer sah ich immer noch nichts, aber ich bin nach Steuerbord ausgewichen. Auf dem Bildschirm konnte ich sehen, daß der Passagierdampfer auch ein wenig nach Backbord auswich. Erst als ich das Schiff leicht von der Seite sehen konnte, etwa 800 m vor mir, konnte ich es mit seiner Beleuchtung erkennen. Von vorne gesehen war das Schiff zu dunkel, um sich von der Hintergrundbeleuchtung der Stadt abzuheben. Ich konnte deutlich die Heckwellen des Passagierschiffs am Boot spüren.
Der Rest der Nacht blieb ereignislos und ich konnte mit dem Wind ganz gemütlich bis ans nördliche Ende von Fuerteventura segeln. Leider war mit dem Ende von Fuerte auch das Ende der Gemütlichkeit erreicht. Zwischen Lanzarote und Fuerteventura steigerte sich der Wind mit jeder Meile, was nicht der Vorhersage entsprach. Ich mußte die Segel reffen und alleine ist das jedes Mal ein Kraftakt, zumal ich dazu auf dem inzwischen stark schwankenden Boot nach vorne an den Mast mußte und es stockfinster war.
Nachdem die Segel gerefft waren, war mir wieder wohler zumute und das Ende der Reise war, dank der urbanen Beleuchtung, auch schon zu sehen. Allerdings hatten Wind und Wellen so stark zugenommen, daß ich nicht in die Marina einlaufen konnte, zumal es noch immer dunkel war. Ich konnte die Hafeneinfahrt nicht sehen, nur die grün – roten Blinklichter. Außerdem sah ich noch einige Ankerlichter von Booten, die in der Nähe der Einfahrt vor Anker lagen. Um kein Risiko einzugehen, lies ich mich vom Wind etwas abtreiben und meinen Anker zwischen den beiden Marinas (im Westen ist eine weitere Marina) fallen. Bis es hell wurde, legte ich mich an Deck, angezogen, falls der Anker nicht halten sollte, etwas hin.

Das Erste, was ich gegen 9 Uhr sah, als ich aufstand, war eine Fähre, die wiederum genau in meine Richtung kam. Ich habe mich gleich mal genau umgesehen, ob ich nachts vielleicht zu nahe an der anderen Marina geankert hatte oder vielleicht in deren Richtung vertrieben wurde. Aber es war alles Ok, genug Platz für die Fähren.
Also nun Anker auf und endlich in die Marina. Da der Welcome Steg auch gleichzeitig der Tank Steg ist, machte ich auch gleich meinen Dieseltank voll und meine Reservekanister für die Überfahrt aufs Festland. Hier kostet der Liter Diesel noch 1,35 €. Da ich einen Liegeplatz reserviert hatte, gab es auch keine Probleme beim Einchecken. Ein Marinero half mir noch beim Einfahren in die Box mit den Leinen und dann konnte ich mich endlich entspannen und noch ein Nickerchen machen. Danach noch Duschen und Abendessen und das wars. Erst am nächsten Tag, also heute, bin ich durch die Marina geschlendert und habe mir alles angesehen.

29.03.2022
Bis heute Mittag war der Wind noch recht kräftig und das war auch deutlich am Boot in der Marina zu spüren. Ich habe die Festmacherleinen noch einmal nachgezogen, damit weniger Bewegung im Boot ist. Jetzt gerade (20 Uhr Ortszeit) ist es wunderbar ruhig, kein Schwell, kein Wind.
Es gibt hier in der Marina eine große Ansammlung an Katamaranen, wie ich sie noch nicht gesehen habe. Es sind mindestens 30 Stück hier, alleine an dem Steg, an dem ich liege, sind es 8. Sogar 2 davon sind der gleiche Typ wie die Mephisto, eine Lipari 41. Allerdings ist gerade der genau neben mir in einem bedauernswerten Zustand und wahrscheinlich liegt der hier schon eine Weile, ohne daß der Eigner hier war.
Nachts kann ich einen aktiven Vulkan sehen, der hier aufgeschüttet wurde. Die Beleuchtung ist jeden Abend aktiv 🙂
Die Bebauung hier ist wirklich nett gemacht, mit Stegen zum Flanieren und die Restaurants haben Terrassen mit Blick auf die Marina. Es gibt einige Restaurants und auch Geschäfte, aber es ist nicht so überlaufen wie in Puerto de Mogan, aber auch nicht so einsam wie Pasito Blanco, gerade die richtige Mischung. Abends gibt es Live-Musik, so wie gerade auch wieder.

31.03.2022
Heute habe ich eine unangenehme Aufgabe erledigt, die ich schon Wochen vor mir herschiebe, der Austausch der Opferanoden an den Schiffspropellern. Das sind kleine Zinkzylinder, die an den Propellern angeschraubt sind. Im Salzwasser kommt es zu elektrochemischer Korrosion und mit der Zeit würde die auch die Propeller angreifen. Die Opferanoden tun nun das, was ihr Name suggeriert, sich opfern. Es wird immer das unedlere Material angegriffen und das ist in diesem Fall das Zink der Opferanoden. Solange also Zink da ist, werden die Propeller nicht angegriffen. Deshalb ist es so wichtig danach zu sehen und bei Bedarf die Teile auszutauschen. Schlimmstenfalls korrodiert der Propeller und das würde zum Bruch führen.
Also bin ich in dem unappetitlichen und kalten Hafenwasser auf Tauchstation gegangen. Dabei hatte ich Glück, mit Schnorchel und ausgestreckten Armen reichte ich bis an die Propeller und die Teile heran und brauchte nicht extra meine Tauchflasche mit Atemregler heraus räumen. Meine größte Sorge war, daß mir die Schraube, mit der die Teile befestigt werden, durch die Finger schlüpft. Ich hätte keinen Ersatz dafür.
Glücklicherweise ging alles gut und nach 20 Minuten war ich fertig und total durchgefroren. Ich habe mich direkt unter einer warmen Dusche wieder aufgewärmt und den Schmutz abgespült. Bis zum Herbst ist nun Ruhe damit und dann kommt das Boot ja eh aus dem Wasser für die Erneuerung des Unterwasseranstrichs.

Kanaren – Teneriffa

2.02.2022
Es hat in der Nacht wieder ordentlich geregnet. Da es am Vormittag auch weiterhin stark bewölkt ist, entschließe ich mich zu einem Ausflug mit der Straßenbahn, hier in Santa Cruz. Die Bahn ist beachtlich, denn sie kommt mit den Steigungen hier zurecht, wenn auch nicht mit den steilsten und es ist keine Zahnradbahn oder ähnliches. Egal wohin, es kostet 1,35 € und das, obwohl mein Ziel bereits außerhalb von Santa Cruz, in La Laguna liegt. Ich wollte einen kleinen Teppich für meinen Eingang und einen besseren Besteckeinsatz für die Schublade suchen, deshalb der 45-minütige Weg zu IKEA. Was ich nicht wusste, heute ist hier auf Teneriffa Feiertag. Als ich bei IKEA ankam, war alles zu. Auch der große Baumarkt gegenüber und der Decathlon waren geschlossen. Da war klar, es mußte Feiertag sein und mein Weg war umsonst. Also wieder zurück und morgen NOCHMAL. Wenigstens habe ich mir noch ein Eis gegönnt.
Es ist übrigens das Fest der Virgen de la Candelaria, das dem Maria Lichtmess entspricht und nur auf Teneriffa gefeiert wird, nicht auf den anderen Kanaren Inseln.
Im Hafen liegt heute die AIDAnova, gestern war da noch ein TUI-Schiff. Auch wenn hier ständig diese Kreuzfahrtschiffe herumliegen und man sich daran gewöhnt, die Größe ist schon beeindruckend.

9.02.2022
Meine Einkäufe habe ich, so weit möglich, inzwischen erledigt. Am Tag nach dem Feiertag war ich in der IKEA und habe einen passenden Teppich bekommen. Der war so lang, daß ich gleich zwei daraus machen konnte und nun habe ich den gleichen noch einmal zur Reserve. Einen neuen Wasserschlauch kaufte ich im Baumarkt neben der IKEA und mit 25 m ist der jetzt auch lang genug. Vorher waren zwei zusammengesetzte Schläuche an Bord, wobei einer so ein Gummiding war, der sich bei Druck ausdehnt. Der war zwar schön leicht und klein, aber auch zu dünn, was dazu führte, daß zu wenig Wasser durchfloss.
Auf dem Weg stach mir eine Werbung für deutsche Küchen ins Auge. Deutsche Wertarbeit wird also auch hier geschätzt. Was ich nicht bekam, war der Besteckkasten.
Seit ich das Boot übernommen habe, schleppe ich eine DISA Gasflasche an Bord mit. Die Firma gibt es nur in Spanien. Ich hatte erfahren, daß das Pfand für die Gasflasche 35,- € beträgt und natürlich wollte ich das Geld kassieren und dabei die Flasche loswerden. Aber man kann die Gasflasche nur zurückgeben und das Pfand wiederbekommen, wenn man den Vertrag dazu hat und den habe ich natürlich nicht. Da das Butangas von DISA nur etwa die Hälfte vom Campinggaz kostet und ich noch eine Weile in Spanien unterwegs sein werde, habe ich mich dazu entschlossen, die Gasflasche zu nutzen, anstatt sie wegzuwerfen. Zum Tauschen der leeren gegen eine volle Flasche benötigt man keine Dokumente. Den passenden Druckminderer hatte ich sogar an Bord. Weil die Flasche aber 2 – 3 cm zu hoch ist, passt sie nicht in das vorgesehene Gas-Abteil. Aber der Schlauch ist glücklicherweise lang genug und passt durch vorhandene Lücken, so daß ich die Flasche unterm Tisch anbringen konnte und sie so nicht stört.
Bestellt habe ich noch eine neue Rettungsinsel, denn die alte war von 2010 und der Service war seit 2 Jahren überfällig. Außerdem war der Kunststoffcontainer brüchig und nicht mehr dicht. Ein neuer Service schien mir nicht mehr angebracht, noch dazu war sie für 8 Personen. Bei Rettungsinseln ist größer nicht gleich besser, die Größe muß passen. Meine neue ist nun für 4 Personen und soll am Dienstag geliefert werden. Eigentlich war die Überfahrt hierher mit der alten Rettungsinsel schon gewagt. Ich bin nicht sicher, ob sie noch funktionieren würde.
Am Freitag, 11.02. kann ich hoffentlich meine Booster-Impfung bekommen. Das ist ja der Hauptgrund, warum ich so lange hiergeblieben bin. Für den Fall von Nebenwirkungen habe ich noch ein paar Tage draufgelegt und wenn alles gut ist will ich am Mittwoch, 16.02. ablegen.
Nebenbei habe ich noch erfahren, daß eine ehemalige Klassenkameradin hier auf Teneriffa wohnt und so habe ich gerade noch Gelegenheit sie zu besuchen. Das Ende meiner Schulzeit auf der Wilhelm-Wundt-Realschule in Mannheim-Neckarau liegt dieses Jahr tatsächlich schon 40 Jahre zurück.

PS: auch wenn ich nicht extra auf Kommentare oder Gästebucheinträge antworte, freu ich mich immer sehr darüber von den Lesern meiner Seite eine Rückmeldung zu bekommen. So weiß ich, daß die Arbeit, das alles zu schreiben es auch Wert ist. Sollten Klassenkameraden von der WWR-Schule das lesen, dieses Jahr soll zum 40sten ein Klassentreffen stattfinden. Wenn ihr mir schreibt, kann ich den Kontakt weiterleiten.

11.02.2022
Da wartet man 4 Wochen auf etwas und dann ist es in 3 Minuten erledigt.
Die Rede ist von meiner Booster-Impfung, also die 3. Impfung. Heute sind es genau 6 Monate seit der letzten Impfung und so konnte ich sie mir endlich hier in Santa Cruz abholen. Ich hatte noch vor drei Tagen versucht online einen Termin zu vereinbaren, aber da ich kein „Resident“ bin und deshalb keine Sozialversicherungskarte habe, ging das nicht. Also bin ich ohne Termin heute früh ins Impfzentrum und es war praktisch leer. Ich mußte nicht warten und deshalb war die eigentliche Impfung, mit Moderna-Impfstoff (wie ich es mir erhofft hatte), in 3 Minuten erledigt. Das Zertifikat kann ich mir morgen in einer Apotheke abholen. Leider gab es vor Ort keinen Eintrag in mein Impfbuch.
Nun bin ich gespannt, ob sich Nebenwirkungen bemerkbar machen.
Mein Boot muß ich bei Gelegenheit noch einmal abspritzen, denn der Calima hatte angehalten und es hat sich wieder eine leichte Sandschicht abgesetzt. Beim normalen Atmen habe ich nichts von dem Staub in der Luft gespürt, da half die Schutzmaske vielleicht auch.

13.02.2022
Ganz ohne Nebenwirkungen ging es bei der 3. Impfung leider nicht, aber sie sind nur leicht. Seit Samstag habe ich leichte Kopfschmerzen und ein allgemeines Unwohlseingefühl, ohne es genauer spezifizieren zu können. Aber es hätte mich nicht davon abgehalten, nach Gran Canaria zu segeln. Was mich davon abhält, ist die spanische Bürokratie. Am Samstag sollte ich mir das Zertifikat in einer Apotheke abholen können, enttäuschenderweise gab es da nichts im Computer von meiner Impfung. In der Apotheke, in der ich heute war, konnte sich die Senora nicht einloggen ohne meine DNI oder NIE Nummer, die ich natürlich nicht habe, da ich weder Einwohner Spaniens noch Resident bin. Die Nummer, die ich benutzte, um meine Impfung zu bekommen, hat ihr nicht genügt. Bei der Impfung selbst gab es ja keinerlei Beleg oder Eintrag in mein Impfbuch. Nun hoffe ich, daß da nichts schiefging und gehe morgen wieder ins Gesundheitszentrum, um dort das Zertifikat zu bekommen. Daumen drücken!
Da ich dann heute schon mal unterwegs war, bin ich noch zu dem „Africa“- Markt gegangen. Es ist kein Markt im eigentlichen Sinn, da er in festen Gebäuden stattfindet, aber in jedem Fall interessant und es gibt viel zu sehen. Vor allem werden Lebensmittel verkauft, viel Fleisch und Backwaren und auch fertige Gerichte zum Mitnehmen.
So wie es im Moment ausschaut mit der Wetter- und Windvorhersage, verschiebe ich meine Abfahrt auf Donnerstag, da ist der Wind nicht mehr ganz so heftig, aber immer noch genug zum Segeln. Ich gehe davon aus, daß zwischen den Inseln der Wind durch Düseneffekte eh etwas stärker ist als vorhergesagt.

15.02.2022
Ich schätze, ich habe die Nebenwirkungen der Corona-Impfung nun gut überstanden. Die Kopfschmerzen und das Unwohlsein sind weg, auch der leichte Druckschmerz um die Einstichstelle am Arm ist nicht mehr zu spüren. Also alles in allem waren es wirklich nur geringfügige Nebenwirkungen, die mich nicht umgehauen haben. Inzwischen bekam ich im Centro de Salud auch das Zertifikat, das allerdings nur eine Impfung beinhaltet, weil ich hier in Spanien eben nur die eine Impfung bekommen habe. Im geeinten Europa hätte ich mir ein Zertifikat gewünscht, das alle drei Impfungen ausweist, so muß ich nun immer zwei Zertifikate vorzeigen, das aus Deutschland mit den ersten beiden und das aus Spanien. Blöd, wozu gibt es dann ein europäisches Impfzertifikat?
Das Wetter spielt auch wieder nicht mit, kein Sommer, stattdessen dicke Wolken und Regen. Es ist wieder deutlich kühler geworden, nachts habe ich sogar den Heizlüfter laufen.
Ich hoffe, ich bekomme heute noch oder spätestens morgen meine neue Rettungsinsel. Am Donnerstag gehts los nach Puerto de Mogan auf Gran Canaria. Zuvor werde ich noch meinen Proviant aufstocken, hier gibt es jede Menge Supermärkte, Mogan ist ein kleines, malerisches Dorf, dort gibt es wahrscheinlich nur einen kleinen Mini-Markt.

16.02.2022
Heute war noch jede Menge zu erledigen, damit ich morgen nach Gran Canaria ablegen kann. Vor allem mußte ich auf der Mephisto wieder alles sicher verstauen, nachdem ich nun 6 Wochen hier in Santa Cruz gelebt habe und kaum auf sichere Lagerung achten mußte. Meine größte Sorge aber war die Rettungsinsel, die habe ich gerade eben noch geliefert bekommen (20:10 Uhr). Sie hing so lange bei der Transportfirma, bzw. beim Zoll fest, denn sie wurde vom Festland nach Teneriffa geliefert. Aber jetzt müßte alles OK sein und wenn nichts schiefgeht, bin ich morgen gegen 18:00 Uhr in Puerto de Mogan. Ihr werdet es erfahren.

18.02.2022
Alles gut gegangen, seit gestern, etwa 17:00 Uhr, bin ich in Puerto de Mogan. Ich stand extra früh auf, kurz nach 7 Uhr und nach einem schnellen Frühstück wurden die Festmacher teils entfernt und so angebracht, daß ich ablegen konnte. Das Stromkabel und alles was sonst noch rumlag wurde verstaut, warme Klamotten und meine Rettungsweste bereitgelegt. Der letzte Müll wurde entsorgt und die Karte zum Öffnen der Marinatüren im Büro abgegeben. Um 8:30 habe ich die Motoren angelassen und um 8:45 schwamm die Mephisto im Hafenbecken, weil ich erst alle Fender und Festmacherleinen verstauen mußte. Wenn man das alles alleine bewältigen muß kommt man dabei schon ins Schwitzen. Außerdem muß man ständig ein Auge aufs Boot haben, um nicht auf ein Hindernis zu treiben, bzw. auf alles um einen herum, weil plötzlich ein anderes Boot auftauchen könnte. Kurz nach 9 Uhr war ich durch den Industriehafen durch und auf dem offenen Meer.
Schon nach 25 Minuten gab es genug Wind um Segel zu setzen. Die Überfahrt war auf den ersten 42 von 50 nm recht flott, weil es ordentlich Wind gab, immer so zwischen 18 und 23 kn. Ich bin von Anfang an im 1. Reff gefahren, weil ich durch die Windvorhersage so etwas erwartet hatte. Ich hatte zwischendurch schon die Befürchtung, ich müsste noch ins 2. Reff gehen, weil Böen bis 26 kn kamen, aber das wäre sehr unangenehm und schwierig geworden und so bin ich das Risiko eingegangen im 1. Reff weiterzufahren. Man muß dazu wissen, daß ein Katamaran sehr viel leichter kentert als ein Monohull und bei der Überfahrt kamen die Wellen oft von der Seite. Wellen und Wind in dieser Konstellation sind daher nicht so ganz ohne, auch was die Belastung für den Mast betrifft. Es hat auch ganz ordentlich im Boot gescheppert, denn der Seegang war mindestens so rauh wie bei der Fahrt nach Madeira. Glücklicherweise ging nichts zu Bruch. Die Sonne schien, aber durch den starken Wind war es dennoch kalt und so hatte ich nicht bemerkt, wie mir die Sonne ins Gesicht brannte. Erst als ich im Windschatten von Gran Canaria war, wurde es warm und mein Gesicht brannte ein wenig. Der Wind hatte nun nur noch 8 – 10 kn und es ging recht langsam voran. Als der Wind weiter nach ließ und die Geschwindigkeit der Mephisto unter 3 kn lag, habe ich den Steuerbordmotor angelassen und die Segel geborgen. Die letzte Stunde wurde dann unter Motor zurückgelegt.
Unterwegs gab es wieder Begegnungen, einmal, aus weiter Ferne, mit einem seltsam anmutenden Schiff, das einen sehr hohen Turm hatte. Ich dachte erst es wäre eine Ölplattform, aber mit 7 Knoten wäre die viel zu schnell unterwegs. Tatsächlich war es ein Bohrschiff, wie ich später übers Internet herausgefunden habe, die West Carina.
Die zweite Begegnung war sehr viel näher, es haben sich wieder ein paar Delphine blicken lassen. Die waren eine ganze Weile neben und vor mir, aber leider sind sie nur schwer zu fotografieren, weil man sie ja erst außerhalb des Wassers sieht und dann sind sie auch gleich wieder untergetaucht.
Das Anlegen in der Marina war problemlos, es gab ja keinen Wind.
Das Liegen hier ist so völlig anders als in Santa Cruz. Zunächst bin ich hier nicht an einem Schwimmponton, der mit der Flut auf und ab steigt, sondern an einem festen Pier, nur das Boot bewegt sich auf und ab. Da müssen die Leinen lose bleiben, damit sich das Boot nicht aufhängt und mal muß ich eine Leiter hochklettern und mal kann ich fast einfach nur einen großen Schritt machen.
Die Touristen flanieren hier in Massen an den Booten entlang und man wird angegafft und hört was so alles erzählt wird, wenn ich es verstehen könnte.
Heute kamen tatsächlich Mannheimer aus der Gartenstadt vorbei und wir haben uns kurz unterhalten.
In San Tropez würde ich für so einen Liegeplatz ein Vermögen zahlen müssen.
In dem kleinen Ort gibt es bestimmt 30 Restaurants und Cafés, alles total touristisch. Außerdem scheint die Sonne, es gibt nicht ein Wölkchen und es ist warm, zumindest tagsüber. Leider sind die Duschen und Toiletten noch so, wie ich sie 2014, als ich schon einmal zum Segeln hier war, kennengelernt habe, gerade noch akzeptabel.



19.02.2022
Heute früh, als noch nicht so viele Menschen unterwegs waren, bin ich noch einmal durch den Ort gelaufen. Es gibt nicht nur jede Menge Restaurants und Cafés, sondern auch noch jede Menge Geschäft mit Dingen, die man nicht wirklich braucht, für Touristen eben; Souvenirs, Badesachen, Strandaccessoires, T-Shirts, Kosmetik und Taschen. Trotz der vielen Menschen tagsüber und Abends, ist es nachts ruhig. Die Restaurants schließen spätestens um 23:00 Uhr und dann ist Ruhe. Früher gehe ich eh nicht schlafen und laute Musik gibt es auch tagsüber nicht. Nur manche Leute, die sich unterhalten während sie vorbeigehen, haben ein lautes Organ.
Morgen geht es weiter nach Pasito Blanco. Ich hoffe sehr, daß die Marina in Ordnung ist, damit meine ich saubere Sanitäranlagen und wenig Schaukeln im Hafen, denn hier würde ich gerne vier Wochen bleiben. Es ist direkt neben Maspalomas und so ruhig die Marina selbst wohl ist, weil kaum Geschäft da sind, kann man leicht in den Trubel von Maspalomas und Playa del Ingles gelangen. Außerdem bekomme ich Besuch von meiner Schwester und für sie wäre es sicher nichts in einer Bucht zu liegen.
Leider hatte ich wieder Wasser im STB Maschinenraum von der Überfahrt. Ich bin sicher, es kam nicht von der Wasserpumpe. Meine neue Vermutung ist der Durchbruch für den Auspuff der Dieselheizung. Da der Seegang recht hoch war, lag der Auspuffstutzen wahrscheinlich öfter Unterwasser. Im Motorraum sah es zumindest so aus, als ob es an der Stelle naß wurde und es wäre leicht vorstellbar, daß die Metallmanschette nicht richtig abgedichtet wurde. Ich muß das weiter beobachten.
Ich habe hier sonst nicht viel zu tun und lese daher wieder stundenlang.

23.02.2022
Seit 3 Tagen bin ich nun schon in Pasito Blanco, wie die Zeit doch verfliegt. Heute ist es hier, bis auf das Windheulen, ruhig. Gestern wurde in der kleinen Werft direkt neben an heftig gearbeitet und das war laut, den ganzen Tag über. Dafür war es aber auch sonnig und windstill und ich konnte mich an Deck in die Sonne legen und lesen, ganz im Gegensatz zu heute. Es geht ein ordentlicher Wind, der einen schnell auskühlen läßt obwohl die Sonne scheint. In der ersten Nacht mußte ich noch am Tanksteg liegen bleiben, weil mein Platz noch nicht frei war. Mein Platz, inzwischen gegenüber der Tankstelle, ist allerdings nicht so ideal, weil er quasi in der Marinaeinfahrt liegt und damit etwas ungeschützt ist. Vielleicht habe ich Glück und es wird noch etwas anderes frei. Zumindest habe ich es nicht weit zu den Toiletten und Duschen und der kleine Supermarkt ist auch recht nahe.
Pasito Blanco ist eigentlich eine riesige, private Appartmentanlage, zu der eben auch die Marina gehört. Alles hier wirkt sehr gepflegt und sauber, die Zufahrt wird 24 Stunden bewacht und ist durch eine Schranke abgesperrt. Es gibt neben der Marina auch einen kleinen Strand, der zumindest zu Fuß frei zugänglich ist. Es liegt neben Maspalomas und könnte man am Strand entlang gehen, wäre der Weg nicht weit. Blöderweise gibt es aber einen Golfplatz, der bis zur Küste reicht und den Weg versperrt. Außen herumzulaufen ist mehr als doppelt so weit. Ärgerlich!
Bei der Fahrt hierher war das Meer recht ruhig und es kam kein Wasser in den STB Maschinenraum, obwohl die Maschine lief. Das erhärtet meinen Verdacht mit der Undichtigkeit am Auspuff der Dieselheizung. Sobald ich bei meinem stressigen Leben hier an Bord mal eine freie Minute finde, werde ich versuchen, die vorhandene Manschette ein wenig abzudichten. 🙂

Törn 1 – Kanaren

2.01.2022
Allen Lesern ein frohes und gesundes neues Jahr.
Ich hatte Silvester noch im Schatten des Montana Roja verbracht, genau gegenüber des Flughafens. Zum Jahreswechsel kamen einige an den Strand und haben am Lagerfeuer gefeiert. Die Bucht war auch mit sechs anderen Booten besetzt, was bemerkenswert war, weil die Tage zuvor sich kaum ein anderes Boot blicken ließ. Zum Jahreswechsel gab es hier auch ein wenig Feuerwerk, ansonsten war nicht viel los.
Am Neujahrsmorgen machte ich mich auf den Weg Richtung Norden. Hier sollte sich laut Wind- und Wellenvorhersage in den nächsten Tagen ein unruhigeres Meer ergeben und weiter nördlich bleibt es, wenn auch nur wenig, dennoch ruhiger. Auf der 3-stündigen Fahrt gegen den Wind, unter Motor, fuhr ich an einem Industriehafen vorbei, der wohl auch Bohrplattformen beherbergte. Es gab auf der Etappe nicht viel Abwechslung. Ich hoffte nur, daß in der Bucht auch Platz sein würde, denn ich hatte zum Ankern kaum eine Alternative. Glücklicherweise war die Bucht bei meiner Ankunft tatsächlich leer und ich konnte problemlos ankern. Ein kurzer Schnorchelausflug in dem klaren Wasser hat mich davon überzeugt, daß der Anker im Sand vergraben war. Allerdings ging unter dem Boot eine Pipeline ins Meer, die laut Karte eigentlich 100 – 150 m weiter südlich liegen sollte. Ich hatte mich extra weiter nördlich plaziert, um der Leitung nicht zu nahezukommen. So lag der Anker nun nur etwa 30 m entfernt und falls er rutschen sollte, könnte er sich in der Leitung verhaken. Keine Ahnung wie stabil so ein Ding ist. Ich hoffe, der Anker hält. Nachts kam noch ein Segelboot in die Bucht und blieb vor Anker. Ich bewundere die Crew, denn im Dunkeln würde ich nicht in so einer Bucht ankern wollen. Es ist gar nicht möglich, die Entfernung zu den Felsen an Land abzuschätzen, weil man sie nicht sieht und nur der Karte und GPS vertrauen?
In der Bucht gibt es einiges an Gebäuden und direkt dahinter jede Menge Windkraftanlagen. So dicht würden die Bewohner die Windräder in Deutschland sicher nicht akzeptieren. Leider ist die Wasseroberfläche hier in der Bucht sehr unruhig, die Mephisto schaukelt den ganzen Tag und die Nacht kräftig hin und her. Es war eine unruhige Nacht, obwohl der Anker hielt, aber das Geschaukel ist nervig. Nur wie gesagt, es gibt keine gute Alternative, bis zum 4.1. bleibe ich hier, ab dann habe ich eine Reservierung für die Marina in Santa Cruz.


Es ist jetzt 21:54 Ortszeit (22:54 Deutschland) und an Schlaf ist nicht zu denken.
Den ganzen Tag schon schaukelt die Mephisto in der Bucht von Abona auf den Wellen, aber seit Sonnenuntergang hat das noch zu genommen. Wind aus Norden und die Wellen, wenn auch nicht sehr hoch, aus Osten. Das bewirkt, daß die Mephisto die Wellen genau von der Seite abbekommt und dadurch enorm ins Wanken gerät. Es schwankt noch stärker als auf der Überfahrt von Madeira nach Teneriffa. Wenn der Wind auch aus Osten käme und die Wellen damit genau von vorne, wäre alles harmlos.
Vor mir liegt ein Monohull (also ein „normales“ Segelboot), das tanzt noch weitaus schlimmer auf den Wellen und schwankt wie im Sturm.
Ich schätze, es wird noch eine Weile dauern, bis ich schlafen kann.

3.01.2022
Was für eine Nacht. Das Schaukeln wurde gegen 1 Uhr noch stärker und irgendetwas hat gegen 2 Uhr laut gescheppert. Wahrscheinlich meine Töpfe im Schrank. Um 4 Uhr habe ich das letzte Mal kurz rausgeschaut, aber das Boot lag noch an seinem Platz, der Anker hält. Wenigstens etwas.
Die Wellen sind zwar nicht hoch, aber kurz (4 – 5 Sekunden) und das Boot schaukelt sich im Rhythmus auf. Auf der Überfahrt waren die Wellen viel höher, aber sehr lang (12 – 15 Sekunden), das war eher wie Wellenreiten. Ich hoffe, die nächste Nacht wird ruhiger und ab morgen in der Marina sollte ich wieder ruhig schlafen können. Es scheint nichts zu Bruch gegangen zu sein. Die Gläser im Schrank sind teilweise umgefallen, aber heil geblieben.
Dafür lege ich mich gleich ein wenig auf Deck in die Sonne (26 °C) und versuche den Schlaf nachzuholen.

4.01.2022
Letzte Nacht war nicht ruhiger, im Gegenteil, der Wellenschlag hatte noch zugenommen. Schlafen konnte ich deshalb nur wenig. Um dem möglichst schnell ein Ende zu setzen bin ich noch vor Sonnenaufgang aufgestanden und habe alles sicher verstaut, die Elektronik eingeschaltet und alles fürs Anker aufholen vorbereitet. Mit dem Morgengrauen um 8 Uhr war der Anker an Bord und ich, ohne Frühstück, unterwegs Richtung Norden, nach Santa Cruz. Sowohl Wind als auch Wellen waren stärker als gedacht. Selbst die Vorhersagen für nur einen Tag erweisen sich manchmal als recht unzuverlässig. Der Mittelteil der Strecke war so, wie vorhergesagt. Leider erwies sich das letzte Drittel, etwa eine Stunde vor Santa Cruz ebenfalls wieder als recht unruhig, mit viel Gegenwind. Kurz vor 13 Uhr kam ich im Hafen an und mußte noch etwas warten bis ich den Liegeplatz zugewiesen bekam. Bis die Mephisto dann vertäut in der Marina lag und ich den Papierkram erledigt hatte, war es fast 16 Uhr. Den Abend habe ich nur noch damit verbracht den Müll der letzten Woche zu entsorgen, mir etwas zu essen zu machen und das hier zu schreiben. Ich bin noch müde von den letzten beiden, kurzen Nächten. Deshalb gibt es morgen erst mehr und ein paar Fotos.
Nebenan liegt wieder ein AIDA Schiff und eins von TUI.

5.01.2022
Es ist unbeschreiblich, ich konnte ganz unbeschwert und ruhig schlafen. Die Mephisto liegt hier in der Marina nahezu bewegungslos. Wunderbar.
Das liegt daran, daß der Hafen in Santa Cruz so lange ist und die Marina ganz am Ende liegt. Der Schwell kommt gar nicht bis hierhin. Auch der Wind kommt bisher recht konstant aus einer Richtung und drückt das Boot leicht vom Steg weg, sodaß die Leinen gleichmäßig gespannt sind und das Boot nicht zwischen Fender und Leine hin und her federt.
Ich war heute in der Stadt unterwegs, zuerst am Hafen entlang, um die größeren Schiffe, die hier sind, zu sehen und dann ziellos durch die Stadt. Das TUI Schiff, das gestern noch zu sehen war, war heute schon weg. Die AIDAmira liegt noch am Kay und es tut sich dort nichts. Vielleicht auch wegen Corona?
Ein interessantes Schiff ist auch gerade hier, die Gorch Fock höchstpersönlich. Ich konnte kurz bei einer Wache nachfragen, warum sie hier liegt, ob etwas Besonderes hier passieren würde. Aber leider sind sie nur auf einem normalen Ausbildungstörn, mit einem kurzen Aufenthalt.
In Sichtweite liegt das Opern-Haus, direkt an der Hafeneinfahrt. Als ich hierherkam war ich froh es endlich zu sehen und zu wissen, der Hafen ist nahe. Es hat einen auffälligen Baustil und wird mit dem Opern-Haus in Sydney verglichen, wegen dieser seltsam anmuteten Betonbögen. Aber das in Sydney sieht nun schon ganz anders aus, wie ich finde und ist auch wesentlich größer. Aber auffällig ist es dennoch.
Vor 21 Jahren konnte ich, während eines Urlaubs in Australien, das Opern-Haus besichtigen und dort, während der Führung, die Story hören, wie Paul Hogan (Crocodile Dundee) in Australien so berühmt geworden ist. Keine Ahnung, ob das auch im Internet irgendwo steht, nur so viel, er war einer der Anstreicher der Sydney Harbour Bridge (steht direkt neben dem Opera-House) und während der Bauphase hat er mit seinen Kumpels gewettet, daß er in dem Ding singen würde, wenn es fertig ist. Er hat es getan, und zwar bei der Eröffnungsfeier, in Gegenwart der Queen. Natürlich hatte er dazu keine Einladung, sondern er hat sich einfach eingeschmuggelt und gesungen.
Santa Cruz selbst ist voller Leben und obwohl es heute sehr bedeckt war und nicht so warm, sind viele Menschen unterwegs, zum Essen oder einkaufen. Viele stehen vor den Geschäften Schlange, weil nach der Verschärfung der Corona-Regeln nur noch eine bestimmte Anzahl von Leuten in die Geschäfte dürfen. Es gibt hier wirklich viele Restaurants und Cafés und kleine Geschäfte mit allem, was man so braucht. Morgen ist hier Feiertag und ich bin gespannt welche Geschäfte dann noch aufhaben. Ich werde den Feiertag als Anlaß nehmen nichts zu tun und mich auszuruhen und zu lesen. Es gibt zwar wieder ein paar Sachen zu reparieren und in Ordnung zu bringen, aber das hat Zeit bis irgendwann später. Ich denke, ich werde eine Weile hier bleiben, da kommt es auf ein paar Tage nicht an. Zumal es gerade um einiges kühler geworden ist (nur noch 20 °C statt 26 °C), stark bewölkt und es soll regnen. Wenn der Wetterbericht stimmt, bleibt es die nächsten 3 Tage so, bevor es wieder sonnig wird.
So, ich mache mir nun etwas zu essen und verabschiede mich für heute, vielleicht auch für ein zwei Tage, denn wenn es regnet wird es nichts zu berichten geben.

PS: 19:35 Uhr, gerade verlässt die AIDAmira mit lautem Getute und Musik und voll erleuchtet den Hafen.

10.01.2022
Das ganze Wochenende über war das Wetter eher kühl, bewölkt und auch immer wieder ein leichter Nieselregen.
Auch heute ist das so, bei knapp 20 °C.
Heute war so ein Tag, an dem alles schiefgeht oder auch, an dem nichts klappt.
Mein wichtigstes Ziel war heute meine Booster-Impfung zu bekommen. Schon am Freitag war ich bei dem hiesigen Impfzentrum und habe nach einer Impfung gefragt. Die freundlichen Helfer dort sagten mir, eine Impfung kann ich nur bekommen, wenn ich in deren System bin. Dazu müsste ich mich im Centro de Salud (Gesundheitszentrum) anmelden. Also habe ich mich im Internet schlau gemacht und bin heute früh quer durch die Stadt dahin gegangen. Leider gibt es ein weiteres Centro de Salud, das sich hauptsächlich mit Impfungen befasst und das ist ganz im Norden von Santa Cruz. Dort angekommen wollte mich die Empfangsdame gleich wieder ins Impfzentrum schicken, aber mit etwas Spanisch und Englisch konnte ich ihr verständlich machen, daß ich dort schon war und mich erst hier anmelden muß. Sie ließ mich in den 1. Stock zur Anmeldung und die Señora da hat mich mit meinem Pass in ihr System aufgenommen. Freundlicherweise hat sie mir sogar direkt einen Termin fürs Impfzentrum eingetragen. Ich also wieder ganz in den Süden marschiert, rund 50 min. Fußweg und pünktlich am Impfzentrum angestellt. Mit den zuvor erhaltenen Dokumenten und dem Termin kam ich auch nach 10 Minuten schon dran. Ungünstigerweise gab es nur den Impfstoff von Pfizer, den ich auch schon bei meinen zwei Impfungen in Deutschland bekommen habe. Deshalb wäre mir Moderna eigentlich lieber gewesen, aber ich wollte nicht wählerisch sein. Ich saß also schon auf dem Stuhl, um die Spritze zu bekommen und mußte meinen Impfpass vorzeigen. Da kam dann der Hinweis, daß in Spanien erst 6 Monate nach der 2. Impfung die 3. Impfung verabreicht wird. Meine Impfung war im August, also erst 5 Monate zuvor. Mein Hinweis, daß in Deutschland wegen Omikron schon nach 3 Monaten geimpft wird, half nicht, denn wir sind hier in Spanien und deshalb gelten die spanischen Vorschriften.
Tja, also 3 Stunden hin und her laufen umsonst, erst zum 11.02.2022 kann ich mich zum Impfen anmelden. Das ist der Tag, zumindest bisher, an dem meine Liegezeit in der Marina endet.
Das Zweite, das ich heute wollte, war Ersatz für mein defektes 12V-USB Ladegerät, zum Einbau in eine Konsole. Dies war leider auch nicht zu kriegen.
Das Dritte waren 2 Ölfilter für meine Dieselmotoren, damit ich einen Ölwechsel machen kann, auch Fehlanzeige.
Ich muß mal im Marina-Büro nachfragen, ob ich mir Pakete hierherschicken lassen kann. Denn im Internet sind die Teile alle verfügbar.

12.01.2022
Heute Vormittag kam ein Marina-Mitarbeiter vorbei und hat mir einen neuen Liegeplatz angeboten. Endlich. Bisher mußte ich immer um das Marina-Hafenbecken herumlaufen, um zu den Toiletten, Duschen oder in die Stadt zu kommen. Da ich ja aber noch 4 Wochen hier bin und wegen der Impfung vielleicht noch ein paar Tage obendrauf, wollte ich gerne auf die andere Seite (siehe Position auf Homepage) verlegen. Das hat nun heute problemlos geklappt. Auch scheinen die Stege hier stabiler zu sein, denn sie haben keine Holzlatten als Laufweg, sondern Betonplatten. Anders als in Garachico ist der Preis hier immer der gleiche, egal wie oder wo am Steg man liegt. Übrigens ist der Liegeplatz mit rund 35,- €/Tag hier erheblich günstiger, erheblich ruhiger (Wasserbewegung) und die sanitären Anlagen erheblich besser. Ganz zu schweigen von dem, was die Stadt bietet.
Nach 3 Tagen kreuz und quer durch die Stadt laufen, habe ich indessen wenigstens die Ölfilter und Dichtungsringe für die Wasserpumpe bekommen. Ich hoffe damit bekomme ich endlich meinen Motorraum an Steuerbord trocken, denn hier leckt die Wasserpumpe ein wenig. Ich hoffe den USB-Lader finde ich auch noch. Motoröl ist glücklicherweise kein Problem, hier geht es eher um den günstigsten Preis.
Gefunden habe ich auch einen Laden mit Stoffen, denn ich will versuchen mir neue, lichtdichte Vorhänge zu nähen. Der Stoff wurde bestellt und soll bis Freitag da sein. Das erste Mal, daß ich meine Nähmaschine ausprobiere. Ich hoffe, ich nähe mir nicht die Finger zusammen.
Beim durch die Stadt laufen entdecke ich immer mal wieder einen der kleinen Parks hier in Santa Cruz. Ein willkommener Ort, um sich zwischendurch auszuruhen.
Schon letzte Woche war Mein Schiff von TUI hier und seit heute ist die Queen Elizabeth meine Nachbarin.


15.01.2022
Seit gestern ist es vorbei mit der Ruhe. Der Wind hat stark zugenommen und so kommen keine Wellen vom Atlantik bis in die Marina, sondern sie entstehen in der Marina selbst. Die Boote werden hin und her geworfen und zerren an ihren Leinen. Das sorgt im Inneren für jede Menge Krach, denn das Knarren der Leinen überträgt sich über die Klampen auf den Rumpf und wie bei einer Violine wirkt der Rumpf als Resonanzkörper. Außen ist das nur wenig zu hören, aber innen kann man kaum schlafen. Dazu kommt noch das Quietschen des Stegs selbst, der ja auch ständig in Bewegung ist.
Von der Mephisto am alten Liegeplatz hatte ich gar keine Fotos gemacht. Jetzt liegt sie am Ende des Steg 2, weit weg von den Schaulustigen, manchmal lauten Besuchern der Marina, aber immer noch recht nahe zu den Duschen und der Stadt.
Angekommen ist wieder ein Segelschulschiff, diesmal aus Mexiko, die Cuauhtémoc. Sie trägt den Namen des letzten aztekischen Herrschers, Kaiser Cuauhtémoc, der 1525 von den Spaniern gefangen genommen und hingerichtet wurde. Anders als die Gorch Fock, an derselben Stelle gelegen, still und leise, veranstaltenden die Mexikaner einen riesen Zirkus mit Flaggen und lauter Musik.
Inzwischen habe ich den Dichtungsring und den Impeller an der Steuerbordmaschine ausgetauscht. Während der Impeller noch in Ordnung war und weiterhin als Ersatzteil an Bord bleibt, war der Dichtungsring längst überfällig. Man kann deutlich sehen, daß die Feder im Inneren bereits gebrochen ist. Ich habe darüber nachgedacht an der Backbordmaschine die Teile auch auszutauschen, es dann aber verschoben. Der Impeller war noch einwandfrei und ich gehe davon aus, daß er auf Backbord auch in Ordnung ist. Die Bilge dort ist trocken, also ist der Dichtungsring auch noch OK. Im Herbst kommt das Boot sowieso in Portimao an Land, um die Unterwasserrümpfe neu mit Antifouling zu versehen. Ich hoffe bis dahin hält das und dann tausche ich die Teile aus. Falls nicht, habe ich ja nun das Ersatzteil an Bord.
Auch die Ölfilter werde ich nicht tauschen, sondern nur das Öl. Die montierten Filter sind nicht die für diese Maschinen vorgesehenen, sondern größere, auch von Volvo Penta. Da die größeren Filter auch länger halten, lasse ich die auch bis zum Herbst drin.
Über das Internet hatte ich etwas außerhalb von Santa Cruz einen Campingausrüster gefunden, der den USB-Lader für 12 V Anschluß haben soll. Um dahin zu kommen, aktivierte ich mein Faltrad und machte mich auf den Weg. Das war etwas abenteuerlich, weil außerhalb der Stadt keine Fahrradwege mehr zu finden waren. Aber es hatte sich gelohnt, der Laden hatte wie selbstverständlich das Teil. Ich war entzückt. Allerdings hatte es der Heimweg in sich, über eine Schnellstraße, bergab, mit meinem neuen Geschwindigkeitsrekord von 72 km/h. Kurz darauf gab es einen Knall und mein Hinterrad wurde auf einmal sehr instabil. Glücklicherweise hatte ich zu dem Zeitpunkt nur noch ca. 40 km/h drauf und es ist nichts weiter passiert. Nach Untersuchung des Reifens kam ein Metallstift im Reifen zum Vorschein und ich mußte nun den Rest des Weges zu Fuß zurück. Es ging an der Küste und dem Hafen entlang, wieder an dem Opernhaus vorbei.
An Bord wollte ich gleich den Schlauch flicken, aber es zeigte sich im Mantel auch ein langer Einschnitt. Anscheinend war ich da nicht nur in den Metallstift gefahren, sondern hatte auch eine Glasscherbe oder ähnliches erwischt. Eine Reparatur war also nicht möglich, deshalb suchte ich im Internet gleich nach einem Fahrradladen. 30 Minuten Fußmarsch entfernt gab es einen und ich hatte tatsächlich Glück, der erste Laden hatte, was ich brauchte, Schlauch und Mantel. Ohne langwieriges Suchen direkt zum Boot zurück und das Fahrrad war bald wieder einsatzbereit.
Anstatt Brot einzukaufen, wollte ich auch mal meinen Gas-Backofen ausprobieren und habe eine Brotbackmischung aufgemacht. Der Teig war mit dem elektrischen Handrührer schnell geknetet. Es dauerte tatsächlich eine Weile bis der Backofen auf Temperatur war. In weiser Voraussicht hatte ich mir schon in Deutschland einen Thermometer für den Ofen gekauft, sonst hätte ich nie die richtige Temperatur gefunden. Der Backofen selbst hat nichts, um die Temperatur zu bestimmen.
Gestern Abend haben die Mexikaner gleich wieder von sich hören lassen und nun ihr Schiff auch in die Nationalfarben Rot-Weiß-Grün getaucht. Es gab eine größere Party an Bord, mit Musik und vielen Gästen. Ich bin nicht sicher, ob alle Masken getragen haben.

17.01.2022
Und wieder eine Nacht mit wenig Schlaf, zumindest nicht am Stück. Der Wind ist schon heftig und weil er direkt von Süden kommt, also direkt von vorne, schiebt er die Mephisto von rechts nach links und von links nach rechts. Dabei ruckt sie entweder in die Festmacherleinen oder die Fender. 123 Mal passiert das mehr oder weniger sanft, aber einmal eben auch heftiger und schon ist man wach.
Mit dem Wind kam auch schlechtes Wetter mit Regen, dunklem Himmel, Nebel und Temperaturen um 17 Grad tagsüber. Das Wasser in der Marina ist dunkel und trübe geworden. Es riecht auch ein wenig faulig und sieht schmutzig aus. Keine Ahnung warum.
Bei dem Wetter macht es eh keinen Sinn an Land zu gehen. Stattdessen nähe ich meine Vorhänge für meine und die Gästekabine. Die alten sind nicht kaputt oder schmutzig, sie lassen nur zu viel Licht durch. Der Stoff ist einfach zu lichtdurchlässig und bei den kleinen Vorhängen am Heckfenster kommt hinzu, daß sie zu weit vom Fenster weg sind. Der Stoff, den ich gekauft habe, läßt kein Licht durch und so muß ich die Vorhänge an den Seitenfenstern nur in der gleichen Größe nachnähen. Die Vorhänge der Heckfenster mache ich ein ganzes Stück größer, so kann ich sie mit Klettband am unteren Rand fixieren und damit das Fenster komplett abdecken. Das Zuschneiden ist ein wenig schwierig, weil der Stoff riesig ist im Vergleich zu meinem kleinen Tisch. Ich kann den Stoff in der vorgesehenen Größe nicht komplett auf dem Tisch ausbreiten und so sind die rechten Winkel und Maße eher geschätzt als gemessen.
Was ich nicht an Bord habe sind Stecknadeln, deshalb benutze ich die Sicherheitsnadeln aus dem Erste-Hilfe-Kasten um den Stoff abzustecken, das funktioniert auch.
Die Nähte sind sicher nicht perfekt, aber dafür, daß ich das erste Mal überhaupt mit der Nähmaschine gearbeitet habe und den eingeschränkten Möglichkeiten hier an Bord, ist das Ergebnis ganz OK.
Ich hoffe der Wind läßt bald nach und die Sonne kommt zurück. Das Wetter habe ich so nicht bestellt.

20.01.2022
Im Moment tut sich nicht viel, ich arbeite so ein wenig am Boot. Heute habe ich bei der Steuerbord-Maschine das Öl gewechselt und ein wenig umgeräumt. Leider war wieder Wasser im Motorraum und ich weiß nicht woher. Es kam sicher nicht aus der Wasserpumpe. Vielleicht von dem Regen der letzten Tage, denn ich hatte den Eindruck, daß es nicht ganz so salzig schmeckt.
Ich lese viel und bin wenig unterwegs. Das gedämpfte Wetter wird wohl noch eine Woche anhalten. Zumindest ist es wieder etwas ruhiger geworden, der Wind hat nachgelassen und ich kann nachts durchschlafen.
Ich bin gespannt, ob der Carneval hier dieses Jahr stattfindet und in welcher Form. Falls er stattfindet bleibe ich vielleicht noch hier.

23.01.2022
Nun habe ich nachgeholt, was eigentlich schon überfällig war, der Besuch des Pico del Teide, Spaniens höchster Berg, auch wenn es ein Vulkan ist.
Man kann da mit öffentlichen Bussen hinfahren, morgens kurz vor 9 Uhr fährt er in Santa Cruz ab. Gegen 11:30 Uhr, mit etwas Verspätung, kam ich, nach einmal Umsteigen, auf dem Parkplatz an. Mit dem Auto wäre ich nicht viel schneller gewesen. Der Nachteil bei den öffentlichen Bussen ist, es fährt nur einmal einer rauf und wieder runter. Zurück geht es 16:05 Uhr, bis dahin sitzt man da fest und glücklicherweise habe ich nicht herausgefunden was passiert, wenn man den verpasst.
Es gibt viele Wanderwege durch die Caldera, an mehreren Haltestellen. Ich bin bis zur Endhaltestelle gefahren und dort dann einem Rundweg durch die Einöde gefolgt. Knapp 3 Stunden auf den teils losen Felsen, bergauf und begab haben mir gereicht. Die Bilder seht ihr ja. Ich war froh, daß ich noch eine extra Jacke eingepackt hatte, denn es war kalt da oben. Im Schatten auf dem Wanderweg habe ich eine gefrorene Pfütze gefunden. Wenn man dann zwischendurch wieder aus dem Schatten in die Sonne kam, konnte man sich aufwärmen. In jedem Fall braucht man gutes Schuhwerk, der Wanderweg war nur zu einem kleinen Teil leicht zu gehen. Der größere Teil ging über schroffe Felsen und grob angelegte Treppenstufen.
Zu Hause angekommen, gegen 19:30 Uhr war ich für den Tag durch, nur noch was zu essen machen und entspannen. Zumindest hatte ich mir den richtigen Tag ausgesucht, am Teide blauer Himmel und Sonnenschein, kein Regen.

30.01.2022
Das Wetter ist noch immer bescheiden, deshalb ist in den letzten Tagen nicht viel passiert. Ich war meistens auf der Mephisto und habe viel gelesen. Gerade arbeite ich mich durch die Werke von Tom Clancy.
Gestern kam erschwerend hinzu, daß die Luft mit Sand angefüllt war. Sand aus der Sahara, der mit dem Calima von Osten kam und die Regierung hier auf der Insel zu einer Warnung vor zu viel Aktivität im Freien genötigt hat. Heute kann man die Ablagerungen überall sehen. Da ich morgen wohl eh meinen Wasserschlauch anschließen muß, um meinen Tank wieder aufzufüllen, werde ich wohl auch das Boot mal abspritzen.
Um wenigstens etwas zu tun und weil es ein wenig wärmer war als die letzten Tage, besuchte ich heute das Naturkundemuseum hier in Santa Cruz. Es ist nicht sehr groß, in zwei Stunden hat man alles gesehen. Obwohl alles nur in Spanisch beschrieben ist, kann man doch eine Menge auch in Deutsch und anderen Sprachen erfahren, durch deren internes WiFi (WLAN)-System. Mit dem Handy erhält man Zugang und kann sich dann, wie bei einer Führung, die Erklärung zum Rundgang anhören. Das war durchaus interessant.
Es begann mit der Entstehung und Besiedelung der Inseln. Von Ost nach West werden die Inseln immer jünger. Während Fuerteventura etwa 20 Millionen Jahre alt ist, ist El Hierro mit 1 Million Jahre die jüngste Insel.
Interessant fand ich die alte Karte der Welt. Es scheint der Wissensstand von etwa 1800 n.Ch. zu sein, wer genau hinschaut, kann entdecken, wo die Arier tatsächlich herkommen. Und das ist nicht Deutschland.
Viele Vogelarten nutzen die Kanarischen Inseln nur als Zwischenstopp, andere leben hier das ganze Jahr über. Viele der Echsenarten sind endemisch, d.h. sie kommen in dieser Art nur hier auf den Kanaren vor. Kann man sich durch die isolierte Lage gut vorstellen und ist ähnlich wie auf den Galapagos-Inseln.
Die früheren Ureinwohner, die Guanchen, haben ihre prominenten Toten einbalsamiert und so für Mumien gesorgt, die Wissenschaftler heute ausgraben können. Der Grad der Wichtigkeit einer Person kann durch die Anzahl der Umhüllungen der Mumie bestimmt werden.
Wenn man sich vorstellt, daß in den Tiefen um die Inseln solche Riesenkragen herumschwimmen, dann verschafft einem das schon ein komisches Gefühl, oder? Kleine Schätze kann man auch an Land finden, wie die Gesteinssammlung im Museum zeigt.
Inzwischen hat der Bürgermeister den offiziellen Karneval auf Juni verschoben. Es wurde damit begründet, daß nicht abzusehen ist, wie sich die Lage weiter entwickelt, und auch damit argumentiert, daß die unterschiedlichen Gruppen, sich wegen der Einschränkungen, nicht vorbereiten oder trainieren konnten. Deshalb werde ich wohl zur Mitte des Monats, nach meiner Booster-Impfung, in Richtung Gran Canaria aufbrechen.

Törn 1 – Madeira + Kanaren

1.12.2021
Nun ist es bald an der Zeit abzulegen, zum ersten Törn überhaupt mit dem Boot und dann geht es gleich über 500 nm nach Madeira. Langsam werde ich ein wenig nervös. Geplant war der Start eigentlich für heute, aber die Wellenvorhersage, mit 4 bis 4,5 m Wellen auf dem Atlantik hat mich zu nervös gemacht. Deshalb soll es nun am Freitag losgehen, mit nur 2 – 2,5 m Wellen und stetigem Wind aus Nord – Nordost und 15 – 20 kn. Ich hoffe sehr ich werde nicht seekrank.
Die letzten Arbeiten sind soweit abgeschlossen, auch meine neuen Sitzkissen wurden endlich geliefert. Das war ein zähes Ringen mit dem portugiesischen Sattler. Er hat den Termin letzte Woche etwa sechsmal verschoben. Erst war er mit was anderem beschäftigt, dann zu einer Untersuchung im Krankenhaus, dann war eine Maschine kaputt, dann noch eine andere Maschine, die nicht richtig funktionierte und immer hieß es Manana. Ich dachte schon ich müßte ohne Kissen abfahren. Ich habe inzwischen jede Menge Flaschen mit Wasser und Cola und einige Dosen Radler, sowie Milch und Orangensaft aufs Schiff geschleppt. Auch einiges an Proviant, aber die frischeren Sachen kaufe ich morgen noch ein. Außerdem koche ich morgen einen großen Topf mit Chilli con Carne, dann muß ich das unterwegs nur warm machen. Der Einkauf soll nicht nur für den Törn selbst reichen, sondern so lange wie möglich, denn hier ist das Einkaufen einfach und ich kenne die Geschäfte. Auf Madeira weiß ich nicht, was mich erwartet und so muß ich mir über das Einkaufen erstmal keine Gedanken machen.
Auf einem Nachbarboot ist die Weihnachtsstimmung schon deutlich zu sehen. Die vielen Lichterketten aufzuziehen war sicher nicht einfach.

2.12.2021
Die Marinagebühren sind bezahlt, der Kühlschrank ist voll, der Wassertank auch und natürlich habe ich auch den Dieseltank bis obenhin voll. Morgen früh gehts nun los nach Madeira. Um unterwegs nicht groß kochen zu müssen, habe ich heute einen großen Topf mit Chili con Carne vorbereitet.
Meine größte Sorge ist, nicht mit irgendetwas zu kollidieren, wenn ich schlafe, nicht von Bord zu fallen und nicht seekrank zu werden. Dann schaffe ich es auch ohne Probleme nach Madeira.
Eine kleine weitere Sorge sind die Orcas hier an der Küste. Es gibt einige Berichte, daß immer wieder Orcas die Boote attackieren. Dabei haben sie es auf die Ruderblätter abgesehen. Die Fachleute wissen noch nicht wirklich, warum die Orcas das tun. Dabei kann am Boot leider erheblicher Schaden entstehen und einige mußten in einen Hafen geschleppt werden, weil sie nicht mehr aus eigener Kraft zurückkamen. ( https://www.orcaiberica.org/orcas-and-boats )
( https://www.yachtingworld.com/cruising/orca-attacks-rudder-losses-and-damage-as-incidents-escalate-133968 )

Ich hoffe das bleibt mir erspart. Ich werde also die nächsten 4 Tage unterwegs sein. Wenn alles gut geht und ich auf Madeira auch wieder Internet via Mobilfunk empfangen kann, dann kommt mein nächster Bericht am Dienstagabend oder vielleicht Mittwoch. Da das Wetter ab Mittwoch erst einmal stürmisch wird, sogar mit 6 m Wellen, bleibe ich in Madeira bis die See wieder ruhig ist. Wahrscheinlich 5 – 6 Tage, also vermutlich bis zum 12.12.

7.12.2021
Vielen Dank für die guten Wünsche und Kommentare. Ich freue mich immer, wenn ich das lese, denn dann weiß ich auch, daß andere lesen, was ich schreibe und nur deshalb macht es ja Sinn zu schreiben.
Für heute nur so viel, ich bin heil in Madeira angekommen und liege nun sicher in der Marina Funchal. Die Überfahrt war schwierig für mich. Da alleine auf dem Boot und ohne viel Erfahrung bin ich an meine Grenzen gekommen. Nach vier Nächten ohne echten Schlaf bin ich sehr müde. Alles Weitere schreibe ich später. Grüße an die Leser.

8.12.2021
Heute geht es mir schon wieder viel besser und die leichte Lethargie der Tage der Überfahrt sind vorbei. Ich bin schon ein wenig an der Promenade in Funchal entlang geschlendert und habe mir ein Eis gegönnt.
Aber fangen wir am Freitag an, mit dem Auslaufen aus der Marina in Lagos. Ein sonniger Tag mit zunächst wenig Wind, der das Ablegen und Ausfahren aus der Box einfach machte. Auf dem Meer angekommen bin ich zunächst unter Motor gefahren, denn der Wind war mit 3 – 4 Knoten zu lau um zu segeln. Nach kurzer Fahrt die erste Überraschung, der Tiefenalarm ging an. Die Anzeige zählte hoch von 78 m auf 25 – 17 – 12 – 9 – 2 m, an einer Stelle wo laut Karte nichts sein durfte. Ich konnte das nicht einfach ignorieren, habe abgestoppt und bin nach Steuerboard ausgewichen. Gleich darauf zeigte die Tiefe wieder mehr als 30m an. Als ich nach Backboard zurücksteuerte und wieder Gas gab, das gleiche Spiel noch einmal, bis auf 1 m.
Ich bin einen großen Bogen gefahren und zurück auf Kurs, mit erhöhtem Puls. Keine Ahnung was das war, ein U-Boot hatte ich nicht bemerkt. Ich hoffte jedenfalls, daß mein Tiefensonar nicht defekt war.
Nach etwa 2 Stunden kam Wind auf, sodaß ich das Code Zero (ein größeres Vorsegel für leichten Wind) und das Großsegel setzen konnte.
Soweit alles Prima. Bei 12 – 15 kn Wind hatte ich es auf beachtliche 8 kn Geschwindigkeit gebracht, und zwar genau in die Richtung, die ich wollte, 210 Grad, um ein Verkehrstrennungsgebiet südlich von Lagos nicht zu durchqueren. Drei Stunden später nahm das Schicksal seinen Lauf, der Wind wurde zu stark für das Code Zero und ich mußte es einholen. Eingeholt wird es über einen Furler, eine Seiltrommel, die eine Leine aufrollt, wenn das Segel gesetzt wird. Holt man das Segel ein, wird diese Leine wieder abgerollt und das Segel rollt sich auf. Bei mir war die Leine vollständig abgerollt und ein großer Teil des Segels noch nicht wieder aufgerollt. Durch den starken Wind hatte sich das Segeltuch enger, dichter aufgerollt als zuvor. Ich hatte noch zweimal versucht, das Segel wieder ausrollen zu lassen und erneut einzurollen, dadurch war der Rest, flatternd im Wind, zwar kleiner geworden, aber nicht ganz drin. Da der Wind inzwischen bei etwa 20 kn blies, war das Flattern heftig. So heftig, daß das Tuch meinen Radarreflektor von der Saling fegte und langsam in Fetzen ging. Das Segel mußte komplett runter, und zwar schnell. Ich ging also vor an den Mast, bei inzwischen Wellen von etwa 2 m, und löste die Leine, um das Segel nach unten zu ziehen. Dabei war es wichtig darauf zu achten, daß die Spannung im Fall aufrechterhalten wurde, damit der Wirbel, mit dem das Code Zero am Fall fixiert war, nicht in der Gegend herumschlug. Das Ding ist aus Stahl, etwa 1 kg schwer und bei dem Wind konnte es leicht mein Radardom zerschlagen oder meinen Schädel. Alleine was schon der Stoff des Code Zero bei dem Radarreflektor angerichtet hat, ermahnte mich vorsichtig zu sein. Am Ende war das Segel unten und ich hatte es entlang der Kabine bis ins Cockpit verstaut, ohne daß es Schaden anrichten konnte. Erst mal durchschnaufen. Ich war am Schwitzen. Jetzt noch die Fock setzen, aber nicht ganz, nur etwa 2/3 bei dem Wind und das Großsegel mußte ins erste Reff. Auch das war sehr schwierig bei der Welle, aber gelang recht gut, weil ich ja die Markierungen für die Reffe am Fall angebracht hatte. Weiter ging’s bei immer noch guter Fahrt, um 6 – 7 kn. Durch das Manöver war ich naß geworden, deshalb wurde mir auch kalt und die Seekrankheit kam deutlicher durch, so ging es in die erste Nacht. Die Wellen waren unangenehm, auch weil man nichts sehen konnte, was mehr als 4 – 5 Meter vor mir war. Also nicht einmal meinen eigenen Bug und dennoch fuhr ich mit 6 kn durchs Meer ohne zu ahnen, ob etwas im Wasser schwimmen würde. Ich hatte das früher durchaus schon erlebt, aber da war es nicht mein Boot und ich war nicht alleine. Gegen Mitternacht erwärmte ich mir eine Schale Chili con Carne in der Mikrowelle. Ab etwa 3 Uhr setzte ich einen Timer auf meinem Handy mit 45 Minuten. Andere Segler meinten zwar es sollten 20 oder höchstens 25 Minuten sein, aber das war mir dann doch zu kurz. Das bedeutet, alle 45 Minuten wurde ich geweckt (hoffentlich), um dann einmal Rundumschau zu halten, ob etwas in der Nähe war und danach konnte ich wieder einnicken. So wird verhindert, daß man in die Tiefschlafphase abrutscht und nichts mehr mitbekommt. Schon in der ersten Nacht erfuhr ich, wie wichtig das war, als ich vom AIS Alarm geweckt wurde. Gegen 6 Uhr hatte sich ein Schiff bis auf weniger als 1 nm (1852 m) genähert und ich wachte durch den Alarm auf. Aber es zog ohne Probleme vor mir vorbei und verschwand wieder in der Nacht. Damit war der erste Tag vorüber und ich hatte ein ETMAL (Wegstrecke an einem Tag) von 135 nm geschafft.
Der 2. Tag war ereignislos, ich hielt die Segelstellung auf Backbord bei, Groß im 1. Reff, Fock nun voll gesetzt und der Wind war zunächst recht konstant zwischen 8 und 12 kn. Eigentlich konnte ich das Groß wieder voll setzen, aber ich war alleine, wozu ein Risiko ein gehen. Der Wind konnte plötzlich wieder auffrischen und für die Nacht würde ich in jedem Fall wieder reffen, deshalb ließ ich es wie es war. Erstmal verspeiste ich noch mehr Chili und dazu eine Banane und Kekse. Ich war froh, daß ich trotz leichter Seekrankheit, während der gesamten Überfahrt, essen und arbeiten konnte. Aber ich habe mich nie sehr lange unter Deck aufgehalten. Ein leichtes Grummen im Magen war immer da und ich wollte es nicht zu einem Brüllen werden lassen. Gegen 21 Uhr gab der Wind stark nach, Flaute bei 4 kn und ich ließ die Backbord-Maschine laufen. Die generiert auch Strom, denn der Autopilot schluckte viel Strom und die Batterien waren bei etwa 70%, was noch Ok war. Der Wind nahm nach 2 Stunden wieder zu und ich stellte den Motor ab. Die Wellenbewegungen und Höhe hatten unangenehm zu genommen und bis zum Morgen blieb es so. ETMAL am 2. Tag war nur 98 nm.
3. Tag, der Wind hatte aufgefrischt und lag bei 15 kn, leider drehte er und kam langsam aus der falschen Richtung. Wind direkt von hinten kann ich mit dem Kat nicht segeln. Man kann es mit dem richtigen Segel, einem Spinnacker oder Parasailor, wenn der Wind nicht zu stark ist, aber ich kann es nicht, weil alleine, noch nie gemacht und der Wind zu stark war. Das Segel ist sogar an Board. Etwa 3 Uhr, Stock finster und der Wind nahm weiter zu, mir blieb nichts anderes übrig, ich mußte das Groß weiter reffen. Jetzt wäre ich lieber zu Hause, gemütlich vor meinem Kamin beim Fernsehen. Der Autopilot machte fatalerweise nicht was er sollte, das Boot im Wind halten. Beim herablassen des Groß kam Wind hinein und es brach nach Steuerbord aus. Die Leinen, die die Lazzy Jacks hielten, rissen auf der Steuerbordseite, so daß das Segel unkontrolliert über das Deck wehte. Das war der Moment, in dem ich tatsächlich Angst bekam. Bei 23 kn Wind gelang es mir wirklich, mit letzter Kraft den Ring für das Reff am Baum einzuhaken. Beim Spannen des Großfalls merkte ich, daß es der Ring für das 3. Reff war, nicht das 2. Egal Hauptsache sicher. Mir war jetzt schon klar, daß ich ohne die Lazzy Jacks später Probleme haben würde. Noch die Fock weiter reffen, dann ging es erst einmal weiter.
2 Stunden später drehte der Wind so weit, daß ich die Fock ganz einholen mußte und dafür die Motoren anließ. Natürlich konnte ich vor dem Wind kreuzen, aber dann würde der Weg so lang werden, daß ich es auch mit guter Fahrt nicht nach Madeira schaffe, bevor die 4 – 6 m Wellen mich erreichten. Es blieb schon beim Start nur ein sehr kurzes Zeitfenster, ich mußte bis Dienstagabend in Madeira sein, spätestens Mittwochfrüh. Gegen Mittwochmittag kam das Schlechtwettergebiet mit starken Wellen und 25 kn Wind vor Madeira an.
4. Tag, noch 153 nm bis Madeira. Ich fuhr den direkten Weg mit Motor. Das Groß im 3. Reff unterstützte bei Rückenwind noch ein wenig, die Fock blieb eingerollt, weil sie nur noch im Wind von hinten flattern würde. Das blieb so den ganzen Tag. Ich hatte kurz überschlagen, ob mein Diesel bis Madeira reichen würde und ich dachte ich würde sogar nur etwa den halben Tank verbrauchen. Mit der Geschwindigkeit von etwa 5,5 bis 6 kn müßte ich auch zeitlich hinkommen.
5. Tag, 35 nm bis Funchal. Inzwischen hatte der Wind so weit gedreht, daß auch das Groß nicht mehr oben bleiben konnte, es mußte runter. Jetzt kam der Ärger mit den fehlenden Lazzy Jacks. Wie erwartet legte sich das Groß beim Ablassen Steuerbord über das Deckshaus, weil die Segeltasche zur Aufnahme fehlte, und lies sich durch den Wind kaum bändigen. Auch hier kam ich mächtig ins Schwitzen bis es mir endlich gelang das Großsegel mit einer Leine zusammenzuschnüren und am Baum notdürftig festzuzurren. Jetzt wurde es noch einmal knapp, denn bis 18 Uhr mußte ich die Marina erreicht haben, sonst mußte ich mir noch einen Ankerplatz suchen, bis Mittwochfrüh. Glücklicherweise war das nicht nötig. Unterwegs hatte ich die Drehzahl des Motors ein wenig erhöht und dazu kam starker Rückenwind. So war ich ziemlich genau um 17 Uhr an der Tankstelle in Marina do Funchal und füllte direkt den Diesel wieder auf, 91 l. Erstaunlich wenig, etwa 2 l/h und Motor und 250 l fasst der Tank. Überraschenderweise war der Diesel hier billiger als auf dem Festland, 1,505 € zu 1,693 € in Lagos.
Danach zeigte mir der Marinero noch meinen Liegeplatz und nahm die Festmacherleinen an. Ich war am Ziel angekommen und müde und fix und fertig und wollte eigentlich duschen. Aber ich durfte nicht an Land. Erst mußte ich mein Impfzertifikat, die Papierversion, an die Polizei schicken, zusammen mit meinem Reisepaß und den Schiffspapieren. Schicken heißt per WhatsApp abfotografieren. Ich war heil froh, daß ich das Impfzertifikat überhaupt dabei hatte. Nachdem ich es mit der Luca App und Corona App gescannt hatte, war ich schon am überlegen, ob ich es noch brauchen würde.
So nach etwa einer Stunde kam das OK der Polizei per Telefon und 10 Minuten später kam der Marinero wieder und nahm mich mit zur GNR (auch Polizei), die meine Daten und die des Bootes aufnahmen wegen der Einreise. Dann durfte ich im Marina Büro noch einmal die gleichen Daten wie bei der GNR, diesmal selbst, in ein Formular eintragen (Bürokratie – eine Kopie des GNR Formular hätte den gleichen Zweck erfüllt). Dafür bekam ich dann den Schlüssel für die Duschen und Toiletten.
Die Duschen sind leider in einem sehr unschönen Zustand. Das einzig Positive, daß man hier sagen kann ist, es gibt warmes Wasser. Die Toiletten aber sind eine Zumutung, dreckig und keine Toilettensitze. Das bei einem Übernachtungspreis von 53 € pro Tag, wie der Marinero sagte. Ich hoffe aber er irrt sich, denn im Aushang steht für diese Jahreszeit, keine Saison, ein 30 % Preisnachlass. Das muß ich im Marina Büro noch klären. Bedauerlicherweise war heute den ganzen Tag dort niemand anzutreffen.
Gerade erfahre ich von einem Marinero, daß heute hier Feiertag ist, deshalb war keiner im Büro. Neben mir und an der Mephisto dran liegt für heute Nacht nun eine französische Yacht, weil kein Platz mehr frei ist. Morgen sollen sie auf einen anderen Liegeplatz verlegt werden. Ich hoffe es bleibt dabei. Man liegt hier auch so schon unruhig genug.
So für heute war es das. Ich mache mir jetzt nur noch etwas zu essen und schaue übers Internet Fernsehen. Es hat heute ein wenig geregnet und ist noch stark bewölkt.

9.12.2021
Das Wetter ist herrlich, 24 °C und Sonnenschein. Genauso sollte es sein. Ich bin heute nur durch die Straßen von Funchal gelaufen. Überall wird hier Weihnachten zelebriert. Den beschädigten Code Zero habe ich weggepackt, das Boot, das an der Mephisto festgemacht hatte, ist wieder weg, bzw. hat nun einen Liegeplatz bekommen und ich habe noch 4 der Fender mit Luft aufgepumpt, damit sie das Boot besser vom Ponton abhalten können. Es ist noch immer so unruhig, die Mephisto zerrt an den Leinen und schwing hin und her. Leider hat sich die Liegeplatzgebühr von fast 53 € die Nacht bestätigt. Der 30 % Preisnachlass gilt nur für die lokalen, kommerziellen Boote.
Das ist der doppelte Preis wie in Lagos. Dafür daß man Duschen und Toiletten nicht nutzen kann und dann auch noch so unruhig im Hafen liegt eigentlich zu viel, aber die Betreiber wissen natürlich auch, daß es kaum eine Alternative gibt.
Meine neue Nachbarin ist die Queen Mary II, außerdem ein TUI Kreuzfahrtschiff. Bilder davon gibt es erst morgen, für heute ist Feierabend.

10.12.2021
Es waren auch heute wieder 24 °C und Sonnenschein, aber mit sehr viel mehr Wind. Und während ich nun hier sitze und tippe ist der Wind sogar noch heftiger geworden. Die Mephisto schaukelt hin und her als ob sie auf dem Meer wäre. Beim Duschen eben habe ich das sehr deutlich gemerkt. Als es noch hell war hatte ich schon 16 kn Wind gemessen, inzwischen ist wohl noch einer oder zwei dazugekommen. Das heißt draußen auf See, außerhalb der Landabdeckung sind es dann wohl um die 22 -26 kn. Ich bin froh sicher im Hafen zu liegen, auch wenn es schwankt.
Mein Elektroklapprad konnte heute zeigen, was es kann. Ich bin Richtung Osten gefahren, um ein wenig die Gegend zu erkunden. Da ich kein geübter, trainierter Fahrradfahrer bin, sind die Straßen hier für mich ungemein kräftezehrend, selbst mit einem Pedelec. Es geht steil bergauf und ab und bei den schlechten Straßen und dem Verkehr habe ich mich beim hinabrollen kaum getraut es schneller als 40 km/h rollen zu lassen. Allerdings gibt es in dieser Richtung auch nicht viel zu sehen, also bin ich kurz vor dem Flughafen wieder zurück und weiter Richtung Westen gefahren. Hier sind an der Küste entlang die vielen Hotels und Resorts aufgereiht. Da es keinen Strand gibt, den die Hotels für sich beanspruchen, sondern nur steile Klippen, wurden die Bauten auch nicht direkt an die Klippen gebaut. Jedenfalls nicht da, wo ich heute war. Dadurch ist Platz für einen sehr schönen Spazierweg, direkt am Meer entlang, der auch gut besucht ist. Ich stelle einige Fotos davon noch auf die Seite.
Die Kreuzfahrtschiffe, die noch da waren, sind heute alle abgefahren. Stattdessen kam ein sehr schönes Segelschiff an und ein weniger schönes Kriegsschiff.
Das Segelschiff ist auch ein Fernsehstar, es ist die Norwegische Christian Radich von 1937, ein Segelschulschiff. Während des 2. Weltkriegs wurde es von den Deutschen beschlagnahmt und verwendet. 1945 sank es durch Bombentreffer in Flensburg. Nach dem Krieg wurde es gehoben und ging zurück nach Norwegen. In den 1970er Jahren war es in der Serie Die-Onedin-Linie zu sehen. Heute ist es kein Schulschiff mehr, sondern unternimmt Charterfahrten.

11.12.2021
ÜBERRASCHUNG!
Eigentlich wollte ich heute die 2 Touren buchen, um mehr von der Insel zu sehen, für Sonntag und Dienstag. Allerdings hat mich die all morgendliche Überprüfung der Wind- und Wellenvorhersage völlig überrascht und diesen Tagesordnungspunkt zunichtegemacht. Der Wind wird drehen, von sonst beständig Nord, Nordost oder Nordwest auf Süd. Wenn ich bis Freitag warte, könnte es sein, daß ich bis Weihnachten hier festsitze. Funchal und Madeira sind schön, es würde mich nicht stören hier eine Weile zu bleiben, aber der Hafen ist furchtbar. Keine Ruhe, nachts schlafe ich mit Ohrstöpsel, weil das Boot an den Leinen zerrt und sich unruhig vor und zurückwirft. Die Sanitäreinrichtungen hatte ich ja schon beschrieben. Deshalb lege ich morgen ab und fahre nach Süden. Heute war also noch einiges zu erledigen. Die Leinen der Lazzy Jacks reparieren, Motoröl kontrollieren und nachfüllen, ein wenig Proviant einkaufen, den Liegeplatz bezahlen, bei der Grenzpolizei abmelden und noch einmal essen gehen.
Ich habe auch im inneren etwas umgeräumt und hoffe, daß nicht wieder etwas zu Bruch geht, wenn die Wellen etwas höher werden.
Morgen ist Sonntag und wenn ich schnell bin, was hauptsächlich vom Wind abhängt, bin ich Dienstagabend in Garachico, im Norden von Teneriffa. Wenn nicht, bin ich 3 Nächte unterwegs und komme erst am Mittwoch an. Bis Bald.

16.12.2021
Auch diese Etappe ist geschafft, ich bin auf Teneriffa. Genauer gesagt im Norden von Teneriffa, in Garachico. Die Überfahrt war wesentlich entspannter als die zuvor nach Madeira. Das lag daran, daß die See wesentlich ruhiger war, der Wind eher zu wenig blies, es nicht mehr so kalt war und ich diesmal keinen Anflug von Seekrankheit hatte, kein Krummen im Bauch.
Nach dem Ablegen in Funchal, am 12.12. um 8:45 Uhr, mußte ich zunächst 2 Stunden Motoren, um aus der Landabdeckung in den Wind zu kommen. Da ging es dann mit Wind aus der richtigen Richtung und mit 14 – 18 Kn auch in der richtigen Stärke sehr flott voran. Leider ließ der Wind immer mal wieder nach und um keine Zeit zu verlieren habe ich einen Motor angelassen. Sobald der Wind stark genug war, wurden der Motor wieder abgestellt. Das ging ein paar mal so, auch in der Nacht.
Am 2. Tag war gegen 14 Uhr dann schluß mit Wind und ich bin nur noch mit Motor bis Teneriffa getuckert. Um den direkten Weg nehmen zu können hatte ich vor Einbruch der Nacht die Segel komplett geborgen.
Am 14.12. bin ich gegen 13:30 Uhr in der Marina angekommen. Leider war an den Fingerstegen nichts mehr für mich frei, ich mußte längsseits anlegen. Das ist doppelt schlecht. Es kostet doppelt so viel, weil die volle Länge am Steg liegt. In den Boxen ist es billiger, weil da nur die Breite berechnet wird. Das ist total blöd, denn in den Boxen liegt das Boot sogar besser, stabiler als nur an der Seite vertäut. Mich ärgert das schon, den schlechteren Liegeplatz und dann auch noch das doppelte bezahlen. Mist.
Die Einreiseformaliens waren schnell erledigt, es gibt hier nur einen Mann, der alles macht. Der hatte nicht einmal nach meinem Impfstatus gefragt. Auf der Straße laufen hier fast alle mit Maske herum, sogar wenn sie alleine unterwegs sind. Aber es scheint keine Vorschrift zu geben, die das verlangt, denn ich trage, zumindest auf der Straße, keine Maske und niemand sagt etwas dagegen. In den Geschäften und Restaurants besteht natürlich Maskenpflicht.
Hier in Garachico ist auch alles sehr festlich und aufwendig mit Licht geschmückt, sehr ähnlich zu Portugal. Auch hier gibt es eine Lebensgroße Krippe.

20.12.2021
Leider ist immer noch nichts in der Marina frei geworden. Im Moment sieht es so aus, daß ich bis zum 26.12. hier bleiben muß, bis sich das Meer wieder beruhigt hat. Dann werde ich mal versuchen in einer Bucht auf der Westseite der Insel zu ankern. Ich hoffe da geht nichts schief und der Anker hält.
In der Zwischenzeit habe ich nicht viel getan, außer ein wenig die Insel erkundet. Tagsüber wird es in der Sonne schön warm, so um 24 °C. Sobald die Sonne weg ist, wird es merklich kühler und man braucht lange Klamotten und eine Jacke, bei etwa 18 °C. Leider gibt es in Garachico keine guten Einkaufsmöglichkeiten. Da muß ich vor Weihnachten mit dem Rad noch die 5 km nach Icod fahren um meinen Proviant aufzufüllen, bevor ich auslaufe.

24.12.2021
Frohe Weihnachten allen Lesern.
Gestern habe ich den Tag damit verbracht das Boot zu verlegen und Proviant einzukaufen. Leider konnte ich nicht auf einen günstigeren Liegeplatz verlegen, sondern nur an eine geschütztere Stelle zum gleichen, hohen Preis. Der Grund dafür ist eine Wellenwarnung für den Norden Teneriffas. Es kommen heftige Wellen von einem Azoren-Tief hier an. Das ist ja auch der Grund warum ich noch hier bin, das wollte ich noch abwarten. Interessanterweise ist es hier fast Windstill. So und mit der Hilfe eines Marinaangestellten war es einfach, die Mephisto zu verlegen.
Das Einkaufen ging nur in Icod etwa 5 km entfernt. Hier in Garachico hat man nicht viel Auswahl. Mit dem Rad ist das eine ordentliche Tour, weil es immer Bergauf geht. Und mit dem vollbeladenen Rad und mir und dem Rucksack auf meinem Rücken fährt sich das Rad schon ein wenig wackelig, waren ja auch geschätzt 30 kg extra Gewicht. Bergab ist es zwar einfacher aber auch riskanter, denn die Bremsen werden arg strapaziert.
Die Nacht war erwartungsgemäß sehr unruhig. Gegen 22 Uhr ging es los mit den hohen Wellen und man konnte die Gicht über der Hafenmauer sehen. Gegen Mitternacht bin ich wegen der Schaukelei aufgewacht und da schoss manchmal eine riesige Fontäne über die Hafenmauer. Am alten Liegeplatz wäre die Mephisto ordentlich nass geworden. Der ganze linke Bereich, nahe der Hafenmauer war für Fußgänger und Autos gesperrt. Zur Sicherheit und in der Hoffnung, die Schaukelei ein wenig zu mildern, habe ich noch eine weitere Festmacherleine angebracht und die vorhandenen noch einmal nachgespannt.
Auch am Morgen war es noch nicht zu Ende. Die Polizei hat die Straße ums Dorf, an der Küste entlang gesperrt. Selbst der höhere Bereich, auf dem man noch laufen und fahren kann, wird schon so stark von Wellen angespült, daß man nass wird von der Gischt. Der ganze Verkehr muß nun durch Garachico rollen und auf den engen, mit Kopfsteinpflaster belegten Straßen, bedeutet das, langer Stau. Erst heute Abend / Nacht soll es ruhiger werden. Ich hoffe die Vorhersage stimmt und bis Sonntag früh ist der Spuk vorbei, so daß ich erst Richtung Westen fahren kann und dann die Küste entlang Richtung Süden. Dort soll es erheblich ruhiger werden.

30.12.2021
Die letzten Tage bin ich leider nicht zum Schreiben gekommen. Ich hatte seit Weihnachten lieben Besuch an Bord und da hatte ich mir das Schreiben für die Zeit, in der ich wieder alleine sein werde, aufgespart. Heute musste sie nun wieder nach Deutschland zurückfliegen und ich kann/muß mich nun wieder alleine durchschlagen.
Am 25.12. stand noch gar nicht fest, daß wir am 26.12. die Marina von Garachico, wie geplant, verlassen können würden. Es kamen noch immer Brecher über die Hafenschutzmauer und der gesamte Bereich entlang der Mauer war aus gutem Grund gesperrt. Auf einer Wanderung auf den Berggipfel oberhalb vom Ort konnte man deutlich sehen, wie aufgewühlt das Meer an der Küste noch immer war. Besonders wichtig, die Einfahrt zur Marina. Dort kamen noch immer heftige Wellen an. Die Einfahrt ist besonders kritisch, weil die Fahrrinne sehr eng ist und man quasi eine 180° Kehre fahren muß. Erwischt einen hier eine Welle von der Seite, kann es leicht auf dem nahen Riff enden. Auf dem Foto sind die Bojen zu sehen, die zum Land hin das Riff markieren (rot -rechts) und zur Mole hin die Felsblöcke (gelb – links). Für einen fast 7 m breiten Katamaran ist da nicht viel Spielraum.
Am Sonntagmorgen nach dem Frühstück hatte ich mir eine halbe Stunde Zeit genommen und die Wellen an der Einfahrt beobachtet. Ein Spanier, der selbst ein Boot in der Marina hat, meinte: si, es possible, mejor manana pero es possible hoy. Was bedeutet es ist heute möglich aber morgen wäre besser.
Naja, also wir wagten es, auch wenn mir ein wenig mulmig zu mute war. Ich habe kurz vor der Ausfahrt Gas gegeben und wir kamen über die Wellen, ohne weggedrückt zu werden. Allerdings sind bei dem starken Geschaukel zwei Teller zu Bruch gegangen und die Fahrt an der Nordküste entlang war nicht so gemütlich. Erst als wir den Westen erreicht hatten und nach Süden abbiegen konnten wurde es allmählich ruhiger.
Auf dem Weg in den Süden war der Unterschied in der Küstenbebauung deutlich zu sehen. Hier an der Westküste reihen sich die Hotels dicht an dicht. Das ist im Norden nicht so extrem.
Bei Ankunft in der Bucht hatten wir Glück, denn es war noch Platz für die Mephisto. Nachdem der Anker ausgebracht war und sich festgefahren hatte, wollte ich beim ersten Mal ankern alles richtig machen. Deshalb hatte ich mein Tauchzeug ausgepackt und bin ins Wasser, um zu sehen, ob der Anker sich im Sand eingegraben hatte. Leider war das gar nicht der Fall, er hing an einem Stein. Der Grund war auch nicht wie im Internet beschrieben sandig, sondern es lagen sehr viele Steine und Felsen herum. Also Anker noch einmal auf und zweiter Versuch. Aber auch der zweite Tauchgang brachte außer viel Zähneklappern und Zittern, inzwischen war die Sonne weg und das Wasser recht kühl, kein anderes Ergebnis. Der Anker war wieder nicht im Sand, sondern an einem Stein. Da es nun dunkel wurde und die anderen Boote ja auch so da lagen, ließ ich es nun dabei. In der Hoffnung, daß bei einer Drehung der Mephisto um den Anker, sich dieser dann eben am nächsten Stein festhaken würde. In jedem Fall hatte ich eine Ankeralarm-App, die den Drehkreis der Mephisto überwachte und Alarm gab, wenn wir zu weit abdriften würden. Am nächsten Morgen konnte man in der App sehen, daß wir uns komplett 360° um den Anker gedreht hatten, aber noch immer am gleichen Ort waren. Also alles gut gegangen. Vielleicht bin ich einfach noch zu ängstlich.
Nach zwei Tagen, am 28.12., holten wir den Anker auf und machten uns auf den Weg, das südliche Ende Teneriffas zu umrunden und in einer Bucht direkt gegenüber des Flughafens zu ankern. Das klappte auch so weit alles ganz gut, nur der Wind, der uns beim Kurswechsel nach Osten entgegenblies, war mit 16-18 kn etwa doppelt so stark, wie er laut Vorhersage sein sollte. Um noch vernünftig voranzukommen, mußte ich den 2. Motor anlassen und selbst mit beiden Motoren waren wir noch langsam gegen den Wind und die Wellen unterwegs.
Wenigstens sind wir noch bei Tageslicht angekommen und haben auch hier in der Bucht Platz gefunden. Das Wasser war klar genug um den Sandboden zu sehen und als der Anker hielt habe ich mir das Tauchen diesmal erspart. Der eingeschaltete Ankeralarm hat mich dennoch besser schlafen lassen.
Gestern hatten wir einen Versuch unternommen, mit dem Dinghi an den Strand zu kommen, denn mein Besuch mußte ja mit Gepäck an den Flughafen gelangen. Das war allerdings so nicht möglich, die Brandung war zu stark, wir wurden ganz schön naß und herumgewirbelt und das Gepäck über den Strand schleppen würde auch nicht gehen. Also ging es heute mit der Mephisto in die Marina San Miguel, etwa 45 min Fahrt, dort konnte ich wieder Diesel volltanken, den Wassertank auffüllen und den Besuch sicher in der Marina absetzen. Diesel für 1,10 € der Liter, Wasser gratis.
Und nun bin ich wieder alleine und habe Zeit das hier zu tippen.
Übrigens ist es hier jetzt genau 21:38 Uhr und am Strand, etwa 150, vielleicht 200 m entfernt, feiert eine Gruppe seit Sonnenuntergang mit Kerzen, Fackeln, Musik und lauten Jubelrufen und Gesang. Keine Ahnung was die Feiern, aber so ohne Sonne und im Wind ist es schon recht kühl.


Es beginnt

1.11.2021
Auch wenn das Datum ein wenig geschummelt ist, der aufmerksame Leser hat noch im Gedächtnis, daß ich bereits am Freitag, dem 29.10. nach Faro geflogen bin, wähle ich der Einfachheit halber dieses Datum als den Beginn meiner Reise. Außerdem ist Samstag und Sonntag nichts Nennenswertes geschehen.

Endlich geschafft. Ich bin hier in Portugal auf der Mephisto und muß keine Energie mehr auf mein Haus, meine Möbel oder mein Auto verschwenden. Alles weg. Dieses ständige hin und her der Gedanken, Pläne und Sorgen zwischen Leverkusen und Portugal, ist vorbei. Ich wünsche den neuen Eigentümern meines Hauses und meiner anderen Sachen, die ich verkauft oder verschenkt habe, alles Gute und viel Spaß damit. Mögen sie euch noch gute Dienste leisten.

Ich konzentriere mich nun ganz auf meinen Katamaran und alles was so auf mich zu kommt. Damit habe ich auch schon ausreichend zu tun und fühle mich nicht gelangweilt. Heute z.B., ich hatte mich auf einen ruhigen Tag mit wenig zu tun gefreut. Da ich morgen mit dem Boot nach Lagos in die Marina fahre, wollte ich heute die Motoren laufenlassen, um unterwegs keine Überraschungen zu erleben. In den nächsten 30 Tagen will ich dort, die noch ausstehenden Arbeiten erledigen. Leider hat die Überraschung nicht auf sich warten lassen. Es gab ein Problem mit dem Kühlwasser am Steuerbordmotor. Es ist ein bekanntes Problem, das bei beiden Motoren auch schon auf der Testfahrt mit dem Gutachter auftrat. Durch die lange Liegezeit, inzwischen 20 Monate, hat sich im Kühlwassereinlaß starker Bewuchs gebildet. Ich hatte schon auf der Werft versucht den zu entfernen, mit mäßigem Erfolg. Dann erneut als ich im September an Bord war und getaucht bin um mir das Unterwasserschiff anzuschauen. In den Saildrives ist der Kühlwassereinlaß ein langer Kanal, der senkrecht nach oben geht. Unter Wasser sind auf jeder Seite des Saildrive drei kleine Öffnungen, nur etwa 5 bis 6 mm groß. Deshalb ist es kaum möglich diesen Kanal vernünftig zu reinigen. Aber zumindest muß ich es versuchen, damit die Motoren genug Kühlwasser bekommen und bei längerer Fahrt nicht überhitzen. Also wieder die Tauchausrüstung auspacken und rein ins Wasser. Dazu muß ich noch erwähnen, daß es hier seit Tagen immer wieder regnet, teils heftig, die Sonne sich hinter dicken Wolken versteckt und die Temperatur tagsüber so bei 20-21°C liegt. Außerdem ist das Wasser hier eine kalte, grüne Brühe mit höchstens 1m Sichtweite. Also alles andere als einladend. Aber hilft nichts, ich muß die Einlässe an beiden Saildrives sauber bekommen, zumindest sauberer als sie jetzt sind.

Nach etwa 20 Minuten unter Wasser ist die Arbeit so gut es eben ging erledigt und mir ist kalt. Nachdem ich wieder trocken und aufgewärmt bin, versuche ich mit der Preßluft aus der Tauchflasche noch von oben die Kühlwasserleitung frei zu blasen. Noch einmal die Motoren starten und es scheint funktioniert zu haben. Beide Motoren spucken nun gleich viel Kühlwasser aus. Ich hoffe das wächst in den nächsten vier Wochen nicht wieder zu, denn unterwegs zu den Kanaren werde ich sicher auch die Motoren brauchen. Auf dem Nordatlantik würde ich nur ungern eben mal das Boot verlassen und abtauchen, um die Einlässe zu reinigen. Das ganze Prozedere hat etwas mehr als vier Stunden gedauert. Damit war mein ruhiger Tag vorüber und das Abendessen war verdient. Wenigstens gab es zum Duschen warmes Wasser, denn der Steuerbordmotor lief lange genug, um das Wasser im Boiler zu erwärmen.

2.11.2021
Heute verlasse ich nun die Mooring hier in Alvor und fahre ein kurzes Stück aufs Meer hinaus und nach Westen, nach Lagos. Ich sollte eigentlich die Rettungsweste anlegen, entscheide mich aber dagegen. Zu ängstlich darf ich nun auch nicht sein, man kann das Unglück ja auch herbei beten, wenn man nur noch an die Risiken denkt. Wenigstens den AIS-Mensch-über-Board-Sender stecke ich mir in die Hosentasche, so als letzten Rettungsanker, für den Fall der Fälle.
Unterwegs wurde noch der Autopilot neu kalibriert, denn bereits im September habe ich die neueste Software aufgespielt und dabei ging die Kalibrierung verloren. Das Gerät macht das weitestgehend alleine, man muß nur einen 360° Bogen fahren.
In Lagos angekommen hat das Anlegen am Ankunfts-Steg gut geklappt. Der Wind war mäßig und kam aus der richtigen Richtung. Nur mein Liegeplatz in der Marina, der war noch besetzt. Das Boot hatte wohl noch ein Problem zu lösen und würde erst am nächsten Tag auslaufen. Wie ich später erfuhr, waren es Franzosen, auf dem Weg nach Madeira und weiter zu den Kanaren. Also die gleiche Route, wie ich sie auch in 30 Tagen vorhabe.
Da ich nun die Nacht am Ankunfts-Steg verbringen muß, ohne Strom und Wasseranschluß, gönne ich mir zumindest ein Essen im Restaurant.

3.11.2021
Nun wird es spannend, 12 Uhr – high noon, die Franzosen sind aufgebrochen und ich kann in die Marina. Da ist es für so einen Katamaran mit knapp 7m Breite schon etwas eng und ich will natürlich kein anderes Boot beschädigen und für mich ist es das erste Mal mit dem Ding auf engstem Raum zu manövrieren und es gab keine Möglichkeit zu üben und ich bin nervös.
Der Wind hat auch zugelegt, nicht gut. Vom Steuerstand ist die Backbordseite (links) nur schlecht zu sehen und ich kann nur schwer den Abstand zu den festgemachten Booten abschätzen. Der erste Versuch in die Box zu kommen geht daneben, der zweite und dritte auch. Beim vierten Versuch hätte es fast geklappt, aber ich entschied mich erneut dafür abzubrechen, weil ich dem Boot gegenüber zu nahe kam. Die Helfer auf dem Pier, die darauf warten, die Leinen zu übernehmen, sehen immer noch freundlich und geduldig aus. Beim fünften Versuch komme ich gut genug in die Box, so daß die Helfer mit ein bisschen drücken und schieben den Rest erledigen. Aufatmen. Nichts ist zu Bruch gegangen, das ist das wichtigste. Nach weiteren 30 Minuten bin ich auch mit den Festmacherleinen und wie sie vertäut sind zufrieden. Die Helfer, erfahrene Segler, haben gute Tipps parat und ich bin dankbar dafür.
Das Leben hier in der Marina ist ein völlig anderes als an der Mooring. Dort liegt man eher isoliert und ruhig, umgeben von Wasser und jeder Weg an Land ist erst einmal Arbeit mit dem Dinghi. Hier gehen Leute auf dem Steg vorbei oder arbeiten an ihren Booten, man ist direkt in Kontakt mit den anderen Seglern aus Schweden, England, Frankreich oder Spanien. Englisch ist die gemeinsame Sprache. Da kann es auch mal lauter werden, weil ein Hochdruckreiniger läuft oder Kinder spielen. Es gibt einen Stromanschluß fürs Boot und das Wasser wird einfach mit dem Schlauch aufgefüllt, statt die 30l Kanister zu schleppen. Heiße Duschen mit soviel Wasser wie man will gibt es außerdem. Das hat schon was, aber bei 800,-€ Liegegebühr für einen Monat (Wintersaison, deshalb recht günstig) ist das, wie ich finde, schon teuer erkauft.
Mit Einkaufen und Abendessen kochen geht auch dieser Tag zu Ende. Und es ist angenehm warm im Boot, da ich den Heizlüfter anhabe, dem Landstrom sei Dank, denn sonst liegt die Temperatur Nachts bei etwa 14-15 Grad.

7.11.2021
Zwischenzeitlich waren es nachts sogar nur 10° C, also recht frisch und so gar nicht die Temperaturen, die ich mir wünschen würde. Aber es soll wieder wärmer werden.
Zunächst aber ein paar Tage zurück. Am Donnerstag (4.11.) begann mein Arbeitsintervall hier in Lagos. Denn darum bin ich überhaupt in die Marina gefahren, um besser arbeiten zu können. Angefangen habe ich mit dem Einbau der elektrischen Toilette. Wer schon mal auf einem Boot war, kennt vielleicht die üblichen Toiletten zum Pumpen. Ich empfinde die Dinger als eine Zumutung und wenig komfortabel. Für einen 2-Wochen-Urlaub noch OK, aber nicht für einen dauerhaften Aufenthalt. Also muß zunächst die vorhandene Toilette abgebaut werden. Das war der einfache Teil, denn die Befestigung besteht nur aus 4 Schrauben und 3 Schlauchschellen, dann kann das ganze Ding in den Müll. Der Einbau der elektrischen Toilette ist schon ein ganzes Stück schwieriger, denn die Anschlüsse für Wasser und Abwasser sind hier ganz anders. Außerdem muß eine zusätzliche Meerwasserpumpe eingebaut werden und das ganze braucht auch noch Strom. Vor allem die zusätzliche Pumpe war knifflig, weil eigentlich kein Platz dafür da ist und man auch nicht so einfach die Bordwand anbohren kann, um sie zu befestigen. Glücklicherweise ist der Bootsshop leicht zu Fuß zu erreichen und hat auch eine brauchbare Auswahl an Zubehör- und Ersatzteilen. Zudem war in den zwei Anhängerladungen, die ich an Ausrüstung hier an Bord gebracht habe, auch einiges an Werkzeug und nützlichen Kleinteilen wie Schrauben, Schlauchschellen und Reste von Holzplatten enthalten.
Am Freitag hatte ich fast alles geschafft und die Toilette so gut wie fertig, bis auf den Stromanschluß an das Bordnetz. Der Kabelquerschnitt für die Toilette war mit 4 mm² angegeben und dafür hatte ich Klemmen. An Board war das Kabel aber 6 mm² und dafür die Klemmen zu klein. Bis ich das bemerkt hatte, war der Bootsladen schon zu. Also bin ich am Samstag noch mal los größere Klemmen kaufen und wie so oft, ich brauche 2 Klemmen (Plus und Minus) und die Klemmen gibts nur im 12er-Pack. Naja, schon mal für zukünftige Projekte vorgesorgt.
Bis ich dann den Strom noch angeschlossen und die Schläuche und die Pumpe mehrfach auf Undichtigkeiten überprüft und alles wieder zusammengebaut hatte, was ich für die Montage demontieren mußte, war es schon wieder 16 Uhr. Noch genug Zeit zu duschen und fürs Wochenende einzukaufen.



Da heute Sonntag ist, tue ich nicht viel, nur ein wenig Aufräumen und sauber machen. Die verwendeten Werkzeuge und Kleinteile wieder aufräumen und im Rumpf verstauen. Morgen geht es dann mit der Reparatur des Außenbordmotors weiter.

8.11.2021
Um den Außenbordmotor reparieren zu können, wird er erst einmal an Bord gehievt und an der dafür vorgesehenen Halterung befestigt. Durch die Hilfe eines freundlichen Nachbarn und meinem kleinen Flaschenzug ging das leichter als gedacht, trotz der 42 kg. Ich hatte es ja schon erwähnt, der Gaszug ist eigentlich kein Zug, sondern wird wie eine Schubstange verwendet. Wenn man Gas gibt, wird der Gaszug nach vorne geschoben und bedient so die Drosselklappe am Vergaser. Eine blöde Konstruktion! Am alten, ausgebauten Gaszug sieht man auch sofort warum. Wenn die Drosselklappe mal etwas schwergängiger ist, wird das Stahlseil des Gaszuges geknickt. Das ist dann nicht mehr zu korrigieren und ein neuer Zug muß eingebaut werden. Das einzig positive, der Ausbau und auch der Einbau sind nicht sehr schwierig. Nur die Einstellung der richtigen Längenverhältnisse über die Stellschrauben hat etwas länger gedauert.
Am Gasdrehgriff war auch die hinten liegende Feststellung für den Gasgriff kaputt. Die hatte ich zusammen mit dem Gaszug bereits in Deutschland gekauft. Deren Einbau war allerdings etwas trickreich, denn ich mußte erst mithilfe des Internets herausfinden, wie ich den alten Feststellring abbekommen kann. Die ganze Reparatur war aber dennoch an einem Tag erledigt.

9.11.2021
Heute lasse ich es langsam angehen und nehme mir nur die drei kleinen Luken an Bord vor, um die Dichtungen zu erneuern. Die verwendete Dichtung scheint mir von Anfang an die Falsche gewesen zu sein. Sie ist einfach nicht hoch genug und so kann das Wasser, z.B. bei Regen, einfach zwischen Scheibe und Dichtung hindurch ins Innere laufen. Bisher ist das zwar nur bei einer der Luken tatsächlich passiert, aber ich wechsle lieber bei allen drei Luken dieser Art, das Gummi aus. Leider hat der Bootsshop hier nicht die richtige Gummidichtung. Vom Hersteller wird eine runde Neopren Dichtung mit 8 mm Durchmesser vorgegeben und die Nut in der Luke ist auch halbrund. Wegen der 3 Metern Dichtung, die ich brauche, bestellt der Laden aber nicht extra und so muß ich nehmen, was da ist, eine quadratische Neopren Dichtung mit 8 mm Kantenlänge. Naja, wird schon passen. Das Material ist weich und wird soweit an den Kanten wohl nachgeben. Tatsächlich sitzt die Dichtung am Ende wohl etwas spack in der Luke, aber sie geht zu und mit der Zeit drückt sich die Dichtung da schon zurecht.
Danach gehe ich noch in die Stadt zum Einkaufen von ein paar Lebensmitteln. Am Abend gönne ich mir aber wieder ein Abendessen im Restaurant. Dafür, daß ich in der ersten Woche schon drei der vier wichtigen Dinge auf meiner To-Do-Liste erledigt habe.

10.11.2021
Die drei Dinge sind, oder besser waren, das elektrische WC, der Außenbordmotor und die Anfertigung der neuen Sitzkissen. Auch, wenn ich das nur in Auftrag gebe und sie nicht selbst nähe, ich mußte ja erst einmal einen Laden finden, der das für einen vernünftigen Preis macht und innerhalb von 3 Wochen auch fertig wird. Wie wichtig es ist, den Richtigen damit zu beauftragen zeigt schon die Preisspanne dafür, von 720,-€ bis 2070,-€.
Der vierte Punkt ist der Wassermacher. Laut Vorbesitzer soll er noch funktionieren, nur die Membran und Filter müßten ausgetauscht werden. Ich hoffe das stimmt, die Sachen habe ich schon in Deutschland eingekauft. Falls doch etwas mit der Hochdruckpumpe nicht stimmt, wird es sehr aufwendig. Übrigens, der Wassermacher ist eine nützliche Maschine, die aus Salzwasser Trinkwasser machen kann. Das funktioniert im Prinzip durch eine Membran, die engmaschig genug ist, die Salzmoleküle zurückzuhalten. Salzwasser wird quasi mit etwa 60 bar durch die Membran gepresst. Auf der anderen Seite der Membran kommt Süßwasser an, das Salz wird zurückgehalten. Der Fachausdruck ist „Umkehrosmose“.
Getan habe ich heute nicht viel. Der Außenborder wurde wieder am Dinghi montiert, einem Nachbarn habe ich bei der Reinigung seines Dinghis geholfen und in einem Baumarkt kaufte ich einen neuen Besen, weil bei meinem der Stiel abgebrochen ist. So läßt es sich leben. Solange die Sonne am Himmel steht, ist auch die Temperatur ganz angenehm bei 22 °C. Aber ab etwa 16:30 Uhr wird es deutlich kühler und abends kalt mit 14°C.

12.11.2021
Gestern hatte ich mich wie geplant mit dem Wassermacher beschäftigen wollen. Das war dann aber schneller erledigt als gedacht. Der Plan war, mit der alten Membran, die ich ja eh entsorgen wollte, einen Probelauf zu machen. Um die Membran überprüfen zu können, war es notwendig, das ganze Gehäuse auszubauen. Erste Überraschung, das Gehäuse war nirgends festgeschraubt. Ich konnte es einfach so herausheben. Gewundert hat mich das schon, denn ich würde annehmen, daß beim Betrieb Vibrationen entstehen. Zweite Überraschung, es war keine alte Membran vorhanden. Deshalb konnte ich auch keinen Probelauf durchführen. Ich habe eine neue Membran, aber wenn ich die einsetze muß ich den Wassermacher auch regelmäßig, am besten täglich, laufen lassen. Das will ich hier in der Marina natürlich nicht. Also muß der Probelauf warten bis ich auf den Kanaren bin. Ich habe mich jetzt erst einmal darauf beschränkt, die Filter und Schlauchverbindungen zu überprüfen und da scheint alles OK zu sein. Weil ich dadurch den Nachmittag nichts zu tun hatte, bin ich ein wenig durch die Stadt gelaufen und habe u.a. einen deutschen Honorar Konsul entdeckt.
Heute war Waschtag. Etwa 8 Minuten zu Fuß ist es bis zu einer Wäscherei mit Selbstservice. Von den Waschmaschinen in der Marina hat man mir abgeraten. Nach einer Stunde war die Wäsche gewaschen und nach weiteren 15 Minuten auch wieder trocken. Tja und das war es schon für heute, der Rest des Nachmittags war mit lesen, zwei Glas Rotwein und dem Kochen des Abendessens ausgefüllt. Zum ersten Mal habe ich den Gasofen getestet. Er funktioniert.

14.11.2021
So langsam kann ich das Bootsleben genießen und da heute Sonntag ist, das Wetter wunderbar warm und sonnig bei 24°C, teste ich mal mein Klappfahrrad. Das hatte ich mir schon vor etwa einem Jahr gekauft, weil es zum Sommerende besonders günstig war. Ein Glück, denn wenn man sieht welche Lieferschwierigkeiten es gerade jetzt auch bei Fahrrädern gibt, hätte ich im August oder September keines mehr bekommen.
Interessehalber fahre ich noch mal bei dem Storchenturm vorbei. Diesmal ist ein anderes Mitglied der Familie zu Hause.
Dann geht es an der Hafeneinfahrt entlang, um gemütlich bis an die Küste zufahren und mir die Felsen anzusehen, die so viele Touristen auch sehen wollen. Jeden Tag sehe ich die kleinen und größeren Ausflugsboote aus der Marina aus und einlaufen. Manchmal mit nur zwei Gästen an Bord, manchmal mit zwanzig und auch noch mit Seekajaks.
Auf dem Weg dorthin, immer an der Uferpromenade entlang, erscheint zuerst das kleine Fort zur Verteidigung der Hafeneinfahrt.
Direkt an der alten Stadtmauer finde ich noch ein Open-Air Theater, allerdings sieht es aus, als ob es schon eine Weile nicht mehr benutzt wurde.
Die Felsen mit Leuchtturm und Radarstation sind ein ganzes Stück weiter draußen. Deutlich ist die Verwitterung der Felsen zu sehen und das hat diesmal sicher nichts mit der Klimaerwärmung zu tun.

18.11.2021
Es gibt so Tage, da geht einfach alles schief. Der heutige Tag gehört glücklicherweise nicht dazu 🙂
Das liegt wahrscheinlich daran, daß ich heute nicht viel geplant und auch nicht viel getan habe. Das meiste war mal wieder einzukaufen, diesmal mit Fahrrad. Seit mehr als 20 Jahren habe ich Satteltaschen fürs Motorrad. Die waren damals bei einem Motorrad, das ich kaufte, mit dabei. Auf dem Motorrad habe ich die genau zweimal benutzt und seitdem hatte ich sie halt rumliegen. Jetzt kommen sie zu neuen Ehren, denn sie sind stabil und passen gerade so auf mein Klapprad. Damit konnte ich heute die 15 Liter Wasser, 4 Liter Cola und andere Kleinigkeiten ohne große Mühe zum Boot transportieren. Bisher habe ich das immer zu Fuß geschleppt.
Gestern, Mittwoch, war Einparkübungs- und Segeltag. Morgens war recht wenig Wind und da bot mein freundlicher, englischer Nachbar mir an, mit mir das Einfahren in die Box mit meinem Katamaran zu üben. Wir haben uns im hinteren, ruhigeren Teil der Marina leere Boxen gesucht und in die bin ich dann ganz langsam reingefahren. Das ist wie das Einparken beim Auto in eine enge Garage, rechts und links ist nicht mehr viel Platz. Nur mit dem großen Unterschied, daß es auf dem Wasser praktisch keine Reibung gibt. Dadurch stoppt das Schiff nicht, wenn man kein Gas mehr gibt, es dreht weiter, auch wenn man wieder geradeaus lenkt und der Wind schiebt einen einfach vor sich her, dahin, wo man gerade nicht hin wollte. Aber alles in allem hat es ganz gut geklappt und als ich dreimal hintereinander auf Anhieb in die Box gekommen bin, haben wir es gut sein lassen und sind rausgefahren, um die Segel zu testen. Tatsächlich Segeln ging nicht, dazu war zu wenig Wind, aber um mal die Segel zu setzen und alle Leinen zu überprüfen war es gut genug. Dabei kam dann schon die eine oder andere Überraschung zutage, aber das zu erklären wäre hier, denke ich, für die meisten zu langweilig. Nur soviel, es sind wieder ein paar Kleinigkeiten mehr zu erledigen, nichts Großartiges, aber es muß eben gemacht werden.
Tut mir leid, daß ich keine Fotos dabei gemacht habe, aber ich war einfach zu beschäftigt und habe nicht daran gedacht. Ich bin sicher es werden noch viele Fotos beim Segeln folgen.

19.11.2021
Letzte Nacht war es sehr unruhig. Der Wind ist deutlich stärker geworden (um 20 knoten) und ich bin um 1:30 Uhr aufgestanden, um nachzusehen, wie sich das Boot am Steg verhält. Es schwang stark im Wind, von einer Seite zur anderen. Durch ein paar kleine Korrekturen an den Leinen, lag es 20 Minuten später wesentlich ruhiger. Im Licht des Vollmondes war die Bewegung an den umliegenden Schiffen in der Marina sehr gut zu sehen. Außerdem wird es dann auch richtig laut in der Marina, denn der Wind pfeift durch die Masten, bringt Leinen zum Schlagen und alles, was nicht richtig festgezurrt ist klappert.
Tagsüber ließ der Wind nicht nach und es kamen noch dunkle Wolken dazu. Es war frisch und ungemütlich und erst jetzt wo es dunkel geworden ist, läßt der Wind ein wenig nach. Morgen soll es regnen und am Sonntag vermutlich auch.

Ich glaube, ich hatte es noch gar nicht erwähnt. Während die Mephisto Anfang September noch in Alvor an der Mooring lag, hat ein anderes Boot den Bug gestreift oder gerammt. Der Anker hatte nicht richtig gegriffen und der Skipper ging zum Einkaufen von Bord. In dieser Zeit ist das Boot leider so weit abgetrieben, daß es mit dem Bug kollidierte. Mir wurde gesagt, daß andere Skipper, das glücklicherweise schnell bemerkt und das Schlimmste verhindert haben. Freundlicherweise hat sich der Verursacher (ein Landsmann) auch tatsächlich bei mir gemeldet, was bedauerlicherweise nicht selbstverständlich ist. Seine Versicherung (die Gleiche, die ich auch habe) hat die Regulierung des Schadens übernommen. Am Dienstag wurde der Schaden nun repariert und heute konnte ich das Ganze mit Begleichung der Rechnung abschließen. Wieder ein Punkt weniger auf der To-do-Liste.

Da ich hier über das Internet auch deutsches Fernsehen empfangen kann und regelmäßig Tagesschau und Tagesthemen anschaue, frage ich mich, was gerade zu Hause los ist – wegen Corona. Die Infektionszahlen gehen durch die Decke und es gibt noch immer Leute, die nicht an eine Impfung denken. Die Zahlen derer, die auf den Intensivstationen liegen, sprechen doch eine deutliche Sprache. Ich bin so froh, daß ich noch meine Impfungen bekommen konnte. Vor allem bin ich froh nun hier in Portugal zu sein, wo die Impfquote bei nahezu 100% liegt. Trotzdem tragen die Leute in den Geschäften und Restaurants noch Mundschutz, manche sogar auf der Straße.

21.11.2021
Da gestern wie vorhergesagt ein Regentag war, gänzlich ohne Sonne, war es nicht nur feucht, sondern auch kalt. Sehr ungemütlich. Ich bin den ganzen Tag nicht vor die Tür. Bei dem vielen Regen war es wichtig den Dichtstopfen am Dinghi herauszunehmen. Aus dem Wasserauslauf kann dann der Regen abfließen. Jeder der beiden Davids kann 100 kg Last aufnehmen. Das Schlauchboot und die Solarpaneelen dürften geschätzt etwa 70 kg wiegen, also etwa 35 kg an jedem David. Da der Außenborder 42 kg wiegt und praktisch nur vom Backbord-David getragen wird, ist dessen Last mit etwa 75 kg schon recht hoch. Viel Wasser darf da das Dinghi nicht aufnehmen.
Heute waren die Wolken zwar noch nicht vollständig verschwunden, aber zumindest zeitweise kam die Sonne zum Vorschein. Zeit genug und wenig genug Wind um das Großsegel auszupacken und hochzuziehen. Da ich alleine unterwegs bin, ist es schon schwer genug, die Segel zu reffen. Da will ich es mir wenigstens dadurch vereinfachen, daß ich am Großfall (die Leine, an der das Großsegel hängt) die Position der einzelnen Reffs markiere. Bis zu den Markierungen muß ich dann das Segel ablassen um die Reffs einlegen zu können. Das ist vorne am Mast besonders schwierig, denn hier muß ein Stahlring eingehakt werden und der Spielraum dafür ist sehr eng. Das zusammengefaltete Segel steht dem einfach im Wege. Hinten wird das Reff über Leinen eingelegt und mit diesen dann das Unterliek (die Unterseite) des Segels wieder gespannt. Besonders unangenehm dabei ist, daß man vor an den Mast muß. Reffen tut man eben nur, wenn zu viel Wind ist. Viel Wind bedeutet aber meist auch unruhige See und unfreundliches Wetter, nicht die Verhältnisse in denen man gerne den Schutz am Steuerstand verläßt. Ein falscher Schritt oder eine Welle zum ungünstigen Zeitpunkt und man verliert den Halt oder schlimmeres.
Bis ich die Markierungen gesetzt und dann das Segel wieder verstaut hatte, hat es auch schon wieder zu regnen angefangen. Erst als es dunkel wurde, hörte der Regen auf. Ich hoffe, morgen ist besseres Wetter.