6.08.2022
Noch bin ich hier vor Culatra, bei mittlerweile angenehmen 26 °C tagsüber und etwa 20-21 °C nachts. Nachmittags kommt immer wieder ein stärkerer Wind auf, der für Schaukelei sorgt, aber das hält sich in Grenzen. Leider wechselt die Windrichtung im Laufe des Tages so, daß gerade meine großen Solarpaneele nicht voll in die Sonne gelangen und mein Batteriestand fällt daher ein wenig ab. Ich werde wohl heute Abend mal mein kleines Notstromaggregat 1-2 Stunden laufen lassen, um die Batterien wieder vollzuladen. Der Gefrierschrank braucht einfach viel Strom und noch habe ich Lebensmittel eingefroren. Ich schätze in etwa einer Woche sind die aufgebraucht, dann kann ich ihn abschalten und meinen Kaffee wieder mit der Kaffeemaschine zubereiten. In den letzten 5 Wochen, benutze ich nur Gas zum Kochen und verzichte auf getoastetes Brot.
Heute findet auf der Insel ein Fischerfest statt, inzwischen waren schon 6 laute Böllerschüsse zu hören und Musik weht von der Marina herüber. Außerdem wurden ein paar Hütten oberhalb der Marina aufgebaut. Da wird es heute Nacht sicher wieder heiß hergehen und Musik bis 3 Uhr früh übers Wasser dröhnen.
Da die Mephisto nun schon eine Weile im Wasser liegt, nahm ich an, daß die Saildrives wieder ordentlich zugewachsen sein würden. Deshalb unternahm ich gestern einen kleinen Tauchgang, um mir das genauer anzuschauen. Ich hatte recht mit meiner Vermutung, gerade die so wichtigen 3 kleinen Wassereinlässe für die Motorkühlung schienen wieder stark zugewachsen zu sein, die Seepocken sind sehr hartnäckig. Ich hing mir eine Pressluftflasche an einer Leine ins Wasser und so konnte ich mit jeder Menge Luft zum Atmen und einem Schraubenzieher die Seepocken und anderen Bewuchs auf dem Metall entfernen und die Öffnungen freikratzen. Diesmal habe ich auch daran gedacht Handschuhe anzuziehen, denn die Seepocken haben nicht nur eine harte Schale, sondern die sind auch sehr scharfkantig. Beim letzten Mal hatte ich mehrere tiefe Schnitte an der rechten Hand. Das Boot kommt zwar in 3 Wochen eh aus dem Wasser und das Unterwasserschiff wird gründlich gereinigt, aber ich will auf dem Weg zurück nach Portimao ja auch keine Probleme bekommen. Ein überhitzter Motor ist nie gut. Es war auch interessant zu sehen, wie viele Fische unter dem Boot Schutz suchen. Es wimmelt da nur so von Fischen aller Größen. Direkt am Heck haben sich kleine Garnelen knapp unter der Wasseroberfläche niedergelassen, die ließen sich auch von meiner Reinigungsarbeit nicht vertreiben.
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9.08.2022
Verkehrte Welt, in Deutschland herrschen Temperaturen über 30 °C und ich muß mir hier, an der Algarve, ein T-Shirt anziehen, weil es bei gerade mal 24 °C und leichtem Wind einfach zu kühl ist. Kalte Füße habe ich auch noch 🙁 .
Auch in der Umgebung ist die Abkühlung zu sehen, weniger Ausflugsboote, keine spielenden Kinder im Wasser und ganz allgemein weniger Aktivitäten auf dem Wasser. Laut Vorhersage könnte es am Donnerstag Regen geben und zum Wochenende wieder erheblich mehr Wind, bis 26 kn. Es wird ungemütlich.
Inzwischen bin ich mit meiner Bücherauswahl bei den Bänden über Jason Bourne von Robert Ludlum gelandet. Spannend.
Noch 2 Wochen, dann geht’s aus dem Wasser mit der Mephisto und ich fliege für einen kurzen Besuch nach Deutschland.
13.08.2022
Das Wetter ist noch bescheidener geworden, nicht einmal mehr ganz 23 °C und Regen. Letzte Nacht hat es bereits angefangen zu regnen und auch tagsüber kommen immer wieder ein paar Tropfen herunter. Leider kommt auch ein gelb-bräunlicher Staub mit dem Regen herunter und legt sich auf das Boot und meine Solarpaneele. Vermutlich Saharastaub. Ich habe nicht genügend Frischwasser, um ihn abzuwaschen und mit Salzwasser will ich das Deck nicht unbedingt abspritzen. Das zurückbleibende Salz würde die Feuchtigkeit immer wieder anziehen und das muß nicht sein. Nur die Solarpaneele werde ich sauber machen.
Seit Mittwoch gibt es in Olhao festliche Aktivitäten, mit einer Bühne auf der Uferpromenade. Die Musik ist von Nachmittags bis manchmal nach Mitternacht sehr deutlich zu hören.
Gemäß Vorhersage wird es ab morgen wieder wärmer, aber auch sehr viel windiger. Bis auf 29 kn soll der Wind am Montag anschwellen, das wird wieder sehr unruhig werden. Das Gute dabei, danach wird der Wind weniger und am Freitag soll er tagsüber auf Ost drehen. Das wäre passend für mich, um nach Portimao zurückzukommen. Ich hoffe, es bleibt bei der Vorhersage, denn Donnerstag bis Samstag wäre der Zeitraum, für den ich meine Rückkehr nach Portimao geplant hatte. Die restlichen Tage bis Dienstag den 23.08. würde ich dann in der Flußmündung vor Portimao ankern.
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17.08.2022
Es liegen wieder zwei sehr unruhige, von starken Winden begleitete Tage hinter mir. Hier in der Lagune entsteht bei Winden von 24 – 30 kn ein unangenehmer Schwell, der das Boot ordentlich in Schwingung bringt. Da muß man schon überlegen, was man abends zu Essen kocht. Auch wenn ich inzwischen Vertrauen zum Anker habe, daß er hält, eine gewisse Anspannung bleibt dennoch, denn es kann ganz schnell etwas Unvorhergesehenes passieren und alleine hätte ich es dann schwer entsprechend zu agieren. Ich habe das bei einem Nachbarboot gesehen, das abends im starken Wind plötzlich abtrieb. Der Skipper ließ den Motor an, während seine Begleiterin den Anker aufholte. Nach einer kurzen Fahrt gegen Wind und Wellen ließen sie den Anker wieder ab und ich vermute, sie steckten nun mehr Kette, um besseren Halt zu haben. Wenn der Anker sich löst, ist das selbst zu zweit eine Stresssituation, weil es unerwartet kommt und schwerwiegende Folgen haben kann. Für mich, der ich alleine an Bord bin, wäre der Stresspegel noch höher und im Schlaf würde ich es wahrscheinlich erst merken, wenn ich irgendwo aufgelaufen wäre. Ich kann deshalb auch manche Skipper nicht verstehen, die ihr Boot hier alleine am Anker liegenlassen, manchmal für Tage und Wochen und irgendwo an Land unterwegs sind. Ich könnte das nicht. Höchstens tagsüber würde ich an Land gehen und das Boot alleine lassen oder bei einer Vorhersage von wenig Wind vielleicht auch mal einen ganzen Tag, aber in keinem Fall länger.
Inzwischen ist es wieder wärmer geworden, heute hat es wenigstens 27 °C bei mäßigem Wind. Um die Mephisto herum sind jede Menge Fische zu sehen, ich weiß nicht was sie angelockt hat. Das bedauernswerte, gestrandete Boot hat in der Zeit, in der ich hier bin, weiter gelitten und fällt langsam aber sicher auseinander.
So langsam geht meine Zeit hier vor Culatra zu Ende. Auch der Inhalt meines Kühlschranks geht zu Ende und mein Gefrierschrank ist fast leer. Obwohl ich das mit den Mahlzeiten nicht so exakt geplant hatte, haben die Vorräte gut gereicht und ich muß bis Mittwoch, bis zu meiner Abreise nach Deutschland, nicht hungern. Ich will ja auch alles aufbrauchen, den während meiner Abwesenheit, sollen die Kühlaggregate nicht laufen. Insgesamt lag ich dann 70 Tage vor Anker. In der Zeit war ich nur zweimal kurz an Land um mir Culatra und Olhao anzusehen. Ich dachte, wenn ich schon so lange hier bin, sollte ich die beiden Orte wenigstens auch gesehen haben.
Mein Wasservorrat hat auch ausgereicht für die 10 Wochen, womit ich tatsächlich nicht gerechnet hatte. Ich hatte 550 l im Tank und noch 130 l in Kanistern dabei. Im Moment schätze ich die Restmenge im Tank auf ca. 180 – 200 l. Der Tankfüllanzeiger ist nicht so genau. Das bedeutet, daß ich pro Woche (bis nächsten Mittwoch geschätzt) etwa 60 l Frischwasser verbraucht habe. Ich bin also mit meinen Ressourcen sehr sparsam umgegangen und da ich alleine an Bord bin, ist es auch nicht weiter tragisch gewesen, daß ich nicht jeden Tag geduscht habe.
Für mich war das ein Experiment, ob ich es aushalten würde so lange an Bord zu sein ohne, wie in einer Marina, „soziale“ Kontakte zu haben. Ich muß sagen, es ist möglich, aber es ist nicht gut und schon gar nicht schön. Ich werde das sicher nicht wieder tun. Alleine längere Zeit vor Anker zu liegen ist eine einsame Angelegenheit. In der Marina unterhält man sich mit anderen oder hilft sich auch mal gegenseitig. Man kann jederzeit einfach an Land, einen Spaziergang machen, Einkaufen oder ein Eis essen gehen. Das ist ein ganz anderes Leben, als außerhalb am Anker zu liegen.
Ab Oktober werde ich in Almerimar Marina sein und dort mindestens den Winter über bleiben, zumindest die Mephisto wird dort den Winter über bleiben. Ich denke darüber nach, ein paar Wochen des Winters an Land zu verbringen, dort, wo es wirklich warm ist.
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20.08.2022
Gestern war es nun so weit, nach etwas mehr als 9 Wochen mußte ich Culatra verlassen. Ein wenig seltsam kam mir das schon vor, nach so langer Zeit. Daß es wirklich lange war, machte sich beim Anker aufholen bemerkbar. Die Leinen des Hahnepots waren stark mit grünen Algen bewachsen und die Kette war mit Schlamm verdreckt. Ich habe versucht den Schlamm so gut es geht abzuspülen, denn der ist nicht nur unschön und verdreckt alles, er stinkt auch. Aber beim Anker aufholen ist natürlich nicht allzu viel Zeit, denn gerade mit den letzten Metern geht der Halt des Bootes verloren und es treibt unkontrolliert im Wind. Ich werde den Ankerkasten sauber machen müssen, wenn ich in Portimao wieder vor Anker liege oder nächsten Monat in der Werft.
Mit dem Höchststand der Flut verließ ich die Lagune und unter Motor ging es nach Westen, die Küste entlang. Der Weg ist natürlich der Gleiche wie auf dem Hinweg, diesmal aber ohne Zwischenstopp in Albufeira. Nach 8 Stunden Fahrt ohne besondere Vorkommnisse und leichtem Rückenwind, kann ich direkt hinter der Schutzmauer der Flußeinfahrt den Anker werfen. Da hier nicht viel Platz zum Ankern ist und dennoch ca. 25 Boote Schutz suchen, ist es sehr eng und alle liegen dicht beieinander. Nicht vergleichbar mit Culatra.
Hatte ich mich tatsächlich über die 20 – 30 Boote am Tag in Culatra beschwert, die dort ständig hin und herfahren? Nun hier in Portimao sind es etwa 20 Boote pro Stunde, die hin und herfahren, Krach machen und Wellen erzeugen. Hier herrscht Jubel, Trubel, Heiterkeit, zumindest tagsüber. Der einzige Vorteil hier, sie fahren nicht zwischen den ankernden Booten hindurch, sondern den Fluß entlang an der kleinen Bucht vorbei, also etwa 80 – 100 m Abstand. Es ist unglaublich was hier los ist, unglaublich nervig, besonders nach der Ruhe die letzten Wochen über. Ich bin froh, daß ich nur 4 Tage hier sein muß. Um ehrlich zu sein hatte ich etwas in der Art befürchtet, deshalb bin ich auch so lange wie möglich in Culatra geblieben. Wenigstens fahren kaum noch Boote nach Sonnenuntergang, dann ist nur noch die laute Musik von den Marina- und Strandbars gegenüber zu hören.
Ein Stückchen den Fluß hinauf kann ich schon die Werft sehen, wo ich am Dienstagmorgen hin muß. Ich hoffe, die Werft hat meinen Termin im Kalender und ist dann bereit. Mein Flug nach Deutschland ist für Mittwoch fest gebucht.
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25.08.2022
Ich bin in Deutschland, genauer, in Mannheim-Rheinau. Bei meiner Ankunft gestern Abend gegen 21 Uhr am Hauptbahnhof Mannheim hatte es noch etwas über 30 Grad und damit war es heißer als ich es in den letzten Wochen an der Algarve hatte. Verkehrte Welt, auf der Mephisto gab es Abende, an denen ich Socken angezogen habe, um keine kalten Füße zu bekommen und hier ist es so heiß.
Am Dienstag hat alles gut geklappt, Anker einholen und das kurze Stück den Fluß hinauffahren, bis zur Werft, war kein Problem. Der Travellift stand sogar ein paar Minuten vor der Zeit zum Ausheben bereit. Da ich vom letzten Mal im Mai 2021 Bilder hatte, konnte ich an der Reling Markierungen für die Position der Gurte anbringen. Ich war gespannt darauf, wie das Unterwasserschiff aussehen würde.
Als die Mephisto dann über dem Boden schwebte, war ich freudig überrascht, daß auch nach 2,5 Jahren der Antifoulinganstrich noch fast komplett intakt war und kaum Seepocken am Rumpf angewachsen waren. Hauptsächlich an den Metallteilen der Saildrives hingen die Seepocken. Der normale Antifoulinganstrich ist nicht für Metall geeignet und ich vermute der Vorbesitzer hat die Saildrives nicht extra präparieren lassen. Das werde ich ändern und für die Metallteile, auch die Propeller, eine spezielle Beschichtung auftragen lassen. Dann muß ich mir auch keine Sorgen darüber machen, daß die Wassereinlässe zuwachsen.
Auch die Logge, der Geschwindigkeitsmesser des Bootes durchs Wasser, ist komplett zugewachsen. Heutzutage ist das glücklicherweise kein Problem mehr, denn die Geschwindigkeitsanzeige über GPS ist eh genauer und zeigt die Geschwindigkeit über Grund an. Das ist dann unabhängig von Strömungen im Wasser. Natürlich werde ich sie säubern, aber vermutlich wird sie sich schnell wieder mit Bewuchs zusetzen.
Nachdem ein Werftmitarbeiter das Unterwasserschiff mit dem Hochdruckreiniger gesäubert hatte, sah der Rumpf schon wieder recht gut aus. Den hartnäckigen Bewuchs wird nun die beauftragte Firma mit chemischen Reinigungsmittel entfernen. Danach wird das neue Antifouling in 3 Schichten aufgetragen. Das sollte dann wieder mindestens 2,5 Jahre halten. Bis ich nach Portimao zurückfliege, sollte die meiste Arbeit erledigt sein. Das Zerlegen der Faltpropeller und die Erneuerung der verschiedenen Opferanoden übernehme ich selbst. Die dazu erforderlichen Teile hatte ich in Deutschland bereits bestellt. Am Dienstagnachmittag habe ich dann noch das Deck mit meinem kleinen Hochdruckreiniger 3,5 Stunden lang gesäubert. Da war noch immer der Saharastaub und anderer Schmutz der letzten Monate drauf. Jetzt ist das Deck wieder eher weiß statt beige.
Nach fast 10 Wochen auf dem Boot ist es ein wenig ungewohnt wieder längere Strecken als 12 m zu gehen. Auf dem Weg zum Supermarkt am Dienstagabend, ca. 1,5 km, mußte ich mich konzentrieren, um gerade aus zugehen. Auch die Entfernung war tatsächlich ein wenig anstrengend. In den nächsten Tagen hier an Land werde ich deshalb wieder jeden Tag zu Fuß unterwegs sein.
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8.09.2022
Inzwischen bin ich wieder in Portimao, Portugal.
Auf der Reise nach Deutschland und zurück ist alles glatt verlaufen, „keine besonderen Vorkommnisse“ hieß es bei der Bundeswehr immer.
Die Mephisto ist untenrum wieder schön sauber und frisch gestrichen. Ich habe am Dienstag die Propeller zerlegt und auch alles in den Zwischenräumen gesäubert. Vor dem Zusammensetzen kam noch wasserfestes Spezialfett auf die aneinander gleitenden Teile, damit sich wieder alles schön leicht bewegt. Die neuen Anoden hatte ich aus Deutschland mitgebracht. Man kann deutlich sehen, wie sich die großen Ringanoden langsam aufgelöst haben. Allerdings hätten sie durchaus noch länger als die 2,5 Jahre durchgehalten. Aber wenn ich nun schon mal dabei bin. Die kleinen Anoden auf dem Propeller halten etwa 1 Jahr.
Bisher mußte ich die ausgelassene Kettenlänge beim Ankern schätzen. Ich hatte tauchend mal eine Markierung bei 30 m angebracht. Jetzt konnte ich die gesamte Kette auslassen und verschiedenfarbige Markierungen anbringen, bei 15 – 20 – 25 – 30 – 35 – 40 – 45 – 50 m. Insgesamt sind 60 m Kette vorhanden. Interessanterweise sind gerade auf den letzten 10 m die größten Rostschäden zu sehen. Vermutlich, weil der Teil immer im Ankerkasten unten drin blieb und nie richtig gespült wurde. Die meiste Arbeit bestand darin, die Kette wieder in den Kettenkasten zu bekommen. 1,5 Stunden habe ich mit der Hand die Ankerwinsch bedient. Mit Strom wird die Winsch nur versorgt, wenn der Backbordmotor läuft und das geht an Land eben nicht.
Die Firma, die an der Mephisto arbeitet, hat gute Arbeit geleistet, nicht nur am Antifouling, sondern auch an kleinen Gelcoat-Reparaturen. An der BB-Treppe war eine Stelle vom Vorbesitzer schlecht repariert worden und ist wieder aufgebrochen. Das sieht jetzt wieder aus wie neu. Irgendwo habe ich auch noch das Bild von vor der Reparatur, aber im Moment finde ich es nicht mehr.
Leider hat die Absprache der Arbeiter mit dem Chef bei einer Sache nicht funktioniert. Auf die Saildrives und Propeller soll ein Silikonschutzanstrich. Ich kenne den Primer dafür nicht, deshalb ist mir zunächst nichts aufgefallen. Aber als dann der Arbeiter schwarzes Zeug in 2 Schichten auftragen wollte, habe ich ihn gestoppt. Er sprach nur Portugiesisch und Russisch, ich kann beides nicht. Über eine Übersetzter-App konnte ich ihm dann klarmachen, daß er mit seinem Chef reden soll, das Zeug, was er streichen wollte, kann nicht das Richtige sein. So war es auch und auch der Primer mußte wieder runter. Das war viel extra Schleifarbeit für den Mann.
Heute war ich nicht in der Werft, sondern habe mich um die Wäsche gekümmert. Es gibt zwar auch direkt am Werfteingang Waschmaschinen, aber ich bin in einen Waschsaloon in der Stadt gegangen. Das ist nicht nur billiger, sondern auch gemütlicher.
Morgen habe ich noch ein paar Kleinigkeiten zu erledigen und die Rechnungen zu bezahlen für die Arbeiten an der Mephisto und den Travellift. Am Samstag werde ich dann wieder Proviant einkaufen und am Montag gehts ins Wasser zurück.
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9.09.2022
Bezahlen konnte ich heute nur den Travellift und die Standzeit hier in der Werft. Der Chef von der ausführenden Firma war unterwegs.
Ich bin noch einmal so richtig ins Schwitzen gekommen, weil ich mich entschlossen hatte, doch noch den Impeller und Dichtungsring der Wasserpumpe am Backbord-Motor auszutauschen. In Santa Cruz auf Teneriffa hatte ich das an Steuerbord ja schon getan, um die Undichtigkeit zu beseitigen. An Backbord kam zwar noch kein Wasser aus der Pumpe, aber da ich vermute, daß in der Vergangenheit beide gleichzeitig getauscht wurden, wäre das vielleicht bald der Fall. Den Zustand des Impellers wollte ich in jedem Fall überprüfen und so muß ich jetzt das Gehäuse für längere Zeit nicht mehr aufschrauben.
Der Impellerwechsel ist noch recht einfach, der wird nur in das Gehäuse geschoben, so daß die Nut der Welle die Querstange im Inneren aufnimmt, ohne eigene Befestigung. Der Austausch des Dichtungsrings ist schon etwas trickreicher. Der Ring sitzt eingeklemmt in der Gehäuseöffnung, er soll ja abdichten, deshalb ist es nicht ganz einfach ihn herauszubekommen. Vor mir hat das wohl schon jemand gemacht, der nicht wußte, wie man am besten vorgeht. Die Rillen am Rand der hinteren Gehäuseöffnung stammen vermutlich von einem Schraubenzieher, der am Ring angesetzt wurde, um ihn herauszuhebeln.
Den neuen Ring wieder einzusetzen ist weniger schwierig, wichtig ist nur, daß er bündig mit dem Gehäuse abschließt. Würde er vorstehen, würde sowohl der Ring als auch der Impeller bei der Rotation beschädigt.
Obwohl das ganze nur etwa 1 Stunde gedauert hat, war ich danach naß geschwitzt. Aber wenigstens gab es hier an Land kein Geschaukel.
Die Propeller sind nun mit der richtigen Schutzschicht versehen. Dieser Silikonschutz fühlt sich gummiartig an und soll bis zu 40 kn Geschwindigkeit aushalten. Naja, da gibt es bei der Mephisto keine Probleme, bisher waren 10 oder 11 kn das Schnellste.
Den Einkauf von Proviant verschiebe ich auf Sonntag, ich hatte nicht daran gedacht, daß in Portugal die Geschäfte am Sonntag offen sind. Also habe ich morgen einen freien Tag. 🙂
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11.09.2022
Der Kühlschrank auf der Mephisto läuft wieder und ist gut gefüllt. Ich habe heute die letzten Einkäufe erledigt und wenn es gut läuft, reicht das bis ich in Almerimar ankomme. Wenn nicht, kaufe ich in Gibraltar noch mal ein. Es ist für mich noch nicht absehbar wie lange ich unterwegs bin, geschätzt etwa 3 Wochen, den in Cadiz und Alcaidessa (Gibraltar) will ich ein paar Tage bleiben. Gibraltar gehört ja zu Großbritannien, da will ich nicht rein, wegen der Zollformalitäten. Außerdem habe ich gelesen, daß die Marina nicht so toll ist. Alcaidessa Marina liegt direkt hinter der Grenze in Spanien, in der großen Bucht und man kann zu Fuß nach Gibraltar laufen. Übrigens ist der Felsen von Gibraltar nicht der südlichste Zipfel von Europa, der liegt klar in Spanien.
Nebenbei bin ich auch noch einmal durch Portimao und zum Strand gegangen. Die meisten Touristenapartments liegen im Süden der Stadt, zum Strand hinorientiert. Deshalb trifft man nicht so viele Touristen im Stadtzentrum. In Lagos ist das ja ganz anders, da ist die ganze Stadt mit Touristen geflutet und überall sind Restaurants und Bars und Cafés. Auch in der Marina in Lagos, die mitten in der Stadt liegt, ist viel los. Hier in Portimao ist die Marina eher außerhalb und sehr ruhig. Von der Marina kann man auf den Ankerplatz gleich hinter der Flußmündung/Hafeneinfahrt schauen, wo die Mephisto Ende August lag. Da werde ich morgen auch wieder ankern und so wie die Windvorhersage im Moment ausschaut, erst am Mittwoch Richtung Gibraltar starten.
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17.092022
Ich weiß, lange keine Neuigkeiten hier. Es gab einfach viel zu tun und ich hatte keine Muse hier zu schreiben. Die letzten Tage war ich von früh morgens bis abends unterwegs. Aber der Reihe nach.
Am Montag war der Termin um die Mephisto ins Wasser zu heben. Die Wind- und Wettervorhersage machte mich allerdings sehr besorgt, denn es sollte viel Wind geben und regnen. Der Mann von der Bootswerft meinte kein Problem, bis 18 kn Wind können wir das Einsetzen durchführen. Das Problem ist nämlich die Terminvergabe. Es können pro Tag nur 3 – 4 Boote in oder aus dem Wasser gehievt werden. Wenn ich den Termin nicht wahrnehmen würde, könnte es sein, daß erst 1 Woche später ein neuer Termin frei werden würde.
Also gut, ich wartete den Mittag ab und schaute, was das Wetter machte. Tja, das wurde leider nur schlechter. Ab 13 Uhr schüttete es wie aus Eimern und der Windmesser zeigte einmal 12 kn und in der nächsten Minute 20 kn. Als um 14 Uhr der Travellift anrollte, regnete es immer noch stark und der Wind war gleich geblieben. Ich fragte, wann der nächste Termin frei sein würde und nach einer kurzen Rücksprache hieß es, morgen früh 10:30 Uhr. Also verschob ich den Termin auf morgen, trotz der 140 Euro, die mich das extra kostete. In meinem Apartment hatte ich ja schon ausgecheckt, aber es war kein Problem die Nacht auf der Mephisto zu verbringen.
Der nächste Tag war schon viel freundlicher, kein Regen mehr und weniger Wind. Gute Entscheidung.
Vor mir war ein Katamaran dran, mit einer deutschen Crew. Es ist das Nachfolgemodell der Mephisto, eine Lucia 40, mit fast identischen Maßen. So konnte ich mir bei denen erst einmal ansehen, wie das am besten gemacht wird. Da alles klappte, war ich zuversichtlich, daß auch bei der Mephisto alles gut werden würde. Der Skipper von einem Nachbarboot hat sich dann noch angeboten, mit auf die Mephisto zu kommen, um im Notfall mit einem Fender die Bordwand vor den Betonpfeilern zu schützen. Das Wassern nicht alleine bewerkstelligen zu müssen, trug zu meiner Beruhigung bei.
Nach dem Anheben der Mephisto wurden noch die Unterseiten der Kiele gesäubert und mit Antifouling versehen, denn bisher stand das Boot ja darauf.
Beim Einsetzten ins Wasser ging alles gut. Als die Schlingen dann so weit abgelassen waren, daß ich rückwärts ausfahren konnte, hielten die Werftarbeiter das Boot, gegen den Wind, an den Leinen gut von den Betonpfeilern weg. Auf Kommando gab ich Gas und die Arbeiter warfen der Reihe nach die Leinen aufs Boot. Meine Hilfe an Bord mußte nicht einschreiten, aber ich war dennoch froh, ihn an Bord gehabt zu haben. Über einen am Pier liegenden Fischkutter setzte ich ihn wieder an Land und machte mich auf den Weg zum Ankerplatz, der Marina Portimao gegenüber.
Wie geplant machte ich mich Mittwoch morgen auf in Richtung Culatra als erste Zwischenstation.
Leider war zu dem Zeitpunkt schon klar, daß ich für eine Passage durch die Straße von Gibraltar zu spät ankommen würde. Die deutsche Crew auf dem Katamaran vor mir beim Wassern würde direkt bis Gibraltar durchfahren und so mit dem Wind von Westen noch durchkommen. Da ich zwischendurch schlafen muß, kann ich nur in Etappen an der Küste entlang fahren. Bis ich dort ankomme, wird der Wind auf Ost drehen und das für mindestens 1 Woche.
Der Tag war mal wieder ideal zum Segeln. Kurz nach der Ausfahrt aus Portimao setzte ich Segel und stellte die Motoren ab. Mit 12 – 14 kn Wind konnte ich gemütlich mit 6 – 7,5 kn Fahrt bis zur Einfahrt nach Culatra segeln. Bei der Ankunft hatte ich wieder die einlaufende Flut erwischt. Diesmal haben mich die Wassermassen an der Einmündung von 5 kn bis auf 9 kn beschleunigt. Da gab es einige Strudel und unruhiges Wasser, aber beim 2. Mal fällt einem das schon leichter.
Vor Culatra legte ich mich diesmal weiter hinten (östlich) vor Anker, um am nächsten Morgen direkt mit der auslaufenden Flut auf der anderen Seite der Lagune ins Meer zurückzufahren. Der Weg ist wegen Untiefen nicht einfach, aber ich spare dabei mindestens 1 Stunde Fahrzeit auf dem Weg nach Mazagon.
Am Donnerstag ging mit Sonnenaufgang auch mein Anker auf und ich manövrierte durch die Untiefen. Das ging beinahe schief, weil die Seekarte an der Ausfahrt der Lagune extrem von der Realität abwich. Statt wie angegeben 8 – 12 m Wassertiefe wurde es immer flacher und bei 0,5 m unterm Kiel habe ich mich mehr auf mein Gefühl beim Betrachten der Umgebung als auf die Karte verlassen. Glücklicherweise hatte ich Erfolg und der Tiefenmesser zeigte wieder steigende Werte. Bei der Anzeige von 1 m wurde ich zuversichtlich und bei 2 m wieder ruhiger. Es dauerte noch ein paar Minuten bei langsamer Fahrt bis ich endlich freies Wasser und mehr als 3 m Tiefe vor mir hatte.
Mit Motor legte ich den Weg nach Mazagon zurück, denn der Wind war zu schwach. Das war die längste der vorgesehenen Etappen und mir war wichtig in jedem Fall bei Tageslicht anzukommen, was auch gelang.
Das Ankern vor der Marina in Mazagon, in der Flußmündung, war problemlos, denn es war kein anderes Boot dort. Neben der Fahrrinne zum Hafen von Huelva war viel Platz. Allerdings bekam ich Bedenken, als der erste große Frachter einlief, etwa 200 m von mir entfernt. Aber die Schiffe sind hier langsam unterwegs und erzeugen weniger Schwell als die kleinen Sportboote, die schnell unterwegs sind und nur 20 m an einem vorbeifahren.
Als ich abends nachschaute, wann am nächsten Morgen Sonnenaufgang sein würde, fiel mir erst auf, daß in Spanien ja wieder „normale“ europäische Zeit herrscht. Sonnenaufgang war also eine Stunde später als sonst, kurz nach 8 Uhr.
Mit dem Sonnenaufgang ging dann auch wieder mein Anker auf und es ging weiter nach Cadiz. Aus Mangel an Wind wieder mit Motor. Erst 1,5 Stunden vor Cadiz kam Wind auf und ich setzte noch das Vorsegel, um den Motor ein wenig zu unterstützen. Gerade bei der Durchfahrt des Hafens und beim Ankern war dann ordentlich Wind da, der erst nach Mitternacht nachließ.
In Cadiz liege ich in einem Teil des Hafens, der sehr flach ist, direkt hinter einer riesigen Brücke. Bei Ebbe sind nur etwa 1,6 m Wasser unterm Kiel und da habe ich mir schon die tiefste Stelle ausgesucht. Ich bin nicht weit von der Fahrrinne entfernt, aber zum Glück sind hier fast keine Schiffe unterwegs, nur kleine Motorbötchen von Anglern. Ich werde heute noch versuchen irgendwo an Land zu kommen, um mir Cadiz anzuschauen und eine neue, spanische SIM-Karte zu kaufen. Eigentlich hat es keine Eile, weil ich ja mindestens 8 Tage hier festsitze, weil der Wind nur von Osten kommt, aber ab morgen soll es schlechtes Wetter geben, mit Regen und viel Wind.
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21.09.2022
Inzwischen war ich an Land und habe mir Cadiz ein wenig angesehen. In der kleinen Marina, direkt hinter der Brücke, konnte ich mein Dinghi lassen und an Land gehen. Allerdings durfte ich nur 2 Stunden bleiben, der Marinero achtet auf Ordnung in seiner Marina. Leider hatte ich keine andere Möglichkeit gefunden, um an Land gehen zu können.
Also habe ich mich beeilt und bin Richtung Norden, Richtung Altstadt marschiert. Es waren viele Leute unterwegs und wenn es Touristen waren, dann waren es hauptsächlich spanische Touristen. Ich hörte nur ganz selten andere Sprachen. Auf der westlichen Seite von Cadiz, zum Atlantik hin, gibt es jede Menge Sandstrand und die Bewohner nutzen das auch. Ich habe viele mit Kind und Sonnenstuhl durch die Straßen laufen sehen, um an den Strand zu kommen. Schon praktisch, wenn man das so einfach zu Fuß machen kann. Auch die Altstadt war gut besucht. Viele der Restaurants waren voll, hier scheint Mittags niemand selbst zu kochen.
Nach 2,5 Stunden war ich wieder in der Marina und von dem Marinero war nichts zu sehen. Glücklicherweise kam gerade jemand auf dem Steg, an dem mein Dinghi lag, zum Ausgang. Die Stege sind nämlich mit elektrischen Türen gesichert und ohne daß mich jemand reinlies, wäre ich dort nicht weggekommen. So war zumindest die Rückkehr zur Mephisto problemlos.
Eigentlich hatte ich geplant morgen, Donnerstag, noch einmal an Land zu gehen. Am Samstag wollte ich Cadiz verlassen, in Barbate übernachten und Sonntag durch die Straße von Gibraltar fahren.
Der Wind scheint sich aber sehr ungünstig zu entwickeln.
So wie es jetzt ausschaut, werde ich morgen Cadiz verlassen und zwei Nächte in Barbate vor Anker bleiben. Am Samstag geht es dann nach Gibraltar.
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25.09.2022
Wie geplant hatte ich Cadiz am Donnerstag verlassen. Das dauerte länger als ich mir vorgestellt hatte, einfach, weil der Weg um Cadiz herum lang war. Es ging vorbei an den schönen Sandstränden, weiter Richtung Süden. Der Wind kam mir entgegen, aber nur sehr schwach. Das war der Grund, warum ich heute schon unterwegs war, denn morgen sollte der Wind stärker werden. Kurze Zeit konnte ich wieder das Vorsegel zur Unterstützung setzen, aber den ganzen Weg mußte ich mit Motor zurücklegen. In Barbate angekommen war das Ankern problemlos, weil kein anderes Boot in Sicht war. Der Ankerplatz war eigentlich ganz schön, nur leider kam viel Schwell in die kleine Bucht, es gab kaum Schutz. Am nächsten Tag stand dann zeitweise auch noch der Wind so ungünstig, daß die Wellen auf die Seite der Mephisto trafen, was das Leben an Bord sehr unkomfortabel werden läßt. Das Geschirr schepperte immer wieder mal im Schrank. Nachts ließ der Schwell nach und die Windrichtung brachte die Mephisto mit dem Heck in die Welle, dadurch konnte ich wenigstens ruhig schlafen.
Am Samstagmorgen war ich dann aber doch froh, hier wegzukommen. Wiederum ohne Wind ging es weiter Richtung Süden. Nach etwa einer Stunde kam mir eine unerwartet starke Strömung entgegen. Eigentlich sollte die nur etwa 0,2 kn betragen, stattdessen wurde ich innerhalb kürzester Zeit von 5 kn Fahrt auf 3,2 kn abgebremst. Im Wasser waren richtige Strudel zu sehen. Um einigermaßen im Zeitplan zu bleiben, blieb mir nichts übrig als etwas mehr Gas zu geben. So konnte ich wenigstens mit 4,5 kn weiterfahren. Nach 1,5 Stunden kam ich dann wieder auf 5,2 kn und etwas später setzte die erwartet Strömung der Straße von Gibraltar ein, die mich auf 6 kn brachte. Als Tarifa in Sicht kam war ich wieder im Zeitplan. Nach dem Kurswechsel von Süd auf Ost, am südlichsten Punkt von Europa, hatte ich die volle Strömung der Straße unter mir und kam zeitweise auf fast 7 kn, kurz vor Gibraltar. Über meine rechte Schulter konnte ich im Süden Afrika sehen. Es war leider recht diesig und wolkig, aber wenigstens die oberen Regionen von Afrika waren zu sehen. Hier in der Straße von Gibraltar gibt es auch ein Verkehrstrennungsgebiet, aber da ich auf der nördlichen Seite war, dort wo natürlich auch Gibraltar liegt, mußte ich in dieses nicht einfahren. Am Rand, an der Küste entlang, ist genug Platz für ein kleines Boot entlangzufahren.
Was ich sicher nicht erwartet hatte, war Gegenverkehr mit einem Segelboot. Ich hatte ja speziell die Bedingungen abgepasst, um ins Mittelmeer einzufahren, d.h. Wind aus West und die Strömung mit 1,5 – 2 kn nach Osten. Das bedeutet dann aber in der Gegenrichtung, aus dem Mittelmeer hinaus, den ungünstigsten Fall, den ich in jedem Fall versuchen würde zu vermeiden. Aber ein polnisches Boot hatte das nicht abgeschreckt, es kam mir entgegen. Vielleicht hatte die Crew Termindruck? Ich frage mich, wie lange die wohl unterwegs waren, bis sie ankern konnten?
Als ich in die Bucht von Gibraltar einfuhr, war der Wind schon recht stark geworden und die Wellen in der Bucht mindestens doppelt so heftig wie in der Straße. Ein Glück, daß die meisten großen Schiffe vor Anker lagen. Die wenigen, die fuhren, hielten mich schon beschäftigt genug. Eine Schnellfähre aus Afrika, die leicht schräg hinter mir ankam, hatte ich fast übersehen. Sie war einfach unerwartet schnell und es blieb mir nichts anderes übrig als wirklich Vollgas zu geben, um ihr aus dem Weg zu gehen. Man kann mit einem kleinen Sportboot einfach nie sicher sein, daß die großen Pötte auf einen Rücksicht nehmen.
Meine erste Anlaufstelle war eine Tankstelle im Königreich, da man hier Zollfrei tanken kann. Das ist tatsächlich erlaubt, die Tankstelle ist ohne Zollformalitäten zu erreichen, aber direkt hinter dem Gebäude ist ein hoher Schutzzaun und die Grenzschutzbeamten sind rings um die Tankstelle zu sehen.
Nach dem Tanken ging es weiter in die Marina Alcaidesa, die quasi nebenan liegt, nur durch die Rollbahn des Flughafens getrennt. Da ich per E-Mail reserviert hatte, waren die Check-in-Formalitäten schnell erledigt. Allerdings hatte es inzwischen 22 – 23 kn Wind, viel zu viel um mit dem Katamaran zwischen den anderen Booten herumzufahren, in den engen Gassen zwischen den Pontons. Ein Skipper, der mit seinem Katamaran vor mir angekommen war, sah das genauso und so blieben wir beide über Nacht am Welcome-Steg liegen, in der Hoffnung, daß es am nächsten Morgen weniger Wind haben würde. Erfreulicherweise war es auch so. Bei Sonnenaufgang hatte es gerade mal 6 – 7 kn Wind und so wartete ich, daß die Marineros Zeit hatten mir beim Anlegen zu helfen. Gegen 8:30 ging es dann zum endgültigen Liegeplatz und der Weg dorthin war wirklich eng. Das wäre am Vorabend sicher schiefgegangen und entweder die Mephisto oder andere Boote oder beide wären zu Schaden gekommen. So aber hat alles geklappt und gegen 9 Uhr konnte ich dann endlich auch abschalten und entspannen.
Tja und heute mache ich erstmal nicht mehr viel. Die nächsten Tage werde ich sehen, wie ich ins Königreich einreisen kann und mich ein wenig umsehen. Hier am Rande der Marina ist auch ein Stellplatz für Wohnmobile und es sind erstaunlich viele Deutsche hier.
27.09.2022
Auch heute bin ich wieder dabei mich zu erholen. Gestern war ein anstrengender Tag. Ich habe mich aufgemacht um die Umgebung zu erkunden und bin dabei auch direkt über die Grenze ins Überseegebiet des Königreichs von Großbritannien, nach Gibraltar.
Gleich Morgens ging es los, mit dem Fahrrad. Das hat sich als ideal für den Grenzübertritt erwiesen, denn die Fußgänger mussten durch ein Gebäude durch, vor dem es eine längere Schlange gab. Die Autos standen ebenfalls in einer langen Schlange, es war wohl Rushhour. Mit dem Fahrrad konnte ich zwischen den Autos durch nach vorne fahren und mußte nur kurz meinen Pass hochhalten, schon war ich drüben. Die Grenzbeamten haben mich nicht weiter beachtet, ich vermute einen Touristen mit Fahrrad erwarten die nicht und so ging ich als Pendler durch.
Auf der anderen Seite kommt direkt der Flughafen. Mit dem Fahrrad über das Rollfeld und die Landebahn eines internationalen Flughafens zu fahren ist schon ein komisches Gefühl 🙂
Den Felsen kann man am einfachsten mit der Seilbahn besuchen, allerdings dauert alleine das Anstehen in der Schlange dort schon etwa 90 Minuten. Hoch geht es dann in 6 Minuten. Ganz billig ist es auch nicht, 42,50 €, die Seilbahnfahrt und Eintritt zu den Sehenswürdigkeiten. Was ich nicht wußte, man kann auch ganz normal die Straße hinauffahren. Das hätte mir nicht nur 20,- € gespart, sondern auch das lange laufen oben auf dem Felsen. Mit dem Elektrorad wäre ich wohl hinaufgekommen und oben hätte ich dann die vielen Kilometer schneller zurückgelegt als zu Fuß.
Von dort oben hat man einen tollen Ausblick über die ganze Bucht. Es gibt einiges zu sehen, aber vor allem muß man eben viel laufen, denn von der einen Seite zur anderen sind es mehrere Kilometer Straße und das auch noch auf unterschiedlichen Höhen.
Das meiste dort ist militärisch geprägt, alte Stellungen mit jeder Menge Kanonen und Geschütze. Ich lasse da einfach mal die Bilder sprechen.
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30.09.2022
Ich habe mich heute noch einmal nach Gibraltar aufgemacht. Der Grenzübergang mit dem Fahrrad ist wirklich einfach und schnell. Die Fußgänger bildeten wieder eine lange Schlange von mindestens einer halben Stunde und die Autos ebenfalls. Aber mit dem Rad ging es, wie beim letzten Mal, zwischen den Autos durch bis nach vorne und schon ist man drüben, keine 5 Minuten.
Für heute hatte ich mir vorgenommen, einmal gegen den Uhrzeiger um den Felsen herumzufahren. Das hat auch ohne Probleme geklappt. Zunächst natürlich wieder über das Rollfeld des Flughafens und dann die Hauptstraße entlang, immer etwa auf Meereshöhe. Es ging vorbei an den alten Festungsanlagen Richtung Süden. An der Ostküste ging es durch kurze und lange Tunnel. Gerade der längste Tunnel war für Fußgänger verboten, da bliebe dann nur die Möglichkeit den Bus zu nehmen. Mit dem Fahrrad auch hier keine Probleme. So konnte ich mir auch auf Augenhöhe anschauen, was schon von oben zu sehen war. Ihr seht es ja auf den Bildern.
Ich hatte es noch nicht erwähnt, aber in Gibraltar ist der Verkehr wie im Rest von Europa, die Autos fahren auf der rechten Straßenseite und das Lenkrad ist auf der linken Seite des Autos. Als ich das erste Mal in die Stadt fuhr, hatte ich mich schon darauf eingerichtet, die Straßenseite wechseln zu müssen, aber Gibraltar hat sich wohl Spanien angepasst, um die Menschen nicht zu verwirren. Gute Entscheidung. Übrigens hat Gibraltar auch ein eigenes Länderkennzeichen: GBZ
So wie es im Moment ausschaut, kann ich am Montag nach Almerimar aufbrechen, allerdings nicht wie geplant in 3 – 4 Tagen die Küste entlang, sondern auf dem direkten Weg, in 26 Stunden Nonstop. Anders läßt es der Wind nicht zu, sonst muß ich mindestens noch 10 Tage länger hier bleiben, weil beständiger und teils starker Wind aus Osten vorhergesagt ist. Am Montag und Dienstag ist nur sehr wenig Wind und die meiste Zeit aus Westen. Also hoffe ich, daß es bei der Vorhersage bleibt. Wir hatten hier die letzten zwei Tage heftigen Wind aus West, der lag bei bis zu 28 kn, also viel zu viel für mich um loszusegeln. Hier in der Marina war es trotz des heftigen Windes recht ruhig geblieben, nur wenig Schwell, so daß die Mephisto recht ruhig blieb.
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Hallo Herr Kaltwasser,
schön sie in Deutschland zu wissen! Auszeit von Bord der Mephisto. Werden sie auch die Bullenwiese besuchen?
Lieben Gruß, Fr. Neumann-Rystow.
Hallo Ralf,
tolle Berichte! Was für ein Abenteuer! Bin gespannt wie es weitergeht. Hab in 2019 in Chiclana de la Frontera über den Sommer Dienst gemacht. Auch eine nette Gegend, falls Du noch Inspiration brauchst 😃.
Liebe Grüße und viel Spaß in Deutschland,
Julia
Hallo Ralf,
was ist denn dein geplantes Winterquartier? bzw. hast du überhaupt eins geplant?
Oder segelst du durchs Mittelmeer und schaust einfach mal wo es dich hin führt?
Gruß vom VP Team
Michael
Hallo Michael,
ja, für den Winter habe ich Almerimar in Andalusien, Spanien, fest eingeplant. Zumal ich vorhabe die Mephisto für etwa 3 Monate alleine zu lassen. Ich werde Weihnachten in Mannheim verbringen und dann vermutlich irgendwohin ins Warme fliegen. Im Januar noch so im Mittelmeer herumzusegeln ist nichts für mich, zu kalt. Da könnte es an vielen Orten ja sogar Frost haben.
Gruß an die Kollegen, die noch da sind.
Ralf