Leben in Aguadulce

24.06.2023
Inzwischen ist hier in Aguadulce der Sommer ausgebrochen und ich meine das vor allem im Sinne von Temperaturen. Tagsüber liegen die um 30 °C und knapp darüber, abends bleibt es bei etwa 25 °C. Auch starke Winde vom Meer, die zuvor meist eine Abkühlung brachten, tun das nun nicht mehr. Der Wind vom Meer ist so warm wie die Umgebung. Ich habe mal testweise die Klimaanlage laufen lassen, um sicherzugehen, daß sie funktioniert, wenn ich sie brauche. Und sie funktioniert sehr gut, völlig geräuschlos.
Aber da ich nicht arbeiten muß, der große Pool im Garten für Abkühlung sorgt und ich die Wärme noch genieße, bleibt die Klimaanlage noch aus.
Am 23.06. , gestern, wurde hier das Fest des Heiligen Juan gefeiert. Das Johannisfest, auch Johannisnacht genannt, ist ein Fest heidnischen Ursprungs (Litha), das am 23. Juni, dem Vorabend des Tages von Johannes dem Täufer, gefeiert wird und bei dem üblicherweise Freudenfeuer entzündet werden. Die Ankunft der Sommersonnenwende wird in ganz Spanien mit althergebrachten Riten und Traditionen gefeiert. Die Johannisnacht gilt als die kürzeste Nacht des Jahres, obwohl sie in einigen Städten bis zum Morgengrauen dauert. Die Johannisnacht hat den Zauber der alten heidnischen Feste übernommen, die zur Zeit der Sommersonnenwende veranstaltet wurden. Der Ursprung dieses Brauchs liegt in den Feierlichkeiten, mit denen die Ankunft der Sommersonnenwende am 21. Juni in der nördlichen Hemisphäre begangen wurde und deren wichtigster Ritus im Entzünden eines Lagerfeuers bestand. Der Zweck dieses Ritus war es, der Sonne mehr Kraft zu geben, die von diesen Tagen an schwächer wurde – die Tage wurden bis zur Sommersonnenwende immer kürzer. Symbolisch hat das Feuer auch eine „reinigende“ Funktion für die Menschen, die es betrachten.
In Almeria ist es fast obligatorisch, um Mitternacht ans Meer zu gehen und sich zumindest das Gesicht im Wasser des Mittelmeers zu waschen, um ein Jahr voller guter Wünsche zu erbitten oder in den unzähligen Lagerfeuern Zettel mit denselben Wünschen zu verbrennen. All das wird immer von Konzerten, Musikpartys, Grillfesten und der guten Stimmung begleitet, die jedes Jahr diesen besonderen Tag umgibt, der eher den Beginn des Sommers als den 21. Juni selbst markiert.



13.07.2023
Nun ist es amtlich und besiegelt, die Mephisto wurde von den neuen Eignern übernommen und ist inzwischen auf dem Weg nach Italien. In den letzten 6 Wochen war ich ja immer mal wieder an Bord um nach dem Rechten zu sehen und um die letzten Sachen von mir von Bord zu räumen. Jetzt ist das nicht mehr notwendig und ich hoffe, das Boot leistet den neuen Besitzern ebenso gute Dienste wie mir. Ein ganz klein wenig Wehmut bringt so ein Abschied ja doch mit sich, ähnlich wie beim Abschied von meinem Haus vor fast 2 Jahren, aber es überwiegt ganz deutlich die Begeisterung für das Neue, die Möglichkeiten, die sich nun bieten. Für mich ist das nächste Ziel erst einmal eine Wohnung in der Umgebung von Mannheim zu finden. Das hat noch keine Eile, ist aber in meinen Gedanken ständig präsent.
In der Zwischenzeit versuche ich es mir hier gemütlich zu machen, allerdings fällt es mir nicht leicht mich an die Zeiteinteilung der Spanier zu gewöhnen. Abendessen um 22 Uhr ist mir einfach zu spät.
Da es hier indes heiß geworden ist, gestern hatte es mal 35 °C, gehe ich lieber nach dem Abendessen gegen 21 Uhr am Strand entlang, nicht wie zuvor gegen 17 Uhr. Im Landesinneren (z.B. Granada) hat es tatsächlich über 40 °C, da ist es hier direkt am Meer ja noch angenehm. Leider kühlt es Nachts kaum mehr ab, auch um Mitternacht zeigt mein Thermometer noch 30 °C an. Der Pool stellt auch keine Abkühlung mehr dar. Ich habe die Wassertemperatur nicht gemessen, aber ich tippe auf 29 – 30 °C. Ich muß doch mal das Meer testen, bisher war ich noch nicht im Meer schwimmen.
Jedenfalls bin ich froh eine Klimaanlage in der Wohnung zu haben, bei 26 – 27 °C schläft es sich schon sehr viel angenehmer als bei 32 °C. Zumindest ist es hier trocken, nicht wie in Deutschland mit Starkregen und Sturmböen. Trotzdem werde ich wohl im August nach Deutschland fahren müssen, um mir ein paar Wohnungen anzusehen.

Ende Juli 2023
Diesen kleinen Beitrag von Ende Juli reiche ich hiermit noch nach.
Ich fand es immer erstaunlich, wie selbstverständlich auch gegen Mitternacht noch die Kinder hier am Strand aktiv sind. Eltern sind selbst mit den Kleinsten noch bis spät in die Nacht unterwegs. Während in Deutschland üblicherweise für Kinder unter 10 Jahren ab etwa 21 Uhr Schlafenszeit ist, sind hier selbst 2- oder 3-jährige noch bis Mitternacht und später mit ihren Eltern unterwegs. Schon 6- oder 8- jährige laufen hier in Gruppen auch alleine am Strand entlang, zumindest sind die Eltern nicht in unmittelbarer Nähe.
Die kleinen Kioske mit jeder Menge Süßigkeiten und die extra für die Ferien erstellten Freizeit-Bespaßungs-Unternehmungen der Stadt sind darauf abgestimmt und haben bis weit nach Mitternacht geöffnet.

Auffälligkeiten ganz anderer Art sind die vielen Madonnenumzüge. Jede kleine Gemeinde hat ihren eigenen und so kann man an jedem Wochenende einen anderen besuchen, wenn man will. In Aguadulce gab es einen spät abends, da hatte ich nur die Blaskapelle gehört und bin ohne Kamera aus dem Haus um zu sehen, was da passiert.
In Almerimar war der Umzug tagsüber in der Marina, daher die Fotos. Da ich nicht katholisch bin, habe ich mir die anderen Umzüge in den umliegenden Gemeinden nicht angesehen.

Am 28.07.2023 kam die Mephisto mit ihren neuen Eignern in Norditalien an.
Das war tatsächlich eine schnelle Reise, in nicht ganz 3 Wochen, ohne viel Aufenthalt unterwegs. Dort steht sie nun an Land, voraussichtlich etwa ein Jahr. In der Zeit werden die neuen Eigner sich das Boot so zurechtmachen, wie sie das haben möchten, um dann darauf zu leben.
Allzeit eine Handbreit Wasser unterm Kiel.

In Aguadulce

13.04.2023
Manchmal verfliegt die Zeit einfach so und durch die vielen zu bewältigenden Aufgaben merkt man es gar nicht.
Seit meiner Abreise aus Mannheim sind nur 4 Wochen vergangen, aber mir kommt es viel länger vor.
Um chronologisch vorgehen zu können, mache ich einen großen Schritt zurück in der Zeit.
Um genügend Ladekapazität zu haben, meinen Hausstand von der Mephisto in mein noch zu findendes Apartment zu schaffen und nächstes Jahr zurück nach Mannheim, hatte ich mir einen Ford Grand Tourneo Connect gekauft. In dem konnte ich nun auf dem Weg nach Almerimar auch bequem schlafen. Leider überstand er die Fahrt nicht unbeschadet. Kurz nach Überqueren der Französisch-Spanischen Grenze, überholte ich einen LKW, der mit seinen Reifen etwas aufwirbelte, das meine hintere Seitenscheibe splittern ließ. Ich hörte zunächst nur einen dumpfen Schlag und erst viel später entdeckte ich die gesplitterte Scheibe. Glücklicherweise hielten die Splitter noch zusammen und ich konnte ohne weitere Beeinträchtigung zunächst weiterfahren.
Das nächste Unglück ließ nicht lange auf sich warten. Auf einem Autobahnrastplatz in der Nähe von Barcelona kam ein Spanier auf mich zu und laberte mich mit Spanisch voll, von dem ich kein Wort verstand. Dabei deutete er immer wieder auf meinen hinteren Reifen auf der Fahrerseite. Was mir zu diesem Zeitpunkt nicht klar war, das war nur ein Ablenkungsmanöver, damit sein Partner meinen Rucksack vom Beifahrersitz rauben konnte.
Als ich den Verlust des Rucksacks bemerkte, war ich bereits an Alicante vorbei. Mein Schrecken war zu dem Zeitpunkt unbeschreiblich und ich konnte zunächst keinen klaren Gedanken fassen, weil ich davon ausging, daß in dem Rucksack alles drin war, was irgendwie wichtig war, Papiere, Geldbeutel, Handy, Bargeld, Schlüssel, Bankkarten etc.
Aber, wie bei der Seitenscheibe, die zwar gesplittert, dennoch intakt war, hatte ich auch hier Glück im Unglück. Meine Bankkarten und meinen Geldbeutel mit Personalausweis, sowie das Handy, hatte ich der Mittelkonsole des Wagens deponiert. Ich konnte also noch über etwas Bargeld und vor allem meine Konten verfügen und mich ausweisen. Mit dem Rucksack gingen ein paar Hundert Euro Bargeld, mein Reisepass, mein internat. Führerschein, mein Kulturbeutel mit Rasierer und elektr. Zahnbürste, eine Lesebrille, einige Klamotten und die Schlüssel zur Mephisto verloren. Nicht gut, aber abgesehen von etwa 1000,- Euro Schaden konnte ich weiterfahren und die Pläne, die ich hatte, weiterhin verfolgen und umsetzen. Ersatzschlüssel zum Boot hatte ich noch auf dem Boot deponiert. In El Ejido habe ich den Raub der Polizei gemeldet, schon wegen des Reisepasses, mehr konnte ich nicht tun.
Da ich das Auto hier dringend brauche, habe ich die Seitenscheibe bisher nur mit Klebefolie fixiert. Ich hoffe das hält noch eine Weile.
Der nächste Schritt war nun das Boot zu putzen, um es Käufern präsentieren zu können. Gleichzeitig war es aber auch wichtig ein Apartment zu finden, in dem ich die nächsten 12 Monate wohnen und damit ich das Boot leer räumen konnte. Das suchte ich zunächst in Torrevieja, weil ich weiter Richtung Norden und in die Nähe eines größeren Flugplatzes wollte. Allerdings ohne Erfolg, denn die meisten Apartments dort sind nur einzelne Monate verfügbar und nicht für ein ganzes Jahr. Ein Apartment hätte ich beinahe genommen, obwohl es mir nicht so gefallen hatte, einfach weil es das Beste war, das auch verfügbar war. Quasi in letzter Minute fand ich dann ein Apartment in Aguadulce, etwa 30 Minuten von Almerimar entfernt. Das ist zwar etwas teurer als ich gerechnet hatte, aber es ist sehr gut eingerichtet, mit einer schönen Küche, einem großen Schlafzimmer und Wohnzimmer und einer riesigen Garage in der Tiefgarage. Hier passt mein ganzer Hausstand rein und das Auto noch dazu. Außerdem brauche ich nur über die Straße, einen kurzen Weg nach unten gehen und schon bin ich am Strand von Aguadulce und der ist weitaus schöner als in Almerimar. Auch ist Aguadulce eine richtige, wenn auch kleine Stadt, hier gibt es nicht nur Apartmentanlagen wie in Almerimar. Roquetas de Mar ist die zugehörige Stadt und Almeria als Provinzhauptstadt ist auch nicht weit. Ich fühle mich hier gut aufgehoben, zumal auch der Vermieter, der nur Spanisch spricht, sehr nett ist. Er gibt mir Zeit die Vokabeln zu finden und hat auch Verständnis, wenn ich etwas nicht verstehe.

16.05.2023
In den letzten Wochen hatte ich ein wenig Stress mit der Bürokratie in Spanien und dem zugehörigen Ausländeramt in Almeria. Offiziell ist nämlich nicht der Eigentümer des Apartments der Vermieter, sondern dessen Firma und da die ein wenig größer ist, gibt es da für alle Belange Sachbearbeiter und Abteilungen. Die Rechtsabteilung ließ mich nun wissen, daß sie meine N.I.E (Número de Identidad de Extranjero) und meine Aufenthaltserlaubnis bräuchte. Die Nummer dient zur Identifizierung bei allen möglichen Geschäften oder Transaktionen, so brauchte ich sie z.B. auch um meinen Internetanschluss in der Wohnung zu beantragen. Wenn man länger als 3 Monate in Spanien bleiben will, muß man eine extra Aufenthaltserlaubnis haben.
Also habe ich viel Zeit im Internet verbracht, um herauszufinden, wie und wo ich das alles beantragen kann und was dazu nötig ist. Das größte Hindernis war dabei immer wieder einen Termin auf dem zuständigen Ausländeramt zu bekommen. Es dauerte immer 4 – 5 Tage, bis ich über ein Internetportal der Regierung einen Termin ergattern konnte. Die N.I.E. war noch relativ einfach zu bekommen, weil dafür nur nachzuweisen war, daß ich in Deutschland einen Wohnsitz habe und die Bearbeitungsgebühr entrichtet sein mußte, bevor man zum Amt ging.
Die Aufenthaltsgenehmigung war ein harter Brocken, der mich 3 Wochen Nerven kostete und ich mußte gleich zweimal auf dieses Amt, weil ich beim ersten Besuch die Dokumente nicht in spanischer Sprache übersetzt hatte und die Anmeldung in der Gemeinde Roquetas fehlte. Die Anmeldung bei der Stadt erforderte auch 2 Besuche auf dem Gemeindeamt und die Unterstützung des Eigentümers der Wohnung. Wenigstens brauchte ich da keinen Termin, sondern konnte einfach hingehen und mußte eben in der Schlange 30 Minuten warten.
Beim zweiten Besuch im Ausländeramt wurden meine Dokumente dann, nach einer kleinen Diskussion wegen meiner Krankenversicherung, angenommen. Allerdings äußerte die Sachbearbeiterin, die das nicht entscheidet, Zweifel, ob der Antrag positive beschieden werden würde. Die Krankenversicherung hatte in ihrer Bestätigung die Leistungen, die versichert sind, nicht explizit aufgelistet. Nun muß ich 2 Monate auf den Bescheid, der per Post zugestellt wird, warten.
Die freundliche Sachbearbeiterin fragte mich nebenbei, warum ich die Aufenthaltsgenehmigung überhaupt beantrage, da ich im Antrag geschrieben hatte, ich wolle nur 12 Monate bleiben. Die Aufenthaltsgenehmigung ist eine permanente und wird normalerweise beantragt, wenn man nach Spanien auswandert. Ich sagte ihr mein Vermieter sei eine Firma und die hätten es verlangt. Sie zeigte Verständnis, aber ihre Mimik sagte mir, daß die Behörden selbst das wohl nicht so genau nehmen. Vor allem, weil ich ja immer wieder zwischendurch nach Deutschland fahren werde, um mir eine Wohnung zu suchen. Die 3 Monatsfrist beginnt bei jeder Rückkehr nach Spanien von neuem.
Nachmittags habe ich dann der Maklerfirma mit WhatsApp meine N.I.E. und die Anmeldung in der Gemeinde geschickt und ihnen mitgeteilt, daß ich keine Aufenthaltsgenehmigung brauche, weil ich nur temporär in Spanien bleibe und immer wieder nach Deutschland fahre. Tja, was soll ich sagen, die hatten da keine Einwände, das wichtige für sie war die N.I.E. um mich als Mieter gegenüber der Regierung zu identifizieren. Den Stress der letzten 3 Wochen mit dem Antrag der Aufenthaltsgenehmigung hätte ich mir also sparen können.
Nebenbei hatte ich auch Gelegenheit, die gesplitterte Scheibe an meinem Auto austauschen zu lassen. Das ging tatsächlich völlig reibungslos und war in 2 Stunden erledigt.
Jetzt kann ich also wieder entspannen und die Zeit hier genießen.

Übrigens habe ich, der N.I.E. sei dank, inzwischen ja auch einen schnellen Glasfaseranschluss mit 500 Mb/s bekommen. Es hat keine Woche vom Antrag bis zum Verlegen gedauert. Im Gebäude war bereits alles vorbereitet und eine Anschlussdose vorhanden. In nur 90 Minuten war das Kabel in die Wohnung verlegt und der Router installiert, kostenlos. Der Anschluß kostet gerade mal 15,- € pro Monat bei unbegrenztem Datenvolumen. Ich habe gelesen in Deutschland kostet so ein Anschluß 500,- – 1000,- € und dann ca. 60,-€ pro Monat.

31.05.2023
Die letzten 3 Wochen ist das Wetter hier im Süden Spaniens durchwachsen. Es ist spürbar kühler geworden und es hat sogar geregnet, fast einen ganzen Tag lang, ununterbrochen. Das Land hier hat den Regen aber auch nötig. Aktuell ist es mit 22 – 23 Grad sogar ein wenig kühler als in Deutschland.
Ich hatte vor einigen Tagen die Kühle genutzt, um nach Granada zu fahren und mir die Alhambra anzuschauen.
Die Alhambra (= die rote Festung) ist seit 1984 Weltkulturerbe und als eines der bedeutendsten Beispiele des maurischen Stils der islamischen Kunst bekannt.
Die Mauren erbauten die ersten Teile der Festung im 9. Jahrhundert und in den folgenden Jahrhunderten wurde sie von verschiedenen Herrschern erweitert. Die Stadt Granada wurde erst um 1030 n.Chr. gegründet.
Man kann leicht ein paar Stunden innerhalb der Festungsmauern und der Gärten verbringen, die Anlagen sind sehr weitläufig. Auf einen Besuch der Nasridenpaläste innerhalb der Festung habe ich verzichtet. Der Eintritt hier war auf 3 Wochen im Vorraus ausgebucht, weil pro Tag nur eine kleine Anzahl an Besuchern zugelassen werden.

Für die Mephisto hat sich inzwischen ein neuer Eigentümer gefunden. Ein sympathisches Paar aus Deutschland hat sie gekauft und wird sie im Juli übernehmen. So habe ich genug Zeit, um noch die letzten meiner Sachen vom Schiff zu holen und in mein Apartment zu schaffen. Damit ist dann das Kapitel mit dem „Segeln als Lebensweise“ abgeschlossen.
Unter diesen Umständen werde ich diese Webseite nicht mehr ganz so intensiv weiterführen. Ich denke, es wird hier in Aguadulce wahrscheinlich nicht so viel Spannendes geschehen, daß sich das Schreiben darüber lohnt.
Falls ich hier in Spanien zu größeren Städten reise, würde ich darüber wieder berichten.
Als Nächstes steht nun an, wieder eine Wohnung in Deutschland, in der Umgebung von Mannheim, zu suchen und zu finden. Ich hoffe das gelingt mir, bevor der Mietvertrag hier im März 2024 ausläuft. Aber zur Not bleibe ich auch noch ein paar Monate länger in Spanien, so schlecht ist es hier ja nicht 🙂

in Mannheim

14.12.2022
Nach einigen Tagen der Betriebsamkeit finde ich heute mal wieder die Ruhe und Muse hier zu schreiben.
Allerdings gehe ich noch einmal kurz nach Almerimar zurück und reiche ein paar Bilder nach. Dort war es in den Tagen vor meiner Abreise wieder recht windig und dadurch gefühlt auch recht kühl. Außerdem gab es eine Menge Regen mit 50 – 60 l / m², was sehr ungewöhnlich ist. Auch die Temperaturen wurden von den Leuten, mit denen ich gesprochen hatte und die dort dauerhaft leben, als zu kühl eingestuft. Auf den Straßen bildeten sich riesige Pfützen, weil die Kanalisation für solche Wassermassen offensichtlich nicht ausgelegt ist.
Am Flughafen in Almeria hat es manche Koffer, die vor dem Flugzeug standen, weggeweht. Glücklicherweise gab es beim Start keine Probleme, außer daß das Flugzeug, sobald es in der Luft war, auch ordentlich durchgeschüttelt wurde. Tragisch war, der Flieger hatte 1 Stunde Verspätung. Tragisch deshalb, weil mein Aufenthalt in Madrid zum Umsteigen nur 1 Stunde betrug. Nach der Landung habe ich mich sehr beeilt, um zu dem Anschlussflug zu kommen, schon mit der Befürchtung, daß er weg sein würde. Nur weil der Anschlussflug nach Frankfurt auch Verspätung hatte, konnte ich den Flieger noch erreichen. Am Gate fragte ich die Iberia-Mitarbeiterin, was mit dem Gepäck wäre und sie bestätigte mir, das Gepäck aus Almeria sei noch an der Maschine nach Frankfurt angekommen. Ha Ha Ha …..
In Frankfurt stand ich dann 23:10 Uhr am Gepäckband bis es sich nicht mehr drehte und mein Gepäck war natürlich nicht angekommen. Am entsprechenden Schalter in der Halle war niemand mehr. Ich habe eine Weile gewartet, aber es kam niemand. Damit hatte ich auch noch meinen schnellen, direkten Zug (ICE) nach Mannheim verpasst. Also nun mit einem Regionalzug, statt der 39 Minuten im ICE, 1 Stunde 19 Minuten unterwegs. Danke Iberia.
Am Dienstag, 13.12. direkt bei Iberia angerufen und die Auskunft: wie erwartet stand die Tasche in Madrid und kommt mit dem nächsten Flug am Mittag in Frankfurt an.
Ich kürze die Telefonate mit Iberia ein wenig ab, denn nach mehrmaligem Telefonieren bis heute, stellt sich heraus, die Tasche mit meiner warmen Kleidung, Unterwäsche, Zahnbürste etc. wird erst am 16., also am Freitag geliefert.
Ich ging deshalb heute erst einmal auf Kosten von Iberia einkaufen, um nicht mehr frieren zu müssen und die Klamotten wechseln zu können. Wollen wir hoffen Iberia hält sein telefonisches Versprechen, die Kosten für die notwendigen Dinge zu übernehmen.

23.12.2022
Die gute Nachricht, mein Gepäck ist letzten Freitag noch gut erhalten bei mir angekommen und Iberia hat angekündigt, das meiste von den Sachen, die ich mir zwischenzeitlich gekauft hatte, zu bezahlen.
Die schlechte Nachricht, seit Dienstag hat mich eine Erkältung erwischt, die mich Mittwoch und Donnerstag im Bett gehalten hat. Inzwischen fühle ich mich wieder besser und hoffe, daß das Gröbste hinter mir liegt. Es ist kein Corona, ein entsprechender Test war negativ. Meiner Schwester geht es leider genau so, sie ist mir etwa 2 Tage in der Erkältung voraus.
Hier ist es mit 12 °C mal wieder zu warm, aber es ist keine Sonne zu sehen. Dicke Regenwolken, die nur ein grau in grau zulassen, decken den ganzen Himmel ab und lassen es immer wieder regnen.
Da fehlt mir doch gleich wieder der wolkenlose Himmel über Almerimar. Im Moment scheint es dort sogar recht windstill zu sein.

Ich wünsche allen Familienangehörigen, Freunden, Lesern,
ein frohes und besinnliches Weihnachtsfest und einen guten Rutsch ins neue Jahr 2023. Et kütt wie et kütt un et hätt noch emmer joot jejange …

10.01.2023
Ein frohes neues Jahr an alle, die dies lesen.
Nun geht auch die Zeit hier in Mannheim zu Ende. Zumindest fürs Erste.
Morgen geht mein Flug nach Phuket, Thailand, ins Warme, in die Sonne.
In Spanien ist es ja nicht sehr viel wärmer als hier in der Oberrheinischen Tiefebene, aber dort ist der Himmel klar, die Sonne scheint und es regnet nicht. Hier ist der Himmel meist bewölkt, die Sonne nicht zu sehen und ständig muß man darauf gefasst sein naß zu werden.
Insofern bin ich ganz froh, morgen nach Südostasien zu kommen. Bei gleichbleibenden ca. 30 °C und 28 °C Wassertemperatur, lässt es sich sicher gut am Strand oder am Pool entspannen. Auch die asiatische Küche wird eine willkommene Abwechslung sein. In der Vergangenheit konnte ich dort immer ein paar überschüssige Pfunde abbauen.
Die Tasche ist schon gepackt und dank der großzügigen 30 kg, die ich bei der gebuchten Fluggesellschaft mitnehmen darf, gibt es auch keine Probleme bei dem, was ich eingepackt habe.
Ich melde mich wieder, sobald ich mich akklimatisiert habe und vielleicht auch schon mit ersten Bildern.

18.03.2023
Glücklicherweise ist Corona wieder weg, ich fühle mich wieder gesund, bis auf einen Rest Husten.
Diese Woche habe ich damit verbracht ein Auto zu suchen und ich habe auch eins gefunden, natürlich einen Ford – Tourneo Connect. Mit dem werde ich wahrscheinlich am Mittwoch nach Spanien und zurück zur Mephisto fahren.
Mein Leben auf der Mephisto wird in den nächsten Wochen sein Ende finden.
Ich bin bereits auf der Suche nach einem Käufer für den Katamaran, nach fast genau 2 Jahren, die ich die Mephisto nun hatte.
Ich habe auf der Startseite einen weiteren Link eingefügt: “ Erkenntnis „, das ist der Versuch einer Erklärung, warum ich die Mephisto wieder verkaufe und zurück an Land gehe.
Ich bin darüber nicht traurig, es hat sich einfach nicht so entwickelt, wie ich es mir erträumt hatte. Ich fühle mich auf dem Boot nicht mehr wohl und damit wird es Zeit, die Sache zu beenden und sich neuen Zielen zu zuwenden.

In Almerimar

9.10.2022
In der zurückliegenden Woche ist viel passiert und ich bin nicht so recht zum Schreiben gekommen. Deshalb schwenke ich erst einmal noch kurz zurück nach Gibraltar, bzw. La Linea, so hieß der Ort auf der spanischen Seite und Alcaidessa war der Name der Marina.
Am Samstag (1.10.22) ging ich noch ein wenig durch La Linea spazieren. Der Ort gibt nicht viel her, deshalb lasse ich hier einfach nur die Bilder sprechen.

Am Montag ging es dann los in Richtung Almerimar.
Eigentlich sah der ursprüngliche Plan vor, in 4 Tagen gemütlich die Küste entlangzusegeln, von Ankerplatz zu Ankerplatz. Dazu hätte es aber 4 Tage lang Wind von Westen, Süden oder auch Norden bedurft. Wind aus Osten durfte es nicht sein, denn nach Osten wollte ich ja fahren. Dummerweise war aber für die ganze Woche über Wind aus Osten vorhergesagt. Für Montag und Dienstag war so gut wie kein Wind angekündigt, deshalb habe ich diese Chance genutzt. Das bedeutete eben, daß ich die Strecke in 24 Stunden Nonstop zurücklegen mußte. Naja, eine Nacht wach bleiben und durchfahren geht ja noch. Und so war es auch, es ging.
Tagsüber sah ich mehrmals Delphine, aber die haben meinen Weg wohl nur gekreuzt und waren zu schnell wieder weg, um sie fotografieren zu können. Auf dem ganzen Weg kam ich immer wieder an großen Frachtschiffen und Tankern vorbei, die einfach nur in der Strömung trieben. Beim ersten Tanker konnte ich zunächst nicht glauben, daß der nur treibt und wollte schon einen Ausweichkurs nehmen, denn normalerweise hält man sich von den Großen ja fern. Aber als ich über AIS bemerkte, daß er nur etwas über 1 kn schnell war, habe ich meinen Kurs beibehalten und bin dicht vor ihm vorbeigefahren. Es ergaben sich noch etwa ein Dutzend solcher Begegnungen. Da ich ebenfalls mit der Strömung fuhr, musste ich dabei nie wirklich ausweichen.
Hier im Mittelmeer gibt es wohl so etwas wie Biolumineszenz, denn in der Nacht war hinter dem Propeller deutlich eine helle Leuchtspur zu sehen. Die kam von den Algen im Wasser, die durch die Bewegung zum Leuchten angeregt werden. In der Nacht waren auch Delphine neben der Mephisto zu hören und schemenhaft zu sehen. Auch sie hinterließen eine helle Leuchtspur im Wasser. Sie waren bestimmt über eine Stunde neben mir und ich konnte sie deutlich Atmen hören.
Gegen Morgen kam dann zur Dunkelheit auch noch dicker Nebel und ich schaltete mein Radar ein, denn Lichter waren keine mehr zu sehen. Gegen 4 Uhr kam ein deutsches Kriegsschiff in meine Richtung und dicht an mir vorbei, das hatte mir das AIS verraten. Gesehen habe ich gar nichts, weil der Nebel einfach zu dicht war.
Als gegen 8 Uhr die Sonne aufging, war der Nebel wieder verschwunden und ich fast am Ziel. Um 10:45 Uhr lag ich am Anmeldesteg in Almerimar und 35 Minuten später an meinem Liegeplatz.
Ich hatte den Abstand des Hecks zum Pier so eingestellt, daß ich mit meiner Passerelle noch den Steg erreichen konnte. Das hat sich am nächsten Morgen als Fehler erwiesen, den der Wind hatte nun gedreht und trieb mein Heck gefährlich nahe an den Betonpfeiler des Stegs. Also Motor an und an den Moorings weiter nach vorne verlegen. Was sich so einfach und schnell schreiben läßt, hat etwa 2 Stunden gedauert und danach brauchte ich erst einmal eine Pause.
Was mir dabei auch auffiel und mich beunruhigte, war die Steuerbord-Mooring. Die war erheblich dünner als die Backboard-Mooring und bei dem in den nächsten Tagen zu erwartenden Wind war mir dabei nicht wohl. Am nächsten Tag bezahlte ich für meinen Aufenthalt bis Mai hier in Almerimar und bat den Chef die Mooringleine überprüfen zu lassen.
Tja, tatsächlich war das keine Mooringleine, sondern nur die Pilotleine, die zur Mooring hinführt. Sollte die Leine reißen, würde mein Heck auf den Betonpier knallen, mit erheblichem Schaden. Da die fehlende Mooringleine im Wasser nicht auffindbar war und Taucher erst in ein paar Tagen zur Verfügung stehen würden, mußte ich den Liegeplatz wechseln. Da auf dieser Seite der Pier, für Katamarane bis 12 m Länge, nichts mehr frei war, mußte ich auf die andere Seite, die eigentlich für die größeren Katamarane gedacht ist. Das bedeutet nun leider, daß sobald es möglich ist, ich wohl noch einmal den Liegeplatz wechseln muß, zurück auf die für mein Boot vorgesehene Seite. Das bedeutet jedes Mal harte Arbeit, bis alle Leinen wieder entsprechend angebracht und gespannt sind.
Am Freitag habe ich mich an die Arbeit gemacht, das Deck zu schrubben und den ganzen Dreck, der gerade durch die Moorings an Deck kam, abzuspülen. Gestern galt es dann die ersten kleinen Reparaturen, die ich bisher aufgeschoben hatte, zu erledigen. Ich habe den Außenbordmotor des Dinghi mit Frischwasser gespült, da ich den bis Mai wahrscheinlich nicht mehr brauchen werde. Die Luftkammern des Dinghi brauchten auch wieder etwas mehr Luft und so habe ich sie wieder gleichmäßig aufgepumpt. Außerdem war der Handbalg zum Pumpen von Benzin aus dem Tank zum Außenborder total porös und das Benzin lief schon aus. Hier konnte ich einen neuen kaufen und einbauen. In den nächsten Wochen gibt es noch mehr kleinerer Arbeiten zu erledigen.
Zwischendurch war aber auch genug Zeit um den Ort hier zu erwandern. Obwohl es kein über Jahrhunderte gewachsener Ort ist, sondern wohl auf dem Reißbrett geplant, ist es ganz nett hier. Es gibt einige Läden, Restaurants, Cafés, Ärzte und einen wunderbaren Supermarkt. Der Supermarkt ist so nahe, daß man bequem auch jeden Tag hinlaufen kann, wenn es sein muß. Gut sortiert mit allem, was ich brauche, verleidet er mich jedes Mal mehr zu kaufen als ich wollte. Es gibt sogar saure Gurken der Länge nach in Scheiben geschnitten im Glas, etwas, das ich in allen anderen Marinas schon vergebens gesucht hatte.
Etwas außerhalb verläuft eine Strandpromenade kilometerweit am Strand entlang, die zum Spazierengehen einlädt, Fußgänger und Fahrradfahrer auf getrennten Wegen. Am Strand ist kaum etwas los, es ist eben schon Nebensaison, kaum noch Urlauber unterwegs. Vielleicht ist deshalb der Liegeplatz so ruhig, denn ich hatte gehört, daß auch hier nachts oft laute Musik zu hören ist. Um mich herum sind Boote, die wohl auch den Winter hier verbringen. Neben mir liegt ein Schweizer, es sind mehrere deutsche Boote hier, Niederländer, Engländer und Schweden. Bisher war der Wind meist deutlich zu spüren, aber die Mephisto liegt einigermaßen ruhig.
Am nächsten Wochenende findet hier das Oktoberfest statt, bin gespannt wie das hier ausschaut.

17.10.2022
Bisher hat sich niemand von der Marina bei mir gemeldet, deshalb liege ich noch auf der Seite, der größeren Katamarane. Wenn ich nicht muß, ziehe ich nicht mehr auf die andere Seite. Ich sehe keinen wirklichen Vorteil für mich und das Umziehen wäre nur wieder mit viel Arbeit und Leinen spannen verbunden.
Ich bin mit dem Fahrrad die Strandpromenade Richtung Westen gefahren, knapp 5 km. Erst danach muß man wieder auf die Straße, um in den nächsten, recht kleinen Ort zu kommen, Guardias Viejas (übers.: Alte Wächter). Das einzig interessante hier ist die alte Wehranlage, die heute als Museum und Veranstaltungsort genutzt wird. Die ganze Umgebung ist mit Stoffbahnen abgedeckt, unter denen allerlei Gemüse angebaut wird. Selbst bei Google Maps sind diese abgedeckten Felder deutlich zu sehen und bestimmen das Landschaftsbild.
Am vergangenen Wochenende fand hier ein Oktoberfest statt. Es gab Bratwürste, Schweinsbraten mit Sauerkraut und Erdinger Faßbier. Es war gut besucht und ich denke, es war für alle Beteiligten ein Erfolg. Wie beim Original wurde auch hier jede Menge Alkohol vernichtet und die Stimmung war ausgelassen. Die Musik war nicht so typisch Oktoberfest (deutsch, Blasmusik etc.), aber das war trotzdem OK.

21.10.2022
Die Zeit verfliegt hier geradezu, obwohl es für mich kaum etwas zu tun gibt. Wie schon das ganze Jahr über lese ich viel, lerne Spanisch mit einer App und verbessere mich im Schachspielen. Es gibt immer mal wieder die Möglichkeit ein paar Worte Spanisch zu sprechen, aber eigentlich viel zu selten. Es sind zu viele Deutsche, Schweitzer, Niederländer und Österreicher in der Nachbarschaft. Die meisten bleiben mit ihren Booten länger hier und so kennt man sich inzwischen ein wenig. So ist immer Gelegenheit für ein Schwätzchen.
An der Mephisto gibt es nicht viel zu tun. Ich hatte daran gedacht einen Ölwechsel an den Motoren zu machen, aber die Laufzeit ist noch zu gering, das wäre Verschwendung. Kleinere Arbeiten, hier mal etwas kleben, dort eine Schraube ersetzen, habe ich schon erledigt. Das Putzen der Edelstahlteile wird wohl das nächste werden, aber so recht habe ich dazu noch keine Lust.
Dafür habe ich zwischendurch Brot gebacken, obwohl es hier gutes Brot zu kaufen gibt. Ich habe noch einen recht großen Vorrat an Mehl und irgendwie muß ich das ja mal aufbrauchen.
Mit dem Fahrrad bin ich inzwischen auch nach Osten am Strand entlang gefahren. Die Promenade hier und auch die Bebauung reicht nur etwa 1 km weit. Danach schließt sich ein Naturschutzgebiet an. Dort sind nur wenige Spaziergänger unterwegs.
Auch in Richtung El Ejido habe ich mich mit dem Fahrrad aufgemacht. Das ist der nächste größere Ort. Auf dem Weg dorthin liegt, nach etwa 30 Minuten, das Krankenhaus und gegenüber, ein größeres Einkaufszentrum. Weiter bin ich auch noch nicht gefahren. Den Ort selbst oder auch Almeria mit dem Bus, besuche ich mal, wenn ich nicht mehr so extrem schwer mit lesen oder Schachspielen oder Spanisch lernen beschäftigt bin. 🙂
Alles in allem gefällt es mir hier recht gut, es regnet nicht, die Sonne scheint, es hat so 24 – 26 °C, nachts noch 19 – 20 °C, es gibt Leute zum Unterhalten und die Duschen sind gut. Sie sind zwar alt und nichts fürs Auge, aber haben eine normale Einhebelmischarmatur. Man muß nicht alle 10 Sekunden einen Knopf drücken und es kommt richtig viel Wasser aus dem Duschkopf, nicht so ein Hochdrucksprühnebel wie bei so vielen anderen Marinas. Die große Auswahl an Restaurants und den tollen Supermarkt hatte ich ja schon erwähnt.

1.11.2022
Es ist unglaublich, wie schnell hier die Zeit verfliegt. Nun bin ich schon 4 Wochen hier in der Marina und es wird nicht langweilig. Ich wundere mich jeden Tag aufs neue, wie schnell nach dem Kaffeetrinken ich schon darüber nachdenken muß, was ich zum Abendessen mache.
Das einzige, was manchmal ein wenig nervt, ist der Schäferhund von dem Cat gegenüber, obwohl er mir inzwischen eher furchtbar leid tut. Er bellt jeden an, der sich dem Boot nähert, auch wenn er ganz auf der anderen Seite des Stegs vorbeigeht. Besonders energisch wird er bei anderen Hunden und da es 3 davon in der Nachbarschaft gibt, die schon mal auf dem Steg herum schnuppern, ist immer was los. Der Arme hat aber auch überhaupt keinen Auslauf. Auch hier in der Marina lassen die Besitzer ihn nie an Land. Er darf den Cat nicht verlassen, sein Geschäft macht er immer vorne auf dem STB-Rumpf und die Besitzer spülen dann mit dem Wasserschlauch alles ins Wasser. Er darf nicht herumrennen, mit den anderen Hunden spielen oder auch nur an der Leine an Land herumlaufen. Nichts. Tagein Tagaus nur an Board und das ist ja für einen Menschen schon ein sehr kleines Reich. Ein Hund will doch auch mal rennen und andere Gerüche schnuppern. Ich glaube in Deutschland hätten die Leute schon Ärger mit dem Tierschutz.
Letzten Samstag hat Trans-Ocean (Verein der deutschen Hochseesegler) hier in der Marina ein Treffen veranstaltet. Das war sehr unterhaltsam und eine gute Gelegenheit auch andere deutschsprechende Segler von anderen Stegen zu treffen. Es gibt tatsächlich viele Deutsche, Österreicher und Schweitzer hier. Es dauerte von Nachmittags bis Abends und war ein voller Erfolg. Jeder brachte Kuchen, Brot, Salate, Dips oder sonst etwas zu knabbern und zu essen mit und die Getränke kamen von der Bar. Das spanische Bier ist durchaus genießbar.

3.11.2022
Tatsächlich geht es mir gut hier, wenn auch gerade heute wieder heftiger Wind aus Westen wehte und es etwas kühl war bei 22 °C. Die letzten Tage hatte es kaum Wind und die Temperaturen lagen bei 25 – 26 °C. Morgen soll es wieder ruhig bleiben und wärmer werden.
Daß die Zeit wieder zurückgestellt wurde, ist blöd. Früher hell, davon habe ich nichts, wenn ich aufstehe ist immer hell. Daß es nun aber gegen 18 Uhr schon dunkel wird, ist nicht gut. Das verkürzt meinen Tag um 1 Stunde.
Auf ein paar der Nachbar-Boote wird ordentlich gearbeitet. Das sind die, die dieses Jahr noch in die Karibik wollen, sei es über die Kanaren oder die Kap Verden. Es ist entspannend denen zuzusehen und selbst nichts tun zu müssen. Ich werde es mir hier gemütlich machen bis Mitte Dezember und nicht mehr rausfahren. Am 12.12. gehts dann wieder nach Mannheim zu meinen Geschwistern für Weihnachten.

6.11.2022
Auch wenn es tagsüber bei klarem Himmel noch so um 23 °C hat, der Winter ist schon spürbar. Am Strand sieht man nur noch einige wenige in der Sonne liegen, aber ins Wasser traut sich keiner mehr. Am Wochenende ist hier in den Restaurants und Cafés noch viel los. Es scheint so, daß die Spanier am Wochenende nicht selbst kochen wollen oder sich mit Freunden und Familie im Restaurant treffen. Überall sind die Lokale gut besucht. Unter der Woche ist es deutlich ruhiger.
Ich bin mit dem Fahrrad mal die Strecke nach El Ejido gefahren, um mir die Stadt anzuschauen. Ich kann nicht sagen, daß sich der Weg gelohnt hat. Der Ort hat nicht viel zu bieten, auch wenn man den Unterschied zu Almerimar sofort bemerkt. Es ist eben eine richtige Stadt, mit allem, was dazugehört. Es gibt Läden aller Art, ein Krankenhaus, Einkaufspassagen, Supermärkte, ein Rathaus, Tankstellen, Möbelhäuser, Rechtsanwaltskanzleien, Ärzte, Gesundheitsamt, Makler, etc. Almerimar besteht in erster Linie aus Apartment-Resorts, Hotels und Geschäften des täglichen Bedarfs.
Aber El Ejido ist ein wenig trostlos und der afrikanische Einfluß ist nicht zu übersehen. Das ist sowohl an den Geschäften als auch an den Leuten auf der Straße zu erkennen. Das schlägt sich auch in den Immobilienpreisen nieder. Ein Haus mit 200 qm und 4 Schlafzimmern ist hier schon für etwas über 200.000,- Euro zu bekommen. In Almerimar kostet ein Apartment mit Garage und Gemeinschaftspool mit 120 qm um 300.000,- Euro.
Langsam muß ich wieder die warmen Sachen aus dem Schrank heraussuchen, mit kurzer Hose und T-Shirt ist es nur noch in der Sonne angenehm. Im Schatten und abends braucht man schon die lange Jogginghose und eine Jacke und vor allem Socken, ich bekomme so leicht kalte Füße 🙂 .
Auch wenn es wärmer ist als in Deutschland und auch ein wenig wärmer als in Lagos, wo ich letztes Jahr zu der Zeit war, richtig schön warm ist es hier nicht. Deshalb freue ich mich auf Thailand, wo ich wahrscheinlich ab Januar 6 – 8 Wochen verbringen werde. Schließlich hatte ich seit 2018 keinen Urlaub mehr.

11.11.2022
Während im Rheinland wieder die närrische Zeit startet und die Leute wegen zu viel Alkohol schwanken, schwanke ich hier auf einem Boot, das vom Wind ordentlich durchgeschüttelt wird. Obwohl fest vertäut in der Marina, wird die Mephisto von 30 kn Wind aus Osten von rechts nach links und zurück geschoben. Es scheppert draußen ganz ordentlich und das bereits seit gestern Abend. Laut Vorhersage wird es auch bis morgen Mittag anhalten. Selbst in der Marina hat das schon etwas Beängstigendes, auch wenn ich recht zuversichtlich bin, daß die Festmacher halten. Vor allem stört es beim Einschlafen.
Kaum jemand ist unterwegs und obwohl das Thermometer 25 °C anzeigt, fühlt es sich kälter an.
Nächste Woche soll es, nach einer windstillen Periode, wiederum solche Windstärken geben, dann allerdings genau aus der anderen Richtung, aus Westen.
Es ist ruhig hier am Steg geworden, in den letzten Tagen sind gleich 3 Boote Richtung Karibik aufgebrochen. Obwohl ich keinerlei Ambitionen in dieser Richtung habe, fühlt es sich schon seltsam an hier zu bleiben. In den letzten Wochen hat man die Leute auf den Booten kennengelernt und nun sind sie weg und man selbst bleibt zurück. Zwei weitere wollen noch aufbrechen, die haben aber noch Arbeiten an deren Boote zu erledigen. Ich schätze, dann wird es hier sehr ruhig werden.
Übrigens wurde der Hund inzwischen auch erlöst. Die Niederländer sind wohl für den Winter mit Auto und Anhänger nach Hause gefahren und so durfte der Hund nun endlich von Bord gehen.

16.11.2022
Nach 2 Tagen der Ruhe, kam der Wind mit voller Wucht zurück. Nun kommt der Wind aus Westen und macht es den Booten, die Richtung Gibraltar wollen unmöglich abzufahren. Wiedereinmal ist der Wind dabei noch stärker als vorhergesagt. Die letzten 2 Tag waren sehr unruhig in der Marina und ich konnte nachts kaum schlafen. Bei Windgeschwindigkeiten von 37 kn wird es nicht nur laut an Bord, die Mephisto wird auch ordentlich durchgeschüttelt und tanzt auf dem unruhigen Wasser hin und her. Die Marineros fahren etwa alle 3 Stunden auf dem Pier vorbei, um nach den Booten zu schauen. Ich bin selbst auch mehrmals in der Nacht auf, um nach den Leinen zu sehen. Welche zerstörerische Kraft der Wind entwickelt, sieht man an allem, was nicht festgezurrt ist. Meine Außenborderabdeckung hat es zerfetzt und auch meine Fahne ist ein wenig eingerissen. Auf den anderen, nicht mehr bewohnten Booten, sieht man einiges im Wind flattern.
Das soll erst einmal bis Freitagnacht anhalten. Samstag und Sonntag soll es laut Vorhersage dann ruhig bleiben. Aber ab Montagfrüh geht es wieder los, diesmal sind sogar bis zu 46 kn vorhergesagt. Ich hoffe sehr, die Vorhersage ändert sich noch und es wird weniger Wind.

22.11.2022
Letzte Nacht war wirklich sehr ungemütlich. Der Wind war noch stärker als vorhergesagt. Ich konnte auf meinem Windmesser den Höchstwert mit 52 kn ablesen, was nicht heißt, daß es nicht auch mehr gewesen sein konnte, ich schaue ja nicht permanent auf die Anzeige. Es war jedenfalls heftig und ich lag wach in der Koje bis nach 4 Uhr morgens. Die Mephisto wurde sehr unrhythmisch hin und her geschoben und mal von den Festmacherleinen mal von den Fendern zum Nachbarboot gestoppt. Die Wellen, die der Wind erzeugt, selbst hier in der Marina, vermittel den Eindruck draußen auf dem Meer zu sein. Außerdem erzeugt der Wind auch einen ordentlichen Lärm und einige Leinen auf den Nachbarbooten schlugen laut im Wind. Im Moment ist es relativ ruhig, aber heute Abend soll es wieder mit 30 kn weitergehen und erst ab Donnerstag kommt wohl eine wirklich ruhige Phase.
Ein gutes hat die Übung, ich bin jetzt einigermaßen davon überzeugt, daß die Leinen alle halten. Besonders die Mooringleinen vorne sind ausreichend gespannt, so daß selbst bei starkem Wind die Mephisto nicht an den Pier gedrückt wird. Das Problem mit den Mooringleinen ist eben, sind sie zu stark gespannt, komme ich mit der Passerelle nicht mehr an Land, dann ist der Abstand zum Pier zu groß. Sind sie zu wenig gespannt, geben sie bei Ebbe und/oder Wind zu sehr nach und das Boot schlägt mit dem Heck am Pier an. Soweit ich sehen konnte, war auch bei den 52 kn Wind noch knapp 1 m Abstand, das sollte für alle Eventualitäten reichen. Wenn der Wind von der anderen Seite kommt, aus Osten, dann wird das Boot vom Pier weggedrückt und ich gehe davon aus, daß meine Heckleinen das in jedem Fall aushalten. Dafür habe ich sie jeweils zweifach ausgebracht. Mein Dinghi habe ich gestern auch noch zusätzlich mit Gurten gesichert, damit es nicht im Wind herumfliegen kann.
Trotz aller Vorsichtsmaßnahmen wird es nicht leicht werden, das Boot für 3 Monate alleine zu lassen. Ich hoffe einfach mal auf wenig Sturm und gute Marineros, die das Schlimmste verhindern.

Bei dieser Aufnahme waren es gerade mal 34-37 kn Wind. Der wurde noch stärker, aber da war es schon dunkel.

25.11.2022
Gestern und heute war es wieder wunderbar ruhig, fast kein Wind. Nur am Strand östlich und westlich der Marina konnte man noch sehen, daß es nur an Land keinen Wind mehr hatte. Weiter draußen auf dem Meer gab es noch immer ordentlich Wind, der die Wellen an den Strand trieb. Das Meer war noch immer sehr aufgewühlt und es waren sogar Surfer (Wellenreiter) unterwegs. Der Wind war stärker als ich dachte. Ein Nachbar sagte mir, daß auf seinem Windmesser der Maximalwert mit 58 kn am Dienstagmorgen festgehalten wurde.
Und als ob das nicht schon genug wäre, erfuhr ich heute von einer Deutschen, die schon seit 10 Jahren hier wohnt und arbeitet, daß es in der Marina auch schon mal 80 kn Wind gab. Ich kann nur hoffen, daß es in den 3 Monaten, in denen ich nicht hier bin, einigermaßen ruhig bleibt. Ich möchte gar nicht daran denken, was mit der Mephisto bei 80 kn Wind geschehen würde.
In Almerimar hört man nun mehr skandinavische Sprachen, Schwedisch vor allem. Nicht unbedingt von Seglern, sondern von Rentnern, die hier in den Apartments überwintern. Auch Autos mit schwedischem Kennzeichnen sind mir einige aufgefallen. Wahrscheinlich ist es für die Kälte und Dunkelheit gewöhnten Schweden hier bei 20 °C immer noch angenehm. Ich dagegen empfinde es mittlerweile als kühl und trage auch tagsüber lange Hosen. Für die nächsten Tage sind fallende Temperaturen angesagt, bis 17 °C, nachts sogar nur 12 °C.

27.11.2022
Euch allen eine schöne Adventszeit.
Glühwein scheint es hier nicht zu geben, ist wohl zu warm dafür, obwohl es abends schon kalt wird und ein gemütliches draußen sitzen nicht mehr ohne dicke Jacke machbar ist.
Da im Moment nur ein laues Lüftchen weht, wärmt die Sonne tagsüber noch schön. Deshalb zog es mich mal wieder auf die westliche Strandpromenade, um mich ein wenig zu bewegen. Dort wird auch daran gearbeitet, daß sich die Touristen im nächsten Jahr wohlfühlen. Es wurden einige dutzend neue Palmen eingepflanzt, um die Lücken zu schließen. Bei dem Sonnenschein waren viele Menschen unterwegs und ein paar lagen auch, angezogen, am Strand. Die Restaurants waren, wie immer am Wochenende, gut besucht.
Auf dem Pier ist es sehr ruhig geworden, zwei weitere Boote sind mit Ziel Karibik aufgebrochen und zwei weitere Crews sind kurzzeitig nach Hause geflogen und erst Ende nächster Woche zurück.
Die Temperatur ist zwar höher als in Deutschland, aber es fühlt sich trotzdem kalt an. Solange man sich in der Sonne aufhält, ist alles gut, mit langen Hosen. Aber sobald die Sonne weg ist, bleiben nur noch 15 °C übrig und das ist auf einem Boot mit dünnen Wänden schon kalt. Ohne meinen Heizlüfter wäre es nicht auszuhalten. Ich muß in den nächsten Tagen unbedingt meinen Urlaub in Thailand buchen.

5.12.2022
Für deutsche Verhältnisse mag es hier ja tagsüber noch warm sein, so etwa 18 °C, aber für meinen Geschmack wird es langsam ungemütlich. Gestern hat es sogar ein wenig geregnet und heute ist es wieder stark bewölkt und windig. Ab 17 Uhr, wenn die Sonne ihre Kraft verliert, bleiben nur noch 12 – 14 °C übrig.
Als ich für die anstehende Reise meine Klamotten zusammengesucht habe, war auf einer Hose leichter Schimmelbefall zu sehen. Das hat wahrscheinlich mit dem Ledergürtel angefangen und hat dann auf den Baumwollstoff übergegriffen. Das kommt durch die Kälte im Rumpf und die schlechte Belüftung in den Schränken. Ich habe jetzt den Heizlüfter nicht nur Abends laufen, sondern den ganzen Tag, der Strom ist ja in den Liegegebühren enthalten. Ich hoffe, durch die Wärme wird die Luftfeuchtigkeit geringer und es kommt nicht erneut zur Schimmelbildung. Diese Woche muß ich eh noch mal Wäsche waschen gehen, dann wird auch diese Hose vom Schimmel befreit sein.
Inzwischen hat sich der Pier wieder mit Booten gefüllt. Jetzt sind gleich 5 Deutsche und eine Schweizer Besatzung hier. Dennoch freue ich mich darauf, nächsten Montag nach Deutschland / Mannheim fliegen zu können. Zuvor wird es allerdings ab Freitag noch einmal ordentlich Wind geben, laut Vorhersage etwa 40 kn. Auch am Montag noch und ich hoffe, das wird meinen Flug nicht beeinträchtigen.
Meinen Aufenthalt in Thailand / Phuket habe ich inzwischen auch gebucht. Vom 11. Januar bis zum 5. März kann ich endlich mal wieder Urlaub machen.

Noch Algarve

6.08.2022
Noch bin ich hier vor Culatra, bei mittlerweile angenehmen 26 °C tagsüber und etwa 20-21 °C nachts. Nachmittags kommt immer wieder ein stärkerer Wind auf, der für Schaukelei sorgt, aber das hält sich in Grenzen. Leider wechselt die Windrichtung im Laufe des Tages so, daß gerade meine großen Solarpaneele nicht voll in die Sonne gelangen und mein Batteriestand fällt daher ein wenig ab. Ich werde wohl heute Abend mal mein kleines Notstromaggregat 1-2 Stunden laufen lassen, um die Batterien wieder vollzuladen. Der Gefrierschrank braucht einfach viel Strom und noch habe ich Lebensmittel eingefroren. Ich schätze in etwa einer Woche sind die aufgebraucht, dann kann ich ihn abschalten und meinen Kaffee wieder mit der Kaffeemaschine zubereiten. In den letzten 5 Wochen, benutze ich nur Gas zum Kochen und verzichte auf getoastetes Brot.

Heute findet auf der Insel ein Fischerfest statt, inzwischen waren schon 6 laute Böllerschüsse zu hören und Musik weht von der Marina herüber. Außerdem wurden ein paar Hütten oberhalb der Marina aufgebaut. Da wird es heute Nacht sicher wieder heiß hergehen und Musik bis 3 Uhr früh übers Wasser dröhnen.

Da die Mephisto nun schon eine Weile im Wasser liegt, nahm ich an, daß die Saildrives wieder ordentlich zugewachsen sein würden. Deshalb unternahm ich gestern einen kleinen Tauchgang, um mir das genauer anzuschauen. Ich hatte recht mit meiner Vermutung, gerade die so wichtigen 3 kleinen Wassereinlässe für die Motorkühlung schienen wieder stark zugewachsen zu sein, die Seepocken sind sehr hartnäckig. Ich hing mir eine Pressluftflasche an einer Leine ins Wasser und so konnte ich mit jeder Menge Luft zum Atmen und einem Schraubenzieher die Seepocken und anderen Bewuchs auf dem Metall entfernen und die Öffnungen freikratzen. Diesmal habe ich auch daran gedacht Handschuhe anzuziehen, denn die Seepocken haben nicht nur eine harte Schale, sondern die sind auch sehr scharfkantig. Beim letzten Mal hatte ich mehrere tiefe Schnitte an der rechten Hand. Das Boot kommt zwar in 3 Wochen eh aus dem Wasser und das Unterwasserschiff wird gründlich gereinigt, aber ich will auf dem Weg zurück nach Portimao ja auch keine Probleme bekommen. Ein überhitzter Motor ist nie gut. Es war auch interessant zu sehen, wie viele Fische unter dem Boot Schutz suchen. Es wimmelt da nur so von Fischen aller Größen. Direkt am Heck haben sich kleine Garnelen knapp unter der Wasseroberfläche niedergelassen, die ließen sich auch von meiner Reinigungsarbeit nicht vertreiben.

9.08.2022
Verkehrte Welt, in Deutschland herrschen Temperaturen über 30 °C und ich muß mir hier, an der Algarve, ein T-Shirt anziehen, weil es bei gerade mal 24 °C und leichtem Wind einfach zu kühl ist. Kalte Füße habe ich auch noch 🙁 .
Auch in der Umgebung ist die Abkühlung zu sehen, weniger Ausflugsboote, keine spielenden Kinder im Wasser und ganz allgemein weniger Aktivitäten auf dem Wasser. Laut Vorhersage könnte es am Donnerstag Regen geben und zum Wochenende wieder erheblich mehr Wind, bis 26 kn. Es wird ungemütlich.
Inzwischen bin ich mit meiner Bücherauswahl bei den Bänden über Jason Bourne von Robert Ludlum gelandet. Spannend.
Noch 2 Wochen, dann geht’s aus dem Wasser mit der Mephisto und ich fliege für einen kurzen Besuch nach Deutschland.

13.08.2022
Das Wetter ist noch bescheidener geworden, nicht einmal mehr ganz 23 °C und Regen. Letzte Nacht hat es bereits angefangen zu regnen und auch tagsüber kommen immer wieder ein paar Tropfen herunter. Leider kommt auch ein gelb-bräunlicher Staub mit dem Regen herunter und legt sich auf das Boot und meine Solarpaneele. Vermutlich Saharastaub. Ich habe nicht genügend Frischwasser, um ihn abzuwaschen und mit Salzwasser will ich das Deck nicht unbedingt abspritzen. Das zurückbleibende Salz würde die Feuchtigkeit immer wieder anziehen und das muß nicht sein. Nur die Solarpaneele werde ich sauber machen.
Seit Mittwoch gibt es in Olhao festliche Aktivitäten, mit einer Bühne auf der Uferpromenade. Die Musik ist von Nachmittags bis manchmal nach Mitternacht sehr deutlich zu hören.
Gemäß Vorhersage wird es ab morgen wieder wärmer, aber auch sehr viel windiger. Bis auf 29 kn soll der Wind am Montag anschwellen, das wird wieder sehr unruhig werden. Das Gute dabei, danach wird der Wind weniger und am Freitag soll er tagsüber auf Ost drehen. Das wäre passend für mich, um nach Portimao zurückzukommen. Ich hoffe, es bleibt bei der Vorhersage, denn Donnerstag bis Samstag wäre der Zeitraum, für den ich meine Rückkehr nach Portimao geplant hatte. Die restlichen Tage bis Dienstag den 23.08. würde ich dann in der Flußmündung vor Portimao ankern.

17.08.2022
Es liegen wieder zwei sehr unruhige, von starken Winden begleitete Tage hinter mir. Hier in der Lagune entsteht bei Winden von 24 – 30 kn ein unangenehmer Schwell, der das Boot ordentlich in Schwingung bringt. Da muß man schon überlegen, was man abends zu Essen kocht. Auch wenn ich inzwischen Vertrauen zum Anker habe, daß er hält, eine gewisse Anspannung bleibt dennoch, denn es kann ganz schnell etwas Unvorhergesehenes passieren und alleine hätte ich es dann schwer entsprechend zu agieren. Ich habe das bei einem Nachbarboot gesehen, das abends im starken Wind plötzlich abtrieb. Der Skipper ließ den Motor an, während seine Begleiterin den Anker aufholte. Nach einer kurzen Fahrt gegen Wind und Wellen ließen sie den Anker wieder ab und ich vermute, sie steckten nun mehr Kette, um besseren Halt zu haben. Wenn der Anker sich löst, ist das selbst zu zweit eine Stresssituation, weil es unerwartet kommt und schwerwiegende Folgen haben kann. Für mich, der ich alleine an Bord bin, wäre der Stresspegel noch höher und im Schlaf würde ich es wahrscheinlich erst merken, wenn ich irgendwo aufgelaufen wäre. Ich kann deshalb auch manche Skipper nicht verstehen, die ihr Boot hier alleine am Anker liegenlassen, manchmal für Tage und Wochen und irgendwo an Land unterwegs sind. Ich könnte das nicht. Höchstens tagsüber würde ich an Land gehen und das Boot alleine lassen oder bei einer Vorhersage von wenig Wind vielleicht auch mal einen ganzen Tag, aber in keinem Fall länger.
Inzwischen ist es wieder wärmer geworden, heute hat es wenigstens 27 °C bei mäßigem Wind. Um die Mephisto herum sind jede Menge Fische zu sehen, ich weiß nicht was sie angelockt hat. Das bedauernswerte, gestrandete Boot hat in der Zeit, in der ich hier bin, weiter gelitten und fällt langsam aber sicher auseinander.
So langsam geht meine Zeit hier vor Culatra zu Ende. Auch der Inhalt meines Kühlschranks geht zu Ende und mein Gefrierschrank ist fast leer. Obwohl ich das mit den Mahlzeiten nicht so exakt geplant hatte, haben die Vorräte gut gereicht und ich muß bis Mittwoch, bis zu meiner Abreise nach Deutschland, nicht hungern. Ich will ja auch alles aufbrauchen, den während meiner Abwesenheit, sollen die Kühlaggregate nicht laufen. Insgesamt lag ich dann 70 Tage vor Anker. In der Zeit war ich nur zweimal kurz an Land um mir Culatra und Olhao anzusehen. Ich dachte, wenn ich schon so lange hier bin, sollte ich die beiden Orte wenigstens auch gesehen haben.
Mein Wasservorrat hat auch ausgereicht für die 10 Wochen, womit ich tatsächlich nicht gerechnet hatte. Ich hatte 550 l im Tank und noch 130 l in Kanistern dabei. Im Moment schätze ich die Restmenge im Tank auf ca. 180 – 200 l. Der Tankfüllanzeiger ist nicht so genau. Das bedeutet, daß ich pro Woche (bis nächsten Mittwoch geschätzt) etwa 60 l Frischwasser verbraucht habe. Ich bin also mit meinen Ressourcen sehr sparsam umgegangen und da ich alleine an Bord bin, ist es auch nicht weiter tragisch gewesen, daß ich nicht jeden Tag geduscht habe.
Für mich war das ein Experiment, ob ich es aushalten würde so lange an Bord zu sein ohne, wie in einer Marina, „soziale“ Kontakte zu haben. Ich muß sagen, es ist möglich, aber es ist nicht gut und schon gar nicht schön. Ich werde das sicher nicht wieder tun. Alleine längere Zeit vor Anker zu liegen ist eine einsame Angelegenheit. In der Marina unterhält man sich mit anderen oder hilft sich auch mal gegenseitig. Man kann jederzeit einfach an Land, einen Spaziergang machen, Einkaufen oder ein Eis essen gehen. Das ist ein ganz anderes Leben, als außerhalb am Anker zu liegen.
Ab Oktober werde ich in Almerimar Marina sein und dort mindestens den Winter über bleiben, zumindest die Mephisto wird dort den Winter über bleiben. Ich denke darüber nach, ein paar Wochen des Winters an Land zu verbringen, dort, wo es wirklich warm ist.

20.08.2022
Gestern war es nun so weit, nach etwas mehr als 9 Wochen mußte ich Culatra verlassen. Ein wenig seltsam kam mir das schon vor, nach so langer Zeit. Daß es wirklich lange war, machte sich beim Anker aufholen bemerkbar. Die Leinen des Hahnepots waren stark mit grünen Algen bewachsen und die Kette war mit Schlamm verdreckt. Ich habe versucht den Schlamm so gut es geht abzuspülen, denn der ist nicht nur unschön und verdreckt alles, er stinkt auch. Aber beim Anker aufholen ist natürlich nicht allzu viel Zeit, denn gerade mit den letzten Metern geht der Halt des Bootes verloren und es treibt unkontrolliert im Wind. Ich werde den Ankerkasten sauber machen müssen, wenn ich in Portimao wieder vor Anker liege oder nächsten Monat in der Werft.
Mit dem Höchststand der Flut verließ ich die Lagune und unter Motor ging es nach Westen, die Küste entlang. Der Weg ist natürlich der Gleiche wie auf dem Hinweg, diesmal aber ohne Zwischenstopp in Albufeira. Nach 8 Stunden Fahrt ohne besondere Vorkommnisse und leichtem Rückenwind, kann ich direkt hinter der Schutzmauer der Flußeinfahrt den Anker werfen. Da hier nicht viel Platz zum Ankern ist und dennoch ca. 25 Boote Schutz suchen, ist es sehr eng und alle liegen dicht beieinander. Nicht vergleichbar mit Culatra.
Hatte ich mich tatsächlich über die 20 – 30 Boote am Tag in Culatra beschwert, die dort ständig hin und herfahren? Nun hier in Portimao sind es etwa 20 Boote pro Stunde, die hin und herfahren, Krach machen und Wellen erzeugen. Hier herrscht Jubel, Trubel, Heiterkeit, zumindest tagsüber. Der einzige Vorteil hier, sie fahren nicht zwischen den ankernden Booten hindurch, sondern den Fluß entlang an der kleinen Bucht vorbei, also etwa 80 – 100 m Abstand. Es ist unglaublich was hier los ist, unglaublich nervig, besonders nach der Ruhe die letzten Wochen über. Ich bin froh, daß ich nur 4 Tage hier sein muß. Um ehrlich zu sein hatte ich etwas in der Art befürchtet, deshalb bin ich auch so lange wie möglich in Culatra geblieben. Wenigstens fahren kaum noch Boote nach Sonnenuntergang, dann ist nur noch die laute Musik von den Marina- und Strandbars gegenüber zu hören.
Ein Stückchen den Fluß hinauf kann ich schon die Werft sehen, wo ich am Dienstagmorgen hin muß. Ich hoffe, die Werft hat meinen Termin im Kalender und ist dann bereit. Mein Flug nach Deutschland ist für Mittwoch fest gebucht.

25.08.2022
Ich bin in Deutschland, genauer, in Mannheim-Rheinau. Bei meiner Ankunft gestern Abend gegen 21 Uhr am Hauptbahnhof Mannheim hatte es noch etwas über 30 Grad und damit war es heißer als ich es in den letzten Wochen an der Algarve hatte. Verkehrte Welt, auf der Mephisto gab es Abende, an denen ich Socken angezogen habe, um keine kalten Füße zu bekommen und hier ist es so heiß.
Am Dienstag hat alles gut geklappt, Anker einholen und das kurze Stück den Fluß hinauffahren, bis zur Werft, war kein Problem. Der Travellift stand sogar ein paar Minuten vor der Zeit zum Ausheben bereit. Da ich vom letzten Mal im Mai 2021 Bilder hatte, konnte ich an der Reling Markierungen für die Position der Gurte anbringen. Ich war gespannt darauf, wie das Unterwasserschiff aussehen würde.
Als die Mephisto dann über dem Boden schwebte, war ich freudig überrascht, daß auch nach 2,5 Jahren der Antifoulinganstrich noch fast komplett intakt war und kaum Seepocken am Rumpf angewachsen waren. Hauptsächlich an den Metallteilen der Saildrives hingen die Seepocken. Der normale Antifoulinganstrich ist nicht für Metall geeignet und ich vermute der Vorbesitzer hat die Saildrives nicht extra präparieren lassen. Das werde ich ändern und für die Metallteile, auch die Propeller, eine spezielle Beschichtung auftragen lassen. Dann muß ich mir auch keine Sorgen darüber machen, daß die Wassereinlässe zuwachsen.
Auch die Logge, der Geschwindigkeitsmesser des Bootes durchs Wasser, ist komplett zugewachsen. Heutzutage ist das glücklicherweise kein Problem mehr, denn die Geschwindigkeitsanzeige über GPS ist eh genauer und zeigt die Geschwindigkeit über Grund an. Das ist dann unabhängig von Strömungen im Wasser. Natürlich werde ich sie säubern, aber vermutlich wird sie sich schnell wieder mit Bewuchs zusetzen.
Nachdem ein Werftmitarbeiter das Unterwasserschiff mit dem Hochdruckreiniger gesäubert hatte, sah der Rumpf schon wieder recht gut aus. Den hartnäckigen Bewuchs wird nun die beauftragte Firma mit chemischen Reinigungsmittel entfernen. Danach wird das neue Antifouling in 3 Schichten aufgetragen. Das sollte dann wieder mindestens 2,5 Jahre halten. Bis ich nach Portimao zurückfliege, sollte die meiste Arbeit erledigt sein. Das Zerlegen der Faltpropeller und die Erneuerung der verschiedenen Opferanoden übernehme ich selbst. Die dazu erforderlichen Teile hatte ich in Deutschland bereits bestellt. Am Dienstagnachmittag habe ich dann noch das Deck mit meinem kleinen Hochdruckreiniger 3,5 Stunden lang gesäubert. Da war noch immer der Saharastaub und anderer Schmutz der letzten Monate drauf. Jetzt ist das Deck wieder eher weiß statt beige.
Nach fast 10 Wochen auf dem Boot ist es ein wenig ungewohnt wieder längere Strecken als 12 m zu gehen. Auf dem Weg zum Supermarkt am Dienstagabend, ca. 1,5 km, mußte ich mich konzentrieren, um gerade aus zugehen. Auch die Entfernung war tatsächlich ein wenig anstrengend. In den nächsten Tagen hier an Land werde ich deshalb wieder jeden Tag zu Fuß unterwegs sein.

8.09.2022
Inzwischen bin ich wieder in Portimao, Portugal.
Auf der Reise nach Deutschland und zurück ist alles glatt verlaufen, „keine besonderen Vorkommnisse“ hieß es bei der Bundeswehr immer.
Die Mephisto ist untenrum wieder schön sauber und frisch gestrichen. Ich habe am Dienstag die Propeller zerlegt und auch alles in den Zwischenräumen gesäubert. Vor dem Zusammensetzen kam noch wasserfestes Spezialfett auf die aneinander gleitenden Teile, damit sich wieder alles schön leicht bewegt. Die neuen Anoden hatte ich aus Deutschland mitgebracht. Man kann deutlich sehen, wie sich die großen Ringanoden langsam aufgelöst haben. Allerdings hätten sie durchaus noch länger als die 2,5 Jahre durchgehalten. Aber wenn ich nun schon mal dabei bin. Die kleinen Anoden auf dem Propeller halten etwa 1 Jahr.
Bisher mußte ich die ausgelassene Kettenlänge beim Ankern schätzen. Ich hatte tauchend mal eine Markierung bei 30 m angebracht. Jetzt konnte ich die gesamte Kette auslassen und verschiedenfarbige Markierungen anbringen, bei 15 – 20 – 25 – 30 – 35 – 40 – 45 – 50 m. Insgesamt sind 60 m Kette vorhanden. Interessanterweise sind gerade auf den letzten 10 m die größten Rostschäden zu sehen. Vermutlich, weil der Teil immer im Ankerkasten unten drin blieb und nie richtig gespült wurde. Die meiste Arbeit bestand darin, die Kette wieder in den Kettenkasten zu bekommen. 1,5 Stunden habe ich mit der Hand die Ankerwinsch bedient. Mit Strom wird die Winsch nur versorgt, wenn der Backbordmotor läuft und das geht an Land eben nicht.
Die Firma, die an der Mephisto arbeitet, hat gute Arbeit geleistet, nicht nur am Antifouling, sondern auch an kleinen Gelcoat-Reparaturen. An der BB-Treppe war eine Stelle vom Vorbesitzer schlecht repariert worden und ist wieder aufgebrochen. Das sieht jetzt wieder aus wie neu. Irgendwo habe ich auch noch das Bild von vor der Reparatur, aber im Moment finde ich es nicht mehr.
Leider hat die Absprache der Arbeiter mit dem Chef bei einer Sache nicht funktioniert. Auf die Saildrives und Propeller soll ein Silikonschutzanstrich. Ich kenne den Primer dafür nicht, deshalb ist mir zunächst nichts aufgefallen. Aber als dann der Arbeiter schwarzes Zeug in 2 Schichten auftragen wollte, habe ich ihn gestoppt. Er sprach nur Portugiesisch und Russisch, ich kann beides nicht. Über eine Übersetzter-App konnte ich ihm dann klarmachen, daß er mit seinem Chef reden soll, das Zeug, was er streichen wollte, kann nicht das Richtige sein. So war es auch und auch der Primer mußte wieder runter. Das war viel extra Schleifarbeit für den Mann.
Heute war ich nicht in der Werft, sondern habe mich um die Wäsche gekümmert. Es gibt zwar auch direkt am Werfteingang Waschmaschinen, aber ich bin in einen Waschsaloon in der Stadt gegangen. Das ist nicht nur billiger, sondern auch gemütlicher.
Morgen habe ich noch ein paar Kleinigkeiten zu erledigen und die Rechnungen zu bezahlen für die Arbeiten an der Mephisto und den Travellift. Am Samstag werde ich dann wieder Proviant einkaufen und am Montag gehts ins Wasser zurück.

9.09.2022
Bezahlen konnte ich heute nur den Travellift und die Standzeit hier in der Werft. Der Chef von der ausführenden Firma war unterwegs.
Ich bin noch einmal so richtig ins Schwitzen gekommen, weil ich mich entschlossen hatte, doch noch den Impeller und Dichtungsring der Wasserpumpe am Backbord-Motor auszutauschen. In Santa Cruz auf Teneriffa hatte ich das an Steuerbord ja schon getan, um die Undichtigkeit zu beseitigen. An Backbord kam zwar noch kein Wasser aus der Pumpe, aber da ich vermute, daß in der Vergangenheit beide gleichzeitig getauscht wurden, wäre das vielleicht bald der Fall. Den Zustand des Impellers wollte ich in jedem Fall überprüfen und so muß ich jetzt das Gehäuse für längere Zeit nicht mehr aufschrauben.
Der Impellerwechsel ist noch recht einfach, der wird nur in das Gehäuse geschoben, so daß die Nut der Welle die Querstange im Inneren aufnimmt, ohne eigene Befestigung. Der Austausch des Dichtungsrings ist schon etwas trickreicher. Der Ring sitzt eingeklemmt in der Gehäuseöffnung, er soll ja abdichten, deshalb ist es nicht ganz einfach ihn herauszubekommen. Vor mir hat das wohl schon jemand gemacht, der nicht wußte, wie man am besten vorgeht. Die Rillen am Rand der hinteren Gehäuseöffnung stammen vermutlich von einem Schraubenzieher, der am Ring angesetzt wurde, um ihn herauszuhebeln.
Den neuen Ring wieder einzusetzen ist weniger schwierig, wichtig ist nur, daß er bündig mit dem Gehäuse abschließt. Würde er vorstehen, würde sowohl der Ring als auch der Impeller bei der Rotation beschädigt.
Obwohl das ganze nur etwa 1 Stunde gedauert hat, war ich danach naß geschwitzt. Aber wenigstens gab es hier an Land kein Geschaukel.
Die Propeller sind nun mit der richtigen Schutzschicht versehen. Dieser Silikonschutz fühlt sich gummiartig an und soll bis zu 40 kn Geschwindigkeit aushalten. Naja, da gibt es bei der Mephisto keine Probleme, bisher waren 10 oder 11 kn das Schnellste.
Den Einkauf von Proviant verschiebe ich auf Sonntag, ich hatte nicht daran gedacht, daß in Portugal die Geschäfte am Sonntag offen sind. Also habe ich morgen einen freien Tag. 🙂

11.09.2022
Der Kühlschrank auf der Mephisto läuft wieder und ist gut gefüllt. Ich habe heute die letzten Einkäufe erledigt und wenn es gut läuft, reicht das bis ich in Almerimar ankomme. Wenn nicht, kaufe ich in Gibraltar noch mal ein. Es ist für mich noch nicht absehbar wie lange ich unterwegs bin, geschätzt etwa 3 Wochen, den in Cadiz und Alcaidessa (Gibraltar) will ich ein paar Tage bleiben. Gibraltar gehört ja zu Großbritannien, da will ich nicht rein, wegen der Zollformalitäten. Außerdem habe ich gelesen, daß die Marina nicht so toll ist. Alcaidessa Marina liegt direkt hinter der Grenze in Spanien, in der großen Bucht und man kann zu Fuß nach Gibraltar laufen. Übrigens ist der Felsen von Gibraltar nicht der südlichste Zipfel von Europa, der liegt klar in Spanien.
Nebenbei bin ich auch noch einmal durch Portimao und zum Strand gegangen. Die meisten Touristenapartments liegen im Süden der Stadt, zum Strand hinorientiert. Deshalb trifft man nicht so viele Touristen im Stadtzentrum. In Lagos ist das ja ganz anders, da ist die ganze Stadt mit Touristen geflutet und überall sind Restaurants und Bars und Cafés. Auch in der Marina in Lagos, die mitten in der Stadt liegt, ist viel los. Hier in Portimao ist die Marina eher außerhalb und sehr ruhig. Von der Marina kann man auf den Ankerplatz gleich hinter der Flußmündung/Hafeneinfahrt schauen, wo die Mephisto Ende August lag. Da werde ich morgen auch wieder ankern und so wie die Windvorhersage im Moment ausschaut, erst am Mittwoch Richtung Gibraltar starten.

17.092022
Ich weiß, lange keine Neuigkeiten hier. Es gab einfach viel zu tun und ich hatte keine Muse hier zu schreiben. Die letzten Tage war ich von früh morgens bis abends unterwegs. Aber der Reihe nach.
Am Montag war der Termin um die Mephisto ins Wasser zu heben. Die Wind- und Wettervorhersage machte mich allerdings sehr besorgt, denn es sollte viel Wind geben und regnen. Der Mann von der Bootswerft meinte kein Problem, bis 18 kn Wind können wir das Einsetzen durchführen. Das Problem ist nämlich die Terminvergabe. Es können pro Tag nur 3 – 4 Boote in oder aus dem Wasser gehievt werden. Wenn ich den Termin nicht wahrnehmen würde, könnte es sein, daß erst 1 Woche später ein neuer Termin frei werden würde.
Also gut, ich wartete den Mittag ab und schaute, was das Wetter machte. Tja, das wurde leider nur schlechter. Ab 13 Uhr schüttete es wie aus Eimern und der Windmesser zeigte einmal 12 kn und in der nächsten Minute 20 kn. Als um 14 Uhr der Travellift anrollte, regnete es immer noch stark und der Wind war gleich geblieben. Ich fragte, wann der nächste Termin frei sein würde und nach einer kurzen Rücksprache hieß es, morgen früh 10:30 Uhr. Also verschob ich den Termin auf morgen, trotz der 140 Euro, die mich das extra kostete. In meinem Apartment hatte ich ja schon ausgecheckt, aber es war kein Problem die Nacht auf der Mephisto zu verbringen.
Der nächste Tag war schon viel freundlicher, kein Regen mehr und weniger Wind. Gute Entscheidung.
Vor mir war ein Katamaran dran, mit einer deutschen Crew. Es ist das Nachfolgemodell der Mephisto, eine Lucia 40, mit fast identischen Maßen. So konnte ich mir bei denen erst einmal ansehen, wie das am besten gemacht wird. Da alles klappte, war ich zuversichtlich, daß auch bei der Mephisto alles gut werden würde. Der Skipper von einem Nachbarboot hat sich dann noch angeboten, mit auf die Mephisto zu kommen, um im Notfall mit einem Fender die Bordwand vor den Betonpfeilern zu schützen. Das Wassern nicht alleine bewerkstelligen zu müssen, trug zu meiner Beruhigung bei.
Nach dem Anheben der Mephisto wurden noch die Unterseiten der Kiele gesäubert und mit Antifouling versehen, denn bisher stand das Boot ja darauf.
Beim Einsetzten ins Wasser ging alles gut. Als die Schlingen dann so weit abgelassen waren, daß ich rückwärts ausfahren konnte, hielten die Werftarbeiter das Boot, gegen den Wind, an den Leinen gut von den Betonpfeilern weg. Auf Kommando gab ich Gas und die Arbeiter warfen der Reihe nach die Leinen aufs Boot. Meine Hilfe an Bord mußte nicht einschreiten, aber ich war dennoch froh, ihn an Bord gehabt zu haben. Über einen am Pier liegenden Fischkutter setzte ich ihn wieder an Land und machte mich auf den Weg zum Ankerplatz, der Marina Portimao gegenüber.
Wie geplant machte ich mich Mittwoch morgen auf in Richtung Culatra als erste Zwischenstation.
Leider war zu dem Zeitpunkt schon klar, daß ich für eine Passage durch die Straße von Gibraltar zu spät ankommen würde. Die deutsche Crew auf dem Katamaran vor mir beim Wassern würde direkt bis Gibraltar durchfahren und so mit dem Wind von Westen noch durchkommen. Da ich zwischendurch schlafen muß, kann ich nur in Etappen an der Küste entlang fahren. Bis ich dort ankomme, wird der Wind auf Ost drehen und das für mindestens 1 Woche.
Der Tag war mal wieder ideal zum Segeln. Kurz nach der Ausfahrt aus Portimao setzte ich Segel und stellte die Motoren ab. Mit 12 – 14 kn Wind konnte ich gemütlich mit 6 – 7,5 kn Fahrt bis zur Einfahrt nach Culatra segeln. Bei der Ankunft hatte ich wieder die einlaufende Flut erwischt. Diesmal haben mich die Wassermassen an der Einmündung von 5 kn bis auf 9 kn beschleunigt. Da gab es einige Strudel und unruhiges Wasser, aber beim 2. Mal fällt einem das schon leichter.
Vor Culatra legte ich mich diesmal weiter hinten (östlich) vor Anker, um am nächsten Morgen direkt mit der auslaufenden Flut auf der anderen Seite der Lagune ins Meer zurückzufahren. Der Weg ist wegen Untiefen nicht einfach, aber ich spare dabei mindestens 1 Stunde Fahrzeit auf dem Weg nach Mazagon.
Am Donnerstag ging mit Sonnenaufgang auch mein Anker auf und ich manövrierte durch die Untiefen. Das ging beinahe schief, weil die Seekarte an der Ausfahrt der Lagune extrem von der Realität abwich. Statt wie angegeben 8 – 12 m Wassertiefe wurde es immer flacher und bei 0,5 m unterm Kiel habe ich mich mehr auf mein Gefühl beim Betrachten der Umgebung als auf die Karte verlassen. Glücklicherweise hatte ich Erfolg und der Tiefenmesser zeigte wieder steigende Werte. Bei der Anzeige von 1 m wurde ich zuversichtlich und bei 2 m wieder ruhiger. Es dauerte noch ein paar Minuten bei langsamer Fahrt bis ich endlich freies Wasser und mehr als 3 m Tiefe vor mir hatte.
Mit Motor legte ich den Weg nach Mazagon zurück, denn der Wind war zu schwach. Das war die längste der vorgesehenen Etappen und mir war wichtig in jedem Fall bei Tageslicht anzukommen, was auch gelang.
Das Ankern vor der Marina in Mazagon, in der Flußmündung, war problemlos, denn es war kein anderes Boot dort. Neben der Fahrrinne zum Hafen von Huelva war viel Platz. Allerdings bekam ich Bedenken, als der erste große Frachter einlief, etwa 200 m von mir entfernt. Aber die Schiffe sind hier langsam unterwegs und erzeugen weniger Schwell als die kleinen Sportboote, die schnell unterwegs sind und nur 20 m an einem vorbeifahren.
Als ich abends nachschaute, wann am nächsten Morgen Sonnenaufgang sein würde, fiel mir erst auf, daß in Spanien ja wieder „normale“ europäische Zeit herrscht. Sonnenaufgang war also eine Stunde später als sonst, kurz nach 8 Uhr.
Mit dem Sonnenaufgang ging dann auch wieder mein Anker auf und es ging weiter nach Cadiz. Aus Mangel an Wind wieder mit Motor. Erst 1,5 Stunden vor Cadiz kam Wind auf und ich setzte noch das Vorsegel, um den Motor ein wenig zu unterstützen. Gerade bei der Durchfahrt des Hafens und beim Ankern war dann ordentlich Wind da, der erst nach Mitternacht nachließ.
In Cadiz liege ich in einem Teil des Hafens, der sehr flach ist, direkt hinter einer riesigen Brücke. Bei Ebbe sind nur etwa 1,6 m Wasser unterm Kiel und da habe ich mir schon die tiefste Stelle ausgesucht. Ich bin nicht weit von der Fahrrinne entfernt, aber zum Glück sind hier fast keine Schiffe unterwegs, nur kleine Motorbötchen von Anglern. Ich werde heute noch versuchen irgendwo an Land zu kommen, um mir Cadiz anzuschauen und eine neue, spanische SIM-Karte zu kaufen. Eigentlich hat es keine Eile, weil ich ja mindestens 8 Tage hier festsitze, weil der Wind nur von Osten kommt, aber ab morgen soll es schlechtes Wetter geben, mit Regen und viel Wind.

21.09.2022
Inzwischen war ich an Land und habe mir Cadiz ein wenig angesehen. In der kleinen Marina, direkt hinter der Brücke, konnte ich mein Dinghi lassen und an Land gehen. Allerdings durfte ich nur 2 Stunden bleiben, der Marinero achtet auf Ordnung in seiner Marina. Leider hatte ich keine andere Möglichkeit gefunden, um an Land gehen zu können.
Also habe ich mich beeilt und bin Richtung Norden, Richtung Altstadt marschiert. Es waren viele Leute unterwegs und wenn es Touristen waren, dann waren es hauptsächlich spanische Touristen. Ich hörte nur ganz selten andere Sprachen. Auf der westlichen Seite von Cadiz, zum Atlantik hin, gibt es jede Menge Sandstrand und die Bewohner nutzen das auch. Ich habe viele mit Kind und Sonnenstuhl durch die Straßen laufen sehen, um an den Strand zu kommen. Schon praktisch, wenn man das so einfach zu Fuß machen kann. Auch die Altstadt war gut besucht. Viele der Restaurants waren voll, hier scheint Mittags niemand selbst zu kochen.
Nach 2,5 Stunden war ich wieder in der Marina und von dem Marinero war nichts zu sehen. Glücklicherweise kam gerade jemand auf dem Steg, an dem mein Dinghi lag, zum Ausgang. Die Stege sind nämlich mit elektrischen Türen gesichert und ohne daß mich jemand reinlies, wäre ich dort nicht weggekommen. So war zumindest die Rückkehr zur Mephisto problemlos.
Eigentlich hatte ich geplant morgen, Donnerstag, noch einmal an Land zu gehen. Am Samstag wollte ich Cadiz verlassen, in Barbate übernachten und Sonntag durch die Straße von Gibraltar fahren.
Der Wind scheint sich aber sehr ungünstig zu entwickeln.
So wie es jetzt ausschaut, werde ich morgen Cadiz verlassen und zwei Nächte in Barbate vor Anker bleiben. Am Samstag geht es dann nach Gibraltar.

25.09.2022
Wie geplant hatte ich Cadiz am Donnerstag verlassen. Das dauerte länger als ich mir vorgestellt hatte, einfach, weil der Weg um Cadiz herum lang war. Es ging vorbei an den schönen Sandstränden, weiter Richtung Süden. Der Wind kam mir entgegen, aber nur sehr schwach. Das war der Grund, warum ich heute schon unterwegs war, denn morgen sollte der Wind stärker werden. Kurze Zeit konnte ich wieder das Vorsegel zur Unterstützung setzen, aber den ganzen Weg mußte ich mit Motor zurücklegen. In Barbate angekommen war das Ankern problemlos, weil kein anderes Boot in Sicht war. Der Ankerplatz war eigentlich ganz schön, nur leider kam viel Schwell in die kleine Bucht, es gab kaum Schutz. Am nächsten Tag stand dann zeitweise auch noch der Wind so ungünstig, daß die Wellen auf die Seite der Mephisto trafen, was das Leben an Bord sehr unkomfortabel werden läßt. Das Geschirr schepperte immer wieder mal im Schrank. Nachts ließ der Schwell nach und die Windrichtung brachte die Mephisto mit dem Heck in die Welle, dadurch konnte ich wenigstens ruhig schlafen.
Am Samstagmorgen war ich dann aber doch froh, hier wegzukommen. Wiederum ohne Wind ging es weiter Richtung Süden. Nach etwa einer Stunde kam mir eine unerwartet starke Strömung entgegen. Eigentlich sollte die nur etwa 0,2 kn betragen, stattdessen wurde ich innerhalb kürzester Zeit von 5 kn Fahrt auf 3,2 kn abgebremst. Im Wasser waren richtige Strudel zu sehen. Um einigermaßen im Zeitplan zu bleiben, blieb mir nichts übrig als etwas mehr Gas zu geben. So konnte ich wenigstens mit 4,5 kn weiterfahren. Nach 1,5 Stunden kam ich dann wieder auf 5,2 kn und etwas später setzte die erwartet Strömung der Straße von Gibraltar ein, die mich auf 6 kn brachte. Als Tarifa in Sicht kam war ich wieder im Zeitplan. Nach dem Kurswechsel von Süd auf Ost, am südlichsten Punkt von Europa, hatte ich die volle Strömung der Straße unter mir und kam zeitweise auf fast 7 kn, kurz vor Gibraltar. Über meine rechte Schulter konnte ich im Süden Afrika sehen. Es war leider recht diesig und wolkig, aber wenigstens die oberen Regionen von Afrika waren zu sehen. Hier in der Straße von Gibraltar gibt es auch ein Verkehrstrennungsgebiet, aber da ich auf der nördlichen Seite war, dort wo natürlich auch Gibraltar liegt, mußte ich in dieses nicht einfahren. Am Rand, an der Küste entlang, ist genug Platz für ein kleines Boot entlangzufahren.
Was ich sicher nicht erwartet hatte, war Gegenverkehr mit einem Segelboot. Ich hatte ja speziell die Bedingungen abgepasst, um ins Mittelmeer einzufahren, d.h. Wind aus West und die Strömung mit 1,5 – 2 kn nach Osten. Das bedeutet dann aber in der Gegenrichtung, aus dem Mittelmeer hinaus, den ungünstigsten Fall, den ich in jedem Fall versuchen würde zu vermeiden. Aber ein polnisches Boot hatte das nicht abgeschreckt, es kam mir entgegen. Vielleicht hatte die Crew Termindruck? Ich frage mich, wie lange die wohl unterwegs waren, bis sie ankern konnten?
Als ich in die Bucht von Gibraltar einfuhr, war der Wind schon recht stark geworden und die Wellen in der Bucht mindestens doppelt so heftig wie in der Straße. Ein Glück, daß die meisten großen Schiffe vor Anker lagen. Die wenigen, die fuhren, hielten mich schon beschäftigt genug. Eine Schnellfähre aus Afrika, die leicht schräg hinter mir ankam, hatte ich fast übersehen. Sie war einfach unerwartet schnell und es blieb mir nichts anderes übrig als wirklich Vollgas zu geben, um ihr aus dem Weg zu gehen. Man kann mit einem kleinen Sportboot einfach nie sicher sein, daß die großen Pötte auf einen Rücksicht nehmen.
Meine erste Anlaufstelle war eine Tankstelle im Königreich, da man hier Zollfrei tanken kann. Das ist tatsächlich erlaubt, die Tankstelle ist ohne Zollformalitäten zu erreichen, aber direkt hinter dem Gebäude ist ein hoher Schutzzaun und die Grenzschutzbeamten sind rings um die Tankstelle zu sehen.
Nach dem Tanken ging es weiter in die Marina Alcaidesa, die quasi nebenan liegt, nur durch die Rollbahn des Flughafens getrennt. Da ich per E-Mail reserviert hatte, waren die Check-in-Formalitäten schnell erledigt. Allerdings hatte es inzwischen 22 – 23 kn Wind, viel zu viel um mit dem Katamaran zwischen den anderen Booten herumzufahren, in den engen Gassen zwischen den Pontons. Ein Skipper, der mit seinem Katamaran vor mir angekommen war, sah das genauso und so blieben wir beide über Nacht am Welcome-Steg liegen, in der Hoffnung, daß es am nächsten Morgen weniger Wind haben würde. Erfreulicherweise war es auch so. Bei Sonnenaufgang hatte es gerade mal 6 – 7 kn Wind und so wartete ich, daß die Marineros Zeit hatten mir beim Anlegen zu helfen. Gegen 8:30 ging es dann zum endgültigen Liegeplatz und der Weg dorthin war wirklich eng. Das wäre am Vorabend sicher schiefgegangen und entweder die Mephisto oder andere Boote oder beide wären zu Schaden gekommen. So aber hat alles geklappt und gegen 9 Uhr konnte ich dann endlich auch abschalten und entspannen.
Tja und heute mache ich erstmal nicht mehr viel. Die nächsten Tage werde ich sehen, wie ich ins Königreich einreisen kann und mich ein wenig umsehen. Hier am Rande der Marina ist auch ein Stellplatz für Wohnmobile und es sind erstaunlich viele Deutsche hier.

27.09.2022
Auch heute bin ich wieder dabei mich zu erholen. Gestern war ein anstrengender Tag. Ich habe mich aufgemacht um die Umgebung zu erkunden und bin dabei auch direkt über die Grenze ins Überseegebiet des Königreichs von Großbritannien, nach Gibraltar.
Gleich Morgens ging es los, mit dem Fahrrad. Das hat sich als ideal für den Grenzübertritt erwiesen, denn die Fußgänger mussten durch ein Gebäude durch, vor dem es eine längere Schlange gab. Die Autos standen ebenfalls in einer langen Schlange, es war wohl Rushhour. Mit dem Fahrrad konnte ich zwischen den Autos durch nach vorne fahren und mußte nur kurz meinen Pass hochhalten, schon war ich drüben. Die Grenzbeamten haben mich nicht weiter beachtet, ich vermute einen Touristen mit Fahrrad erwarten die nicht und so ging ich als Pendler durch.
Auf der anderen Seite kommt direkt der Flughafen. Mit dem Fahrrad über das Rollfeld und die Landebahn eines internationalen Flughafens zu fahren ist schon ein komisches Gefühl 🙂
Den Felsen kann man am einfachsten mit der Seilbahn besuchen, allerdings dauert alleine das Anstehen in der Schlange dort schon etwa 90 Minuten. Hoch geht es dann in 6 Minuten. Ganz billig ist es auch nicht, 42,50 €, die Seilbahnfahrt und Eintritt zu den Sehenswürdigkeiten. Was ich nicht wußte, man kann auch ganz normal die Straße hinauffahren. Das hätte mir nicht nur 20,- € gespart, sondern auch das lange laufen oben auf dem Felsen. Mit dem Elektrorad wäre ich wohl hinaufgekommen und oben hätte ich dann die vielen Kilometer schneller zurückgelegt als zu Fuß.
Von dort oben hat man einen tollen Ausblick über die ganze Bucht. Es gibt einiges zu sehen, aber vor allem muß man eben viel laufen, denn von der einen Seite zur anderen sind es mehrere Kilometer Straße und das auch noch auf unterschiedlichen Höhen.
Das meiste dort ist militärisch geprägt, alte Stellungen mit jeder Menge Kanonen und Geschütze. Ich lasse da einfach mal die Bilder sprechen.

30.09.2022
Ich habe mich heute noch einmal nach Gibraltar aufgemacht. Der Grenzübergang mit dem Fahrrad ist wirklich einfach und schnell. Die Fußgänger bildeten wieder eine lange Schlange von mindestens einer halben Stunde und die Autos ebenfalls. Aber mit dem Rad ging es, wie beim letzten Mal, zwischen den Autos durch bis nach vorne und schon ist man drüben, keine 5 Minuten.
Für heute hatte ich mir vorgenommen, einmal gegen den Uhrzeiger um den Felsen herumzufahren. Das hat auch ohne Probleme geklappt. Zunächst natürlich wieder über das Rollfeld des Flughafens und dann die Hauptstraße entlang, immer etwa auf Meereshöhe. Es ging vorbei an den alten Festungsanlagen Richtung Süden. An der Ostküste ging es durch kurze und lange Tunnel. Gerade der längste Tunnel war für Fußgänger verboten, da bliebe dann nur die Möglichkeit den Bus zu nehmen. Mit dem Fahrrad auch hier keine Probleme. So konnte ich mir auch auf Augenhöhe anschauen, was schon von oben zu sehen war. Ihr seht es ja auf den Bildern.
Ich hatte es noch nicht erwähnt, aber in Gibraltar ist der Verkehr wie im Rest von Europa, die Autos fahren auf der rechten Straßenseite und das Lenkrad ist auf der linken Seite des Autos. Als ich das erste Mal in die Stadt fuhr, hatte ich mich schon darauf eingerichtet, die Straßenseite wechseln zu müssen, aber Gibraltar hat sich wohl Spanien angepasst, um die Menschen nicht zu verwirren. Gute Entscheidung. Übrigens hat Gibraltar auch ein eigenes Länderkennzeichen: GBZ
So wie es im Moment ausschaut, kann ich am Montag nach Almerimar aufbrechen, allerdings nicht wie geplant in 3 – 4 Tagen die Küste entlang, sondern auf dem direkten Weg, in 26 Stunden Nonstop. Anders läßt es der Wind nicht zu, sonst muß ich mindestens noch 10 Tage länger hier bleiben, weil beständiger und teils starker Wind aus Osten vorhergesagt ist. Am Montag und Dienstag ist nur sehr wenig Wind und die meiste Zeit aus Westen. Also hoffe ich, daß es bei der Vorhersage bleibt. Wir hatten hier die letzten zwei Tage heftigen Wind aus West, der lag bei bis zu 28 kn, also viel zu viel für mich um loszusegeln. Hier in der Marina war es trotz des heftigen Windes recht ruhig geblieben, nur wenig Schwell, so daß die Mephisto recht ruhig blieb.